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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1933
- Sprache
- Deutsch
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jstl? 274, 2S. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. ö. Dtschn Buchhandel. l. Daß nicht jedes Buch in jeder Zeitung oder Zeitschrift be sprochen werden kann, versteht sich von selbst. Es muß aber, sobald das erkannt ist — und das kann ntcht durch einen Lehrling erfolgen — dafür gesorgt werden, daß der Verlag wieder in Besitz dieser gewis sermaßen unverbrauchten Exemplare kommt. Damit den Zeitungs und reinen Zettschriftenverlegern nicht unnötige oder schwer trag bare Portolasten »sw. entstehen, wird vorgeschlagen, daß der Buch handel den Zeitungsverlagcn den buchhändlerlschen Verkehrsweg über Leipzig eröffnet. Die Redaktion heftet einen Zettel mit ihrem Absender an jedes zuritckzusendenbe Buch, der Zcituugsverlag läßt allmonatlich einmal eine Sammelscndung nach Leipzig gehen, die Leipziger Kom missionäre nehmen die Verteilung der rlickkommendcn Exemplare an ihre Verleger-Kommittenten vor usw. L. Zur genauen statistischen Erfassung des gesamten Bcspre- chungsverkchrS wird bet einer von den Buchverlegern bcreitzuhalten- dcn Zentralstelle die im Verkehr des einzelnen Verlegers mit den einzelnen Redaktionen gesammelte Erfahrung niedergclcgt. Also, nach genau zu verabredenden Richtlinien meldet jeder Buchverlcgcr dieser Zentralstelle ln bestimmten Abständen positive und negative Erfah rungen im Verkehr mit den einzelne» Redaktionen, insbesondere über die Dauer von der Übersendung des Exemplars bis zum Erscheinen der Besprechung, über erfolglos verlaufene Rückfragen nach dem Aus bleiben der Besprechung, über nicht zuittckgcsandte Exemplare und dergleichen. Stellt die »kriegerische Zentralstelle die häufige Wieder kehr berechtigter Beschwerden sest, tritt sie mit den betreffenden Zei tungen in Verbindung, versucht direkt oder über die Fachschaft Ab hilfe zu schaffen, empfiehlt Sperren usw. Diese Einrichtung betrisst ausschließlich den technischen Teil des B-sprcchungswesens. 3. Beschwerden von Autoren, Verlegern ober anderen, die sich durch die A r t der Besprechung ergeben, werben einer entsprechend besetzten Zentralstelle vorgelegt, die, wenn sie die Beschwerde aner kennt, Berichtigung anstrcbt, insbesondere aber der eingangs erwähn ten Unzulänglichkeit und Niveaulostgkcit durch Umsicht und Takt cnt- gegcntritt. Die Besetzung dieser Stelle sollte in erster Linie durch periodische Einberufung geeigneter Persönlichkeiten, die ihre Tätigkeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen, erfolgen. Dle wahrscheinlich an fänglich häufigere Inanspruchnahme sowie das sich aus der Beobach tung — nicht Überwachung — ergebende zunächst wohl ziemlich häu fige Verhandeln dürste bei fortschreitender Entwicklung sehr bald Nachlasse», wo nicht überhaupt in absehbarer Zeit einer weitgehenden Vereinfachung weichen. Ausdrücklich muß gesagt werden, daß die Schaffung einer solchen Stelle auf keinen Kall eineUnterbtndung freier Meinungsäußerung bedeutet. Im Gegenteil, es wird ja eine viel durchgreifendere Buchbesprechung gefordert, als das bisher gemeinhin der Fall war. Es soll aber darauf gehalten werden, daß wirkliche Beurteilungs-Kunst eingesetzt wird. Nur sie vermag den gebenden wie auch den nehmenden Teil unserer Volksgemeinschaft zu erfüllen. Aber das auch von Grolman mit Recht so tiesgehängte