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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1911
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- 1911-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1911
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48. 27. Februar 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. t>. Dtschn. Buchhandel. 2503 Nichtamtlicher Teil. B. G. Teubner. 1811—1911. Von vr. W. Ähre ns (Berlin). »Wäre Bismarck seinerzeit durch das Examen gefallen, so existierte das Deutsche Reich nicht! Die Stimme eines einzelnen Examinators kann das Schicksal Europas bestimmen«, so hat geistvoll und schalkhaft zugleich Rudolf von Jhering einmal gesagt. Wäre der Pastor August Friedrich Teubner (1734—1800) zu Groß-Kraußnigk in der Niederlausitz nicht mit einem selbst für ein ländliches Pastorenhaus ungewöhnlich reichen Kindersegen begabt gewesen, so existierte die Welt firma nicht, die jetzt aus ein hundertjähriges Bestehen zurück blickt und sich augenblicklich anschickt, ihren hundertjährigen Geburtstag durch eine Jubelfeier festlich zu begehen. Denn sonst war, mindestens durch drei Generationen hindurch und jedenfalls so weit, wie die Urkunden Auskunft geben, das Studium der Theologie fast ein Familiengesetz der Teubners gewesen; höchstens kommt einmal ein aus der Art geschlagener Jurist vor, und auch seine Existenz ist noch zweifelhaft. Kein Wunder daher, wenn der kleine Benedictus Gott helf Teubner, ein aufgeweckter Knabe, wie er beschrie ben wird, auf die Frage, was er werden wolle, zu antworten pflegte: »Ich lerne Superintent«. Vater, Großvater, Urgroß vater (f 1684) waren Geistliche geworden, und auch von den älteren Brüdern hatten wohl bereits mehrere den geistlichen Beruf ergriffen oder schickten sich doch an, es zu tun. Aber sieben Söhne studieren zu lassen und zudem noch zwei Töchter zu ver sorgen (drei der zwölf Kinder starben in jungen Jahren), wird dem Pastor August Friedrich bei seinem Pfarrerseinkommen zu viel gewesen sein. So mußten denn vor allem die jüngeren Söhne andere Berufe ergreifen, und Benedictus Gotthelf, geboren am 16. Juni 1784 »früh auf 8 Uhr«, wie die vom Vater besorgte Eintragung ins Kirchenbuch*) besagt, hatte das Unglück oder, wie wir retrospektiv sagen dürfen: das Glück, unter den zwölf Kindern das elfte zu sein. So wurde er denn dem Dresdener Hosbuchdrucker Carl Christian Mein hold in die Lehre gegeben (1798) und, wenn dort bei den vom »Anführgespan« (älteren Setzer) gegebenen Unterweisun gen im Gebrauch des Winkelhakens oder im Ausschließen der Zeilen und Ausheben auf das Schiff auch die Superintenden tenpläne des Knaben gewiß keine weitere Nahrung fanden, so erwarb er sich doch tüchtige Fachkenntnisse und lernte vor allem das eine, das den Mann sein ganzes Leben hindurch gefördert und geziert hat: ernste, treue Arbeit leisten. Um sich einen kleinen Nebenverdienst zu schaffen, steht er nicht nur in den Feierabendstunden, nein auch noch nachts an den Letterkästen und füllt einigen Setzern für kaum nennenswerten Entgelt die während des Tages geleerten Kästen wieder mit Schriften, oder er erhält auf seinen Wunsch vom Prinzipal den Auftrag, nachts die stets in bedeutenden Auflagen vorliegenden landes herrlichen Druckaufträge, bestehend in Akzis- und Chaussee zetteln, gegen eine Remuneration drucken zu dürfen. Für *) Diese Eintragung ist faksimiliert wiedergegeben in der von der Firma zur Jubelfeier herausgegebeuen Festschrift: B. G. Teubner 1811—1911. Geschichte der Firma, in deren Aufträge herausgegeben von Friedrich Schulze (unter Mitwirkung von vr. Alfred Giesecke, Konrad Giesecke, Prokurist Meyer, Professor Conrad Müller-Hannover, vr. Schubert, Ör. Stahl und l)r. Thesing), 515 Seiten. — Diese Festschrift, die die Firma mir freundlicherweise schon in statu nasesnäi zugänglich machte, diente meinem Artikel naturgemäß als wesentlichste Quelle. die Mühen dieser Nächte hat sein späteres Leben ihn reichlich entschädigt; denn auch später, als er selbst zwei große Druckereien sein eigen nannte, sollten ihm »landesherrliche Druckaufträge«, Arbeiten für die verschiedenen sächsischen Ministerien und Be hörden, nicht zu reden von dem regelmäßigen Druck einer amtlichen und einer königlichen Zeitung, für seine Leipziger und mehr noch für die Dresdener Druckerei in reichem Maße zufließen. 