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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1937
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- 1937-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1937
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lich wirkende Arl Tatsache geworden. Die Schwierigkeiten, die mit der Lösung der dabei fällig gewordenen ungezählten Einzel probleme verbunden waren, sind unterdes längst vergessen. Die Wirklichkeit ist da, und sie schasst ununterbrochen neue Tat bestände. Nur so haben wir im Bereiche des deutschen Kulturlebens ohne nennenswerte Erschütterung eine Frage lösen können, die gerade auf diesem Gebiets in der vornationalsozialistischen Zeit für schlechterdings unlösbar galt: wir haben die Juden beseitigt und Führung und Repräsentanz des deutschen Geisteslebens der Nation und der Welt gegenüber wieder in deutsche Hände gelegt. Was das bedeutet, kann nur der ermessen, der eine Vorstellung davon besitzt, wie tief der jüdische Einfluß gerade in das deutsche Kulturleben eingedrungen war. Noch klingt uns in den Ohren das Geschrei unserer Gegner, es sei unmöglich, die Juden aus dem deutschen Kulturleben zu entfernen, da sie nicht ersetzt werden könnten. Wirhaben es getan, und es geht besser als zuvor. Auf diesem Ge biet ist die Forderung des Nationalsozialismus restlos durchge führt worden, und die Welt hat den Beweis vor Augen, daß das Kulturleben eines Volkes auch, und zwar sinn- und zweckgemäß ausschließlich von seinen eigenen Söhnen verwaltet, geführt und repräsentiert werden kann. Wie tief der jüdische Ungeist in das deutsche Kulturleben eingedrungen war, das zeigte in erschreckenden und geradezu grauenerregenden Formen die in München als warnendes Bei spiel durchgeführte Ausstellung der »Entarteten Kun st«. Wir sind ihretwegen vielfach in der sogenannten Welt presse angegriffen worden; aber es hat sich bis heute kein nus- ländischer Enthusiast gefunden, der zur Wiedergutmachung die ser Kulturbarbarei etwa bereit gewesen wäre, die in München ausgestellten »Kunstschätze« zu kaufen und sie damit für die Ewigkeit zu retten. Sie mögen sie nicht, aber sie verteidigen sie. Und sie verteidigen sie nicht aus kulturellen, sondern lediglich aus politischen Gründen. Es bedarf kaum einer wegwerfenden Handbewegung, um sich mit ihren Argumenten auseinanderzu- setzcn. Reichsminister vr. Goebbels wandte sich in diesem Zusam menhang auch gegen eine Reihe von Einwänden, die hier und da in deutschen Künstlerkreisen erhoben worden seien. Er erklärte dabei: Man meinte, man solle diese Entwicklung sich selbst aus wirken lassen, sie werde sich so am ehesten totlaufen. Man hätte dasselbe in der Innenpolitik über den Marxismus oder über den Parlamentarismus, in der Wirtschaft über den Klassenkampf oder über den Standesdünkel, in der Außenpolitik über den Versailler Vertrag oder über den Raub der deutschen Souve- ränitätsrcchte sagen können. So etwas läuft sich nicht selbst tot; das muß beseitigt werden. Je gründ licher, schneller und radikaler das geschieht, um so besser! Das hat gar nichts mit Unterdrückung künstlerischer Freiheit und jugend lichen Fortschritts zu tun. Im Gegenteil, die Machwerke, die hier ausgestellt waren, und ihre Schöpfer sind von gestern und vorgestern. Wie gesund eine solche Reinigungskur war, das zeigt die Reaktion beim Publikum und vor allem bei den Käuferschichten der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München. Noch niemals sind soviele Bilder, und zwar in der Hauptsache wahre Kunstwerke schöpferischer Gestaltung verkauft worden wie bei dieser Gelegenheit. Noch niemals hat das breite Publikum an den Fragen der bildenden Kunst einen so lebendigen und in neren Anteil genommen wie hier. Es wurde gerade zu wie eine Erlösung begrüßt, daß der Anbruch eines neuen künstlerischen Schaffens verbunden wurde mit der Beendigung einer Zeitpsychose, die wie ein drückender Alp noch auf unserer Seele gelegen hatte. Bedeutet das nun eine Einengung der soviel beredeten künstlerischen Freiheit? Doch nur dann, wenn der Künstler das Recht hätte, sich der Zeit und ihren Forderungen zu entziehen und außerhalb der Gemeinschaft