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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1944
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- 1944-08-05
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- 05.08.1944
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Wissenswertes Sprechkünstler muß Diener der Dichtung sein Das Sprachtum Sachsen, «las bereits neue Grundlagen der Sprach wissenschaft und Spracherziehung geschaffen hat, ist von Gauleiter unil Reichsstatthalter Martin Mutschmann beauftragt worden, auch die sprechkünstlerischen Vorträge deutscher Dichtung richtunggebend zu fördern. Den Gestaltern von Dichterlesungen und Vortragsabenden fallen dabei ebenso dankbare wie verpflichtende Aufgaben zu. Deshalb hatte das Sprachamt Sachsen die Intendanten und rczitatorisch tätigen Schauspieler der sächsischen Theater und die übrigen im Gau wirkenden Sprecher zu einer Besprechung eingeladen, bei der der Leiter des Sprachamtes, Regierungsrat Dr. Georg Hartmann, die früheren und derzeitigen Veranstaltungsformen einer eingehenden Betrachtung unter zog und neue Wege für die Pflege der Dichtung wies. Allein natürlich echtes Nachempfinden und Nachformen führt zum wahren Besitj der Dichtung. Das fordert vom Sprechkünstler den Einsatj seiner ganzen Erlebnisfähigkeit. Der Sprechkünstler soll immer und ausschließlich Diener der Dichtung sein. Die Schatjkammer der deutschen Dichtung verpflichtet geradezu, die Vortragsfolge nicht immer nur mit einigen „Modedichtern“ zu bestreiten. Andererseits darf aber dieser Reichtum auch nicht dazu verführen, ein „buntes Programm“ aufzu stellen. Der Abend soll stets unter einem zielweisenden Leitgedanken stehen. Der Sprechkunstkreis des Sprachamtes Sachsen wjrd Dichter, Sprechkünstler, Erzieher und sonstige Freunde der Dichtkunst zu ge meinsamer Arbeit an dieser kulturpolitischen Aufgabe vereinen, in die auch Familie, Hitler-Jugend und Schule eingeschaltet werden. Auch dort soll die deutsche Dichtung durch Erzählen, Vorlesen und Sprechen noch lebendiger als bisher gepflegt werden, mit dem Ziel, der deutschen Hausmusik eine deutsche Hausdichtung an die Seite zu stellen. Der Dichter als Künder der deutschen Seele Auf den Bergsträsser HJ.-Kulturtagen in Heppenheim sprach Schriftsteller Werner Deubel, der am 8. Juli seinen fünfzigsten Geburts tag feiern konnte, über die Berufung des deutschen Dichters und seine Sendung int jetzigen großen Entscheidungshampf unserer Nation. In dem von Juda gegen Deutschland entfesselten Weltbrand gelte es, die von außen und innen bedrohte deutsche Seele bis zum Ietjten zu ver teidigen. Der deutsche Dichter sei der Priester der geheimen Flamme unseres nationalen Blutes. Mit ihm seien alle aufgerufen. Seele haben, sei gleichbedeutend mit Religion (wobei der Begriff Religion selbstver ständlich nichts mit Konfession zu tun habe). Ein Mensch, der sich nicht beuge vor der majestätischen Kraft eines himmclanstrebenden deut schen Domes und zu dem keine Blumen sprächen, habe keine Seele, habe keine Religion. So sei der deutsche Dichter gleichzeitig auch der Seelsorger der Nation. Die Gustav-Freytag-Tage 1944 in Kreuzburg Neben dem Oberschlesier Joseph von Eichendorff, dessen Vermächt nis die Deutsche Eichendorff-Stiftung verwaltet, ist es aus der Ver gangenheit Gustav Freytag, der über den Rahmen seiner oberschlcsi- schen Heimt hinaus eine dichterische und völkische Bedeutung hat. Über all dem, was in seinen Werken zeitgebunden war, steht der glühende Wille, schlägt das heiße Herz eines Vorkämpfers für sein angestammtes Volkstum, das in den alten siebenhundertjährigen Ostansiedlungen des Kreuzburger Landes zu Hause ist. Schon ist es zur Tradition geworden, daß Oberschlesien alljährlich des Freiherrn von Eichendorff gedenkt. Tradition wird es nunmehr auch werden, in Oberschlesien das