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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1938
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- 1938-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1938
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schlüge auf dem Weltmarkt Rohstoffmengen für den Binnen markt frei geworden, die bei günstiger Lage des Welthandels von der Exportindustrie beansprucht würden. Die Welthandels- Schrumpfung seit dem Herbst des Vorjahres und die Lage in den wichtigsten fremden Ländern wird sodann von dem Jnstitut- bericht ausführlich behandelt. Die beiden Haupteinbruchsstellen in die begonnene Erholung des Welthandels sind nach dem Urteil des Berichts der Japanisch-Chinesische Krieg und die Einfuhr schrumpfung in den Vereinigten Staaten. Als Folge dieser Ent wicklung müssen die Industrieländer mit starken Rückgängen ihres Exports nach den Rohstoffländern rechnen. Aber auch der Austausch unter den Industrieländern selbst geht zurück, weil gerade der Qualitätsaustausch zwischen Industrieländern eine Hauptrolle spielt und infolgedessen für jede Einkommensschrump fung sehr empfindlich ist. Die Lage in den Vereinigten Staaten wird unter Berücksichtigung der neuesten Ankurbelungsmaß nahmen nicht ganz hoffnungslos geschildert. Die äußerlich be reits erkennbaren Merkmale einer Erholung, wie die Festigkeit der Rohstoffmärkte und die Belebung der Wertpapierbörse, sind dabei in das Urteil des Jnstitutsberichts noch nicht einbezogen. Falls sie anhalten, dürfte noch im Herbst die anregende Wirkung auf dem Weltmarkt spürbar werden, sodaß also die Exportaus sichten der Industrieländer sich mindestens nicht verschlechtern. Noch aufschlußreicher ist der neueste Halbjahresbericht der Reichskreditgesellschaft. Nachdem für die Weltproduktion fest- gestellt ist, daß sie von 1928—37 um rund 28°/o angestiegew und 1937 rund 73°/o über den Vorkriegsstand angelangt ist, bei Fortfall aller Restriktionen in raschem Tempo aber auch noch weiter erhöht werden könnte, heißt es in dem Bericht: In der Beschäftigungs- und Kreditsphäre ist die Weltwirt schaft gegenwärtig gekennzeichnet: a) durch einen Rückgang bzw. Tiefstand privater Investitionen bei riesigen öffentlichen Auf trägen, insbesondere auf dem Gebiete der Rüstungen einschließlich Flottenbau; b) durch das Anwachsen der öffentlichen Verschul dung bei Schrumpfung des privatwirtschaftlichen Kreditvolumens; e) durch den Wiederanstieg der Arbeitslosigkeit, da die öffent lichen Aufträge nicht genügen, die verringerte privatwirtschaftliche Aktivität auszugleichen. Im Bereich des internationalen Güteraustausches liegen die gegenwärtigen Störungen: a) in der Unausgeglichenheit der Währungen: b) in den unzähligen Handelshemmnissen aller Art, deren ausgeprägteste Form die Fülle von Devisenbeschränkungen ist, wozu die betreffenden Länder durch Devisen- und Zahlungs bilanznot gezwungen wurden; e) in der von einigen Ländern, insbesondere von der Sowjetunion betriebenen Form des Han delsmonopols, das den Güteraustausch politischen Prinzipien unterordnet. Aus der Summe der vorstehend aufgezeigten Tatbestände läßt sich auf der Seite der Produktion ein durchaus positives Ergebnis ablesen. Hier sind zweifellos große Erfolge erzielt wor den; die Produktionskapazitäten sind sogar stärker gestiegen als die Bevölkerungszunahme, sodaß man im Weltdurchschnitt wohl mit einer verbesserten Bedürfnisbefriedigung rechnen kann, vor ausgesetzt, daß die Stetigkeit der Produktion nicht innen- oder außenpolitisch gestört wird. Auch in der Sozialsphäre sind Fort schritte in zahlreichen Volkswirtschaften zu erkennen; dies gilt sowohl für die Mehrzahl der europäischen Volkswirtschaften als auch für USA. mit ihrer neuen Sozialgesetzgebung, wenngleich hier — ebenso wie in Frankreich — noch besonders große Span nungen zwischen Kapital und Arbeit bestehen, wie das stets in Zeiten des Umbruchs der Fall ist. Doch stehen diesen Fortschritten und Verbesserungen außerordentliche Spannungen und Wider stände entgegen, und es ist nicht zu verkennen, daß sich gerade während der letzten Jahre weithin wirkende volks- und welt wirtschaftliche Störungszirkel herausgebildet haben, die dem gegenwärtigen Rückschlag in der Welt das Gepräge geben. Als wichtigste dieser Störungszentren sind zu nennen: Der Anstieg der Staatsverschuldung unter Schrumpfung der Einzelvermögen, gleichbedeutend mit dem Rückgang privater Ini tiative gegenüber öffentlichen Investitionen und mit der Zurück- drängung unternehmerischer Aktivität hinter eine auf lange Sicht geplante öffentliche Wirtschaft; die widerstreitende Spannung zwischen binnenwtrtschaftlicher Ankurbelung und weltwirtschaftlichem Güteraustausch, verstärkt durch die währungsmähigen