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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1933
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- 1933-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1933
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shs- 62, 14. März 1833. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L. Dtschn Buchhandel. ehrlich und überzeugt zum Gewerbesolidaritätsgedanken und zur Arbeitsgemeinschaftsidee. Sie feien der Auffassung, daß nicht im Klassenkampf oder allein im oft wirklichkeitsfremden Werk- gcmeinschastsgedanken, sondern in dem Berufsgedanken die Zu sammenarbeit und Verständigung mit den Unternehmern zu suchen sei. Wenn es gelänge, den Klafsenkampfgedanlen tat sächlich zu überwinden und die Arbeitsmarktparteien zu Leistungsgemeinschasten zusammenzusassen, so werde der Wirt schaft zweifelsohne nur gedient. Auf jeden Fall wird man diesen Dingen, die bei dein oft erörterten ständischen Aufbau eines neuen Staates eine Rolle spielen können, erhöhte Aufmerksamkeit widmen müssen. Neben diesen Fragen ist es vor allem die Mi t t e l st a n d s - Politik der nationalen Regierung, die gerade auch den deutschen Buchhandel sehr angehl. Schon vor den Wahlen hat Reichsminister Hugenberg, nachdem er die agrarpoliti- fchen Fragen behandelt hatte, in einer Rede u. a. ausgesührt, daß er sich keinen anderen Weg zur Beseitigung der deutschen Wirtschaftskrise denken könne, als den gewerblichen Mittelstand im weitesten Sinne dieses Begriffes so zu stützen und zu fördern, daß er seiner lebenswichtigen Funktion im deutschen Volks- und Wirtschaftsleben gerecht werden könne. Der Wert und die Wider standsfähigkeit einer starken Privatwirtschaft werde nicht durch die Größe der Konzerne und erst recht nicht durch eine ungesunde Zusammenballung spekulativer Kapitalskräfte begründet, sondern durch die Zahl und den Wohlstand von Millionen von Bauern, Handwerkern, Kaufleuten und selbständigen Menschen der freien Berufe. Nach einem gleichzeitigen Artikel im Berliner Börjen- Courier, der von den Absichten Hugenbergs bei Schaffung des Staatssekretariats für den Mittelstand ausgeht, müsse vor allem die Arbeitsbeschaffung für die mittleren und kleineren Betriebe im Vordergründe stehen. Handwcrkerkarte, Meisterprüfung, Schutz gegen Schwarzarbeit und gegen das Zugabeunwesen, Schutz gegen Warenhaus und Konsumvcreinswesen seien unbe dingt notwendig zur Gesundung des selbständigen Mittelstandes. Eintreten müsse man auch für eine steuerliche Entlastung. Die Kreditpolitik müsse so betrieben werden, daß sie zu einer Stützung des Mittelstandes führe. Es dürfe kein llbergrSifen der öffent lichen Hand aus die private Wirtschaft mehr geben. Die «Ger mania» erinnert übrigens daran, daß iin Reichswirtschaftsmini- sterium zum Teil ausgearbeitetc, unterschriftsreisc Gesetzentwürfe, wie z. B. über das Zugabeunwesen, über das Warcnhauswesen, über Ladenschluß und Bahnhofshandel und andere in den Schub laden lägen, und fordert, sie sollten schleunigst in Kraft gesetzt werden. Zur Frage der Neuordnung des Kredits wies das Ber liner Tageblatt eben auf einen Artikel von Quaatz, den Mitarbeiter des Reichswirtschaftsministers Hugenberg, in der Zeitschrift »Der Hcimatdienst» hin, nach dem man das Problem der Kreditverteilung durch organisatorische Resorm anpackcn zu können glaube. Die Zentralisation unseres Bankwesens in Berlin werde in den verschiedenen deutschen Wirtschaftsgebieten schwer empfunden. Allgemein träte der Wunsch und das Bedürfnis hervor, daß wieder selbständige Provinzbanken und Bankiers ent stünden, die den Persönlichen und örtlichen Verhältnissen näher stände». Die kapitalmäßigc Fundierung sei schwierig, nament lich in einer Zeit der Reglementierung der Bankkonditionen und der R-eichsbeteiligung oder latenten Reichsgarantie der Groß banken. Vielleicht sei als Ausweg gangbar, daß die Großbanken selbst in den Dienst der Dezentralisation sich stellten, indem sie zu Kommanditicrungen veranlaßt würden. Nach Andeutungen von anderer Seite soll auch ein weiterer Zinsabbau ins Auge gefaßt sein. Über die möglichen Steuerreformen haben vor einigen Tagen Mitglieder des Reichsfinanzministeriums wichtige Mit teilungen gemacht. Staatssekretär Zarden wies darauf hin, daß die Lage immer noch durchaus ernst sei. Reserven feien in nennenswertem Umfange nicht mehr vorhanden. Was den Etat für 1833 anlangc, so sei man der Auffassung, daß weitere Ein- 184 