Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1938
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- 1938-07-07
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- 07.07.1938
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Der reine Verdienst ist dabei allerdings zunächst Wohl ge ring; hier muß eben Pionierarbeit geleistet werden. Eine gewisse Entschädigung hätte der Sortimenter aber durch die stark besuchte Versammlung in der Stadt. Denn solche Versammlungen — viele werden es gar nicht glauben — bringen etwas ein. Ein Leipziger Sortimenter hatte bei der letzten Versammlungs welle, die an einem Abend etwa hundert Versammlungen in Leipzig brachte, einen Umsatz von 2200 RM! Vielleicht sagt man cher nun: ja, daun werden uns die Parteidienststellen gar nicht zu den Versammlungen zulassen, da ja leicht der Eindruck ent stehen könnte, als wollten wir aus reinem Eigennutz mittun. Das ist nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Das Gaupropaganda amt Sachsen hatte vor der letzten Versammlungswelle ausdrück lich auf Zusammenarbeit mit dem Buchhandel hingewiesen und die Redner aufgefordert, die etwa ausliegenden Broschüren zu erwähnen. Sachsen erlebt diese Wellen jährlich zweimal. Es handelt sich jedesmal um rund 1300 Versammlungen im gesamten Gau gebiet. Für jede Welle wird ein bestimmtes Thema ausgegeben; im Frühjahr lautete es »Völkerfrieden oder Judendiktatur«. Der Sortimenter braucht sich — und das gilt für alle Gaue — nur rechtzeitig beim Gau- oder Kreispropagandaamt zu erkundigen, wann Versammlungen stattfinden und unter welchem Thema sie stehen. Er setzt sich dann mit den Rednern in Verbindung und bittet sie, in ihren Ausführungen aus die entsprechenden Broschü ren hinzuweisen, läßt sich vielleicht auch selbst zunächst Schrift tumshinweise vom Redner oder vom Propagandaamt geben. Etwa auftauchende Schwierigkeiten werden die dazu berufenen Stellen stets beseitigen können. Daß der Buchhändler bei diesem Politischen Dienst finanziell nicht zugrunde geht, wurde bereits angedeutet; es sei ergänzend bemerkt, daß der genannte Umsatz von 2200 RM im großen und ganzen durch Verkauf von Bro schüren zustande kam. Diese Broschüren über den Bolschewismus führten dann aber dazu, daß viele Volksgenossen zu dem genann ten Sortimenter kamen und die Bücher von Solonewitsch kauf ten, die ja etwas mehr als —.50 RM kosten. Es gibt also für den Buchhändler keinen triftigen Grund, die politische Versamm lung zu meiden, sodaß der Redner der Bewegung Wohl hoffen kann, in Zukunft recht nachhaltig vom Buchhandel unterstützt zu werden. Warum hat die Buchwerbung ein „Loch"? Von Gustav Adolf Bischofs »Wenn man vom Börsenblatt absieht, so spielt in Zeit schriften die Buchanzeige eine geringe Rolle, in Zeitungen aber, von wenigen großen Blättern abgesehen, so gut wie gar keine.« — »Das nach wie vor umstrittenste Werbemittel ist für den Sortimenter die Zeitungsanzeige.» — Diese beiden Zitate aus dem fachlichen Schrifttum — das eine einem Spezialwerk über Buchwerbung entnommen, das andere einem Bericht entstammend, der kürzlich im -Börsenblatt- erschien — kennzeichnen treffend die Stellung, die der Buchhandel dem Werbemittel Anzeige gegenüber einnimmt. Ganz zu verstehen ist die Einstellung nicht, da sich an vielen anderen Stellen der er wähnten Veröffentlichungen Darlegungen vorfinden, aus denen deutlich die hohe Wertschätzung hervorgeht, die man den Buch seiten der Zeitungen als werblichen Triebkräften entgegenbringt. Zum Beispiel sind im Buch von Kliemann »Die Werbung fürs Buch« die Erfolgsstatistiken von sechs großen, deutschen Verlagen abgedruckt. In diesen Tabellen rangieren die Verkaussfälle, die nachweislich auf Arbeit der Presse durch Besprechungen, Ab drucke usw. zurückzusühren sind, an erster Stelle. Prozentual aus gedrückt ergeben sich für diese Erfolgskategorie folgende Zahlen: 17,8 °/°, — 22,6»/», — 31,2 »/», — 14,5 °/°, — 30,2 °/°, — 34,5 °/«. Diese Zahlen beweisen