seines Volkes ein eigenbröt lerisches Sonderleben zu führen. Das aber kann und darf nicht der Fall sein. Der Künstler steht mit ten in seiner Nation; die Kunst ist nicht ein Le bensbezirk für sich, in den einzudringen dem Volke verwehrt sein müßte. Sie ist eine Funk tion des Volkslebens und der Künstler ihr be gnadeter Sinngeber. Aus unserer letztjährigen Tagung wurde die Abschaf fung ser Kunstkritik proklamiert. Dieser Akt stand in ursächlichem Zusammenhang mit der zielbewußten Reinigung und Ausrichtung unseres Kulturlebens. Die Entartungserschei nungen in der Kunst waren zum großen Teil aus das Schuld konto der Kunstkritik zu schreiben. Die Kunstkritik hatte in der Hauptsache die Richtungen und Ismen gemacht. Sie beurteilte die künstlerische Entwicklung nicht mehr aus einem gesunden, volks gebundenen Instinkt heraus, sondern nur noch aus der Leere ihrer intellektuellen Abstraktheit. Das Volk hat daran niemals teilgenommen. Es hat sich nur mit Abscheu von einer Kunst richtung abgewandt, die mit seinem gesunden Empfinden gar nicht mehr in Übereinstimmung gebracht werden und nur noch als die Ausgeburt einer snobistischen Dekadenz gewertet werden konnte. Die Abschaffung der Kunstkritik und die Einführung der Kunstbetrachtung, vor einem Jahr noch von großen Teilen der Auslandsmeinung als barbarisch und undurchführbar verschrien, hat sich mittlerweile überall bei uns durchgesetzt. Wir haben des halb nicht weniger, sondern eher mehr Talente ken nen gelernt. Als Kritiker fungiert jetzt das Publikum selbst, das durch seine Teilnahme bzw. seine Teilnahmslosigkeit ein unmißverständliches Urteil über seine Dichter, Maler, Musiker und Schauspieler abgibt. Die Kunst, aus dem engen und isolierten Bezirk ihres Eigen lebens herausgenommen, steht wieder mitten im Volke und übt von da ihre starken Wirkungen auf die ganze Nation aus. Aller dings hat die politische Führung dabei eingegriffen und greift heute noch täglich und unmittelbar ein; aber das geschieht in einer Weise, die der deutschen Kunst und dem deutschen Künst ler nur zum Segen gereichen kann; durch Subvention, Auf tragserteilung und ein Mäzenatentum, das in dieser Großzügigkeit heute in der ganzen Welt einzig dastehend ist. Theater und Film, Schrifttum und Dichtung, Maleret und Baukunst haben damit eine Befruchtung erfahren, die vordem ganz unvorstellbar war. Es ist wahr, daß jede große Kunst aus die Dauer nur von ihrem gesunden Nachwuchs leben kann. Und deshalb hat unsere Hauptsorge gerade diesem Problem gegolten. Mit der Sorge um den Nachwuchs geht die Sorge für das Alter Hand in Hand. Es ist billig und bequem, in spießbürgerlichen Vorurteilen befangen zu bleiben, sich das Truggebilde eines Künstlertums vor Augen zu halten, zu dem der Hunger als stän diger Wegbegleiter gehört, mit nichtssagendem Achselzucken über die manchmal zum Himmel schreiende Not des alternden Künst lers hinwegzugehen, dabei aber gedankenlos und ohne viel An erkennung die künstlerischen Leistungen der Jugend entgegenzu nehmen. Dagegen Abhilfe zu schaffen, hielten wir für unsere moralische und staatspolitische Pflicht. Die Erfüllung dieser Pflicht war um so schwerer, als es für die Organisation einer Künstleraltershilfe weder bei uns noch in der Welt irgendein Beispiel gab. Ich habe auf der letzten Tagung der Reichstheaterkammer in Düsseldorf im Mai dieses Jahres die Vorbereitung einer gesetzlichen Altersversorgung für den deutschen Künstler angekündigt. Zur Überbrückung der bis zur endgültigen Lösung dieses Problems weiter bestehenden Not stände hat die Rejchsregierung in der S t i f t u n g »K ü n stl e r - dank- eine Summe von insgesamt dreieinhalb Millionen Reichs mark zur Verfügung gestellt. Die Durchführung der Al tersversorgung selbst ist nunmehr in ein aku tes Stadium getreten. Wir haben zuerst mit der Altersversorgung für die Büh nenschaffenden begonnen und ihr durch Art und Umfang der Leistungen eine soziale Funktion gegeben, die bestimmt ist von dem Dank der Nation an die Mittker der Kunst. Mit dem morgigen Tage ergeht eine Anordnung, auf Grund derer zur «58 Nr. 277 Dienstag, üen 8V. November 1987
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