7Ü58 Bi>n-N»>°n s. d. Doch». «U«»<md-I. Künftig erscheinende Bücher. 230, 3. Oktober 1914. Verlag von Egon Fleische! L Co., Berlin W 9 <A Wir versandten Rundschreiben über: (A Der gefesselte Strom Roman von Hermann Stegemann Geh. M. 4.—; geb. M. 5.— Mit seinem neuen Roman hat sich Stegemann wiederum ein großes Problem gestellt, nicht, wie in der „Krafft von Illzach", ein Problem völkerpsychologischer Art, sondern eins, das man oberflächlich mit dem zwischen Pflicht und Liebe' bezeichnen kann. Aber es genügt dem Dichter nicht, die Pflicht in banaler Weise aufzufaffen, als Pflicht gegen die Menschen, sondern ihn reizt es, einen Mann zu zeichnen, der eine Pflicht gegen sich selbst, eine Pflicht gegenüber der in ihn gelegten göttlichen Kraft zu verteidigen hat. Ein genial be gabter Ingenieur erkennt, nach langjähriger Abwesenheit in die Leimat zurückkehrend, welch ungeheure Kraft in den Wassermassen des Rheins unnütz verschwendet wird, und mit vorahnendem Auge sieht er den Strom gefesselt und den Menschen dienstbar gemacht. Aber dieser Plan der geschäftlichen Ausbeutung eines malerisch friedlichen Stückes Leimat bringt nicht nur seinen Vater und Bruder, sondern auch seine Geliebte und deren ganzen Anhang gegen ihn auf. Er steht vor der Entscheidung, Elternhaus und Geschwister zu verlassen, seiner Liebe zu entsagen, oder dem Drang seines Inneren, wie ein Schöpfer in die Natur einzugreifen, — und er ent sagt allem, um diese Pflicht zu erfüllen. Als ein Sieger über die Natur und über sich selbst, steht er bei der Vollendung seines Werkes da, um endlich das gelobte Land, wie Moses, zu schauen und unterzugehen. Die Frau ohne Alltag Roman von Hanns von Zobeltih Geh. M. 4.-; geb. M. 5.— Die milde Weisheit des Alters gibt dem neuen Roman von Lanns von Zobeltitz einen seltenen Reiz. Für den oberflächlichen Leser mag es sich nur um einen Ehebruch handeln, für den Tieferblickenden ist es ein Buch, das das Schicksal seiner Gestalten aus ihren Charakteren und ihrer Umgebung mit feinster Psychologie zu erklären vermag. Diese Frau, die für den Sonntag geboren, und im grauen Alltag zu leben verdammt ist, hat einen so großen seelischen Liebreiz, daß der Leser mit ihr leidet und ihr die karge Freude, die die un erlaubte Liebe zu einem Jugendfreund ihr bietet, nicht mißgönnt. Dieser Jugendfreund hinwiederum, der auf eine freudlose in harter Diplomatenarbeit verbrachte Zugend zurückblickt, ist so menschlich echt, daß niemand den Stein auf ihn zu werfen wagt. And das Opfer dieses Verhältnisses zwischen den beiden, der Ehemann, ist eine so feine und sympathische Persönlichkeit, daß der Leser keinen Augenblick für sich das Recht in Anspruch nimmt, strenger als dieser zu urteilen. Wenn in diesem Roman als eine fein angedeutete Parallele das Verhältnis Goethes zu Frau von Stein wie ein Schattenbild vorüberzieht, so ist damit dem modernen Roman gewissermaßen ein klassischer Mantel umgehängt worden, und wenn auch Maria keine Charlotte und der Diplomat kein Goethe ist, so ist cs doch, als ob jene beiden segnend die Lände über den Schuldigen halten. — Bestellzettel in der Beilage. —