Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1938

lichkeit ein Kulturdokument der gleich nach den Befreiungskriegen ersetzenden Reaktion. Erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erschien ein erster vollständiger Neudruck. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß das Werk sechzehn sorgfältig ausgewählte und eindrucksvolle Bildtafeln enthält, die in dem Zu sammenhang einer Biographie des Buchhändlers Palm als wichtig erscheinen können. * Ist das Lebensbild Palms, wie es Martin Riegel in seinem Werk gestaltet, neben einer neuen Schau dieses deutschen Schicksals vor allem dadurch interessant und von eindringlicher Wirkung, daß Riegel zum großen Teil — von Briefen Palms bis zum Todesurteil — die Urkunden sprechen läßt, so liegt der Wert der »Geschichte des deutschen Buchhändlers und Patrioten Johann Philipp Palm in Aufzeichnungen und Briefen«, »Glühen und Sterben« von Karl Linzen**) in seiner dichterischen Gestaltung dieses Schick sals eines deutschen Mannes. Da steht in diesem Lebensbericht, der äußerlich nur wenige Monate umfaßt, sein ganzes Leben, Werden und Wachsen auf; aus den Worten, die der Dichter Palm an seine Frau schreiben läßt, aus den eingeslochtenen Erinnerungen an die Jugend, an das Elternhaus in Schorndorf, an die Lehr- und Wanderzeit, an die Zeiten der ersten Liebe, spricht uns ein im besten Sinne lebensfroher, warmherziger, wohlmeinender und charakterfester Mensch so an, daß uns sein bitteres Schicksal desto härter und grausamer erscheint. Obgleich uns Leben und Tod Palms schon aus frühester Jugend bekannt sind, sind wir beim Lesen des Palm-Buches »Glühen und Stevben« doch erstaunt über die bleibende, ja sich immer steigernde Spannung in der Ent wicklung der rasch aufeinanderfolgenden Ereignisse. Und das liegt — neben den erzählerischen Fähigkeiten des Verfassers — sicher daran, daß Karl Linzen den äußeren Lebensweg Palms von innen her, von Charakter und Anlage aus, als notwendig zu gestalten verstand. Beiden Werken, so verschieden sie in der Anlage, in der Form und der Durchführung sind, ist eines gemeinsam: sie wollen beide dem deutschen Menschen der Gegenwart ein wahres und überzeugendes Bild des Mannes und Buchhändlers Palm, der auf deutschem Boden durch Kugeln französischer Schergen sterben mußte, geben, das Bild eines Mannes, der, mitten im Leben seiner Zeit stehend, durch seinen Opfertod über diese Zeit hinauswuchs in die ewige Zukunft des deut schen Volkes hinel-n. Jena-Weimar-Fahrt der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt Am 1. Juli begaben sich die Jahresfachkurse der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt auf die herkömmliche Dreitagereise nach den großen Stätten unserer klassischen Dichtung, Jena und Weimar. Der erste Tag mar Jena gewidmet. Hier liehen die Teilnehmer jedoch nicht nur den Geist der großen Vergangenheit, sondern auch den der vorwärtsdrängenden Gegenwart auf sich wirken: der Verlag Eugen Diederichs wurde, wie schon in vergangenen Jahren, besucht, und mit freundlicher Bereitwilligkeit und unverhohlenem Stolz führte der Inhaber der Akademischen Buchhandlung Naßmann, Herr vr. Balhorn, ein früherer Schüler der Anstalt, die Kurse durch sein schönes, Umsicht und Regsamkeit bezeugendes Buchhandelshaus. Am Nachmittag stieg die recht ansehnliche Reisegesellschaft die Stufen zum Landgrafen empor, genoß von oben den in der Ferne freilich verhangenen Blick auf Stadt, Tal und Gebirge und ließ sich am Rande des Schlachtfeldes von Herrn Studiendirektor Korselt einen anschaulichen Vortrag über die Vorgänge während der Schlacht halten. Am zweiten Tage stießen in Weimar die Schüler und Schülerin nen der Lehrlingsfachkursc zu den übrigen Teilnehmern, und in vier Abteilungen wurden Goethe-Schiller-Archiv, Landesbibliothek, Goethe- und Schillerhaus besucht. Wenn dabei auch nur ein allgemeiner Eindruck entstehen konnte von der ungeheuren Fülle der Schätze, die hier aufgehäuft sind, so war doch auch dieser Eindruck schon für alle Teilnehmer unvergeßlich erhebend, und mancher junge Buch händler ist sich erst hier der Sendung, die seinem Beruf innewohnt, völlig bewußt geworben. An den wahlfreien Nachmittagen wurden **) Karl Linzen: »Glühen und Sterben«. Geschichte des deutschen Buchhändlers und Patrioten Joh. Phil. Palm in Aufzeichnungen und Briefen. Verlag Otto Müller, Salzburg. 1937. 