Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1933
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- 1933-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1933
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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- Monat1933-05
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Kantate 1933. Uber den Verlauf der Kantateverhandlungen unterrichtet das vorstehend abgedruckte Protokoll. Von den am Abend beim Fest essen gehaltenen Ansprachen geben mir zunächst die Rede des Herrn Reichsministers vr. Goebbels wieder. Der Abdruck der anderen Reden folgt in der nächsten Nummer. R ei chsm i niste r v r. Goebbels: Meine Herren! Es gibt Stabte in Deutschland, deren Name allein schon ein Begriff 'geworden ist, ein Begriff, der nicht nur in den Grenzen unseres eigenen Landes, sondern in der ganzen Welt seine Bedeutung und seine Geltung hat. Beispielsweise kann man die Stadt Nürnberg nicht nennen, ohne gleich dabei von dem Zauber der Noinaintik der mittelalterlichen Meister dieser Zeit um geben zu sein, Weimar nicht nennen, ohne an die große Zeil deut scher Klassik zu denken. Man kann den Namen Potsdam nicht nennen, ohne sich der großen preußischen Könige und ihres histori schen Werkes zu erinnern. Man kann auch nicht Essen nennen, ohne unmittelbar -dabei an Krupp zu denken, als an den deutschen Waffenschmied. Zu diesen Städten gehört auch Leipzig. Der Name Leipzig ist nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt ein feststehender Begriff geworben, und zwar nicht als völkerreiche Stadt, nicht als Stadt des Handels, Stadt der Industrie, als größte sächsische Stadt; sondern Leipzig ist als Ge bilde in die deutsche Geschichte eingegangen, im unmittelbaren Zu sammenhang mit dem deutschen Buchhandel. Leipzig ist der Mittelpunkt des deutschen B u ch -s ch a f f e n s , und als solcher ist diese Stadt von einer ungeheuren kulturellen Bedeutung, sowohl für die Geltung des deutschen Namens im Lande selbst als auch für die Geltung des deutschen Namens in der Welt. Diese kulturelle Sendung hat die Stadt Leipzig in den vergangenen -Jahrzehnten und Jahr hunderten erfüllt, und sie ist sich dieser Sendung auch immer und vollauf bewußt geblieben. Allerdings sind die verheerenden Er scheinungen in der deutschen Politik und Wirtschaft, die mit dem Zusammenbruch im November 1918 einrissen, auch nicht spurlos an dieser Stadt und ihrem geistigen Schaffen vovbeigegangen. Wenn ich die vierzehn schmachvollen Jahre hinter uns auf den einfachsten Nenner bringen soll, möchte ich sie dahin definieren, sie als einen Durchbruch des Materialismus zu kennzeichnen, der in sich so seelenfremd und seelenlos geworden war, daß -er dem Menschen nicht mehr die geistige und seelische Kost geben konnte, auf die er nach Fug und Recht Anspruch erheben kann. Das wirkte sich nicht in der Politik allein aus, sondern wurde dort nur am besten sicht bar. Scharfblickenden erscheint dieser Zusammenbruch auch als selbstverständlich, doch als er sich auch wirtschaftlich bemerkbar machte, machte sich der Widerspruch gegen diese Zerfallserschei- nungcn bemerkbar und wirksam. Es ist aber nicht so, daß die Wirtschaft dabei allein ausschlaggebend für den Ausbruch der nationalsozialistischen Revolution war. Revolutionen entzünden sich zwar an wirtschaftlichen Notständen, ihnen zugrunde liegt aber eine geistige Umwälzung, wie -ja -überhaupt immer Revolutionen ihren zündenden Funken und Motor von Ideen empfangen und nicht von materiellen Umständen. Sie als Männer des deutschen Buches haben ja vielleicht viel eher diese Verfallserscheinung in Ihren Gewerben erkannt als die breite Masse. Der kleine Mann sieht erst etwas als geformt an, wenn es sich an seinem Leibe auswirkt. Solange sich Ver fallserscheinungen nur auf seelischem Gebiete zeigen, wird es schwer sein, dagegen die Massen zu mobilisieren. In den ver gangenen vierzehn Jahren, in denen wir im allgemeinen glaubten, wie herrlich weit wir es gebracht hätten, hat sich in Deutschland eine Unkultur breitgemacht, die des Landes der Dichter und Denker nicht mehr würdig ist. Das hat sich auch im Buchhandel ausgc- wirkt. Und wenn Sie nun zum ersten Male nach Ubernahm-e der Macht durch die nationalsozialistische Bewegung hier zu Ihrer traditionellen Feier zusammentrcten, müssen Sie sich klar sein, daß dieser geistige Umbruch, der mit dem 3V. Januar begonnen hat, auch nicht spurlos an Ihnen selbst und an Ihrem Gewerbe Vorbei gehen kann. Das deutsche Buch ist nicht nur eine materielle An gelegenheit. Es ist nicht nur eine Sache des Geschäfts. Sie sind zwar die geschäftlichen Verwalter des deutschen Buches, aber es wäre verhängnisvoll, wenn Sie auch nur einen Augenblick dabei vergessen wollten, daß Sie zugleich die Verwalter eines unabmeß baren Kulturgutes des deutschen Volkes sind. Und wenn sich im allgemeinen gerade in Zeiten der Not die Seele zu dem Geist zurück flüchtet, so werden Sie um so mehr sich dieser großen nationalen Pflicht