Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1937
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- 1937-12-30
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Rudolf Heubner siebzig Jahre alt Auf sieben LebensjahLzehnte zurllckblicken heißt, eine Fülle von Ereignissen und Gestalten ins Auge fassen, heißt, eine Unzahl von Freuden und Leiden noch einmal grüßen, die einst Wegbereiter zu großem Ziel waren. Für viele ist es genug, in diesem Zeitraum einen Beruf ganz und bis zuletzt ausgefüllt zu haben, um dann aus zuruhen. Rudolf Heubner, der am 12. Dezember siebzig Jahre alt wurde, hat als Jurist nicht nur in diesem Sinne einen Beruf er füllt, der für viele Lebensinhalt genug ist, er hat darüber hinaus ein umfangreiches dichterisches Werk geschaffen, das zu einer statt lichen Zahl von Bänden angewachsen ist. Nachdem Rudolf Heubner das Gymnasium seiner Geburtsstadt Plauen i. Vogtl. durchlaufen hatte, studierte er in Leipzig, Freiburg und Straßburg Germanistik und dann Rechtswissenschaft. Nach Ab schluß seines Studiums trat er in den Dienst der sächsischen Justiz verwaltung und war in verschiedenen Städten Sachsens tätig, zuletzt beim Oberlandesgericht in Dresden. Sechzigjährig trat er als Ober landesgerichtsrat in den Ruhestand. Damit schloß er eine Laufbahn ab, die allein schon einen ganzen Mann verlangt. Doch die Begabung Heubners forderte nebenher schon früh eine künstlerische Betätigung. 1893 veröffentlichte er mit sechsundzwanzig Jahren seine ersten Gedichte. Der künstlerisch Schaffende bedarf auf alle Fälle der Anschauun gen der Beschäftigung seiner Sinne, um das, was ihm über die Sinne in die Seele geht, zu künstlerischen Werten zu verarbeiten. Heubner hat von früher Jugend an diese Anschauungen gesucht und sich ganz von ihnen erfüllen lassen. Nach Erledigung seiner Amts pflichten suchte er das Land und seine Menschen, das Leben und seine Ereignisse auf, nm mit ungewöhnlicher Kraft seine künstlerischen Pläne zu verwirklichen. Hier sei nur an einige seiner Dichtungen erinnert, an den Roman »Der König und der Tod«, der in Ungarn spielt, an die »Venetianischcn Novellen«, an »Juliane Nockox« eine Gestalt aus der Renaissance der Niederlande, an den fröhlich-ernsten Roman »Das Wunder des alten Fritz«, an den Roman »Peter Paul«, der eine Episode aus dem Leben des großen niederländischen Malers Rubens und seiner Gemahlin wiedergibt, «an »Tage in Thule« und an den Roman »Ein Volk am Abgrund«, in dem der Kampf der Städte Venedig und Genua vor uns auflebt. Zu diesen geschichtlichen Romanen treten hinzu sein großange legter Kaufmannsroman »Der heilige Geist« (1. Band Jakob Sieme- ring und Kompagnie, 2. Band Jakob Siemerings Erben), der eine Ausluge von achtunddreißigtausend erlebte, weiterhin sein Erziehungs roman »Karoline Kremer«, dann »Das Lied von Nosamunde«, der Tochter eines Gepidenkönigs, das ihn fünfzehn Jahre beschäftigt hat, seine grotesker Roman »Der verhexte Genius«, dessen Hauptgestalt E. Th. A. Hoffmann ist, sein familiengeschichtlicher Roman aus der Nachkriegszeit »Die Flambergs« und sein »Wolfram von Eschenbach«. Im Roman, in der großen Prosa, spricht sich Heubners dichte rische Begabung am liebsten aus. Die Menschen seiner Romane sind erlebt oder im besten Sinn nacherlebt. Sie reden und handeln glaub haft und echt. Die Landschaft ist gesehen und wirkt als lebendiger Hintergrund auf den Leser. Die Handlung hat den gesunden Sinn des wirklichen, abwechslungsreichen Lebens, hat den großen Zug, der zugleich tröstet und anspornt, zugleich erschüttert und ermuntert. Dichtungen in rhythmischer oder gebundener Form sind sein »Napoleon«, seine »Pansflöte« (Gedichte) und sein »Orpheus«. Auch hier in diesen kleineren dichterischen Einheiten finden wir die klare Durchführung des Themas, die Beherrschung der Form und die an schaulich schöne Sprache wieder. In allen Dichtungen Heubners ist zu spüren, daß es ihm zuerst ums Werk und nicht um den Effekt geht. Das Geistig-Seelische, das allerorten, jedoch nicht jedem sichtbar, aufblüht, faßt er mit gutem Griff und gibt es als lebendige Gestalt, als eindringliches Ereignis wieder. Überall empfindet man, daß er mit dem Herzen denkt und nicht allein mit dem Verstand, und der aufmerksame Leser ahnt, daß einst Rudolf Henbner den philosophisch gedanklichen Niederschlag seines reichen Lebens in irgendeiner Form preisgeben würde. Kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag