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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1933
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- Deutsch
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274, 25. November 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschn Buchhanüel. und man könnte einwenden, daß dieses »ovte-r-um 06MSO« deshalb nicht in die Tagespresse und Publikumszeitschrift hineingehört. Doch ab gesehen davon, daß praktisch hierfür gar kein anderer Raum vorhan den ist und sicher auch nicht so leicht geschaffen werden kann, bin ich der Meinung, daß auch der Bücherkäufer ein Anrecht auf sachliche Kritik hat, denn auch er will lernen, will sich schulen, um, wenn er ihn nicht schon hat, sich einen eigenen kritischen Standpunkt zu er ringen. Doch nicht genug damit, denn das hat mit dem Buchabsatz durch Empfehlung noch immer nichts zu tun (und das interessiert uns in diesem Zusammenhang in erster Linie), sondern ist nur mehr oder weniger indirekte Vorbereitung zu künftigem Kauf auf Grund einer neugewonnenen kritischen Einstellung zu Büchern. Ganz besonders der anspruchsvolle Bücherkäufer will und soll sachliche Kritik über Bücher hören oder lesen, um auch von dieser Kritik aus seine Wahl zu treffen. Gerade die u n kritische Besprechung hat schon so oft das Vertrauen zur »Rezension« erschüttert. Eines muß aber hier von der wertvollen Buchkritik gefordert werden: daß sie einen geistigen Standort des Rezensenten verrät, daß in ihr klar und deutlich zum Ausdruck kommt, woher der Kritiker seine Berechtigung zum Urteil herleitet. Der Name und Ruf allein genügen nicht, denn man kann nicht erwarten, daß jeder ihn kennt. Noch Eines ist zu bedenken: der anspruchsvolle Bücherkäufer liest meist mehrere Zeitungen und Zeitschriften und findet verschiedene Besprechungen über das gleiche Buch. Notwendigerweise werden diese verschiedenen Besprechungen verschieden geartet sein; und auch aus diesem Grunde ist es wichtig, daß die Besprechung — von Fall zu Fall — Kritik enthält. Verschiedene kritische Beurteilungen eines Buches werden fraglos im »gebildeten« Leser ein klares Urteil über die eigene Einstellung dazu entstehen lassen. Und es wird auf diesem Wege Enttäuschung — und damit verbunden Entfremdung vom Bücherkauf — verhindert. Ich füge hier noch ein Wort von Eugen Diederichs ein, dessen Selbstdarstellung jeder Sortimenter, Buch rezensent (und auch Verleger) gründlich studieren sollte: »Der Sor timenter kann nie genug von gewissen Kunden lernen, die sich freuen, von solchen Büchern zck reden, die sie ergriffen haben«, und an an derer Stelle: »Man darf die Käufer seiner Bücher nie enttäuschen, indem man lobpreist, was nichts taugt. Man muß ihr Vertrauen gewinnen«. Damit kommen wir zu dem wichtigen Punkt: Der Rezensent muß um jeden Preis um Vertrauen bei seinem Leser für seine Arbeit werben. Ich erinnere an Liek: Nur der Arzt kann heilen, oder rich tiger gesagt, den Heilungsprozeß im Organismus anregen, zu dem der Patient blindes Vertrauen hat. Und ist es nicht so, daß der Be ruf des Buchhändlers und des Buchrezenscnten, wenn er ernst ge nommen wird, große Ähnlichkeit mit dem des Arztes hat? Es gibt drei wichtige Faktoren zur Erzielung und Erhaltung der Volksgesundheit, von denen alle bewirkenden Funktionen geregelt werden: Heil kunde, Buchhandel und Baukunst. Volksgesundheit ist die große Aufgabe, der der Buchhandel in erster Linie zu dienen hat, und um diese zu fördern, ist keine Mühe und Überlegung zu groß. Wenn wir zusammenfassend die Notwendigkeit der Kritik be denken, kommen wir zu dem Schluß, daß sie überall dort am Platze ist, wo es sich voraussichtlich um die Erfassung des anspruchsvollen Lesers handelt, das heißt also in den Zeitungen und Zeitschriften, die ein verhältnismäßig hohes geistiges Niveau beim Leser voraus setzen. Aber es geht ja nicht um diese verhältnismäßig kleine Schicht unseres Volkes, sondern es geht um alle Volksgenossen, gerade weil der Buchhandel mit zu den Faktoren der Erzielung einer Volks gesundheit gehört, was allzulange gerade an den verantwortlichen Stellen immer wieder übersehen worden ist. Ich erinnere daran, daß es bislang fast unmöglich war, praktisch mit konsequentem Ernst für ein Berufsethos im Buchhandel von oben her einzutreten! Also, noch einmal, es geht um alle Volksgenossen, und hier gilt es, völliges Neuland zu erobern und ein Vertrauen zu erringen, von dem bisher noch nicht der geringste Ansatzpunkt vorhanden war (mit Ausnahme des »Vertrauens«, das ich mit dem zum »Kurpfuscher« verglich). Die Buchbesprechung erhält dann ihren Sinn — mit dem Blick auf die Volksgesamtheit —, wenn sie auch zuverlässig in alle Hände bzw. alle Ohren (durch den Rundfunk) kommt. Und gerade auf dieser Ebene ist am meisten gesündigt worden. Abgesehen von den »Waschzetteln« und »Superlativen« ist immer und immer ein »Referat« mit einer Buchbesprechung verwechselt worden (natürlich mit Ausnahmen). Ob schlechte Bezahlung oder mühsame Arbeit oder überhaupt das ge ringe Verständnis für den Ernst der Angelegenheit ausschlaggebend