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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1933
- Sprache
- Deutsch
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193305168
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330516
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gläubigem Optimismus. Wir sind nicht von der pessimisti schen Sorte von Staatsmännern, die die Zukunft gar nicht schwarz genug malen konnten, die jeden Winter erklärten, das sei der graueste Winter seit Jahrhunderten. Wir sind uns im klaren, welche ungeheure Kraft dazu gehört, diese Not zu wenden. Wir huldigen auch nicht einem Zweckoptimismus, der da glaubt, von heute auf morgen einen Trümmerhaufen wieder aufbauen zu können. Viel leicht wird es ein Jahrzehnt dauern, vielleicht zwei Jahrzehnte, bis wir Deutschland wieder auf eine Achtung gebietende Stellung werden erheben können. Aber mit Pessimismus wird man das nicht vermögen, und wenn man sich nur der Skepsis und dem inneren Zweifel hingibt, dann gewiß nicht. Wir haben da ein beredtes Beispiel an unserer Bewegung selbst. Es hat wohl nie mals eine weltanschauliche Bewegung gegeben, die so unter das Trommelfeuer der Verleumdung, der Hetze, der Verfolgung ge nommen worden ist wie diese Bewegung. Manchmal haben wir vielleicht in schwerer schwarzer Stunde gesagt: es hat keinen Zweck mehr, daß wir fruchtlos uns den Kopf an dieser Wand des Un verstandes blutig rennen. Heute können wir mit tiefer innerer Beglückung sagen: es war kein Zweckoptimismus, es war gesun der deutscher Optimismus, der uns zwar die Schattenseiten der Arbeit nicht verhehlte, andererseits uns aber ihre Lichtseiten zeigte, so baß wir Kraft genug daraus schöpften, das schwere Werk öurchzusetzen. Ich glaube nicht, daß Deutschland aufzubauen schwerer sein wird als der Aufbau dieser Bewegung in den ver gangenen Jahren, und ich bin der Überzeugung: wenn wir uns diesem Aufbau hingebcu mit demselben glühenden gläubigen Hof fen, mit demselben lauteren Idealismus, mit dem wir diese Be wegung gründeten und emporführten, dann werden wir auch unser Unglück und unsere Not überwinden, dann werden wir diesen Optimismus dem ganzen Volke einzugeben verstehen, das ganze Volk mit diesem gläubigen Hoffen erfüllen. Das wird nicht zum geringsten Teil Aufgabe und Pflicht des deutschen Buches sein. Wir werden diese Aufgaben und Pflichten um so leichter erfüllen, wenn Sie, meine Herren, Ihre Pflicht tun. Die neue Regierung hat Sie einer Reihe von Aufgaben enthoben: Sie brauchen nicht mehr Bücher zu drucken und zu vertreiben wie in den letzten vierzehn Jahren. Wir werden auch den Zeitgeschmack ändern. Man braucht sich dem Geschmack -nicht zu beugen, er ist auch er ziehbar. Ich möchte hier nicht einem hemmungslosen natio nalsozialistischen Kitsch das Wort reden, der glaubt, schon genug zu tun, wenn er sich der Farben und Symbole der neuen Be wegung bedient. Im Gegenteil, je tiefer dieser revolutionäre Umbruch in den Herzen jedes Menschen verankert ist, je tiefer er geistig durchsetzt wird und je mehr sich die geistigen Führer der Nation dieses Umbruches und Aufbaues annehmen, und ihn wis senschaftlich und künstlerisch gestalten, umso dauerhafter und ewiger wird er sein. Das Leben ist hart und manchmal grausam gewesen, es hat Existenzen aus ihren Bahnen geworfen, vielfach ist die Menschen kraft ersetzt morden durch Maschinenkraft und je umfassender die ser Rationalisierungsprozeß wurde, um so überflüssiger und ärmer kommt der Mensch sich selbst vor. Eine Mechanisierung des wirt schaftlichen und zum Teil des politischen und kulturellen Lebens hat Einzug gehalten, die die deutsche Seele arm werden ließ; geben wir andererseits nicht der Seele Nahrung, nach der sie dürstet, dann wird sie allmählich unter dem furchtbaren Hauch einer Mechanisierung verdorren und ersticken. Und ich glaube, hier setzt die vierte große Aufgabe des Buches ein: den Menschen zu empfangen, wenn die Arbeit ihn frei läßt, dem Menschen nach den harten Kämpfen des Tages Zerstreu ung zu bieten, seinen Geist und seine Seele abzulenken von der Schwere und von der düsteren Mechanik der Zeit. Vielleicht wer den wir einmal in absehbarer Zeit dazu kommen müssen, die Arbeitszeit an sich herabzusetzen. Vielleicht wird das in abseh barer Zeit keine revolutionäre Forderung mehr sein, sondern eine Selbstverständlichkeit. Der einzige Einwand dagegen ist vielfach der: Was soll der Mensch mit den Stunden tun, in denen er nicht durch Arbeit beschäftigt ist? Das ist ein Einwand, der nur von einem phantasielosen Zeitalter erhoben werden kann. Wir wer den dem Menschen Beschäftigung geben. Wir werden ihn für den Staat beanspruchen, wir werden ihn bean spruchen für das geistige und für das seelische Leben unseres Volkes. Hier ist eine große Ausgabe zu er füllen. Wenn man heute bedenkt, daß es im eigenen Vater lande Millionen Menschen gibt, die keinen Zugang zur deut schen Kultur haben, die den großen geistigen Führern und der deutschen Geschichte fremd gegenüberstehen, denen