Gedächtnis Gustav Freytags zu ehren, der in der „alten, lieben Stadt“ Kreuzburg das Licht der Welt erblickte. Landeshauptmann Kate bejahte in seiner Ansprache zur Eröffnung der Gustav-Freytag-Tage 1944 die Frage, ob es angebracht sei, inmitten des harten Ringens unseres Volkes derartige Veranstaltungen auszu richten. Das Bekenntnis zu Gustav Freytag, dem Dichter und Kämpfer des Grenzlandes, soll unsere Gedanken auf die Werte der deutschen und europäischen Kultur lenken, um deren Verteidigung es in diesem Kriege geht. Aus den besinnlichen Stunden des Gustav-Freytag-Geden- kens wollen wir neue Kraft für* kommende Auseinandersetjungen schöpfen. Beim eigentlichen Festakt legte Landeshauptmann Kate am Gustav- Freytag-Brunnen den Kranz des Gauleiters nieder und enthüllte dann am Hause Ring 31, wo der Dichter seine Jugendzeit verbracht hat. eine Erinnerungstafel und ein formschönes Relief, das die zur Zeit in Kreuz burg weilende westdeutsche Bildhauerin Frieda Classen geschaffen hat. In der Beiratssitjung der Gustav-Freytag-Gesellschaft wurde ein aufschlußreicher Tätigkeitsbericht über das vergangene Jahr gegeben. Ihm ist in der Hauptsache zu entnehmen, daß es auch im abgelaufenen Jahr trotj mancher kriegsbedingter Schwierigkeit gelungen ist, das Erbe des Dichters zu wahren und zu mehren und sein Werk in breitere Volks schichten hineinzutragen. Johann Christian Günthers Wiederauferstehung In Breslau las am 11. Juli auf einem vom Reichspropagandaamt Nieder Schlesien vorbildlich durchgeführten Abend Heinrith George aus dem Werk von Johann Christian Günther. Lebendiger fließt der Quell alten Schrifttums, wenn er durch die Kunst eines Könners im Vortrag Wiederauferstehung erfährt. Dies geschah mit dem 1695 geborenen Schlesier Johann Christian Günther, den die Literaturgeschichte in spä- ter Ehrenrettung als den größten deutschen Lyriker der vorgoethischen Zeit anerkennt und dem Goethe selbst als entschiedenes Talent, frucht bar und viel unterrichtet, bezeichnete, ihm zugleich aber auch seine ge fahrbringende Unbezähmbarkeit vorwarf. Im Anschluß an die akade mische Festouvertüre von Brahms las George in prachtvollem Schwung aus Günthers Studentenliedern. Ein Quell innigsten und natürlichsten Gefühls floß aus den Liebesgedichten. Aber auch eine kleine Auswahl aus den von der Not diktierten Gelegenheitsgedichten gab Heinrich George sehr reizvolle Kostproben. Dann wieder Bekenntnisgedichte, die sich gegen die Heuchelei einer dummen und boshaften Welt richten, ebenso wie gegen die sture Unversöhnlichkeit des eigenen Vaters. Die endliche Verzweiflung des Dichters klang auf in dem Aufschrei „Was fang ich an, wo soll ich hin?“ und in der selbstverfaßten Grabschrift des jungen Dichters: „Hier starb ein Schlesier, weil Glück und Zeit nicht wollte, daß seine Diehterkunst zur Reife kommen sollte“. Neubau des Goethe-Hauses in Frankfurt a. M. Das Freie Deutsche Hochstift erläßt einen Aufruf an Mitglieder und Freunde. Das, was von Goethes Erbe in Frankfurt gerettet werden konnte, soll erhalten und bewahrt werden, vor allem durch Beiträge und Zuführung neuer Mitglieder. Die Vortragstätigkeit des Stiftes soll schon in Kürze wieder aufgenommen werden, für die rühmlich bekann ten Jahresgaben des Hochstiftes wird wiederum gesorgt, umfangreiche Veröffentlichungen sind in Vorbereitung. Im einzelnen schildert dann der Aufruf das Schicksal der Goethe- Gedenkstätte während der verschiedenen Terrorangriffe. Erhalten ge blieben ist u. a. der Grundstein mit der Inschrift 17 LF 55, der Stein, den der Knabe selbst gelegt und dem er den Wunsch mitgegeben hat, „daß er nicht eher als mit dem Ende der Welt verrücket werden möge“. Na dl Aufführung all dessen, was gerettet werden konnte und was wieder in einem Neubau eingefügt werden könnte — genaueste Pläne bestehen aus dem Jahre 1895 und nochmals aufgenommen ans