waren, mag dahingestellt bleiben. Sicher ist, daß auch die Tatsache eine große Nolle spielte, daß Bücher zur Rezension angesordert wur den, weil der Rezensent sie besitzen wollte, und nicht, weil er bereit war, eine wichtige und verantwortungsreiche Aufgabe zu über nehmen. Daher in diesen — bestimmt sehr zahlreichen — Fällen die 908 völlige Ungeeignetheit der Rezensenten zur Besprechung, ge schweige denn sachlichen Kritik. (Wie oft ist doch gerade von solchen Persönlichkeiten Kritik geübt morden aus persönlichen Motiven!) Und das ist der Gipfel des Un - Sinns der Buchbesprechung. Sinnvoll wird die Buchbesprechung (ohne Kritik) da, wo mit ihr eine Anleitung zum richtigen Lesen des Buches verbunden ist. Sehr oft scheitert der Erfolg einer Buchbesprechung (vom Blick auf die Volksgesundheit her) daran, daß in ihr der rechte Ansatzpunkt für den Leser fehlt, von dem aus das empfohlene Buch in seinem Leben Bedeutung gewinnen kann. Und das ist nicht nur bedeutungsvoll vom Ideellen her, sondern auch ganz kraß vom materiellen Gesichtspunkt aus, denn der Käufer, der auf die Dauer den Sinn nicht sieht und erlebt, den das Buch für ihn haben kann, wird abtrünnig. Den Kri minal- und Unterhaltungsroman kann er auch in der Leihbibliothek lesen, für den brauchen wir nicht zu werben. Wohl kann aber auch ein leichter Unterhaltungsroman, sofern er insich Wert hat, wichtig genug sein, um ihn dem »Mann aus dem Volke« innerlich in seiner tieferen Bedeutung nahezubringen, damit er ihn kauft und andere da nebenreiht, und damit die werdende Bücherei einen geistigen Sinn für den Besitzer erhält. Anleitung zum richtigen Lesen ist hier die große Forderung, die so schwer zu umschreiben ist. Nicht nur, wor auf es ankommt in dem besprochenen Buch, sondern auch, wie man durch Lesen an dieses Wesentliche herankommt, ist wichtig auszusagen. (Man müßte hierüber noch ausführlicher und ausschließlich aus der Erfahrung berichten, was diesen Zusammenhang stören würde.) Eine Besprechung soll interessant an sich sein, darf aber darin nicht ihr Genügen finden, sondern muß darüber hinaus Interesse wecken und obendrein instruktiv werden. In einer unkritischen Besprechung muß die persönliche Einstellung des Besprechenden hintenangestellt werden, da sie unmaßgeblich für den Leser ist, denn der Leser soll sich selbst seine Gedanken machen und beurteilen, ob bas besprochene Buch ihn angeht. Und das ist möglich, wenn die vorhergehenden For derungen erfüllt sind. Wenn aber die persönliche Einstellung in der Besprechung aus zwingenden Gründen des Schreibers enthalten sein muß, dann muß eine Begründung damit verbunden sein. Und noch eines zum Schluß: Sinn hat m. E. nur daun eine Buchbesprechung, wenn der Urheber sie mit seinem richtigen Namen deckt. Anonymität, Pseudonyme oder die üblichen Buchstaben werben nicht um Vertrauen, sondern schaffen im Gegenteil eine Atmosphäre des Mißtrauens, die den Sinn einer an sich guten Besprechung in ihren Un-Sinn ver kehren kann. * Mitteilung der Schriftleitung: Die vorstehenden Aufsätze: »Sinn und Unsinn der Buch besprechung« nehmen Bezug auf den im Börsenblatt Nr. 244 vom 19. Oktober erschienenen großen Aussatz über das gleiche Thema. Die Frage der Buchbesprechung wird hiermit zur öffentlichen Dis kussion gestellt. Erwünscht sind uns weitere Einsendungen, in denen die Frage auf Grund buchhändlerischer Erfahrungen (Verleger und Sortimenter) behandelt wird. Nochmals Bücher-Gutscheine. Im Börsenblatt Nr. 222 vom 23. September wurde die Verwen dung von Bllcher-Gutscheinen angeregt, die zur Werbung neuer Kunden geeignet sind, da sie unschlüssige Buchinteressenten zum Bücherkauf bewegen, ohne sie zu einer sofortigen Wahl — wo möglich für einen Dritten — zu verpflichten. BUcher-Gutscheine sollen somit zu einer Umsatzbelebung beitragen. Im Hinblick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft erscheint es angezeigt, weiteste Kreise des Publikums über Bücher-Gutschcine und über Zweck und Art dieser Einrichtung zu unterrichten. Liegt doch die Verwendung von Bücher-Gutscheinen nicht nur im Interesse des Sortimenters, sondern insbesondere auch im Interesse des Publikums, dem damit ln vielen Fällen — etwa wenn es sich um ein Geschenk handelt — aus der Verlegenheit geholfen wird. Der sicherste Weg zur Information des Publikums wird immer über das Sortiment führen. Neben dem Aushang von Plakaten und Bücher-Gutschein-Mustern im Schaufenster empfiehlt sich aber, um weiteste Kreise zu erfassen, ganz besonders eine Propaganda durch die örtliche Presse, am besten durch werbende Aufsätze, die in möglichst unterhaltender Form — vielleicht in Gestalt einer Kurzgeschichte — dem Leser die Vorzüge der Verwendung von Bücher-Gutscheinen dar legen und die Erleichterungen, die sie ihm beim Bücherkauf ge währen, hervorheben. Ein solcher Artikel könnte auch durch die bild liche Wiedergabe eines Gutscheins wirksam illustriert werden. Zwei verschiedene Werbeaufsätze dieser Art stehen bereits zur Verfügung und können jederzeit von der Vertriebsmittel-Abteilung der Koehler
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