hat er sein jüngstes Buch »Sein und Geschehen«, ein Buch vom Leben, wie er im Untertitel selbst sagt, veröffentlicht, in dem er seine Lebenserfahrung, zur Lebensweisheit erhöht, mitteilt. Hier schreitet er noch einmal durch die geistig-seeli schen Bezirke, die in sieben Jahrzehnten sein Eigentum wurden und die in einer gesunden, ungezwungenen Art an das geistige und künst lerische Schaffen der Gegenwart anschließen, und wir wünschen ihm aus dieser Gegenwart heraus, daß er noch lange im Kreis der rüstig Schaffenden verweilen und noch manches Schöne vollenden möge. A. P. Groß mann. Das Wilhelm-Busch-Museum und seine Bestände Von Dr. Walther Eggert Als vor fünf Jahren der hundertste Geburtstag des »Weisen von Wiedensahl« begangen wurde, stand an der Spitze aller Feiern die Eröffnung der Jubiläumsausstellung im damaligen Provinzial museum der Busch-Stadt Hannover. Hier war zum ersten Male das Material des Meisters und das über ihn Vorhandene zusammen getragen worden, in einer Fülle, die selbst den Kenner überraschen mußte. Dem damaligen Direktor der Kunstabteilung des Museums war der »Führer« durch die Ausstellung und damit das erste, wenn auch noch nicht vollständige, chronologische Verzeichnis über Busch, den Maler und Zeichner, zu danken. Im Anschluß an diese großzügige Werbung für den Meister des deutschen Humors entstand das Archiv der im Jahre 1930 auf Anregung des Geschäftsführers des Hannoverschen Kulturringes, Emil Conrad, gegründeten Wilhelm-Busch-Gesell- schaft, die als dringlichste Arbeit die Anlage eines Hauptkataloges vornahm, die von Dipl.-Bibliothekar Abich begonnen und von Anlauf beendet wurde. Es fand in den Räumen des Kulturringes in der Prinzenstraße ein vorläufiges Heim. Mit der jetzigen Eröffnung des Busch-Museums, Rustplatz 15, ist nunmehr ein Ziel erreicht, das einen Überblick über seine wertvollen Bestände ermöglicht. Zu Beginn dieses Sommers enthielt das Archiv 754 Ge mälde und Zeichnungen, einschließl. Bildergeschichten, 800 Handschriften, 457 A b s ch r i f t e n, 544 Bände und Einzel drucke der Werke, 366 Werke und Zeitschriften mit Aufsätzen über Busch, dazu viele tausend Zeitungsausschnitte und 270 verschiedene Nummern, darunter die Bücherei des Dichters. Die Einteilung des Museums und seiner Bestände, die vor bildlich von Emil Conrad geordnet sind, während die mehr fach- wissenschaftlich-journalistische Arbeit von Karl Anlauf geleistet wird, zeigt in den unteren Räumen, unter Hinweisen auf die lebens geschichtlichen Zusammenhänge, vorwiegend die zeichnerischen Haupt werke. So besitzt das Museum die vollständigen Manuskripte zu »Max und Moritz«, »Die fromme Helene«, »Schnurr- diburr«, »Der Geburtstag« oder »Die Partikula rist e n« und »Der Heilige Antonius von Padua« neben vielen Teil-Manuskripten und (Münchener) Original-Bilderbogen. Unser erster Blick fällt auf »Max und Moritz«. Der schöne Faksimile-Druck (von Braun L Schneider, München) erinnert uns an das Schicksal dieses Werkes. Kann man es sich noch vor stellen, daß der Richter-Verlag in Dresden das Werk abgelehnt hat, als es ihm Busch zum Druck anbot? Heute reißen sich die Verleger aller Kulturstaaten nach ihm! So sehen wir u. a. die russische, unga rische, bulgarische, lateinische, ukrainische, holländische, englische, portu giesische, italienische und französische Ausgabe. Die jiddische ist dabei ein »Kultur«-Dokument ersten Ranges geworden: zeigt sie doch — natürlich erfolgte ihr Druck unberechtigterweise — eine, echt jüdische, Verfälschung der Zeichnungen. Das führt uns zu den Busch- Nachahmungen, von denen man zwei Arten unterscheiden muß: die Nachahmer (zu denen übrigens auch Ludwig Thoma gehört), die als solche bewußte Imitatoren sind und die vielleicht sogar eine Busch-Schule gründen halfen, sowie die Kopisten, die ihren dunklen, rein materialistischen Instinkten nachgingen. Übrigens steht hier die Frage der Vorgänger unseres Meisters am Rande. Man erinnere sich an Töpfer; vielleicht sind auch Sullivan und Jacobsen ohne Busch undenkbar. Daß die Erstausgaben und bibliophilen Luxus ausgaben — man denke an die einzigen Japan-Papier-Drucke — in diesen Sälen nicht fehlen, versteht sich von selbst. Interessanter freilich dürfte das Original des »Heiligen Antonius« sein. Man kennt die merkwürdigen Begebenheiten Nr. 801/302 Donnerstag, -en 80. Dezember 1937 1023
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