Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19330314
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193303149
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330314
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-03
- Tag1933-03-14
- Monat1933-03
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wurde noch von Hoover unterzeichnet. Es ist aus die äußerste Eile hinzuwcisen, mit der der Kongreß dieses Gesetz angenommen hat. Die Vollmachten des Währungskontrolleurs wurden für sechs Monate so gut wie unbeschränkt. Man erwartete, daß sie sich auch aus eine Lockerung der Einflüsse weniger führender Bankiers auf die Mehrzahl der nationalen Banken erstrecken würden. Ein New Uorker Bericht unterstrich dabei die Frag würdigkeit des bisher gelvaltigsten finanzpolitischen Experiments, der lleoonstruetion bänanes Korporation. Während man bei ihrer Errichtung die Vermeidung von Bankensuspensionen um jeden Preis im Auge hatte, habe sich die Organisation zu einer Art Neben-Federal-Reservesystem mit sehr wenig Verant wortung entwickelt. Sie sei aus dem besten Woge gewesen, ein Instrument zur Sozialisierung aller amerikanischen Verlustuntcr- nehmungen zu werden. Doch find ihre Hilfsmittel nahezu er schöpft. Inzwischen hat die Krise zu ungeheuerlichen Enthüllun gen über die Finanzpolitik führender Bankinstitute und Finanzleute geführt. Die Demission des Aufsichtsrats vorsitzenden Mitchell der national Kitz- Lank ok Nerv Vorlc war schon im Zusammenhang mit den Vorwürfen im Bankausschuß des Senats gegen seine Geschäftsführung und seine privaten Börsentransaktionen während der Börsenpanik 1929 erfolgt. Inzwischen hat der Präsident der kdase National Lank Aldrich in einer Ankündigung nicht weniger als die restlose Trennungdes regulären Bank- und Kredit geschäfts vom Effektenhandels- und E m i s s i o ns g e s ch ä s t verlangt. Privatbankicrs und sonstige Gesellschaften dürften das Depositenrecht nur haben, wenn sie sich den gleichen Publizitäts bestimmungen unterwürfen, die für die Banken gelten. Keine im Juvestmentgeschäft tätige Bankfirma dürfe Depositen annehmen oder in Aufsichtsräten von Banken vertreten sein. Alle Handels banken müßten dem Federal-Reserve-Banksystem beitreten. Das Emissionsgeschäft der Banken müßte sich aus öffentliche amerika nische Anleihen unter strengem Ausschluß aller Auslaudanleihen beschränken. Der Plan stellt einen unverhüllten Vorstoß gegen die Morgan-Gruppe dar. Die umfassende Gesetzesvorlage zur Bankenrcorganisation wird wahrscheinlich einige Punkte dieses Planes enthalten. Auch das läßt manche Schlüsse zu. In seiner Antrittsrede hat auch der neue Präsident Roosevelt u.a. erklärt, nur den geldgierigen Machenschaften gewisscnloserSpc- kulauten verdanke mau den jetzigen Kummer. Geldbesitz aber sei nicht so wichtig wie die Möglichkeit zur Arbeit. Die Regie rung werde den Arbeitslosen in möglichst großer Zahl wieder Be schäftigung geben, sie werde die Banken überwachen und für ein Ende der Spekulation eintreten, jedoch gleichzeitig für eine ge sunde Währung. Amerika müsse zunächst sein eigenes Haus in Ordnung bringen, bevor es zu den erwünschten internationalen Verhandlungen schreite. Er werde keine Mühe scheuen, den Welthandel durch eine internationale Berichtigung der Wirtschaftslage wieder aufzurichten, aber Amerika in seiner Not lage könne nicht warten, bis dies erreicht sei. Offensichtlich im Hinblick auf die Kriegsschulden erklärte Roosevelt, daß Amerika nicht nur nehmen, sondern auch geben müsse. Roosevelt sagte aber auch noch: Wir müssen wieder lernen, daß es doch höhere Werte gibt als krassen Gewinn, nämlich den sozialen Ausgleich und die Wiederherstellung des Vertrauens in der Nation. Er fühle sich als Treuhänder des amerikanischen Volkes. Die Rede zeigt unzweideutig, daß Roosevelt die Absicht hat, eine sozial gerichtete demokratische Partei aus der bisher traditionellen demokratischen Partei zu machen. Er verlege jetzt den Mittel punkt der amerikanischen Wirtschafts- und Finanzpolitik vom Osten Amerikas nach dem Westen, besonders nach dem mittleren Westen. Seine Rede bedeute die Mobilisierung des Arbeiter elements in Amerika für die demokratische Politik. Es sind also offenbar iuueramcrikanische Auseinandersetzungen, von denen die Panik veranlaßt worden ist. Um echte Währungsnot, wie sie uns zu erdrücken drohte, handelt es sich danach offensichtlich nicht. Die Kursverluste des Dollars sind zweifelsohne durch Goldabzie- hungen des Auslandes und amerikanische Kapitalflucht verursacht, ohne aber daß der Dollar im Ernst als gefährdet