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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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1966 Börsenblatt s. d, Dtschn, Buchhandel. Nichtmllicher Teil. ^ 40, 18. Februar 1908. Niederrhein (Cleve, Wesel rc.), sowie das belgische Land und andere Gegenden berücksichtigt. Außer den Zeitungen und Zeitschriften zieht der Ver fasser auch die andern periodisch erscheinenden literarischen Erzeugnisse, die Kalender und Musenalmanache in den Kreis seiner Darstellung. Da es für das Verständnis des Zeitungswesens von Bedeutung ist, die Kulturoerhältnisse zu kennen, behandelt der Verfasser im ersten Abschnitt die Grundlagen der Journalistik in Westfalen: Bildung und Verkehr, Post wesen, Buchdruck, Buchhandel und Zensur. Diese Angaben hängen um so enger mit seinem eigentlichen Thema zusammen, als sie zumeist den alten westfälischen Blättern selbst ent nommen sind. Noch im achtzehnten Jahrhundert wußte man von einem geistigen Leben in Westfalen gar nichts, ehe Justus Möser die Osnabrückschen Jntelligenzblätter herausgab (1766—1782), und noch fast 20 Jahre später ließ man außer Osnabrück höchstens Lemgo, wo die Mepersche Buchdruckerei bestand und der gelehrte Postmeister Benzler das Lippe-Detmoldsche Jn- telligenzblatt schrieb, als Oase an der Grenze gelten. Auch das Verkehrswesen hat sich erst spät in Westfalen ent wickelt. Die meisten Postmeister waren froh, wenn sie ihre Karren glücklich über die schlechten Knüppeldämme gebracht hatten, und sie nutzten weder ihre Verbindungen noch ihre wohl auch nicht immer ausreichenden Kenntnisse für den Avisen- und Zeitungsdruck aus. So blieb mit wenigen Ausnahmen die Aufgabe des Zeitungsdrucks und -Verlags den Buch druckern und Buchhändlern überlassen. Die Buchdruckerkunst blühte schon früh in West falen. Münster ist bekannt in der Buchdruckergeschichte wegen seiner alten und schönen Drucke, und auch kleinere Orte, wie Wesel und Lemgo, hatten schon früh ihre Pressen. Die Meyersche Buchdruckerei in Lemgo, die seit etwa 1650 im Besitz der Familie Meyer war und deren Fortsetzung jetzt die Meyersche Hofbuchdruckerei in Detmold ist, nahm im achtzehnten Jahrhundert einen gewaltigen Aufschwung. Sie wurde für das geistige Leben der lippischen Lande und auch für das Gedeihen der Zeilschriftenliteratur von großer Bedeutung. Zahlreiche auswärtige Gelehrte ließen dort ihre Werke drucken. Andre Landesteile blieben dagegen lange ohne Druckereien. Das Herzogtum Westfalen z. B. erhielt erst 17t>6 in Arnsberg die erste Druckerei; in andern Gebieten gingen einst bestehende ein (so hatte die Grafschaft Ravensberg nach dem Eingang der Herforder Druckerei von Moritz Vogt nur noch eine, die von Tränkener, später Baedeker in Bielefeld). Bei dem geringen literarischen Be dürfnis wurden meist nur Schulbücher, Gesangbücher und ähnliches gedruckt. Der buchhändlerische Verkehr war ebenfalls nur gering. Die Kriegswirren und die durch sie herbeigeführte wirtschaftliche Erschöpfung wirkten ungünstig auf den Verlagshandel, und der auswärtige Sortimentsbuch handel litt sehr unter den mangelhaften Verkehrsverhält nissen. Von großem Nachteil für Buchdruck und Zeitungsdruck war es ferner, daß das Münsterland keine Papierfabrik hatte. Dazu kamen ferner die strengen Zensur- vorschriften, die anfänglich zwar nur religiöse Bücher betrafen, aber bald auf die ganze gedruckte Literatur, ein schließlich der Zeitungen, ausgedehnt wurden. Die Heraus gabe von Zeitungen und periodischen Schriften war an eine landesherrliche Erlaubnis geknüpft. Der erste Abdruck eines jeden Blattes mußte der Zensurbehörde vorgelegt werden. Die Zeitungsschreiber waren nach einer Verordnung des