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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1911
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- Deutsch
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-s/ 110, 13. Mai 1911. Nichtamtlicher Teil. L. Ltschn. Buchhandel. 5855 von unserem Volke, der hinauszieht, müssen wir den deutschen Stempel mitgeben, und dazu gehört auch die deutsche Schrift. Gewiß kennen wir noch Wichtigeres, und niemand von uns wird so beschränkt sein, zu bestreiten, daß wir, wenn es sein müßte, auch als Lateinschrifter zuverlässige deutsche Ge sinnung pflegen könnten. Folgt daraus aber, wie die Lateinschrifter behaupten, daß wir leichten Herzens auf unsere nationale Stilart der Schrift, die selbst des Deutschen unkundige ausländische Kinder sofort fließend lesen können, verzichten müßten, bloß weil eine Minderheit im Verein mit einigen beschränkten Ausländern unserem Volke das Recht des eigenen Geschmacks bestreitet? In unserem schweren Kampfe um nationale Selbstbesinnung auf allen Gebieten unseres Lebens dürfen wir kein noch so geringes Hilfsmittel, geschweige denn ein so alle Schichten des Volkes umfassendes und auf den mächtigsten Sinn, das Auge, wirkendes, wie die deutsche Schrift, preisgeben. Sie ist ein Band, das alle Deutschen der Welt umschlingt, eine Brücke zur Heimat für die Volks genossen in der Ferne, ein Banner des bewußten Deutschtums im Auslande, ein erziehlicher Faktor. Freuen wir uns, daß unsre Stammesgenofsen in der Union wie überall, zäh an der deutschen Schrift ihrer Zeitungen festhalten, die ihr Ge müt mit der alten Heimat verbindet. Ein Frevel ist's, hier Bresche zu schlagen und gar einige der Regierungsblätter in unsren Kolonien in Lateinschrift zu drucken. Daß man das im Auslande zu begreifen anfängt, haben mir bereits manche Zuschriften bewiesen. So schickte mir aus Jerusalem ein Leser meiner Flugschrift: »Über das Kleid der deutschen Sprache«, in der direkt mit keinem Wort diese nationale Seite der Sache berührt war, das dort von ihm herausgegebene Deutsche Gemeindeblatt für den Orient, das bis dahin in Lateinschrift gedruckt war, in schönem deutschen Gewände, und ein Mitarbeiter der in Shanghai erscheinenden »Ostasiatischen Lehrerzeitung« schrieb mir: »Gerade hier draußen merkt man, daß auf alles Deutsche Gewicht zu legen ist« und bedauerte, daß sein Blatt wegen Mangels größeren Vorrats deutscher Lettern nicht sogleich in deutscher Schrift erscheinen könne. Möchten unsere heimischen Kolonialzeitschriften, soweit sie noch nicht in deutscher Schrift gedruckt werden, bald folgen, und möchten die Lateinschrifter, die gar die geringe Beachtung der deutschen Presse im Auslande auf die angeblich schwer leserliche deutsche Schrift zurückführen wollen, etwas von Bismarcks zielsicherem Selbstbewußtsein lernen, mit dem er, als bei den in französischer Sprache geführten Frankfurter Friedensverhandlungen die Franzosen sich schwerhörig stellten, anfing, Fraktur zu reden. Das Verständnis war bekanntlich sofort da.*) *) Wie sehr es an diesem Selbstbewußtsein gegenwärtig noch sehlt, zeigt ein in Nr. 14 der »Hilfe« erschienener Sprechsaal- Artikel, der sich unter der Spitzmarke: Eine sonderbare deutsche Schule mit einem Berliner Gymnasialprogramm beschäftigt und nachstehend wiedergegeben sei: Ich hörte einmal von höheren Töchterschulen, von Nonnen geleitet, in denen das Französische Unterrichts- und Verkehrssprache für deutsche Mädchen war, beliebig viele Jahre lang. Ich empfand ein aufrichtiges Mitleid mit den armen Geschöpfen, die sich geistig und seelisch so verkümmern lassen mußten, mitten in unserm Reichtum. — Nun fliegt aus den Tisch unsres Lehrer zimmers ein Gymnasialprogramm aus Berlin, darauf in dicken Lettern zu lesen steht: »Oollö^s Ro^s.1 k'rs.nsuis«. Merkwürdig; sollte es in Berlin eine so starke französische Kolonie geben, daß sie ein eignes Gymnasium halten kann? Ich öffne das Heft und lese die Namen der Professoren; zwanzig deutsche Männer. Ich lese die Namen der Schüler; ausnahmslos deutsche Jünglinge. Was