dem Jahre 1939, während die Ornamente von Schülerinnen der Städelschule sdion bei Kriegsbeginn in Zeidinungen festgehalten worden waren, wo zu Hunderte von Photographien treten — tritt das Hochstift für eine Neuerrichtung ein. „Was dann erstehen wird, ist freilich nicht mehr Goethes Geburtshaus. Das ist gewesen. Aber es wird seine getreue Wie derherstellung sein. Es wird uns und noch viel mehr späteren Geschlech- tern, die das ursprüngliche Haus nicht gekannt hab-n, den Eindruck jener Welt vermitteln, in der Goethe auf wuchs, und darüber hinaus ein Beispiel geben, wie die Bürgerhäuser in Frankfurt waren.“ Wann und wo lernten sich Goethe und Schiller kennen? In der jüngsten Sitjung der Medizinisch-Natunvissenschaffliehen Gesellschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena teilte ihr Präsi dent Prof. Dr. med. Emil Ritter von Shramfik, der Direktor des Physio logischen Instituts mit, daß vor hundertfünfzig Jahren im Rahmen einer Veranstaltung der Batch-Gesellschaft, der ersten naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Jena, sich Schiller und Goethe das erstdmal getroffen haben. Nach dem Tode des Präsidenten dieser Gesellschaft übernahm Goethe selbst den Vorsitj. Später hat sich die Batchsche Gesellschaft auf gelöst. Nach einer Äußerung von Ernst Haeckel aus dem Jahre 1903 darf sich aber die heutige Jenaer Medizinisch-Naturwissenschaftliche Ge sellschaft als deren Nachfolgerin betrachten. Feierstunde für Thilo Scheller Im Leben des Schriftstellers Thilo Scheller, der als Schöpfer der Feierstunden des RAD. und Beauftragter für die Gestaltung der Lebens feiern in der Reichsleitung der NSDAP, weiten Kreisen bekannt ist, be deutete der fünfundzwanzigste Jahrestag der Unterzeichnung des Schanddiktates von Versailles am 28. Juni zugleich auch die Wieder kehr des Tages, an dem er vor fünfundzwanzig Jahren in Welun im heutigen Wartheland von den Polen zum Tode verurteilt wurde. Eine verwegene Flucht bewahrte ihn damals vor dem Zugriff der polnischen Häscher. Aus Anlaß dieses nicht alltäglichen Gedenkens gestaltete die NSDAP, in Welun eine Feierstunde, in der Thilo Scheller zu den zahl reich versammelten Deutschen des Ortes über seine Erlebnisse und die Freikorpskämpfe aus damaliger Zeit sprach und aus eigenen Werken las. Die eindrucksvolle Feierstunde wurde durch Vorträge seiner Lieder von Maiden eines in der Nähe untergebrachten RAD.-Lagers umrahmt. Wilhelm von Scholz — Ehrendoktor von Heidelberg Die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg hat dem Dichter Wilhelm von Scholz aus Anlaß der Feier seines siebzigsten Ge burtstages in Anerkennung seiner Verdienste um Sprache und Geist unseres Volkes die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie verliehen. „In einem vielschichtiger. Lebenswerk“, so lautet die Begründung der Ehrung, „hat er in einer Fülle von Erzählungen, Gedichten und dra matischen Gestalten innermenschliche Vorgänge zji deuten und ins W'ort zu heben gewußt und dabei seinen engen Zusammenhang mit den leben digen Kräften der deutschen Überlieferung erwiesen. Seine Lebens erinnerungen sowie seine sammelnden und sichtenden Arbeiten zeugen \on seiner außergewöhnlichen Gabe, die Welt der Geschichte für die Gegenwart fruchtbar zu machen.“ „Spende Künstlerdank“ in die Goebbels-Stiftung übernommen Die im Jahre 1936 von Reichsminister Dr. Goebbels geschaffene „Spende Künstlerdank“ ist jetjt mit der Bezeichnung „Künstlerdank“ ein selbständig arbeitender Teil der Goebbels-Stiftung für Kultur schaffende geworden. Diese segensreiche Einrichtung, die in jedem Jahre ungefähr 2,5 Millionen Reichsmark an bewährte und unterstützungsbe dürftige Kulturschaffende verteilt, setjt ihre bisherigen Arbeiten unver- Börsenbl. i. d. Dt. Buchh. Nr. 61, Sonnabend, den 5. August 1944 137
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