zuhalten, hat sich nicht nur jeder deutsche Verleger, sondern jeder deutsche Buchhändler darüber aufrichtig gefreut. Wir begrüßten diesen Beschluß besonders freudig, weil wir darin eine erneute Anerkennung der deutschen kulturellen Leistungen aus dem Gebiete des Schrifttums sahen. Das Volk der Dichter, wie wir so oft genannt wurden, das einen Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche und wie sie alle heißen mögen, hervorgcbracht hat, ist sich seiner Ausgabe auch im 20. Jahrhundert und besonders unter der nationalsozialisti schen Regierung Adolf Hitlers bewußt. Der deutsche Verleger wird aber darüber hinaus es sich immer angelegen sein lassen, nicht nur die eigene kulturelle Leistung seines Volkes zu be achten, sondern auch der der anderen Völker jene Achtung und Wertschätzung entgegenzubringen, die jede wahre, im Volk verwurzelte Leistung verdient. Deshalb ging auch schon früh von deutscher Seite der Wunsch aus, die Zusammen arbeit mit dem Buchhandel und den Verlegern anderer Staa ten soweit wie möglich zu fördern und zu vertiefen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leip zig, als dessen Vertreter ich hier die Ehre habe vor Ihnen zu sprechen, und in welchem Verleger und Sortimentsbuch händler schon immer zusammengefaßt waren, hat schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Zusammenarbeit mit den Buchhandelsorganisationen anderer Staaten praktisch durchgesührt. In seinen Reihen befinden sich nicht nur fast tausend Buchhändler des Auslandes, sondern, was uns als besonders wertvoll erscheint: mit ihm haben sich die Buch handelsorganisationen der Schweiz, Ungarns, Jugoslawiens und die deutschen Buchhändlervereine der Tschechoslowakei und Polens zusammengeschlossen. Darüber hinaus haben wir heute mit dem Buchhandelsverband des Königreichs der Niederlande ein Abkommen abgeschlossen, das den Schutz des Ladenpreises wie auch allgemeine Verkehrsbestimmungen zwischen dem Buchhandel untereinander in beiderseitigem Einvernehmen fcstlegt. So ist der Börsenverein der Deutschen Buchhändler nicht nur eine Organisation, die süc das deutsche Reichsgebiet die wirtschaftlichen Belange des gesamten Berufs standes vertritt, sondern er ist der feste Block, der auch in schwe ren Zeiten bewiesen hat, als Mittler zwischen dem auslän dischen und dem deutschen Buch in bester Weise tätig sein zu können. Meine sehr verehrten Gäste! Wenn Sie in dieser Woche neben den Arbeitstagungen Gelegenheit haben werden, den deutschen Buchhandel kennenzulernen, so werden Sie finden— besonders dann, wenn Sie ihn aus früherer Zeit her kann ten —, daß sich in seiner Struktur vieles geändert hat. War es früher in Deutschland aus.Grund der Gewerbefreiheit möglich, daß sich jeder unserem Beruf widmen konnte, der glaubte, das entsprechende Zeug dazu zu haben, so ist dies seit der Einführung des deutschen Kulturkammergesetzes anders geworden. Heute muß der Buchhändler eine ordent liche Lehre Nachweisen und zum Schluß noch vier Wochen die Reichsschule des Deutschen Buchhandels hier in Leipzig be suchen, bevor er endgültig das Recht bekommt, ausübender, tätiger Verleger oder Sortimentsbuchhändler zu sein. Der Staat verlangt heute, daß der Buchhändler, der genau so, wie beispielsweise der Schriftleiter einen besonders kulturell ver antwortungsvollen Beruf hat, ein Könner ist, und daß er nicht nur versteht, mittels kaufmännischer Rechenexempel aus unserem Beruf ein Handelsgewerbe zu machen. Demzufolge obliegt auch jedem Buchhändler in Deutschland die Eingliede rungspflicht in die Reichsschrifttumskammer, in der der Buch handel und die Organisation der Schriftsteller die beiden festen Säulen bilden. Als ihr Vertreter und damit als der Vertreter des Staates wollte morgen der Präsident der Reichsschrifttumskammer Staatsrat Hanns Johst die erste offizielle Tagung des Kongresses feierlich eröffnen. Leider ist er durch seine Krankheit daran verhindert, sodaß ihn der Vizepräsident Wilhelm Baur, der Sie hierher gebeten hat und der Ihnen für Ihr Erscheinen bestens dankt, vertreten wird. Als sein Vertreter möchte ich aber nicht versäumen, auf einige buchhändlerische Dinge hinzuweisen, die mit der Stadt Leipzig Zusammenhängen. Sitzung der Internationalen Kommission Ausn.: F. A. Steinet 4t»4 Nr. 14L Dienstag, den 21. Juni 1Y38