treiben sie? Du Areo, äu lat-iu, äs l'bistoirs, uu psu tont. Wie treiben sie es? Übersetzen sie ihr greo und latin ins Französische? Wird ihnen 5. Die deutsche Schreibschrift und das Ausland. Die Eingabe des Lateinschriftervereins an den Reichstag verlangt bekanntlich, daß »allgemein der erste Schreiblese unterricht mit der leichteren Altschrift beginne, der Unterricht in der schwereren Bruchschrift (Fraktur) dagegen auf die späteren Schuljahre verschoben und möglichst bald auf das Lesenlernen beschränkt werde«, mit anderen Worten, daß die deutsche Schreibschrift überhaupt abgeschafft werden solle. In dem »Bericht« der Petitionskommission hierüber spielt die Belastung des Volksschulunterrichts durch zweierlei Schrift und der Nachweis der angeblichen Vorzüge der lateinischen Schreibschrift eine Hauptrolle. Gegen letztere kann ich auf eine ganz vorzügliche Arbeit des Schriftführers der »Vereinigung der Freunde deutscher Schrift«, des Seminarlehrers W. Pickert in Darmstadt, verweisen, die von ihm als Werbeschrift des Vereins gern kostenfrei versandt wird. Hinsichtlich der Belastungs frage aber hat vor wenigen Tagen der Lehrer Ries in einer öffentlichen Versammlung der Typographischen Gesellschaft von Frankfurt a. M. zur Erhaltung der deutschen Schrift eine überraschende, für die Behauptungen der Latein schrifter wieder einmal höchst bezeichnende Aufklärung gegeben. Er hat sich nämlich Schreibhefte aus französischen Schulen schicken lassen und festgestellt, daß die französischen Kinder durch alle Klassen hindurch 3—4 Schreibstunden wöchentlich haben und nicht weniger als drei verschiedene Arten von Lateinschrift schreiben lernen, die sogenannte Jtalienne, die gewöhnliche und Rund-Schrift. Ebenso hat er im Schreib unterricht den Besuch eines Engländers gehabt, der überrascht gewesen ist, wie schön die Kinder in ihren Aufgabenheften trotz der geringen Zahl der Schreibstunden geschrieben hätten, und dies auch in einem schriftlichen Bericht über seinen Besuch veröffentlicht habe. Es ergibt sich danach, daß sowohl die franzö sischen als auch die englischen Kinder mehr Schreib stunden haben, als wir, und trotzdem nicht so gute Ergebnisse, wie wir, erzielen. Wer die Frage weiter verfolgt, kann nicht im Zweifel darüber bleiben, daß der Grund hierfür darin zu suchen ist, daß die deutsche Schreib schrift eine bessere methodische Schulung der Hand ermöglicht, weil sie feste Zielpunkte für die Feder bietet, während bei den Rundungen der Lateinschrift die Feder ziellos aus gleitet, da es bekanntlich zu den schwersten Aufgaben gehört, Kreise und Bogen richtig zu zeichnen, während die deutsche Schreibschrift auf der Form des Dreiecks beruht, Kinder aber Winkel, Dreiecke u. dgl. viel leichter zeichnen und schreiben können. Die Folge hiervon ist, daß Lateinschrift, sobald sie nicht langsam gemalt wird, unschön und unleserlich wird. Das hat mir schon vor vier Jahren ein Schweizer Ele mentarlehrer aus dem Kanton Zürich auseinandergesetzt, der bekanntlich der einzige von den deutschen Kantonen ist, der die anfangs der 80er Jahre erfolgte Abschaffung der deutschen Schrift im Schulunterrichte noch nicht wieder aufgehoben hat. Dieser Herr sagte mir damals schon, daß die Ergebnisse des das Werden deutschen Lebens im Laufe der Jahrhunderte fran zösisch vorerzählt? Offenbar ist das die redliche Absicht der zwanzig deutschen Männer. Mir sinkt der Mut; hier ist die rö mische Nonnenschule erreicht, wo nicht übertroffen. Aber welches Prinzip hat denn hier sich durchgesetzt? Dort sehe ich einen Sinn; hier versagt jede Deutung. Hier wird vor den Augen des Reiches mit Staatsmitteln zur Flucht vom deutschen Geist ver führt. Unselige Rolle der Reichshauptstadt, unser Halbbarbaren, tum zu stärken I Oaräss äa eorps, baron äs Lobvsn, Oolltz^s Ro^al I^ranysis; I'oliss oapriess, Noulin rougs, Oadarst äu obut noir; unheilvoller Bund zweier internationalen Mächte im Herzen des neuen Deutschland! Welch ein Feld für Germanisation! Stuttgart. Carl Haag. 761*
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