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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 249, 26. Oktober 1914. Leipzig herausgegebene »Neueste Karte des Weltkrieges«, deren Laden preis bekanntlich ^ 1.— und deren Barpreis 50 -) beträgt. Die be treffende Firma weiß also mit sehr anständigem Nutzen zu arbeiten, und es war mir nach Empfang der Karte natürlich sofort klar, wes halb diese »prinzipiell nicht an Buchhändler usw.« liefert. Interessant ist auch das der Karte beigefügte gedruckte Empfehlungsschreibens ^ »Hochgeehrter Herr! Zur freundlichen Beachtung! Bei den Vorzügen dieser einzig dastehenden Karte ist mit Sicherheit auf einen bedeutenden Absatz zu rechnen, und wir bitten, umgehend reichlich nachzubestellen. Sie erweisen Ihren Angestellien, Freunden und Bekannten zweifellos eine Gefälligkeit durch Zirkulation der Karte resp. Empfehlung derselben. Für diese Bemühungen unseren ergebensten Dank. Eckeri L Pflug, Kunst-Verlag, Leipzig«. Ich habe naillrlich der Firma F. A. Blockhaus, die gewiß hier von keine Ahnung hat, Kenntnis gegeben, mit dem Anheimstellen, ob es sich zur Vermeidung von dergleichen Übervorteilungen nicht empfehlen dürste, die betreffende Karte mit einem Preisaufdruck zu versehen und mit dem Namen des Herausgebers, weil dadurch meiner Meinung nach dergleichen Machenschaften ein Riegel vorgeschoben wird. Warmbrunn. Max Leipelt. s cond. lVgl. Nr. 2L3, 240, 244, 245 u. 247.) In seinem Eingesandt in Nr. 244 wendet sich Herr Or. Nörren- berg gegen die jetzt an allen Orten rwrgenommene Abschaffung der Fremdwörter, die er für übereilt hält, und übt an einigen Wörtern philologische Kritik. Man kann seiner Behauptung nicht widerspre chen, daß diese Bestrebungen nicht gerade einen Beweis für ein ge festigtes Volksbewußtsein bilden; hätten wir ein solches in dem Um fange, wie wir es sollten, dann wären die vielen überflüssigen Fremd wörter auch schon längst verschwunden. Dieser Krieg, dieser Ver zweiflungskampf des Deutschen Reiches aber wird uns nun hoffent lich das ersehnte sichere Volksbewußtsein bringen, dessen wir bislang unzweifelhaft entbehrten. Hat doch das Aufflammen des Völkerhasses, der nicht nur unsere »ritterlichen« und »geistreichen« westlichen Nach barn, nicht nur unsere englischen »Vettern« und die östlichen »Kultur beschützer«, sondern fast die ganze romanische Welt erfaßt hat, endlich einmal unfern Ausländcrfreunden und -bewunöerern im Lande die j Augen geöffnet und ihnen diese Idole in ihrer wahren Gestalt und ihrem moralischen Tiefstand gezeigt. Auch den Deutschen im Ausland, die nur zu sehr geneigt sind, ihr Volkstum zu vergessen, um nicht im Geldverdienen behindert zu sein, und die nicht immer in einer Weise auftreten, um dem Fremden Achtung vor deutscher Art beizubringen, ist ihre Abstammung und Zugehörigkeit recht kräftig zum Bewußtsein - gebracht worden. Um aber unserm Volkstumsbewußtsein weitere Förderung zu ver schaffen, ist es unzweifelhaft von großem Wert, die entbehrlichen Fremdwörter zu beseitigen. Und die Erregung einer großen Zeit kann dazu den mächtigsten Anstoß liefern. Wer noch nicht ganz sein Latein oder Griechisch vergessen hat, nimmt ohnehin ein Fremdwort nicht für ein Wort wie jedes andere, ihm ist vielmehr die ursprüngliche Be deutung des Wortes stets bewußt. Daß diese sich nicht immer mit dem Sinn deckt, den man jetzt damit verbindet, teilen diese Wörter mit so manchem gut deutschen allgemein gebrauchten Wort: der Fähnrich trägt keine Fahne; der Bahnhof ist kein Hof mehr wie der Fuhrhof, sein Vorgänger; es ist schwer, eine Erklärung für das Wort Schrift steller zu liefern, das sich ganz und gar eingebürgert hat; obwohl man es vor 100 Jahren noch nicht kannte, weiß doch jeder, was es bedeutet, man weiß auch, was ein Funker ist, zumal jetzt, obwohl es doch noch andere, als gerade die Art elektrischer Funken gibt, die zur drahtlosen Telegraphie benutzt werden usw. usw. Und versteht nicht der eine Handwerker unter Bär, Wolf, Frosch, Bock usw. ganz etwas anderes als der andere und als man im allgemeinen damit bezeichnet? A u f das Wort an sich kommt es also gar nicht an, sondern darauf, welchen Sinn man in einem besonderen Fall oder bei einem bestimmten Geschäftszweig oder Gewerbe damit verbinden will. Mit philologischen Bedenken wird man da nicht weit kommen, zumal bei Fachausdrücken, wo sich nur die Fachleute über einen zu wählenden Ausdruck klar zu werden brauchen und fremde Bemän gelungen unbeachtet lassen sollten. Will man bemängeln, dann ist fast an jedem deutschen oder fremden Fachausöruck (früher stets tsr- minns teekuiiens) etwas auszusctzen, zu sagen, zu erklären. Die Durchführung einer gereinigten Geschäftssprache dürste bei keinem Handelszweig so leicht fallen wie beim Buchhandel mit seinem straffen Zusammenschluß im Börsenverein. Sehr bedenklich muß es aber erscheinen, wenn man einen bereits eingebürgerten Ausdruck plötzlich ändern und dadurch Verwirrung stiften will. Warum denn nicht »bedingungsweise«, »bedw.