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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1938
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Wenn dieses Haus inmitten des Buchhändlerviertels der Stadt Leipzig steht, so soll damit zum Ausdruck kommen, daß die Organisation inmitten der Praxis verankert ist. Darüber hinaus ist aber der Buchhandelsplatz Leipzig die Zentrale Mitteleuropas, ja, man kann sagen, in seiner Art führend in säst der ganzen Welt. Leipzig ist als größter Kommissions- Platz mit allen Ländern der Erde verbunden und die Zahl von 8000 Firmen, die über Leipzig Verkehren, beweist seine große Bedeutung. Ich würde mich freuen, wenn Sie, meine verehrten Gäste, besonders jene aus dem Ausland, die Einrichtungen der Büchstadt Leipzig in den kommenden Tagen kennen lernen würden, denn ich glaube, daß das gute Buch eines jeden Volkes noch immer der beste Dolmetscher zu den ande ren Völkern ist. An den Beratungen über die Fragen des Urheber- und Verlagsrechts, neben den rein buchhändlerischen und wirt schaftsrechtlichen Angelegenheiten, ist der deutsche Buchhandel und insbesondere der Börsenverein der Deutschen Buch- Die Eröffnung Es werden wenige der fast fünfhundert Teilnehmer an der Zwölften Tagung des Internationalen Verleger-Kongresses ge wesen sein, die bei der feierlichen Eröffnungssitzung am Montag- oormittag nicht dabei waren. Sie wurde von dem bisherigen Präsidenten Stanley Unwin-London eröffnet, der den Oberbürgermeister und die zahlreichen Gäste kurz begrüßt und das Wort dem Vizepräsidenten der Reichsschristtumskammer Wilhelm Baur erteilt. Herr Wilhelm Baur bringt die von dem Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Staatsrat H a n n s I o h st, der wegen Krankheit am Erscheinen verhindert ist, beabsichtigten Worte zur Verlesung. Daß er ihn als den Leiter des Deutschen Buchhandels damit beauftragt hat, sieht er als eine Bekundung der Zusammen arbeit zwischen Schriftsteller und Verleger an. Die Ansprache hatte folgenden Wortlaut: Ich habe die Freude, Sie in meiner Eignung als Präsi dent der Reichsschristtumskammer zu begrüßen. Und dieser Willkommensgruß ist mir eine tatsächliche und wahrhaftige Freude, weil er mir Gelegenheit gibt, einige ganz persönliche und unmittelbare Worte an Sie zu richten: Worte eines Schriftstellers an die Verleger. Die Planung der Deutschen Reichskulturkammer will, daß Verleger und Schriftsteller als zwei Produktive Faktoren des Gesamtkulturlebens, nicht als Einzelgänger ihre Ideen und Interessen vertreten, sondern in sich eins mit ihren Vor schlägen und Anregungen, mit den Resultaten ihrer Erfah rung und den Wünschen ihrer Entwicklung der Gesamtenergie der Reichskulturkammer gcgenübertreten. Diese Einheit von Schriftsteller und Verleger, diese stän dige Arbeitsgemeinschaft, ja, ganz wortwörtlich, diese Kame radschaft in einer Kammer hat sich, so meine ich, sehr bewährt und ich als berufsständiger Vertreter der Schriftsteller be grüße daher die Verleger aus aller Welt nicht aus der Anti these, hie Autor, hie Verleger heraus, sondern aus der schöp ferischen Synthese einer nun bereits jahrelangen bewährten Arbeitsgemeinschaft. Seien wir offen, es geht eine Legende durch die Boheme, ja vielleicht sogar durch die Intellektuellen aller Welt, daß der Verleger ein krasser, egoistischer Kapitalist mit allen Män geln und Nachteilen sei, der dem Genie — und jeder, der ein Buch in Druck gibt, ist bekanntlich ein Genie — den Brot korb zu hoch hänge, der an den größten Entdeckungen blind vorüberhaste aus Mangel an finanziellem Wagemut und der schließlich eine Diktatur des bourgeoisen schlechten, zumindest langweiligen Geschmackes fördere. Dieser populären Anschauung vom Gegensatz im schöpfe rischen Raum des Buches und damit der Kultur des Geisteslebens überhaupt trat unser Reichskulturpräsident, Händler lebhaft interessiert. Während die