Totschweigen darf es in Zukunst ebensowenig geben wie das unverschämte Gebaren gebildeter und ungebildeter Maulhelden. Die Buchbesprechung ist Dienst am Ganzen, ntcht Mittel zur Erlangung billiger Bücher oder Mittel, sich dadurch einen Namen zu machen, daß über Leistungen anderer mit konstanter Großmäuligkeit hergezogen wird. Die Anony mität der Buchbesprechung kann nur für wenige Ausnahmen zugelas- seu werden. Schopenhauer sagt, die Universal-Antikritik gegen den anonymen Rezensenten sei: Hallunke nenne dich. Der neue Staat fordert die persönliche Verantwortung gerade sllr geistige Dinge unerbittlich zum Wohle des Ganzen. Wenn Oswald Spengler sagt »man versteht nicht mehr zu lesen«, so kann man nur antworten ja wohl: der berühmte Liberalismus hat es verstanden, diese große Kunst des Lesens ins Quantitative zu übersetzen und zu ersticken. Und daran ist er schließlich selbst erstickt. Die durch die nationalsozialistische Idee aber gewachsene und unaufhaltsam weiter wachsende Volkheit will auch wieder — wie so vieles — das Lesen lernen. Und dazu bedarf es einer gewissen Zeit, während der eben nicht in den aus getretenen Pfaden verantwortungsloser Unordnung wcitergewandelt werden dars. Das Besprcchungswesen kann bei richtig geleiteter Hand habung gerade als Mittler zwischen Gebenden und Empfangenden im neue» Reich seiner eigentlichen Bestimmung zugesiihrt werden. Dann wäre auch auf diesem Gebiete ein seit Jahrhunderten bestehender llbclstand in die Form der Arbeit am Ganzen gegossen. Buchbesprechung und Leser. Von Karl Heidkamp. Es gibt wohl kaum einen Sortimenter, der nicht schon oft in ähnlicher Weise die beiden betrübenden Erfahrungen gemacht hat, die ich kurz andeuten möchte: Man hat sich bemüht, einem Kunden ein Buch zu verkaufen, weil man der Überzeugung war, daß gerade dieses Werk den Kunden interessieren und ihm zusagen würde. Vergebens—. Nach einiger Zeit kommt der Kunde und verlangt dasselbe Buch — ohne sich zu entsinnen, daß es ihm vorher so warm empfohlen war, weil, wie er sagt, eine gute Besprechung darüber in der Zeitung stand. — Der andere Fall: Der Kunde bestellt ein Buch, weil er eine gute Besprechung darüber in der Zeitung gelesen hat. Kurze Zeit danach kommt er wieder und gibt seiner Empörung darüber Aus druck, daß das Buch nichts tauge, obwohl es doch gut besprochen sei. Wir ziehen daraus die sehr einfache und selbstverständliche Fol gerung, daß der Sortimenter wohl seinen Kunden kennt — bzw. ken nen sollte —, der Rezensent der Zeitung oder Zeitschrift dagegen nicht; öah es also in erster Linie Aufgabe des gewissenhaften Sorti menters sein müßte, Bücher zu empfehlen. Wir wollen uns aber nicht mit Gedanken über Jdealzustände herumschlagen, sondern die tatsäch liche Lage, die tatsächliche Mentalität weiter Käuferschichten unseren Untersuchungen, die darauf abzielen, die Lage zu bessern und zu klären, zugrundelegen. Es ist leider so, daß auf der einen Seite bttcherkaufendes Publi kum eine grenzenlose Hochachtung vor allem Gedruckten hat, also auch vor jeder Buchbesprechung; und daß diese Besprechung »Wunder« wirkt, Wunder wie der Spruch des Kurpfuschers (von denen Liek so schön zu erzählen weiß. Liek fordert aber nicht das Verbot des Kur pfuschertums, sondern: daß die Arzte viel von den Kurpfuschern ler nen sollten, und — Besseres leisten als diese!). Bei diesen Kunden ist es so, daß sie sofort skeptisch sind, sobald der Buchhändler warm für ein Buch eintritt, sie