3378 Börsenblatt 7. d. Dtlchn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 4? 63. 17. März 1911. Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München Ende März werden erscheinen: Philippe Monnier / Blaise, der Gymnasiast Einzige berechtigte Äbersetzung aus dem Französischen von l>. Rudolph Engel und Marie Doederlein Geheftet 3 Mark, in Pappband gebunden 4 Mark HV>elch liebenswürdiges Buch, dies Buch von Blaise, der — auch als alter Mann — nichts anderes war als eben Gymnasiast! Aus losen Blättern zusammengefügt, die man kaum Kapitel nennen kann, ist es in seiner leisen, feinen Art eine Paraphrase des Typus Gymnasiast, den so viele Menschen eine Zeitlang im Leben darstellen, und eine anmutvolle Schilderung der Leiden und Freuden des Pennälerdaseins, wie es Blaise mit seinen Kameraden an dem alten Genfer Gymnasium, der Gründung Calvins, lebte. Zwischen seine Schilderungen, die er als junger Mensch zur Erinnerung geschrieben, schiebt er Betrachtungen aus späteren reifen Tagen ein, denn er hat so viel über sein liebes Gymnasium nachgedacht — über das schöne Schwänzen und vieles andere Ernste und Leiters —, er hat sich sein Lebenlang nicht von seiner Schulzeit, von diesen schönsten Erinnerungen trennen können. And beim Lesen seiner Auszeichnungen und Betrachtungen denkt man mehr als an die eigene schöne Jugendzeit: wieder lernt man erkennen, wie deutlich sich schon in diesen Jahren das jedem Eigentümliche offenbart, und sinnt mit tieferem Verständnis der eigenen Entwicklung nach. Das Buch ist entzückend in seiner schlicht bedeutsamen Art und wird jedem, der die humanistische Schulbank gewetzt, eine Freude sein — und das sind viele Tausende! F. Gräfin zu Reventlow/EAbU Roman Drittes Tausend Geheftet 3 Mark 50 Pf., in Leinen gebunden 5 Mark (7>ieses Buch hat bei seinem ersten Erscheinen (im Verlag von vr. I. Marchlewski L Co.) unge- wöhnliches Interesse, ja nahezu Aufsehen erregt. Wenn wir uns entschließen, dem deutschen Lesepublikum hiermit eine neue Auflage vorzulegen, so soll dies unsere Überzeugung von dem großen inneren Wert dieses mutigen Buches bekunden. Wir glauben auch, daß ein solches Buch nicht vom Büchermarkt verschwinden sollte, und bitten, es Ihren Kunden immer wieder vorzulegen und zu empfehlen. Frankfurter Zeitung: Wenn Gräfin Reventlow nur dieses eine Kapitel geschrieben hätte, wäre sie uns schon teuer, denn noch selten ist mit so schlichter Größe in knappen Worten das Erdhafte des Weibes gekennzeichnet worden. Die Moralisten und Tugendprotzen werden sich entsetzen, wenn sie das Buch lesen. Sie werden sich irgend eine Tendenz und Nutzanwendung auf die Wirklichkeit herausdestillieren und dadurch verraten, daß sie sich immer mehr für ein Problem als für einen Menschen, mehr für leere Tatsachen als für Motive, mehr für das Erzählte, als für das Künstlerische interessieren können. Nur der feine, sichere Takt eines sensiblen Künstlers konnte uns solche Erlebnisse und Bekenntnisse erzählen, ohne in Lüsternheit und Roheit zu verfallen. Wer aber möchte der Dornen gedenken, wenn er von dem schweren Dufte einer dunkelblättrigen Rose geschlürft hat? Bezugsbedingungen: In Rechnung 25°/«, bar 33'///« und 7/6 München, 15. März 1911