zu gelten brauchte. Es ist deshalb auch glaubhaft, daß U.S.A. den Gold standard zu halten versuchen wird. Die Erschütterung des Dollars hat naturgemäß auch d i c deutsche ReichsbanI vor neue Aufgaben gestellt. Ihre Politik hat zu manchen Erörterungen Anlaß gegeben. Nach einem Bericht der Düsseldorfer Nachrichten aus Berlin hat die Reichs bank mit ihrem Festhalten an der Dollarnotiz in erster Linie die Wahrung des Jnteressentenstandpunktes im Auge gehabt. Sie habe den deutschen Ausfuhrhäusern das Wagnis der Kurssiche rung bewußt abgenommcn. Aus der anderen Seite wolle sie durch eine relativ hohe Dollarnotiz die deutschen Dollarschuldner und Rohstofskäufer vor der Versuchung bewahren, sich gegenwärtig besonders billig und besonders reichlich mit Dollars einzudecken, um anormale Devisenabslüsse zu vermeiden. Nach dem Berliner Tageblatt hat für die Aufnahme des Dollarangebots auch der Gesichtspunkt eine Rolle gespielt, daß das Angebot längst nicht in befürchtetem Umfang eingetreten sei. Die laufenden Anforde rungen in Dollars erreichten ein Mehrfaches der angebotenen Be träge. Allerdings sei es von der Reichsbank abgelehnt worden, vom Ausland stammendes Dollarangebot hereinzunehmen. Einen relativ großen Umfang habe das Angebot in Noten angenommen (mehrere 100 090 Dollars täglich). Nach anderen darf man an nehmen, daß die Hortungsbestände an ausländischen Noten nun mehr auf kleine Reste zusammengeschrumpft sind. Die Aussichten auf eine Diskontscnkung sind allerdings wohl infolge der ver änderten Lage in U.S.A. bis auf weiteres geschwunden. Ohne Zusammenhang damit sind wohl die gegenwärtig wieder aufgc- tauchten Erörterungen über einen Präsidentenwechsel bei der Reichsbank. Me Tägliche Rundschau glaubte dieser Tage dazu sagen zu dürfen, der Reichsaußenminister befürchte, daß bei einem zwangsweisen Rücktritt Luthers gefahrvolle internationale Kom plikationen unbedingt folgen würden. Sie hält diese Befürchtung für nicht berechtigt. Gewiß sei der Posten des Reichsbankprä- sidcntcn international verankert. Diese internationale Bindung bedeute aber nichts anderes, läls daß vor einer Abberufung die Zustimmung der Gläubigermächte zu diesem Schritt eingeholt wer den müsse, und zwar geschehe das zweckmäßig auf dem Wege über die B.J.Z. in Basel. Versagten die Gläubiger ihre Zustimmung, und werde die Abberufung dennoch vorgenommcn, so stehe den Gläubigern bzw. der B.J.Z. die Möglichkeit einer Klage vor dem Internationalen Schiedsgcrichtshof im Haag offen. Das Blatt vermag sich aber nicht vorzustcllen, daß Luther cs zu einer solchen Klage um seine Person kommen lassen werde. Die Vossische Zei tung brachte denn auch gleichzeitig nur erneut wieder zum Aus druck, daß ein solcher Wechsel gar nicht erwünscht sei. Denen, die unablässig auf eine Amtsenthebung Luthers oder gar auf eine Verstaatlichung der Reichsbank hinarbeiten, sei gesagt, so führte sie aus, daß es nicht zweckmäßig sein kann, an dem Noten- und Währungsgesetz ohne zwingenden Grund zu rütteln. Mit der Trennung der Gewalten zwischen Finanzministerium und Reichs bank seien ja nicht nur die Unabhängigkeit der Reichsbank und das Notenmonopol verbunden, sondern gleichzeitig auch eine fest umrissene Beschränkung der Befugnisse der zentralen Notenbank. Luther habe gerade in den schwersten Zeiten bewiesen, daß die Zügel der Roichsbank in bewährten Händen liegen. In den Grundzügen der Währungspolitik befinde er sich durchaus im Einklang mit der jetzigen Regierung. Von zuständiger Seite werde mitgeteilt, daß eine Aufforderung an Luther, freiwillig aus seinem Amt zu scheiden, bisher nicht ergangen sei, und daß Luther selbst nicht die Absicht habe, zurückzutreten. Die Konjunkturberichte der letzten Wochen sind der allgemeinen Lage entsprechend verhältnismäßig farblos. Nach den Berichten der Handelskammern, Handwerkskammern und Wirtschaftsverbände zeigt die Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im Februar im großen und ganzen gegenüber dem Vormonat keine Veränderung. Eine ein deutige Verschlechterung melden nur die meisten Zweige der Fertigwarenindustrie, soweit sie von der Ausfuhr abhängig sind. Der Grundgedanke der Einzeldarstellungen, die das Institut für K o n j u n k t u r f o r s ch u n g in dem Teil 8 seines Vierteljahrs berichts über die Konjunktur, einzelner Wirtschaftszweige heraus- gab, läßt sich in drei Leitsätze zusammenfassen: Die Rückschläge, die ans manchen Wirtschaftsgebieten nach der Erholung am Jahresende eingetreten sind, dürfen nicht als Rückfälle in krifsn- 18S
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder