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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1937
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Vuchhande! Nr. 285 (R. 142) Leipzig. Donnerstag den 9. Dezember 19S7 104.Jahrgang Leserwünsche Ich möchte vorausschicken, ich bin Feuilleton-Schriftleiter an einer Großstadtzeitung und habe als solcher auch einiges mit Büchern zu tun. Ich lese Bücher, um sie zu besprechen, ich lese Bücher, um mich zu unterrichten, und ich lese Bücher, weil Bü cherlesen von Jugend auf meine liebste Nebenbeschäftigung ist. Daraus ergibt sich, daß ich eine Reihe wohlgefüllter Bücher schränke mein eigen nenne, — schon weil ich der Ansicht bin, daß man Bücher besitzen muß, wenn man mit ihnen und ihren Verfassern, vor allem aber mit ihrem Inhalt auf ver trautem Fuße stehen will; man muß sie jederzeit greifbar haben, um sie sofort einsehen, in ihnen nachschlagen und sie immer wie der Nachlesen zu können. Aber ich komme auch mit anderen Leu ten zusammen, die Bücher lieben, und nicht zuletzt, weil sie mei nen Beruf kennen, sprechen wir dann oft über Bücher. Dabei hört man so mancherlei, was auch für die Herren Buchhändler und Buchverleger nicht ohne Bedeutung sein mag, und deshalb will ich — vom Standpunkt des Lesers betrachtet — hier einiges davon wiedergeben. Nicht wenige Bücherkäufer ärgern sich mitunter, weil sie meinen, sie seien mit einem Buche, das sie gekauft haben, her eingefallen; es entspreche nicht dem, was sie bei dem An sehen des betreffenden Schriftstellers erwarten durften. Sie sagen — nicht mit Unrecht —, es sei falsch, von jedem erfolg reichen Schriftsteller alles, was er jemals geschrieben hat, zu veröffentlichen, denn man nütze ihm damit wahrlich nicht und schade ihm viel eher bei den Lesern und Käufern, wenn mau auch das weniger Wertvolle, das er vielleicht in seinen Anfangs zeiten geschrieben hat, zum Buche mache und verlege, ja, man sei in manchem Falle, gelinde gesagt, sehr verwundert, wenn nam hafte Verlage derartige Werke herausbringen. Ich weiß in einer der ersten deutschen Kulturstädte einen tüchtigen Sortimenter, mit dem ich über solche Bücher sprach, und lobe ihn, daß er sagte: »Das Buch L. vom großen H. ist so unbedeutend, daß ich es meinen Kunden nicht empfehle-. Also: lieber dies oder jenes minderwcrte Werk eines Dichters ungedruckt lassen! Wenn er klug ist, wird er seinem Verlage früher oder später dafür selber dankbar sein. Und dann: Muß denn aus jeder kleinen Erzählung ein Buch von der Stärke eines Klassikerbandes gemacht wer den? Das Publikum ist längst sehend genug geworden, um zu er kennen, daß Dickdruckpapier, Cicerogröße der Buch staben, noch dazu durchschossene Schrift und breiter weißer Rand, wo sie in einem Buche zusammen anzutreffen sind, nur eine Augentäuschung bedeuten. Muß es denn immer den Anschein erwecken, als ob jeder Schriftsteller nur große Bücher geschrieben habe? Wir sind doch durch die so warm zu empfeh lenden und so gut eingeführten billigen Bücherreihen nachgerade daran gewöhnt, daß auch ein dünnes Buch einen sehr guten Inhalt haben kann. Selbstverständlich ist, daß es Bücher gibt, die als Fest-, Sonder- und Liebhaberausgaben eine aus nehmend reiche Ausstattung haben dürfen und haben müssen. Aber das trifft aus viele der hier gemeinten Bücher durchaus nicht zu. Die Bücheikäufer werden auch ein dünneres Buch gern kaufen, wenn sie es kennen oder den Dichter schätzen, und der Buchhändler braucht dazu erst keine große Überredungskunst spielen zu lassen. Überdies leben wir im Zeitalter des Vier jahresplanes, der allen unnützen Materialverbrauch beseitigen will. Deshalb: Fort mit den mit Luft auf Scheindicke gemästeten Büchern! Ein Schmerzenskind beim Satz von Büchern ist der Ein zug beim Absatzanfang, den man nun, anscheinend um zu zei gen, wie »modern- man ist, nicht mehr mitsetzen läßt. Was hat man dir, du armes Kind, getan?! Man spart gewiß nichts, in dem man ihn fortläßt und mit dem ersten Buchstaben gleich stumpf am Zeilenansang beginnt, aber man verundeutlicht das Lesen, man stiehlt dem lesenden Auge einen Anhalt und er schwert das Wiederaufsinden einer Stelle, die man sucht. Es handelt sich zumeist nur um zwei oder höchstens drei Buchstaben, die da gespart werden könnten. Dabei ist dieses eine kleine freie Geviert nicht eine dumme Marotte einer überholten Zeit, sondern eine aus der Erfahrung der Praxis heraus als not wendig erkannte, wohlbegründete typographische Einrichtung. Mich — und andere — ärgert jedes Buch, das ohne Einzüge gesetzt ist. Darum wieder her mit dem Einzug! übrigens hat das Bornbeginnen beim Absatz schon auf das Maschineschreiben übergegrifsen. Und wer da weiß, welchen unnötigen Arger, welche Mühe und welchen Zeitverlust es für einen Schriftleiter bedeutet, wenn er in ein Roman- oder ein anderes Manuskript nachträglich die Einzüge einkorrigieren muß, wie es leider häufig notwendig ist, der wird die Forderung nach der Wiederkehr des Einzuges unterstützen, auch als Ver lagsmann. Der Einband der Bücher besteht heutzutage in weit über wiegendem Maße aus Leinen, aus Leinen in allen möglichen Farben, die die Bücherbretter schön zieren, — manche leider nur für kurze Zeit. Denn bei vielen dieser Leinenbände verblassen die Farben der Buchrücken schon binnen kurzer Frist, und dabei kennen wir alle doch das gute Wort Indanthren! Es ist ein Jammer, wenn man sich nach einem halben oder ganzen Jahre ein Buch ansieht, das man sich eigentlich fürs Leben ge kauft hatte: Verschossen ist die schöne Farbe, mit dem verbliche nen Rücken sieht es unter den anderen wie eine alte, unge pflegte Schwarte aus. Man kann da sehr traurige Beispiele an führen. Nein, das Leinen muß lichtfest gefärbt sein, wenn es nicht naturfarbig ist. Überhaupt der Einband. Man staunt oft und wundert sich, wie groß die Unterschiede im Geschmack sind, die z. B. bei den so beliebten 2.8b-Mark-Ausgaben in der Ausstattung der Buchtitel und -rücken anzutreffen sind. Muß man denn einem solchen Einbande auf den ersten Blick ansehen, daß es sich »nur um ein billiges- Buch handelt, dessen Preis keine »Ausstattung- verträgt? Eine gefällige Schrift, die die Schön heit der kernigen, aber gegen Verzerrung so empfindlichen deut schen Buchstaben wohl auszunutzen weiß, und gar eine hübsche andeutende kleine Zeichnung verteuern eine große Auflage in der Herstellung gewiß nicht. Wie fabrikmäßig wesenlos im Aus sehen aber werden manche dieser Bücher dem kaufenden Publi kum angeboten! Und dabei haben gerade die Bücher dieser Preis lage auch geschmacklich eine so wichtige Aufgabe zu erfüllen. Ost sind die Schutzumschläge wirklich ein Schmuck des Bu ches und man sieht es, weil sie einem gefallen und man sich an sie gewöhnt, nur ungern, daß sie verschleißen und dann abge nommen werden müssen. Es wäre schön (und dem Bucheinband dienlich), wenn sie aus haltbarerem Papier beständen. Es muß ja nicht immer eine Dreifarbenautotypie auf Kunst druck sein! Ein Kapitel für sich, aber ein sehr wichtiges, ist das von der Größe der Bücher. Kann sich der Buchhandel denn nicht dazu entschließen, alle Romane, Erzählungen, Gedichtsammlun gen usw. in gleichem Format herzustellen? Dürfen denn, wenn man von einem Schriftsteller acht Bände hat, diese acht Bücher »nur- in vier oder fünf verschiedenen Größen zu er- S8S
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