5582 «Srl-nil-It >. d Dtlchn. vuchhand-l. Fertige Bücher. ^ 118, 26. Mar 1913. Das Berliner Tageblatt vom 21. Mai schreibt über: veKivik-i^kv Der Tunnel Europa-Amerika temlos! — Man muß zunächst dieses Wort hinschreiben, um erst einmal selbst wieder zu Atem zu kommen nach der fliegenden Jagd durch tausend Ereignisse, nach dem Rasen durch die prasselnde Fülle der Vorgänge, die Kellermann in seinem neuen Buch schildert. Es ist, als rolle der Film eines Edelkinematographen, von nimmermüder Hand gedreht, vor uns ab, als säßen wir in einem jener prachtvollen, beseelten Kinos der Zukunft, in dem die auftretenden Personen reden können wie lebendige Menschen. So werden wir durch Kellermanns Schilderungen im Fluge von einem brennend inter essanten Schauplatz zum anderen geführt, die Kulissen wechseln fortwährend durchaus, es geht durch Hell und Dunkel, über Gipfel und Abgründe, durch brüllenden Lärm und Urwaldstille — der Film rollt stundenlang, ohne daß unsere Spannung je nachläßt. Denn die Figuren, die inmitten dieses Wirbels auftauchen, längere oder kürzere Zeit stehen bleiben und vorübergehen, sind Menschen, Per sönlichkeiten, klar heransgearbeitctc Charaktere, die immer etwas Interessantes zu sagen wissen. So wird der Leser hier in eine strudelnde Brandung beseelter Vorgänge hineingerissen, die ihn unerbittlich festhält, bis die Wasser ruhig werden — die Kurbel am Kinoapparat stehen bleibt. Der Held des Kellermannschen Buches ist Mac Allan, der eiserne Amerikaner, glashart, selbst un angreifbar, aber alles, was sich ihm in den Weg stellt, zermahlend wie der von ihm erfundene Stahl, das Allanit. Hinter den starken Stirnknochen, aus denen der eckige Schädel dieses Mannes aufgebaut ist, lebt kein geringerer Gedanke als der, Amerika mit Europa durch einen Untermeertnnnel zu ver binden, damit man mit den schnell laufenden Zügen der Znknnstszeit, in der Allan lebt, in nicht viel mehr als vierundzwanzig Stunden von der französischen Küste nach New Dort fahren könne. Und Allan ist der Mann, ein solches Projekt, das riesenhafteste, an das Menschen sich je herangewagt haben, durchzuführen. Nach einer Bauzeit von fünfundzwanzig Jahren, nach Überwindung der un geheuersten Widerstände, gefördert durch unzählige geniale Erfindungen und die Mitarbeit begeisterter, zu jeder Aufopferung bereiter Ingenieure, aufgehalten durch Katastrophen der fürchterlichsten Art, getränkt mit dem Blut ganzer Arbeiterbataillone, die bei dem Werk zugrunde gegangen, steht der Tunnel endlich fertig da, teilweise in Tiefen von sechstausend Metern unter dem Meeresspiegel hin durchgeführt. Der erste Zug kann anfahren. „Die Scheinwerfer schleuderten ihre bleichen Lichtkegel über Hoboken, New Jork und Brooklyn, die Sirenen der Dampfer in den Docks, ans dem Hudson, der Bai, dem East River tuteten und heulten, die Telephone klingelten, die Telegraphen spielten — — New Jork, Chicago, San Francisco brausten auf, der Jubel der ganzen Welt begleitete Allan