ein Name wie Beethoven und Wagner und Goethe nur ein leerer Begriff ist, dann wird uns die Größe dieser Aufgabe klar sein. Dann aber sehen wir auch die Bedeutung dieser Aufgabe im politischen und historischen Sinn. Denn darüber besteht auch kein Zweifel: Ter Mensch, der sein Vaterland nicht kennt, wird allein, nur er, seinem Vaterland innerlich und äußerlich untreu werden können. Deutschland kennen und Deutschland lieben, das ist ein und das selbe und wenn gerade unsere Ärmsten und Armen dem inter nationalen Geiste sich am meisten verschrieben haben, so hat das seine Ursache darin, daß sie ihr Vaterland gar nicht kannten, daß sie nicht wußten, was sie mit Deutschland aufgeben. Hier Wandel zu schassen, das ist Aufgabe einer neuen kulturellen Sendung, einer Sendung, die von uns gewollt und die zum großen Teile von Ihnen Lurchgesllhrt werden muß: dem ärmsten Sohn des Volkes Zugang zu verschaffen zu den kulturellen Werten. der deut schen Nation, dem ärmsten Sohn des Volkes zu zeigen, was Deutschland ist, und warum er Grund hat, ans dieses Deutsch land stolz zu sein. Damit werden Sie sich in den nächsten Jahren beschäftigen müssen, das wird eine Ihrer hervorstechendsten Auf gaben sein. Damit will ich nicht sagen, daß das deutsche Buch wesen an sich überhaupt vulgarisiert werden müßte. Man kann bas eine tun, ohne das andere zu lassen. Gewiß werden Sie den geistigen Menschen Diener und Förderer sein. Niemand von uns kann sich einen Zusammenbruch des Buches denken, ohne zu wis sen, wie arm er damit wäre. Wieviele Anregungen hat uns das Buch gegeben, wie oft hat man diesen oder jenen Gedanken im Unterbewusstsein mitgenommen und aus dem Unterbewußtsein nach Monaten und Jahren wieder hervorgeholt, um ihn staats politisch zu verwirklichen. So ist das Buch der An reger zum eigenen Denken. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, daß man am Buch die Kulturhöhe eines Volkes feststellen kann und daß man in Beziehung auf das Buch das Sprichwort umkehren darf: Sage mir, was Du liesest und ich werde Dir sagen, was Du bist. (Beifall.) Es kommt dabei nicht auf das »was« an, sondern aus das »wie«, wie es ja im allgemeinen immer das charakteristische Merkmal wirklicher Leser ist, solcher Leser, die ein Buch mit Genuß und Nutzen lesen, daß sie bas Buch nicht verschlingen, sondern es verdauen. Das sind nicht die schlechtesten geistigen Köpfe, die am wenigsten gelesen haben. Es kommt darauf an, was man mit dem Gelesenen an fängt, wie man das Gelesene zu verdauen versteht, wie man es in sich selbst organisiert und in der täglichen Arbeit wieder nutzbar macht. Wenn in den vergangenen Wochen in den Universitätsstädten die Studenten sich zusammenfanden, um den Unrat der letzten Jahre den Flammen anzuvertrauen, so war das eine starke und sym bolische Handlung. Nicht umsonst habe ich diesen Studenten in Ber lin gesagt: Wer den Mut hat zum Niederreißen, muß auch die Kraft haben zum Aus bauen, und ihr habt nur dann das Recht, Unrat zu verbrennen, wenn ihr darin die Pflicht seht, einem neuen deutschen Geist die Wege bereit zu machen (großer Beifall). Das wird auch Ihre Aufgabe sein, meine Herren, nicht nur im Beseitigen dessen, was schädlich wurde, haben Sie Ihre Pflicht zu sehen, sondern im Bahnbrechcn für das, was für die kommende Zeit nützlich zu werden verspricht. Und so glaube ich, kann die Regierung vor Ihnen bestehen. Diese Regierung weiß, wie nötig sie den Geist hat, diese Regierung weiß, wessen die Seele des Volkes bedarf und diese Regierung ist auch überzeugt, daß das Buch, das dem Geist der Zeit gerecht wird, auch in Zukunst seinen Weg machen wird. Und so glauben wir, nicht nur dem deutschen Volke wirtschaftlich und politisch einen Weg nach oben zu zei gen, sondern auch kulturell und geistig, allerdings unter einer Voraussetzung: so weitherzig wir in den Methoden sind, und so human wir mit unseren Gegnern verfahren, so eng. so hart und so unerbittlich find wir in den Prinzipien, müssen wir in den Prinzipien sein. Denn sollen Prinzipien einen Staat tragen, dann müssen sie von einer.Mitleidlösen Härte erscheinen. Nur auf hartem Grunde kann ein Staatswesen aufgebaut werden, diese Ideen, die mit dem 3ü. Januar 1933 zum Durchbruch kamen, sind ihrem Wesen nach antiinternational, antipazifistisch und antidemokratisch. Sie sind ihrem Wesen nach in den Gedanken des Kampfes er härtet, in der Absicht, das deutsche Volk und sein Denken wieder zurückzuführen aus Rasse, Religion und Volkstum, ihrem Wesen nach auch den Gedanken der autoritativen Persönlichkeit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens durchzusetzen. Das ist der Sinn der Weltanschauung, auf der Deutschlands Schicksal heute beruht, der heute machtpolitisch und gesetzmäßig umgesetzt wird und der nach Ablauf einer gewissen Frist überhaupt den normalen und gesetz lichen Zustand des deutschen Volkes abgebcn wird. Diese Weltan schauung setzt sich überall durch, sie macht nirgendwo Halt und jeder 355
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