1803 wurde der junge Teubner, und zwar in Aner kennung seines ungewöhnlichen Fleißes schon einige Monate vor dem Ende der gesetzmäßigen Lehrzeit, »Kunstgenosse«, ging nun nach Leipzig und fand dort in einem größeren mit Buchhandlung verbundenen Druckereibetriebe, bei Friedrich Gotthold Jacobäer L Sohn in der Reichsstraße, Stellung und blieb in dieser bis Herbst 1804. Dann geht er, um etwas von der Welt zu sehen, nach Ungarn und findet Beschäftigung bei vr. von Beinah in Preßburg. Als er über ein Jahr dort ist, will er weiter wandern, will nach Italien, der Schweiz und Frankreich gehen, um dort überall in den Druckereien zu arbeiten und seine Kenntnisse zu bereichern. Vor allem Paris ist das Ziel seiner Wünsche, und dort wieder übt Didot den größten Reiz auf ihn aus, die berühmte Druckerei, die ein Vierteljahr hundert zuvor der größte »Kunstgenosse« der Druckerzunft, Ben jamin Franklin, damals Gesandter der Vereinigten Staaten in Paris, durch seinen Besuch ausgezeichnet hatte, um ihr dann seinen Enkel und späteren Herausgeber seiner Werke, William Temple Franklin, zur Ausbildung zurückzulassen. — Es war Teubner nicht vergönnt, seine weiteren Neisepläne auszu führen; schon (von Preßburg aus riefen ihn die Seinigen in die Heimat zurück. Sein Schwager Weinedel hatte eine Druckerei gekauft; aber erstens war er selbst weder Drucker noch überhaupt Geschäftsmann, sondern kurfürstlicher Bauschreiber und gedachte auch, dieses Amt beizubehalten, und zweitens war sein Wohnsitz Pillnitz bei Dresden, während die Druckerei sich in Leipzig befand. Weinedel fühlte sich krank, rechnete wohl nicht mehr auf ein längeres Leben und wünschte, seiner Familie auch über seinen Tod hinaus eine Einnahmequelle zu schaffen. Dies das Motiv für den an sich etwas seltsamen Kauf! Zu nächst war die Druckerei der Leitung eines angestellten Faktors unterstellt, und eine Art Oberaufsicht über das Geschäftliche führte ein Leipziger Freund Weinedels. Für kürzere Zeit mochte diese Einrichtung genügen, auf die Dauer aber wohl nicht, und so wurde der in der Fremde weilende Teubner von der Familie mehr und mehr bestürmt, die Leitung dieses Leip ziger Geschäfts zu übernehmen. Schließlich gab Teubner, so unbequem er diese Durchkreuzung seiner oben geschilderten Pläne empfand, dem Drängen nach und trat im Sommer 1806 als Faktor in die Weinedelsche Druckerei ein, die damals nur zwei hölzerne Pressen aufwies. Wenn auch dem Namen nach nur Faktor, so war doch nach Lage der Dinge der zweiundzwanzigjährige Teubner tatsächlich der selbständige und verantwortliche Leiter des Betriebesund leistete als solcher auch den Zensureid, den sonst der Chef abzulegen hatte. Nach zwei Jahren — im Sommer 1808 — starb Weinedel, doch gestatteten die Zunft gesetze den Hinterbliebenen noch für drei Jahre, den Betrieb für ihre Rechnung fortführen zu lassen. Hier trat daher zunächst keinerlei Wandel ein, auch nicht, als Weinedels Witwe ein Jahr später, 1809 also, ihrem Gatten in den Tod folgte. Teubner führte nun für die vier unmündigen Kinder, deren Vormund der junge Mann übrigens auch war, das Geschäft »I. C. Weinedels Erben« weiter. Im Jahre 1811 mußte jedoch, da alsdann die Konzessionsfrist ablief, eine Änderung eintreten, und so übernahm Teubner in diesem Jahre und zwar schon am 21. Februar die Druckerei für seine eigene Rechnung 327*
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