Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1914
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- 1914-10-28
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- 28.10.1914
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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251, 28, Oktober 1914, Redaktioneller Teil, Börjenblnil! d, Dljchn, »uchh-nd-l. Bestand für jeden Krieger hat die Württembergische Bibelanstalt Hunderttausende von Neuen Testamenten, Psalmen und anderen Bibelteilen beigesteuert; sie konnte in der ersten Zeit nicht genug liefern. Von eigentlicher Kriegsliteratur, an der wiederum der Stuttgarter Verlag so reichen Anteil hat, sei in einem späteren Brief die Rede; das neueste Heft der Illustrierten Geschichte des Weltkriegs, die die Union herausgibt, spricht bereits von einer Riesenauflage, Möchte die gute deutsche Sache weitere Fortschritte machen und sich bewahrheiten, was einer unserer deutschesten Sän ger, Ludwig Uhland, am Schlüsse feiner »Siegesbotschaft« aus spricht : Es rauscht und singt im goldnen Licht: »Der Herr verläßt die Seinen nicht, Er macht so Heiliges nicht znm Spott«, Victoria! mit uns ist Gott! Nesenbächler, Die Geschichte des Deutschen Buchhandels, Besprochen von R, L, Prager, V, tIV siehe Nr, 248,) Die Zensurverhältnisse Österreichs werden im Zusammen hang behandelt, Goldfriedrich bezeichnet sie als »die vollendetste Ausgestaltung des Präventibsystems in Verbindung mit einer von der Zensur geübten literarischen und persönlichen Kritik, Sie unterwarf der Zensur jedes Erzeugnis der Druckpresse und jeder Person und dehnte die Zulässigkeit der österreichischen Zensur ohne Unterschied des Umfangs und des Inhalts auf alle Produkte aus, die von Österreichern auch im Auslände zur Drucklegung be stimmt waren«. Was bei solchen Grundsätzen der Zensur zum Opfer siel, kann man sich denken, abgesehen von den Verzögerun gen, die die verschiedenen Instanzen, denen die Bücher vorge legt werden mutzten, der Veröffentlichung bereiteten. Was man dabei von dem Zensor verlangte, war auch nicht wenig. Er sollte entscheiden, ob die ihm vorgelegten Drucksachen »nur für Ge lehrte und den Wissenschaften sich widmende Menschen bestimmt waren oder zu den Broschüren, Volksschriften und Unterhaltungs büchern und den Erzeugnissen des Witzes gehörten«. Damit war seine Tätigkeit aber noch nicht beendet. War die Schrift eine gelehrte, so sollte er unterscheiden, ob sie in die Klasse derjenigen Schriften gehöre, die sich »durch neue Entdeckungen, durch eine bündige und lichtvolle Darlegung, durch die Auffindung neuer Ansichten usw, auszeichnete oder ob sie in diejenige der saft- und marllosen Kompilationen und Wiederholungen des lOOmal Gesagten und dgl. fiel«. Es ist äußerst spatzhast nachzulesen, wie der Zensor weiter zu entscheiden und zu unterscheiden, wie er Romane zu beurteilen hatte usw,, und wie die schönen Formeln alle hießen, die der Zensor »freigebender oder verurteilender Weise« den Lileraturerzeugnissen anhängen durfte. Hier wurde der Zen sor zugleich zum Kritiker, und was diese Vereinigung hervor brachte, kann sich jeder selbst ausmalen. Eine verderbliche Wirkung auf das Buchgewerbe zei tigte eine Petition von 97 Wiener Literaten, darunter Grillparzer und Bauernfeld, die am 11, März 1845 er klärten: »Die Verweigerung des Imprimatur für das In land hat geradezu die Wirkung einer Prämie, die man dem nord- und süddeutschen Buchhändler zum Nachteil des österreichischen bezahlt, und zwar für dieselbe Ware, die der Inländer gleichfalls producieren kann«. Die Petitton verlangte in bescheidener Weise nicht Abschaffung der Zensur, sondern den Erlaß eines Zensurgesetzes auf Grundlage der Instruktion vom Jahre 1810, das wenigstens einen wirksamen Rekurs in Zensur angelegenheiten gewährleisten sollte. Auch in Sachsen kämpfte namentlich der Leipziger Kommis sionsbuchhandel gegen die Zensur-Plackereien, »gegen die be ständigen Versuche der Preßpolizei, den deutschen Speditions- und Stapelplatz mit ihren Polypenarmen zu umschlingen«. Die sächsische Regierung versuchte nach Möglichkeit ihren Bundes pflichten zu entsprechen und namentlich Preußen gefällig zu sein und trotzdem Literatur und Buchhandel zu schonen. Freilich war ja Leipzig der Platz, wo man durch Eingreifen weit über die Grenze Deutschlands hinaus auf die Gestaltung des Büchermark tes einwirken konnte. Verbote gesamter Verlage für die preußi schen Staaten konnten nur wirksam sein, wenn sie auch in Leipzig respektiert wurden, »Preußen befahl; Sachsen gehorchte; der Verein der Buchhändler zu Leipzig protestierte.