176 S. Lw. RM 3.60. auch die übrigen Erinnerungsstätten Weimars ausgesucht, trotz des Regens, der mit kurzen Unterbrechungen niederrann: die Fllrsten- grust, der Jakobsfriedhof, das Gartenhäuschen und sogar, teilweise mit behaglich durchs Negengeriesel hinklapperndem Pferdegeschirr, Tiefurt und Belvedere. In schönster Harmonie ging es am Sonntag abend nach Leipzig zurück. Mit Genugtuung stellten die Leiter der Studienfahrt fest, baß die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt an allen Stätten, die besucht wurden, mit Achtung und Sorgfalt empfangen und betreut wurde, als Kulturinstitut von Bedeutung und besonderem Rang. Das war ein schöner und gern mit vermerkter Nebengewinn. Sch. Abgaben auf eingeführte Druckereierzeugnisse in Lettland Wie das Deutsche Nachrichten-Büro aus Riga am 5. Juli meldet, sind nach einem neu veröffentlichten Gesetz für alle aus dem Aus land nach Lettland eingeführten periodischen und nicht periodischen Druckereierzeugnisse Abgaben in Höhe von 2 v. H. des Wertes zu zahlen, die dem Staatsverteidigungsfonds zufließen. Außerdem sind zu Gunsten des sogenannten Fonds des Vaterlandspreises, aus dem Literaturpreise verteilt werden, noch folgende Abgaben zu ent richten: Von jeder aus dem Auslande eingeführten Zeitung 1 Cen times, von jeder aus dem Ausland eingeführten Zeitschrift 5 Cen times und von allen sonstigen aus dem Auslande eingeführten Druckereierzeugnissen 2 v. H. des Wertes. Der Name „Baedeker" als Warenzeichen geschützt In Nr. 151 des Börsenblattes vom 2. Juli veröffentlichten wir einen Bericht über Ergebnisse eines Schaufenster-Wettbewerbes, in dem für ein Schaufenster von Naturführern die Bezeichnung »Der Baedeker für die Natur« empfohlen wurde. Demgegenüber weist der Verlag Karl Baedeker, Leipzig, in einer Zuschrift an uns darauf hin, daß der Name »Baedeker« als Bezeichnung der von ihm heraus gegebenen Reisehandbücher im Deutschen Reich und vielen anderen Staaten als Warenzeichen geschützt ist. Um diesen Rechtsschutz wirk sam zu erhalten, müssen die Inhaber des Verlags aber ihr Persönlich keitsrecht am eigenen Namen verteidigen und können auch allge meine Verwendungen wie die oben angeführte nicht zulassen. Personalnachrichten Für das Geschäftsjahr 1938/39 hat das Gewandhaus-Direkto rium in Leipzig Herrn Professor vr. Anton Kippenberg zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden berufen. Herr vr. Hellmuth von Hase, der gebeten hatte, ihn vom Amte des Vorsitzenden zu entbinden, wird dem Gewandhaus-Direktorium weiterhin als Mit glied angehören. Am 1. Juli war Herr Felix Marschner in Berlin- Charlottenburg fünfundzwanzig Jahre Inhaber der Buchhandlung Alfred Lindner. Nach jahrelanger Tätigkeit als selbständiger Buch händler in Ägypten errichtete er mit der Übernahme der Firma Alfred Lindner ein Spezialsortiment für Lehrbücher und ausländische Literatur, das sehr bald einen großen Kundenkreis versorgte. Seine Tätigkeit als langjähriges Vorstandsmitglied des Berliner Sorti menter-Vereins und auch als Mitglied im Fachausschuß des Börsen vereins ist noch in guter Erinnerung. Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst In Köln starb im 57. Jahre der Musikwissenschaftler Sieg fried Anheißer; bei Stettin durch Flugzeugunglück im 43. Jahre Standartenführer Prof. vr. Wilhelm Berger, Direktor der Universitäts-Ohrenklinik Königsberg: in Karlsruhe im 74. Jahre der Wärmeforscher Geh. Hofrat Prof. vr. Richard Graßmann: in Münster im 63. Jahre der Laryngologe Prof, vr. Heinrich Herzog; in Klausenburg (Rumän.) im 66. Jahre der Germanist Prof. vr. Gustav Kisch; am 10. Juni im Hoch gebirge die Schriftstellerin vr. Margarete Kurlbaum- Siebert; in Niederschönhausen im Alter von 79 Jahren der Zoologe Prof. vr. Carl Matzdorff; in Dresden im 71. Jahre der Internist Prof. vr. Hans Pachter; am 22. Juni im Alter von 76 Jahren die Heimatdichterin Felicitas Rose; am 18. Juni in Greifswald im 56. Jahre der Internist Pros. vr. Her mann Straub; in Karlsruhe im 73. Jahre der Elektroforscher Pros. vr. Joachim Teichmüller; in Wien im 74. Jahre der langjährige Ordinarius für deutsches Recht Prof. vr. Hans von Voltelini; in Rostock im 46. Jahre Generalmusikdirektor Adolf Wach. Hauptschriftletter: vr. Hellmuth Langenbucher, Schömberg. — Stellvertreter des Hauptschri'tleiterS: Franz Wagner, Leipzig. — Vcrantw. An?"igenletter: Walter Herfurth, Leipzig. — Verlag: Verlag des Börsenveretns der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. — Anschrift der Schrtftlettung und Expe dition: Leipzig 0 1, Gerichtsweg 26, Postschlteßsach 274/75. — Druck: Ernst Hedrtch Nachf., Leipzig 0 1, Hospttalstrafie 11a-13. — DA. 79S0/VI. Davon 6440 durchschnittlich mit Angebotene und Gesuchte Bücher. — Zur Zeit ist Preisliste Nr. 8 gllltigl 560 Nr. 157 Sonnabend, den S. Juli 1988