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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1933
- Sprache
- Deutsch
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Mensch tut gut daran, irgendwie mit ihr in Verbindung zu kom men. Ich verlange nicht von Ihnen meine Herren, daß Ihre Herzen mit den unseren g l e i ch k l i n g e n, was ich aber im eigenen Interesse von Ihnen verlangen kann und verlangen mutz ist, daß Sie uns mit dem Verstände verstehen, datz Sie einsehen lernen, daß hinter uns nichts mehr steht als nur ein Chaos. Jeder wahre Patriot — er mag zu uns stehen, wie er will — mutz wissen, daß dies der letzte Ver such zur Wiedergewinnung deutscher Freiheit und deutscher Größe ist und er mag uns mit allen Kräften unterstützen. Würde dieser Versuch mißlingen, die Folgen wären unausdenkbar und deshalb müssen wir — ob wir uns im Herzen dazu bereit fin den oder uns nur mit dem Verstände finden — Zusammengehen und uns die Hände reichen. Wir haben einander nötig. Wir können ohne einander nicht fertig werden. Diese Regierung muß das Volk hinter sich finden, um ihre großen Entschlüsse durchzu setzen. Und dieses Volk in allen Schichten und Berufen muß diese Regierung vor sich sehen, um Glaube un'd Hoffnung für die Zu kunst zu haben. So züchten wir ein neues junges starkes deutsches Geschlecht, das in uns und mit uns erwächst und mit dem Staat verschmilzt, der dann nicht mehr eine übergeordnete Bürokratie darstellt, sondern priesterlicher Ausdruck seines Daseins ist. Mag sein, baß ein Teil der älteren Generation uns nicht mehr verstehen kann. Sie müssen uns wenigstens verstehen wollen, sie müssen we nigstens zugeben, baß wir ehrlich dem Volke dienen, datz wir Großes schon zuwege gebracht haben und daß wir mit Hilfe des Volkes auch Großes noch zuwege bringen werden. Dabei müssen alle mithelfen. Die Regierung vermag allein gar nichts. Und es darf in Zu kunft nicht mehr heißen: Warum hilft die Regierung nicht? Wo die Regierung helfen kann, wird sie helfen. Darüber hinaus aber hat sie eine größere Aufgabe, po litisch einen Boden zu bereiten, auf dem das Volk sich selbst helfen kann. Diese Regierung ist die Krönung eines Volkswillens, jeder einzelne im Volk fühlt sich eins mit dieser Regierung. Es darf nicht mehr so sein, daß Teile des Volkes hämisch grinsend im Hintergründe stehen und wünschen, daß diese Regierung Mißerfolge habe, sondern jedermann muh wissen: der Mißerfolg dieser Regierung schlägt Dich mit, und vom Evfolg dieser Regierung werde auch ich mitzehren! Denn das Volk sind wir alle. Des Volkes Gesundheit zu dienen ist unsere Auf gabe, jeder an seinem Platze und jeder nach bestem Wissen und bestem Vermögen. Fe dunkler sich über uns die Wolken zusammen ballen, je kritischer unsere Position in der Welt wird, je schwerer werden mit dieser Welt, die uns abhold ist, die Kämpfe sein müssen: um so fester müssen wir uns zusammenschließen. Daß die Welt das nicht gern sieht, wenn Deutschland wieder zum Be wußtsein seiner Kräfte kommt, das haben wir zu erwarten, das ist natürlich und selbstverständlich. Am bequemsten ist es für die anderen, mit Deutschland zu tun zu haben, wie es in den Jahren 1918—19W war: denn diesem Deutschland konnte man alles zu muten. Das soll künftig nicht so sein. Wir wollen ein anderes Deutschland, ein Deutschland von 1933, das anders ist als das von 1918. Es kann sein, daß wir zu diesem Ziele nochmals eine schwere Zeit werden durchwachen müssen, außenpolitisch, wie wir sie inner politisch hatten. Gehen wir diesen Weg mit festem Mut und mit unerbittlicher Entschlossenheit im Herzen. Gehen wir ihn als Volk, nicht mehr als Klasse, und seien wir in dieser Frage uns eins, dann wollen wir die Welt überzeugen, daß Deutschland seinen Platz an der Sonne verdient, dann wird das Wort einen neuen Sinn haben und eine neue Bedeutung für uns und für alle anderen Völker: »Denneswird amdeutschen Wesen noch einmal die Welt genesen«. (Stürmischer Beifall.) Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien. Von vr. Wolfgang Herrmann, Berlin. Die Ausgabe, die der öffentlichen Bücherei (Volksbücherei) im neuen Staat gestellt ist, entspricht der Losung Mussolinis: »Buch und Büchse — das ist mein Befehl«. Damit ist gesagt, Haß das kulturpolitische Ziel der Volksbüchereien in der geistigen Wehr- haftmachung, der totalen Mobilmachung des deutschen Menschen mit Hilfe des echtbürtigen Schrifttums liegt. Der erste Schritt zu diesem Ziel ist der allerorts spontan eingeleitete Versuch, die Arbeitsmittel und Buchbestände der Büchereien auf das Wesent liche zu konzentrieren. Dieser Vorgang, der überall da, wo Fach leute die Aktion in die Hand nahmen, sich in durchaus geordneten Formen abgespielt hat, ist der breiten Öffentlichkeit sehr bald durch das inquisitorische Stichwort der »Schwarzen Listen« bekannt geworden. Dabei handelte es sich nie um Bilderstürmerei, sondern um mehr, nämlich um die Erarbeitung neuer Aus wahl - und Wertprinzipien auf dem Gebiete der volks tümlichen Literatur und der Literaturkritik. Die Maßstäbe, nach denen die Schwarzen Listen angefertigt wurden, sind selbstverständlich litevaturpolitischer Natur. Für sie gilt die fundamentales für jede politische Entscheidung notwendige Vorfrage: Wer ist der eigentliche Feind? Gegen wen richtet sich der Kampf? Die Antwort gibt eine grundsätzlich gehaltene Erklärung, die vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung anerkannt, und für die staatlichen Büchereibera tungsstellen auf dem Lande verbindlich erklärt worden ist. In dieser Erklärung heißt es: »Der Kampf richtet sich gegen die Zersetzungserscheinungen unserer artgebundenen Denk- und Le bensform, d. h. gegen die As ph altliteratur, die vorwie gend für den großstädtischen Menschen geschrieben ist, um ihn in seiner Beziehungslosigkeit zur Umwelt, zum Volk und zu jeder Gemeinschaft zu bestärken und völlig zu entwurzeln. Es ist die Literatur des intellektuellen Nihilismus«. Der Begriff der Asphaltliteratur wird dann im einzelnen dahin festgelegt: »Diese Literaturgattung hat vorwiegend, jedoch nicht nur jüdische Vertreter. Aber nicht jeder jüdische Schriftsteller ist ein Asphalt- literat, z. B. vertritt die Kritik, die der Zionist Emanuel bin Gorion stets an den literarischen Assimilationsjuden geübt hat, das jüdisch-völkische Prinzip«. Weiter heißt es: »Nicht jeder russische Schriftsteller ist Kulturbolschewist. Dostojewski und Tolstoi gehören nicht auf den Index (ohne Dostojewski kein Moeller van den Bruck!). Neuanschaffungen von Russen sind nicht nötig, ebensowenig wie alle neuen Russen (z. B. Fadejew, Fa- rassow-Rodinow) vernichtet zu werden brauchen«. über die technischen Methoden, nach denen sich die Säube rung vollziehen soll, wird gesagt: »Es empfiehlt sich, grundsätzlich von jedem, auch dem gefährlichsten Buch je ein Exemplar in den großen Stadt-, Haupt- und Studienbüchereien für die kommende Auseinandersetzung mit den Asphaltliteraten und Marxisten im Giftschrank zu behalten. Dies gilt vor allem für die wissenschaftlich-marxistische Literatur, die in Volksbüchereien natürlich entbehrlich ist. Technisch ist die Säuberung etappen weise, nach Maßgabe der möglichen Neuanschaffungen zur Auf füllung der entstandenen Lücken mit deutschem Schrifttum, durch zuführen. Die für die Ausleihe gesperrten Bücher find am Praktischsten in drei Gruppen einzuteilen: Gruppe 1 fällt der Vernichtung (Autodafe) anheim, z. B. Re marque, Gruppe 2 kommt in den Giftschrank, z. B. Lenin, Marx, Gruppe 3 enthält die zweifelhaften Fälle, die eingehend zu prüfen sind, ob später zu Gruppe 1 oder 2 gehörig, z. B. Traven«. Entscheidend sind die Schlußsätze der Erklärung, die sagen: »Wichtiger als die Säuberung ist der Bestands a u s b a u im Sinne des neuen Deutschland. Zum Bestandsaufbau im nationa listischen und sozialistischen Sinne gehört keinesfalls der patrio tische Kitsch. Gegen ihn werden ebenfalls Schwarze Listen ausge arbeitet«. Als Beispiele für patriotischen Kitsch werden erwähnt: F. O. Höcker und Peter Hoch. Diese Formulierungen offenbaren ein so außerordentliches Maß von Rigorosität und Konsequenz, daß sie f ü r d e n f r e i e n deutschen Buchhandel nur sehr bedingt als Maßstab gelten dürfen. Die Arbeit der öffentlichen Bücherei steht unter sehr anderen Gesetzen als die Arbeit des Buchhandels, die eine viel umfassendere ist. Dieser grundlegende Unterschied wird ganz klar, wenn wir die erste amtliche Schwarze Liste*) für Preußen nachstehend abdrucken: *) Die übrigen Schwarzen Listen umfassen die Gebiete: Politik, Staatswissenschaften, Geschichte, Literaturgeschichte, Kunst, Geographie, Biographie.
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