deutlich die Stärke der Werbekraft, die von der Pressearbeit zugunsten des Buches ausgeht. Der Ein wand, die Zeitung sei grundsätzlich als Werbeträgerin ungeeignet, dürfte hiernach von keiner Seite erhoben werden. Wenn seitens der Verlage und Sortimente trotzdem immer wieder geäußert wird, Anzeigenwerbung sei zwecklos, man habe bisher zu wenig Erfolg daraus entspringen sehen, so muß das einen besonderen Grund haben, — und zwar einen anderen, als man ihn vermutet. Als neutraler Werbemann fragt man sich, ob den buchhändle- rifchcn Schlußfolgerungen nicht vielleicht ein ähnlicher Denk fehler unterlaufen ist wie der Logik jenes Anglers, der in notorisch fischreichem Gewässer mit ungeeignetem Angelgerät fischte, ent sprechend erfolglos blieb, und nun steif und fest behauptete, in jenem Gewässer sei nichts zu holen. Vielleicht ist es also so, daß der Buchhandel seine bisherigen Versuche auf dem Gebiet der Zeitungsanzeigen-Werbung nur falsch angefaßt und zu wenig konsequent durchgesührt hat. Diese Vermutung findet durchaus Bestätigung, wenn man sich die Buch anzeigen — soweit sie in Tageszeitungen überhaupt zu finden sind — näher ansieht und wenn man sie vor allem zum redaktio nellen Teil, der ja immer ein Spiegel der jeweiligen Situation ist, in Beziehung setzt. Weder haben die Anzeigen an sich das Gepräge werblicher Lebendigkeit (wenige Ausnahmen zugegeben), wie der Mensch von heute nun einmal daran gewöhnt ist und es erwartet, — noch kann man Bemühungen erkennen, sich dem geistigen Ge halt der Zeitungen taktisch-beweglich anzupassen. Die meisten Buchanzeigen (der Verlage wie der Sortimente) wirken, als wären sie nach einheitlichem Schema gemacht. Höchstens in graphischer Hinsicht sind hier und da Bemühungen zu merken, das Anzeigen bild zu variieren. Im übrigen aber sind die Zeitungsanzeigen — was dem Aussatzschreiber der schwerwiegendste Fehler zu sein scheint — beinahe genau so gestaltet wie die Fachblattanzeigen. Dabei hätte es wohl niemand so leicht, sich den Tageszeitun gen gegenüber geschickter Anpassungstaktik zu bedienen wie der Buchhandel, weil ja schon seine »Ware« eine schier unbeschränkte Beweglichkeit zuläßt. Gibt es doch kaum eine Zeit, kaum eine Stimmung, eine Situation, kaum einen Zeitungsinhalt, woraus der Buchhandel seine Buchanzeigen nicht in genau Passender Weise zuschneiden könntcl Ein paar Beispiele mögen zeigen, wie das vorstehend Aus geführte gemeint ist. Da erscheint im Romanteil einer Zeitung sortsetzungsweise ein Detektivroman. Derjenige Zeitungsleser, der solchen Roman »verschlingt«, ist ohne Frage als grundsätzlicher Liebhaber von Detektivgeschichten anzusehen. Durch die Lektüre des Zeitungsromans ist er gerade wieder richtig »auf den Ge schmack« gekommen. Also wäre hier doch in geradezu glänzender Weise die Ankündigung von Detektivbüchern vorbereitet und dem gemäß angebracht. Es brauchte nur durch eine gute Schlagzeile die Brücke vom aktivierten Interesse des Lesers zur Anzeige hin übergeschlagen zu werden. Beispielsweise so: Was Hallen Sie oo» dem Delcklio Smith? Ein tüchtiger Kerl, nicht wahr? Aber die Helden der nachfolgend ausgeflihrten Geschichten stehen ihm bestimmt nicht nach. Die Bücher sollten Sie auch noch lesen: (folgt Auszählung mit Preisen) Ganz ähnlich kann man natürlich auch an aktuelle, politische Ereignisse anknüpfen. Man muß nur ein wenig Fingerspitzen gefühl dafür haben, welche Richtung die Gedanken des Zeitungs lesers je nach Zeit und Lage mit Vorliebe einschlagen. Wie viele Zeitungsleser beschäftigten sich z. B, über Wochen hinweg mit der Frage, warum Franco sich nicht intensiver uni Madrid bemühte. Ilm die Verhältnisse näher zu beleuchten, wären hier entsprechende Buchanzeigen (Spanienbücher) fraglos auf starkes Interesse ge stoßen. Man brauchte sich bei der Ankündigung nur ein wenig lebendig, unschablonenmäßig auszudrücken. Etwa so: 548 Nr. 155 Donnerstaa, den 7. Juli 1938
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