Kurfürsten Maximilian Joseph (1797) im Hochstift Münster »zur anständigen und bescheidenen Rede besonders in bezug auf die Höfe und Regierungen, zur einfachen Erzählung der Tatsachen ohne Beifügung eigener Raisonnemenls und zur Nachweisung der Quellen, woraus auffallende Nachrichten geschöpft waren«, verpflichtet. Der 2. Abschnitt des d'Esterschen Werkes behandelt die Anfänge der westfälischen Journalistik: die Relationen und Flugschriften. Geschriebene Zeitungen sind aus Westfalen anscheinend nicht erhalten, wohl aber eine größere Anzahl Relationen und Flugschriften. Namentlich die Wiedertäufer unruhen in Münster gaben zu zahlreichen »Nerven Zeitungen« Anlaß. Kriegsnachrichten wurden häufig in Lemgo und Wesel gedruckt. Das Buchdruckgewerbe gelangte in Wesel sogar in Blüte, als zahlreiche Gelehrte, die wegen ihres Glaubens aus den Niederlanden vertrieben waren, sich dort niederließen. Infolge der religiösen und politischen Wirren wurden im 16. und 17. Jahrhundert zahlreiche Pasquille gedruckt, die oft sogar zu dickleibigen Büchern anwuchsen. Als erste periodische Zeitung Westfalens wird ein Blatt angegeben, das 1630 in Herford erschien und zwar unter dem merkwürdigen Titel: »Coniun- und Augirte Wöchentliche Avisen«, gedruckt bei Moritz Vogt. Der Histo riker P. Fl. Weddigen berichtete 1798 darüber im »Neuen fortgesetzten Magazin«. Ob aber heute noch ein Exemplar davon erhalten ist, ist nicht bekannt. Auch von den »^.ota« und dem »Nereurs bistoriqus«, die 1648 während der Friedensverhandlungen in Münster erschienen sein sollen, ist nichts näheres bekannt. Ebenso hat sich von der »Münste- rischen Staats-Relation derer neuesten Europäischen Nach richten und Begebenheiten«, die in den vierziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts in Münster ausgegeben worden sein soll, anscheinend kein Exemplar erhalten. Seit 1710 erschien eine Zeitung in Lippstadt, das als Grenzpostamt eine wichtige Station auf der vom Großen Kurfürsten angelegten Poststraße Königsberg—Berlin—Cleve war. Diese »Lippstädtische Zeitung« ist eins der wenigen Blätter, die in Westfalen von der Post herausgegeben wurden. Sie hatte übrigens verhältnismäßig viele Anzeigen, darunter seit 1795 auch Familiennachrichten.*) Der Inhalt war im allgemeinen noch recht dürftig. Eine höhere Aufgabe stellten sich die moralischen Wochenschriften, d>e meist jede Politik aus ihren Spalten fern hielten, aber die wichtigsten journalistischen Erscheinungen des 18. Jahrhunderts bildeten. In Westfalen erschienen folgende moralische Wochenschriften: 1741. »Der westfälische Patriot« (Bückeburg). 1746. »Nützliche Sammlung« (Minden). 1753/54. »Westfälische Bemühungen zur Aufnahme des G-schmacks und der Sitten« (Lemgo). 1755. »Westfälischer Beobachter« (Cleve). 1756. »Mindensche Beiträge zum Nutzen und zum Ver gnügen« (Minden). 1766. »Der niederrheinische Zuschauer« (Rhenopolis). 1769. »Der Weise aus dem Mond durch mich« (Nirgends). 1772. »Der Gemeinnützige« (Wesel). 1775. »Der Bauerfreund in Niedersachsen« (Lemgo). 1777. »Der Freund der Wahrheit am Niederrhein« (ohne Druckort). — »Der Schwätzer oder die Lukubrationen Isaak Bickerstaffs« (Lemgo). 1783 (?). »Moralische Wannenmühle«. 1783/84. »Westfälischer Brockenkorb« (Köln). 1792/93. »Der Clevische Zuschauer oder Patriotische Beiträge zur Aufklärung. Von einer Gesellschaft wahrheitsliebender Freunde«. Von diesen 14 Zeitschriften erschienen die meisten an der Peripherie Westfalens, während im Münsterland der *) vr. d'Ester gibt z. B. die Anzeige wieder, in der Zacharias Baedeker in Essen den Tod seiner Gattin anzeigt. Der Stil der damaligen Zeit mutet uns heute seltsam an.
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