meinen, er wolle ihnen etwas »andrehen« — der Mann der Zeitung dagegen, auch wenn er nur einen obskuren Waschzettel abdruckt oder zwanzig Superlative in zehn Sätzen bringt, sei gelehrt und verstünde etwas von der Sache. Vielleicht müssen wir hier den heroisch-donguichottesken Kampf mit den Windmühlen auf nehmen, wie der Arzt mit den Kurpfuschern? Auf der anderen Seite ist die Lage greifbarer: Der Kunde be achtet die Buchbesprechung, wird aber in vielen Fällen enttäuscht, ohue daß damit gleichzeitig Veranlassung für ihn vorliegt, rückhalt loses Vertrauen zum Buchhändler zu bekommen. Wir müssen doch nüchtern genug sein, um zuzugeben, daß ein anspruchsvoller (ober auch nicht anspruchsvoller) Bücherkäufer nicht ohne weiteres zu jedem Buchhändler oder Sortimentsgehilfen Vertrauen haben kann. Wenn wir diese ideale Lage hätten, wäre das ganze Problem gelöst und wir könnten auf die ideale Buchbesprechung (die noch eher zu erzielen sein wird) verzichten. Es gilt also, zu untersuchen, weshalb das Vertrauen zur Buchbesprechung verloren gehen kann, und — was geschehen muß, um den unglücklichen Zustand zu bessern. Die Unsitte des Waschzettelabdrucks und der planlosen Verwen dung von Superlativen ist schon oft genug gerügt worden und wird hoffentlich einmal erfolgreich bekämpft werden. Ich möchte vorweg auf die Frage eingehen, ob man grundsätzlich zwischen Buch k r i t i k und Buch besprechung wählen soll. Berechtigung zur Kritik für den Rezensenten setzt dessen Fähigkeit zu objektiver Wertung voraus. Wo diese nicht vorhanden ist — und das dürfte bei dem gegenwärtigen Zustand des Besprechungswesens sehr häufig der Fall sein —, ver bietet sich die Kritik von selbst. Es ginge meines Erachtens zu weit, vom berechtigten Kritiker zufordern, daß er nur über das urteilen dürfe, was er nötigenfalls selber besser machen könne. Die Erfahrung zeigt, daß ein Künstler in seinem Fach oft allzu befangen ist, um ein kritisches Urteil abzugeben, daß aber andererseits der erfahrene Kunsthisto riker wohl in der Lage ist — sofern ihn nicht parteiliche oder wirt schaftliche Bindungen hindern —, ein sauberes kritisches Urteil abzu- gebeu. Der Standpunkt ist analog auf die Wissenschaft anzuwenden. Wozu ist nun Kritik gut und notwendig? (Denn wenn keine Notwendigkeit für sie vorliegt, brauchen wir sie nicht.) Abgesehen von einigen Hochmütigen gibt es wohl keinen ehrlichen Schriftsteller oder Dichter, der nicht hinzulernen und sich verbessern will. Ihm liegt an der verantwortungsvollen Kritik, denn es ist für ihn besser, seine Fehler zu erkennen, als in ihnen für die künftige Arbeit zu ver harren. »Trachte ich denn nach meinem Glücke? Ich trachte nach meinem Werke!« (Eugen Diederichs.) Aber nicht nur der Autor will und muß aus der Kritik lernen und Gewinn ziehen — auch wenn sie hart und grausam ist —, sondern in gleicher Weise der Verleger. Hängt doch vielleicht oft für die Kasse des Verlegers Wesentliches davon ab, ob er eine zweite, veränderte Auflage eines Buches herausbringt, in der die Kritik positiv verwertet ist. Aber nicht nur das; er kann durch saubere Kritik seine — notwendigerweise — subjektive Einstellung zu seinen vorhandenen und zukünftigen Ver lagskindern zum Wohle seines Verlags revidieren. Wenn das ge schieht, ist oft Wesentliches geleistet. Ich spreche also hier von einer Kritik, die noch nicht unmittelbar den Bücherkäufer allein angeht, 907
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