Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1933
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- 1933-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1933
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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- Monat1933-05
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Sendung inne wird, wenn es sich als Diener am Volkstum fühlt und betätigt. Was nach 18W ein Fichte, ei» Aorck, ein Schleier macher, was ein Gneifenau und «in Freiherr vom Stein zuwege brachten: die große Reform der preußischen Nation an Haupt und Gliedern, die sie dann wieder in die Lage versetzte, die Jahre von 1812 und 1813 siegreich zu bestehen, diese Mission hat heute die nationalsozialistische Bewegung übernommen, und die Regierung, die heute in Deutschland die Macht hat, fühlt sich als Vollstreckerin dieses nationalsozialistischen Volksbildes. Und dar über lasse ich keinen Zweifel aufkommen: So wie es mar, daß die Regierung einsach ein Organ der Öffentlichkeit darstellt, das ohne Zusammenhang mit dem Volke lebt, die Politik im lustlecrcn Raum betrieb, dieser Zustand wird für alle zükiinstige Zeit un denkbar sein; denn die Männer, die heute das Regiment führen, sind Männer, die aus dem Volke hervvrgega-ngen sind. Sie haben gottlob noch den Geruch der Mässe in der Nase, sie haben den innigsten Kontakt mit dem, was das Volt fühlt, sie fühlen sich nicht als über dem Volke stehend, sondern als mitten im Volke stehend, und alles, was sie tun und lassen, geschieht nur im Hinblick auf das ganze Volk und aus -das Volksg-anze und den Nutzen sllr die Nation insgesamt. Revolutionen sind geistige Durchbrüche, sse beginnen deshalb auf ideellen Gebieten. Irgendwo nimmt die Revolution ihren Anfang, dann näm lich, wenn eine Zeit ideell und materiell unerträglich -ge worden ist. Dann entspringt dem Kopfe eines Einzelnen die Idee, und unter Zuhilfenahme der Propaganda, der Organi sation wird er versuchen, sllr diese Idee eine Gefolgschaft zu wer ben. Diese wird alsbald in der Organisation ihr organisches Ge- fiige erhalten, und hat diese Gefolgschaft an sich größere Macht als die Macht im Staate selbst, dann ist es eine Frage der Zeit und des Tempos, wann nun die Kräfte der Revolution die Kräfte der staatlichen Autoritäten aih-lösen. Ein geheimnisvolles Gesetz, aber man muß diese Um-bruchprozesse verstehen, um sie zu begreifen: Ge setzlichkeiten, die neuen Charakter tragen, können nicht diktiert wer den, sie müssen von unten-gequollen sein. Das-war der verhängnis vollste Fehler aller Bestrebungen der letzten Jahre, daß sie ohne Verbindung von oben versucht wurden. Ganz im -Gegensatz dazu steht die Revolution, die wir durchgeführt haben. Ich brauche darüber heute keine Unklarheit zu lassen, wir haben sie planmäßig vorbereitet, nicht nur im materiellen Mach-tvoll-zu-g, sichtbar, sondern auch im Idealen, im Seelischen, im Unsichtbaren. Die Gesetzlich keit ist nicht am grünen Tisch erfunden. Es ist die in vielen Kämpfen, Nöten und Verfolgungen erprobte Gesetzlichkeit der re volutionären Bewegung. Und wenn man sich heute wundert, wie die neue Negierung neue Gesetze sozusagen aus dem Ärmel schüttelt: cs ist nicht an dem, sondern was sich heute vollzieht in der Staatlich keit ist ein Übersetzen des gesetzlichen Zustandes, der in der revo lutionären Bewegung schon vorhanden ist und der nun zu formell gesetzlichem Zustand des Staates werden soll. Revolutionen werden, das lehrt die geschichtliche Erfahrung, in der Hauptsache von großen Rednern gemacht. Am Anfang des Christentums stand ein großer Redner: Christus selbst. Am Anfang des Mohgmmedanismus stand ein großer Red ner: Muhammed selbst. Ilm Anfang der französischen Revolution standen große Redner, die das Volk in Bewegung brachten. Der Leninismus ist ohne den großen Redner nicht denkbar. Ter Faschis mus wäre ohne Mussolini niemals zur Verwirklichung gekommen, und auch der Nationalsozialismus hat seine entscheidenden Impulse von einem großen Redner bekommen, ja ich möchte fast sagen, daß der Nationalsozialismus zum ersten Male eine Garnitur ganz gro ßer Redner Deutschland beschert hat. Wir Redner sind sozusagen die Vorhut der Revolutionen, die gesetzlich« Zustände schaffen. Diese gesetzlichen Zustände dann so zusagen abzufchreiben, die gesetzmäßigen Paragraphen festzulegen, das wirb Sache der Historiker, Sache der Paragraphen, der Wissenschaft und des Buches sein. Verhängnisvoll ist cs nur, wenn zwischen der Vorhut, die von den Rednern gestellt wird, und zwischen der Nachhut, die die Wissenschaft und bas Buch zu stellen hat, ein luftleerer Raum entsteht, und durch wachsende Mißver ständnisse so groß wird, daß er nicht mehr zu durchstoßen ist, daß bann zwischen ber Vorhut ber Revolution unb der Nachhut, bie das geschriebene Wort zu bestimmen hat, eine Kluft aufklafft, die dann am Ende nicht mehr übersprungen werden kann. Deshalb bin ich Ihnen dankbar, meine Herren, wenn ich nm heutigen Abend zu Ihnen reden kann, um Ihnen klar zu machen, daß es an der Zeit ist, diese Kluft zn überspringen, koste es was es wolle, diesen luft leeren