berufsständischen Aufgaben Angelegenheiten der Reichsschrifttumskammer sind, obliegen dem Börsenvercin die wirtschaftlichen Fragen, und wir hoffen, daß wir aus den Ergebnissen dieses Kongresses reiche und wertvolle Anregungen erhalten. Der deutsche Buchhandel ist auch stets gewillt, aus den Arbeiten die prak tischen Folgerungen zu ziehen. Eine aufrichtige internationale Zusammenarbeit in allen Fragen, die alle Staaten gemein sam betreffen, kann auch für den Buchhandel nur nützlich sein. So überbringe ich Ihnen, meine Gäste, namens des ge samten deutschen Buchhandels nicht nur die besten Grüße, sondern wünsche auch einen guten Verlauf für alle Arbeiten und ein gutes Gelingen dieses Kongresses, der, wie ich hoffen möchte, für Sie alle eine befriedigende und bleibende Erinne rung sein möge. Rach Stunden angeregten Gedankenaustausches und ange nehmster Unterhaltung, bei der man oft auch fremde Sprachen, besonders Französisch und Italienisch hörte, schloß dieser glanz voll verlaufene Auftakt des Kongresses. des Kongreffes vr. Goebbels, tatkräftig gegenüber, denn er wußte als Schriftsteller und Verleger aus persönlichstem Erleben, daß die zwei Kräfte wahlverwandt zusammenhalten müssen, soll die Kultur auf die Dauer nicht Schaden leiden. Es besteht nämlich in Wahrheit gar kein prinzipieller und genereller Gegensatz zwischen der schöpferischen Kraft, die ein Werk ge staltet und der schöpferischen Liebe, die ein gestaltetes Werk der Öffentlichkeit gegenüber vertritt. Mit der gleichen Inten sität und Sehnsucht, mit der eine Idee, sei es auf fachwissen- schastlichem Gebiet, sei es in der Provinz des schöngeistigen Lebens zur Formgebung im Buch drängt und um diese Form ringt, mit der gleichen Inbrunst und Leidenschaft drängt der Verleger der Öffentlichkeit, dem Weltgewissen, der Haltung und Unterhaltung dieses Werk auf, stellt es zur Diskussion und ringt um seine Anerkennung und Geltung. Kurz der Nationalsozialismus weiß, daß man zum Ver leger ebenso sehr »geboren- sein muß, wie zum Forscher, Ent decker, zum Dichter. Es gibt keinen deutschen Dichter, der die Basis seiner kulturellen Wirkung nicht einem deutschen Verleger und des sen Charaktereinfatz dankte. Es hieße Eulen nach Athen tra gen, wollte ich in diesem Kreise in diesem Augenblicke Briefe von Goethe oder Schiller, von Wagner oder Humboldt zitie ren, die diesem dankbarem und persönlichem Bekenntnis ge schichtliches Gewicht verleihen würden. Nein, im Deutschland des Dritten Reiches ist die Erörterung über Wert und Stellung zwischen Verleger und Autor der kulturgesetzlichen Entscheidung von der Kameradschaft zwischen Verleger und Autor gewichen und beide Teile sind es zufrieden, denn beide Teile haben nur Vorteil von dieser Gemeinschaft erlebt. Das Schicksal eines jeden Buches ist anfangs ganz persön lich, ganz privat gebunden an die Empfängnis seines Schöp fers. Die erste Weltwirklichkeit, die dieses Geschöpf aber er fährt, ist die Begegnung mit seinem Verleger. Und diese Begegnung ist nicht nur eine äußerliche, sach liche, sondern sie wird fast immer eine Steigerung bedeuten. Nirgends in der Welt wird die Hebammenkunst, von der Sokrates so viel und so endgültiges zu sagen weiß, wesent licher in Aktion treten, als in der Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Autor und Buch, hier ist das Geschick, die Erfahrung, die Liebe und das Können der Verleger oft genug von entscheidender Bedeutung gewesen. Es ist und bleibt unabsehbar, von welchem Einfluß das Fingerspitzen gefühl und die pädagogische Überzeugungskraft eines Ver legers auf Werk und, ja, Gestalter gewesen sein mögen. So erklärt es sich, daß wahre Verleger mit ihren Autoren eine Art erweitertes Familienleben führen und jeder wahr haftige Verlag, der diesen Ehrentitel zu Recht führt, ein ganz Rr. l«1 Dienstag, den 21. Jnni I9S8 405
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