« Im Jahre 1845 veröffentlichte der Börsenverein »die Denk schrift über die Organisation des Deutschen Buchhandels und die denselben bedrohenden Gefahren«, Diese Denkschrift wendete sich gegen die Beschränkung des buchhändlerischen Gewerbebe- triebes durch Zensur und durch Verkaufsverbote, »Jetzt wird noch ein 3, Stadium der Kontrolle verlangt im Hauptspedittons- orte mrd Stapelplatze Leipzig.« Die Denkschrift erinnert an die ohne Entschädigung vorgenommenen Konfiskationen von Aus- lieferungsexemplaren mit auswärtiger Zensur gedruckter und außerhalb Sachsens nicht verbotener Artikel, Die Vertreter Deutschlands legten dagegen Verwahrung ein. Der deutsche Buchhandel hat das Verdienst, das System der Zensur zu Fall gebracht zu haben; der Buchhändler stand mit in vorderster Reihe, wo cs galt, sich der Persönlichkeiten verfolgter Autoren anzunehmcn, und Heinrich Brockhaus mit seiner Rede »Für die Preßfreiheit«, die er am 6, April 1843 in der 2. Sächsi schen Ständekammer hielt, reihte sich den Männern, die für die Freiheit des deutschen Wortes gewirkt haben, würdig an. Der überlebte Geist der Bevormundung, dessen Ausfluß ja die Zensur war, konnte dem Andrängen der neuen Zeit nicht standhalten. Die Erfindung der Schnellpresse, des Holzschliffs, der Gießpumpe und der Gießmaschine erweiterten die Technik der Buchherstellung in ungeahnter Weise und stellten der Verbreitung der Volksbildungsbestrebungen neue Aufgaben, Es bildeten sich Volksschriftenvereine; Volksbibliotheken wurden gegründet, den Schulen Schülerlesebibliotheken angeschlossen, alles Dinge, die die Abschaffung der Zensur gebieterisch forderten. Trotzdem glaubte Metternich noch im Jahre 1846 die Regierungen zu stren gerer Handhabung der Beschlüsse vom Jahre 1819 auffordern zu sollen. Noch im Jahre 1846—47 wurde Emst Keil durch die Lande gejagt, während das Jahr 1848 schon seine Schatten vor auswarf. Im Februar 1848 stellte der Buchhändler Friedrich Daniel Bassermann in der Badischen Kammer den Antrag auf eine Re präsentativverfassung des deutschen Volkes. Der Ausbruch der Revolution in Frankreich, die Proklamation der französischen Republik fanden in Deutschland ein Echo, Am 27, Februar for derte eine Volksversammlung in München Preßfreiheit, und am letzten Tage des Februar ließen 17 Buchhändler in Leipzig eine Erklärung an das sächsische Gesamtministerium ergehen, in der sie »vor dem Angesicht Europas die geistesmörderische Zensur noch einmal für eine Schande und Schmach erklären, die ein ge bildetes Volk nicht ertragen kann und nicht ertragen darf«. Zu gleicher Zeit überreichten die Buchhändler Wiens ihrem Kaiser ein Gesuch um Aufhebung der Zensur, »während sie ein kräftiges, derbes Gesuch desselben Inhalts an die Stände abfaßten«, Württemberg und Baden hoben die Zensur aus; am 3, März publizierte der Bundestag seinen Beschluß vom 7, September 1847, der die Verleihung der Preßfreiheit jedem Bundesstaate anheim stellte, mit dem Zusatze: »Daß die einzelstaatliche Aufhebung der Zensur und Einführung der Preßfreiheit nur unter Garantien geschehen dürfe, welche die andern deutschen Bundesstaaten und den ganzen deutschen Bund gegen Mißbrauch der Preßfreiheit möglichst sicherstellen«. In den Märztagen fiel die Zensur auch in den einzelnen deutschen Staaten, und am 1, März 1848 schlug Buchhändler E, Wengler-Aachen, vor, am Börsengebäude zu Leipzig eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anzubringen: »In diesem denkwürdigen Jahre 1848 wurde die Schmach der Censur aufgehoben und die Presse in ihre ewigen Rechte wie- der eingesetzt. Zur Erinnerung und Warirung für kommende Geschlechter am Jubilate 1848, 14, Mai, wurde diese Tafel aufgerichtet von den versammelten Buchhändlern Deutschlands.« Goldfriedrich bedauert, daß diese Tafel niemals angebracht worden ist: »Denn sie wäre eines der denkwürdigsten Erinne rungszeichen dafür gewesen, wie fest die Geschichte unseres Buch handels mit der Geschichte unseres Volkes verbunden ist«. Ich kann mich diesem Bedauern nur anschließen. 1583
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