« oder bedingt, »bed.«? Ich bestelle bedingungsweise, oder meine Bestellung ist eine bedingte; nämlich ich bedinge mir das Recht der Rückgabe aus. Wo soll hier ein unbedingter Fehler stecken? Das Wort hat schon lange Wurzel gefaßt, und es gilt in dieser Angelegenheit jeden Fußbreit Bodens zu verteidigen. Auch Schrifttum hat sich gut eingebürgert. Es sagt so viel — und so wenig wie Literatur, aber es ist deutsch, und das sollte ihm das Übergewicht sichern. Schrifttum und Schriftwesen werden sich gut voneinander unterscheiden. Mögen dem L cond. noch recht viele Nachfolgen! Netto heißt rein. Folgerichtig sagt man schon lange für Nettogewicht — Reingewicht. Warum nicht statt Nettopreis — Neinpreis? Warum nicht für Nemit- tenden und Disponenden — Zurücksendung, Zurückgesandtes und Zu rückbehaltung, Zurückbehaltenes? Setzen wir an die Stelle des jetzt noch — am meisten doch wohl bei den älteren Herrschaften — vor- waltendcn unangenehmen Gefühls etwas Neuem gegenüber unser Volksgcfühl — und es wird gehen. Leipzig, 23. Oktober 1914. F. L. Die jahrelangen Bemühungen des Deutschen Sprachvereins um die Reinigung der deutschen Sprache von den vielen überflüssigen und beschämenden Fremdwörtern scheint erst jetzt durch den Krieg von Erfolg gekrönt zu werden. Daß der Sinn einer reindeutschen Sprach- weise aber selbst in gebildeten Kreisen noch ziemlich mangelhaft ent wickelt ist, kann man aus der letzten Verdeutschung der beiden Wörter ä cond. in dir. 245 des Börsenblatts ersehen. Für dieses eingewurzelte Fremdwort und im Gegensatz zu dem Begriff »fest« die Neubildung »unfest« zu setzen, wäre eine sprachliche Verworrenheit, die als Neu bildung durchaus nicht schön genannt werden kann. Der Hinweis auf andere ähnliche Wörter wie »unweit«, »untief« usw. ist schlecht an gebracht, denn gerade solche Wörter sind meistens nur in dem verdor benen Zeitungsdeutsch des hastenden Tagesschriftstellers entstanden, während die große Ausdrucksfähigkeit der deutschen Sprache für jeden Begriff passende Wörter und Gegenwörter hat. Der Gegensatz von fest ist eben »lose«, »locker«. Diese beiden Wörter treffen aber noch nicht eigentlich den französischen Begriff ä cond., für die das Wörtchen »be dingt« oder »bedingungsweise«, »unter Vorbehalt«, »wahlweise« und andere Wörter in Fülle zu finden wären. Ich möchte dem Börsen verein der Deutschen Buchhändler empfehlen, sich einmal in dieser Frage mit dem Deutschen Sprachverein zur sinngemäßen Verdeutschung aller im Buchhandel üblichen Fremdwörter in Verbindung zu setzen, damit nunmehr bei der endgültigen völkischen Wiedergeburt des deut schen Volkes auch solche Wörter gefunden oder gewählt werden, die sach lich treffend und sinngemäß im Sprachschatz des deutschen Buchhänd lers Bürgerrecht erringen. So unbedeutend vielleicht manchem der Streit um ein kleines Wort scheinen mag, so wertvoll ist gerade ande rerseits eine reine deutsche Sprache für denjenigen Berufsstand, der wie der Buchhändler die geistigen Güter des Volkes verwalten und pflegen soll. Berlin-Steglitz. Gustav Möckel, Inhaber des Verlags Kraft u. Schönheit. Die verschiedenen Vorschläge zur Abschaffung des Fremdwortes ä cond. sind sehr begrüßenswert, aber m. E. bisher wenig glücklich. Bedingt, unfest usw. werden sich sicherlich nicht einbürgern, da sie unschön, hartklingend und unklar sind. Die Lösung dürfte auf dem Wege einer Weiterbildung der deutschen Sprache selbst liegen, die neue Worte schaffen sollte, statt sich auf Zusammensetzungen, wie z. B. un fest, zu beschränken. Es kommt auch weniger darauf an, genau zu übersetzen, als ein neues Begriffswort zu finden, an das man sich für die Zukunft gewöhnen könnte, so daß es das bisherige ä cond. völlig ersetzt. Ohne damit einen endgültigen Vorschlag machen zu wollen, erinnern wir an die Buchstabenwörter, wie z. B. »Bugra«. Ein ähnliches neues Wort würde die Zusammenziehung »zur Oster- Messe abzurechnen« ergeben — Zoma oder Z o a. Das ist e i n Wort, und wäre auch bequemer als a cond. oder in Kommission. München. Verlag der Aerztlichen Rundschau. Otto Gmelin. Verantwortlicher Redakteur: EmilThomaß. — Verlag: Der Bdrsenverein -er Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches BuchhändlcrhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhaus). 1576
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