Unausgeglichenheiten zwischen Valutakursen und Preisbewegungen, sowie durch die zahlungs bilanzmäßigen Spannungen zwischen Güteraustausch und Aus landsverschuldung: für letzteres besonders kennzeichnend das Auf einanderprallen der Interessen bei Handelsvertragsverhandlun gen, wenn die Kreise der Produktionswirtschaft und des Ver brauchs nach einem vermehrten Güteraustausch verlangen, die Gläubiger von Auslandsschulden aber den Transfer des Schul dendienstes in die erste Linie zu rücken versuchen. Die Folge ist der gegenwärtig allenthalben zu beobachtende Zustand der Ver krampfung unter steigenden bürokratischen Schwierigkeiten. Ein besonderer Störungszirkel liegt schließlich noch in der Spannung zwischen Rohstoffüberfluß in zahlreichen Teilen der Welt und verhindertem Zugang zu diesen Rohstoffen für devisen arme und über keine kolonialen Räume verfügenden Volkswirt schaften wie Deutschland. Angesichts dieser großen Spannungsherde erhebt sich die Frage nach den Möglichkeiten und Aussichten für ihre Weg räumung oder Auflockerung. Wenn hier vielfach die Hilfe durch Negierungsmaßnahmen in den betreffenden Ländern des Aus landes, insbesondere seitens der Gläubigerländer, erwartet wird, so muß eine wirklich durchgreifende Aktivität von dieser Seite her nach den bisherigen Erfahrungen als unwahrscheinlich be zeichnet werden. Kann also unter den vorliegenden Umständen mit einer wirklich positiven Aktivität der zuständigen Regierungen nicht gerechnet werden, so dürfen die Folgen der fortwirkenden Spannungselemente im Weltgüteraustausch nicht übersehen wer den. Für die Agrar- und Rohstoffländer bedeutet dies vermehrte Absatzschwierigkeiten, damit Verringerung ihrer Kaufkraft sowohl im Innern (mit der Gefahr erhöhter sozialer und politischer Spannungen) als mich nach außen. In der weiteren Folge ver stärkt dies in den Rohstoffländern das Streben nach eigener Industrialisierung zwecks Verarbeitung ihrer Rohstoffe, was dann gleichzeitig wieder die Absatzschwierigkeiten der Industrieländer für deren Fertigwaren verschlechtert. Der Störungszirkel schließt sich hier mit dem Zwang der devisenarmen Industrieländer, im Hinblick auf die verringerten Austauschmöglichkeiten ihre eigene Nohstoffproduktion zu erhöhen. Dieser Spannungszustand kenn zeichnet die gegenwärtige Lage in der Welt. Für eine Volkswirt schaft mit einer großen Bevölkerung auf engem Raume, wie die deutsche Volkswirtschaft, die weder über Devisen und Goldreser ven, noch über den unmittelbaren Zugang zu den Rohstoffen in eigenen Kolonien verfügt, die andererseits einen steigenden Roh stoffbedarf hat, ergeben sich daraus klare Konsequenzen. Ein passives Warten auf ungewisse Wunder könnte hier verhängnis volle Wirkungen haben. So kam es in Deutschland zwangsläufig zu dem Entschluß, mit aller verfügbaren Aktivität den Weg selbst verantwortlicher Arbeit zu gehen, wie er seinen konzentrierten Ausdruck im Vierjahresplan gefunden hat. Bestmögliche Sicherung von Ernährung und Produktion aus eigenen Kräften ist die Auf gabe. Das bedeutet keine selbstgewollte Ausschaltung aus dem Weltgüteraustausch. In diesem Zusammenhang sei kurz auf das eben mit Eng land erreichte Abkommen hingewiesen. Es hat die Gefahr einer ernsten Störung der Welthandelsbeziehungen.abgewendet. Es hat Deutschland vor allem aber auch eine Erniedrigung der Zinssätze für die Auslandsschulden gebracht. Auch mit anderen Staaten laufen noch Verhandlungen. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß dabei weitere Erfolge erzielt werden können. Zur binnenwirtschaftlichen Lage Deutschlands hebt der Be richt vor allem die Notwendigkeit weiterer Kapitalbildung her vor. Es heißt dann: Kapitalbildung und Steucrleistungen müssen aus den Über schüssen der Volkswirtschaft geschöpft werden. Die Pflege der volkswirtschaftlichen Produktivität ist deshalb eine ebenso große volkswirtschaftliche Gegenwartsaufgabe wie das Streben nach einer verbesserten unternehmerischen Rentabilität. Die vergan genen Jahre haben in dieser Hinsicht, wie die Ertragsgestaltung der deutschen Unternehmungen erkennen läßt, zweifellos Fort schritte gebracht. Die Vollbeschäftigung wirft hier aber neue Pro bleme auf, da die Vollausnutzung der Kapazitäten meist mit einem Kostenanstieg verknüpft ist und auch sonst eine Anzahl verteuern der Faktoren auszugleichen ist. Um so dringlicher wird für die Unternehmungen die Aufgabe, diesen belastenden Vorgängen durch verstärkte Rationalisierung entgegenzuwirken. In diesem Zusam menhänge gilt es, erneut auf die Bedeutung der Reservenbildung hinzuweisen. Auch in der vollbeschäftigten Wirtschaft gibt es Risiken und Verlustmöglichketten für den Einzelbetrieb, da die 554 Nr. 157 Sonnabend, den S. Juli 1V69
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