Raum burchzustoßen unb bie unmittelbaren Beziehungen zum Staate selbst und zu den tragenden nationalen Kräften zu ge winnen, bie heute den Staat bestimmen. Denn würde der luft- 3S4 leere Raum sich vergrößern, würde der Abgrund, der heute Vor hut und Nachhut trennt, nicht mehr übersprungen werden können, dann sehe ich eine akute Gcsahr siir das kulturelle Leben in Deutschland. Daß diese akute Gesahr sllr das deutsche Buchge werbe nicht eintritt, ist Ausgabe der Männer, die das deutsche Buch bestimmen. Ich brauche mich nicht gegen den Vorwurs zu ver wahren, daß die neue Negierung für kulturelle Entwicklungsmög lichkeiten kein Verständnis ausbringe. Diese Märchen sind geglaubt worden ln einer Zeit, da wir noch in der Opposition standen und wir nicht die Möglichkeiten hatten, derartigen Verdacht von uns ab- zuwcndcn. Tie nene Regierung weiß sehr wohl, daß eine Wieder gesundung unseres Volkes nicht nur in der Reform der Wirtschaft begründet liegen kann. Man könnte alle Maschinen wieder zum Lausen und alle Schlote wieder zum Rauchen bringen: wenn die deutsche Seele aber so arm bliebe, wie sie vierzehn Jahre war, würden wir zwar gewinnen an materiellen Werten, Verluste aber erleiden an seelischem und geistigem Leben. Die neue Regierung weiß deshalb richtig einzuschätzcn kulturelle Erscheinungen wie Theater, Film, Buch, Literatur, und was mehr ist: richtig einzu schätzen in die Wiederaufbauarbeit unseres Vaterlandes. Was ist das Buch sllr »ns, die wir uns Mitglieder des Volkes der Dichter und Demker nennen? Das deutsche Buch ist der Uber- mittler von Wissen. Wissen ist sozusagen die Voraus setzung öffentlicher Wirksamkeit. Selbstverständlich ist bas Wissen allein nicht ausschlaggebend. Zum Wissen muß der zün dende Gedanke kommen, muß die Inspiration hinzustoßen. Aber Inspiration ohne Wissen wird sich sehr bald totlaufen. Wir haben in Deutschland gottlob die Möglichkeit, unser Wissen und seinen Ansangsfundus zn be stätigen und zu erwerben in musterhaften deutschen Schulen, Gym nasien und Hochschulen. Von da ab aber ist der Mensch dem Buche anvcrtraut, im Guten wie im Bösen. Tas Buch übermittelt ihm weiterhin die Ergebnisse deutscher Forschung, deutscher Wissen schaft und deutschen Unternehmungsgeistes. Wissen ist Macht. Ein Volk, das mit dem Wissen um historische Vorgänge beglückt ist, ein Volk, das sich mit Zuhilfenahme des Buches auch die großen Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung zu eigen gemacht hat, ein solches Volk ist glücklich zu preisen, und ein Stand, der es als seine Lebensaufgabe erwählt hat, der sieht darin nicht nur eine ge schäftliche Funktion, sondern weit darüber hinaus eine kulturelle Funktion. Er hat deshalb allerhand Anforderungen zu ent sprechen und eine erhöhte geistige Bedeutsamkeit in der Ration. Insofern ist das -Buch ber Bote der Kultur, nicht nur im Jnlanbe, sondern auch im Aus lande. Sie wissen- so gut wie ich, daß diese Regie rung zwar im Innern den Verdacht von sich abschütteln konnte, als sei sie kulturfeindlich; baß dieser Verdacht nun aber von gewissenlosen Elementen, die Deutschland verlassen haben, nachdem ihnen hier der Boden zu heiß geworden ist, vom Ausland her genährt wird. Wenn wir hier und da bei unseren Kultur instituten Menschen entfernen mußten, die dem neuen Zeitgeist nicht entsprachen, die die sittliche und politische Qualifikation nicht aufwiesen, um im Namen der deutschen Nation das Wort zu er greifen, so war das nicht kulturfeindlich, sondern im Gegenteil: wir haben damit nichts anderes bezweckt, als das deutsche Kultur wesen von allen Schlacken zu reinigen, die im Laufe der letzten vierzehn Jahre und wohl schon früher sich eingenistet und sich ihm angeheftet hatten. Es wäre ein Unglück sllr die deutsche Nation, wenn man daraus schließen wollte, daß Deutschland nicht mehr bas Volk der Dichter und Denker bleiben wollte. Ich weiß sehr wohl, daß dieser Verdacht nur zum Teil durch Aufklärung be seitigt werden kann, der größte Teil muß durch positive Leistungen beseitigt werden: dadurch, daß bie deutsche Nation insgesamt und seine kulturellen Träger im besonderen sich wieder auf die hohe Kulturmission des deutschen Volkes besinnen und den wirren Traum der letzten vierzehn Jahre abschüttcln und festen Auges die Zukunst vor sich sehen, mit dem Entschlüsse, sie auch sllr sich zu gewinnen. Darüber hinaus ist das deutsche Buch mehr: nicht nur Über mittle,: von Wissen, nicht nur Bote des kulturellen Zustandes unseres Volkes, sondern Spender von Freude, Spender von Entspannung. Und gerade in Zeiten, wo das Volk unter ungeheurem seelischen Druck ge ¬ halten ist, in Zeiten, in denen manchma-l die Nerven bis zum Zerspringen in Anspruch genommen worden sind, wenn die Not aus jedem lastet, fast bis zur Unerträglichkeit, gerade dann ist es nötig, daß man dem Volke Entspannung gibt, daß man nicht nur bas Trübe und Schwarze und das Grauen des Erdcndascins ihm vor Augen führt, sondern ihm mit einem glü henden Optimismus di« Lichtseiten des Lebens zeigt. Da gerade hat das deutsche Buch cinzusetzen. Wir bekennen uns zu
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