schränkungsmaßnahmen nicht am Platze seien. Denn das wäre ein Bruch mit der ganzen Politik seit September 1932 und habe weitere Fortsetzung der Schrumpfung mit ihren daraus immer fehlgehendcn Ergebnissen: Weniger Einnahmen — mehr Aus gaben, zur Folge. Aus allen möglichen Gründen sei eine Steuer senkung unbedingt erforderlich. Wenn inan das pvivatwirtschast- liche System erhalten wolle, käme man mit der heutigen Lasten verteilung nicht weiter. Ministerialdirektor Professor Hedding führte aus, das dringendste Problem sei eine Vereinfachung bei der Einkommensteuer, zunächst allerdings nur eine technische. Dem Vermögensrückgang müsse wieder durch einen Abschlag Rechnung getragen werden. Man werde sich auch schlüssig machen müssen über das Problem der Realsteucrsperre. In der nächsten Zeit werde auch die Frage des Einbaus der Phasenpauschalierung in die Umsatzsteuer zu behandeln sein. Die Bürgersteuer müsse in ihrer gegenwärtigen Form verschwinden. Diese Steuerent lastung wird die deutsche Wirtschaft um so mehr benötigen, als sich dis Aussichten auf die Erleichterungen, die ihr von der Weltwirtschaft her zukommen sollten, immer mehr verschlechtert haben. Es ist nur zu wahr, was der deutschen Wirtschaft jetzt immer wieder aufs eindringlichste von seiten der Regierung ein gehämmert wird: wir find ganz auf uns selbst gestellt; wenn wir uns nicht selbst helfen — von anderen haben wir keine Hilfe zu erwarten. Weltwirtschaftlich ist gegenwärtig das wichtigste Problem naturgemäß die Krise in U. S. A. Die Zusammenhänge find nicht ohne weiteres ganz durchsichtig. Daß Amerika eine schwere wirtschaftliche Notzeit durchmacht, ist längst bekannt. Wie bei uns im Juli 1831 trifft aber auch hier jetzt zu, daß die kata strophale Zuspitzung bis zur Panik nicht unvermeidbare natur notwendige Zwangsläufigkeit war. Die Menschen selbst waren es, die durch Fehlgriffe und Unverstand das Unheil so zum Aus bruch kommen ließen. Mit Recht hat die Kölnische Zeitung darauf hingewiesen, daß die ins Gigantische getriebene künstliche Stützung der Warenmärkte zusammen mit der Stützung der Kreditinstitute auch in einem so reichen Lande wie Amerika, aus längere Sicht gesehen, nicht von Erfolg begleitet sein konnte. Eine wichtige Lehre müsse aus den Vorgängen in den U.S.A. gezogen werden, nämlich die, daß alle künstlichen Stützungen nur eine Belastungsprobe bis zu einem gewissen Punkt aushalten und dann versagen. Daß solche Gefahr bestand, daß man des wegen gewissermaßen auf einem Pulverfaß saß, daß alle pro- spsritz- der letzten Jahre nur noch ein Tanz auf dem Vulkan war, wußte man in U.S.A. längst. Seit Jahr und Tag ist kaum noch von etwas anderem die Rede gewesen. Alle Jnflations- erörterungen blieben jedoch zunächst ohne Folgen. Erst der Präsidentjchaftswechsel brachte die Explosion. Dabei haben Gegnerschaften innerhalb der führenden Finanzkreise sowie zwi schen Industrie und Banken eine entscheidende Rolle gespielt. Die Slützungspolitil war ja zugleich ein Instrument der großen Konkurrenzkämpfe in der amerikanischen Wirtschaft, die des weiteren den Hintergrund auch der politischen Machtkämpfe bil den. Ford, der letzten Endes den Krach ausgelöst hat, läßt die Zusammenhänge erkennen, wenn er in einen: Interview äußerte, die gegenwärtige Krise könne nur überwunden werden, wenn das Geld- und Banksystem völlig umgebaut werde. Das jetzige System beruhe aus der Ausbeutung der Industriellen und Ein leger durch die Banken. Ihre erste Pflicht sei, für die Sicherheit der Depositen zu sorgen, und deshalb sollten sic in Zukunft die Einlagen, deren Sicherheit sie zu verbürgen hätten, nicht ver zinsen, sondern im Gegenteil eine Depotgebühr erheben. Geld als Geld dürfe ebensowenig Profit abwerfen wie etwa Brief marken, denn nicht das Geld an sich sei produktiv, sondern nur seine Verwendung im volkswirtschaftlichen Kreislauf. Vorläufig fei die Menschheit aber noch vom Aberglauben an das Geld beherrscht. Die Folge des Eingreifens von Ford war eine über raschende Klärung der Lage. Die amerikanischen Einzelstaaten gerieten in einen Wettlauf um die Durchpeitschung von Not gesetzen, durch die die Bankenkommissare die Ermächtigung er hielten, bedrohten Banken ohne eine dauernde Schließung die Möglichkeit zu Auszahlungsbeschränkungcn zu gewähren. Ein vom Kongreß beschlossenes Gesetz, wonach der Währungskontrol- lcur den Nationalbanken ähnliche Ermächtigungen erteilen könne,
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