bewußt werden müssen. Reformationserscheinungcn beginnen immer im Geistigen, und da im allgemeinen das Buch der plastische Ausdruck eines geistigen Zustandes im Volke ist, so ist dieser Zustand weder in den vergange nen vierzehn Jahren spurlos an Ihrem Gewerbe vorbeigegangen, noch wird der neue Zustand, der am 30. Januar eingesetzt hat, in Zukunft spurlos an Ihrem Gewerbe vorbeigehen. Es ist ein charakteristisches Merkmal deutscher politischer und historischer Ent wicklung gewesen, daß je mehr das deu.sche Volk politisch und materiell geschlagen war, um so besser und um so tiefer es ver stand, geistige Kräfte zu mobilisieren, und daß diese dann am Ende dem deutschen Volke die Möglichkeit gegeben haben, sich materiell wieder emporzuarbeiten. Das -war auch so nach dem namenlosen Zusammenbruch des deutschen Volkes in den Schlachten von Jena und Auerstedt. Wenn damals die Beamtengehälter ge kürzt wurden, waren sich die Lenker und Leiter des Staates im klaren, daß das, was wir an Materiellem verloren hatten, nun an ideellen Werten ersetzt werden müßte, und daß dieser geistige Fundus, der damit geschaffen wurde, Ausgangspunkt sein würde für eine neue soldatische, politische, wirtschaftliche Erhebung des deutschen Volkes. Diese hohe kulturelle Sendung kann allerdings das deutsche Buch nur erfüllen, wenn Volk und Geist eins geworden sind. So lange das Buch das Vorrecht einer kleinen führenden Oberschicht bleibt, solange es nicht unmittelbaren Zugang zum Volke selbst findet und die breiten Massen wieder ergreift, kann von einer wirk lichen Befruchtung des Völkerlebens nicht die Rede sein. Selbst auf die Gefahr hin, daß die früher dargelegten Gedankengänge hier zu wiederholen find, muß ich betonen: Sowohl das deutsche Theater wie der Film und das deutsche Buch sind ihrer eigent lichen Sendung nicht getreu geblieben. Ihre Aufgabe, Ihre Pflicht ist es, der neuen Kultur den Weg freizulegen. Ich gebe zu, daß nach dem Zusammenbruch von 1918 der eine oder andere dem Geist des Nationalsozialismus zweifelnd gcgenüberstchen mußte. Darüber hinaus aber war ein Zweifeln nicht mehr möglich, daß der Zustand vom November 1918 nicht aufrechterhalten werden konnte, und da gab cs nur zwei Alternativen: entweder mündet er fortgesetzt in die Anarchie oder ins bolschewistische Chaos, oder aber das deutsche Volk gewann noch einmal die Kraft, um diesem liberalen Zcrsetzungswesen ein Halt entgegenzurufen. Wir haben um diese Entscheidung vierzehn Jahre lang gekämpft, und wenn wir am 30. Januar in die Macht einmarschiertcn, so können wir heute mit Stolz bekennen, daß uns die Macht nicht geschenkt worden ist, daß wir sie erobert und verdient haben. Und ich möchte einen anderen Zweifel hier beseitigen. Es ist nicht an dem, als wenn die Tatsache, daß die nationalsozialistische Bewegung auf dem Wege der Legalität an die Macht gekommen ist, als wenn diese Tatsache irgend etwas an dem revolutionären Charakter der Bewegung ändern könnte. Sie war revolutionär und ist es so und wird es bleiben. Allerdings versteht sich dann das Wort im wahrhaft historischen Begriffe. Eine Revolution erhält nicht dadurch ihren entscheidenden Charakter, daß sie auf legalem Wege ausgefochten wird, sondern vielmehr darin, zu welchem Ziele sie hinstrebt. Man kann einer Legalität sich bedienen, um reaktio näre Ziele zu erreichen und umgekehrt. Das, was wir wollen, ist mehr als eine Revolte. Unsere historische Aufgabe i st es, den Geist an sich umzustellen, soweit, daß Menschen und Dinge in ein n e u c s V e rh ä l t - nis gebracht werden. Und insofern glaube ich, am aller prägnantesten die Idee dieser Umwälzung definieren zu können, indem ich kkarlege, daß, wenn bisher der Einzelmensch und sein persönliches Bedürfnis im Mittelpunkt der öffentlichen Betrachtung stand, es nun umgekehrt ist: daß das Volk, das vielgcschmähte, viel gelästerte und viel vernachlässigte nun aus seiner dienenden Nolle in das Zentrum der Dinge vorrückt und daß Politik, Wirt schaft und Kultur in ihre wahren Funktionen gesetzt werden, die sie auszuüben haben. Nicht das Volk ist da für die Kultur oder für die Wirtschaft oder für die Politik, sondern Kultur, Wirtschaft und Politik sind ihrerseits nur Funktionen eines gesunden Volks tums, und ist das Volkstum erkrankt, so haben diese Funktionen dem Volke seine natürliche Gesundheit wieder zurückzugeben. Wenn in den vierzehn Jahren der liberale Individualismus feine letzten Orgien feierte und wenn viel'acb auch dieses Orgienseieru des Liberalismus im deutschen Buch seinen Niederschlag gefunden hat, so begegnet es heute keinem Zweifel mehr, daß das deutsche Buch entweder die Zeichen der neuen Zeit versteht, oder daß es in Zu kunft weder in ideeller noch in materieller Hinsicht existenz fähig ist. Das will ich verstehen wenn ich sage, daß in Zeiten wirt schaftlicher Not und politischer Bedrängnis Volk und Geist eins werden müssen, und dciß dann erst das deutsche Buch seiner wahren 353
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