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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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105, S. Mat 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s b. Dtsch». Buchl,anbei. 4995 lKortsetzung z» Seite 4848.> daß sich ein großer Teil der sächsischen und österreichischen Bahn- hofsbuchhanölungen in seinen Händen befinde!, den Gedanken nahe, daß nicht Herr vr. Avenarius, sondern Herr I. Betten hausen der Vater der Idee ist. Mit dem Dürerbund im Gefolge und von Avenarius und seinen Leuten unterstützt, wird es ihm leicht sein, alle Widerstände, die sich ihm bisher noch auf dem Wege zu einer Monopolisierung des Bahnhofsbuchhandels entge- gcngestcllt haben, siegreich zu überwinden. Denn was heute ge schäftliche Tüchtigkeit und das beste Wollen und Können selbst von Seite derer nicht vermögen, die mehr sind als bloße Geschäftsleute, das fällt mühelos Vereinen und Gesellschaften in den Schoß, sobald sie die Flagge der Gemeinnützigkeit hissen oder das Banner zum Kampfe gegen den Schmutz und Schund in der Literatur entfalten. Fast scheint es, als sei es überhaupt eine Schande, Geld verdienen zu wollen, oder wenigstens eine große Dumm heit, mit seinem Kapital und seiner Person für ein Unternehmen einzutreten, statt fremdes, aus allen Taschen zusammengetragenes Kapital für sich arbeiten zu lassen und klangvolle Namen, klang volle Phrasen an seine Spitze zu stellen. Wir kennen viele Ver leger, die an ihrem Idealismus zugrunde gegangen sind, daran, daß sie, von dem besten Willen und dem besten Können beseelt, der Meinung waren, das Gute müsse sich von selbst Bahn brechen, und denen jede Unterstützung versagt blieb, weil sie nicht zu bet teln verstanden oder zu stolz dazu waren. Anderen, die ihre Zeit und die herrschenden Strömungen besser verstanden und im Grunde genommen nicht mehr sind oder waren als reine Geschäftsleute, erschloß die so oft mißbrauchte und falsch ver standene Zauberformel: Kampf gegen den Schund wie ein Sesam alle Türen und Herzen und ließ sie mühelos da ernten, wo andere in schwerer Arbeit gesät hatten. Wir haben seinerzeit die von Herrn Loele geschriebene Bro schüre : »Das billige Buch«, deren Ausführungen zuerst im Börsen blatt erschienen, lediglich zu dem Zwecke veranlaßt, um einmal an der Hand der Tatsachen nachzuweisen, daß lange bevor der Kampf gegen den Schund von Vereinen und Gesellschaften aus ihre Fahne geschrieben wurde, der deutsche Verlagsbuchhandel billige und gute Bücherkollektionen ins Leben gerufen hat, denen man auch heute noch nichts Besseres an die Seite zu stellen hat. Wir haben weiter wiederholt unserer Überzeugung dahin Aus druck gegeben, daß der im Börsenverein der Deutschen Buchhänd ler organisierte Buchhandel seine schönste Aufgabe in dem Ver triebe guter Literatur sieht, darin, dem Publikum, wo immer es sich von ihm beraten lassen will, das wertvollste Gut unserer Lite ratur in die Hand zu geben, daß er aber, wenn er Bücher und Menschen zusammenbringen will, auch den Verhältnissen Rech nung tragen und sich die Menschen wie die Bücher an- sehen muß, wenn beiden zu ihrem Rechte verholfen werden soll. Und nun kommt der Dürerbund und schafft »Ordnung«, in dem er eine reinliche Scheidung zwischen den von ihm empfohle nen und den nicht empfohlenen Büchern vollzieht, die Literatur also in ähnlicher Weise einzuteilen sucht wie Heine das Pflanzen reich, nämlich in solche Pflanzen, die man essen, und in solche, die man nicht essen kann. Denn es ist nicht zutreffend, wenn Herr vr. Avenarius behauptet, daß der Stempel »Empfohlen vom Dürerbund« lediglich besage, daß, wenn der Käufer Gewicht darauf lege, vom Dürerbund empfohlene Volks- und Jugend schriften zu erhalten, er eine Auswahl davon auf der dafür be stimmten Staffelet vorfinde. Das Publikum wird vielmehr in allen anderen, nicht vom Dürerbund abgestempelten Schriften minderwertige Ware oder doch solche Bücher erblicken, die keiner Empfehlung des Dürerbundes würdig sind, ohne erst in eine Prü fung darüber einzutreten, ob sie überhaupt die Zensur des Dürer bundes passiert haben oder gar zu denen gehören, die nicht abge stempelt werden konnten, weil es »eben geschäftlich nicht möglich war«. Daß in dieser Unzulänglichkeit — von dem Werte der Dürerbund-Kritiken einmal ganz abgesehen — eine schwere Schädigung unseres literarischen und geschäftlichen Lebens erblickt werden muß, wird nur derjenige leugnen wollen, der von der Psyche des Publikums keine Ahnung hat. Was in aller Welt ist es denn anderes, als eine Bevor mundung des Sortiments, wenn ihm unter Drohrmg mit dem Auchbuchyändler die Empfehlung des Dürerbunds — und für den Kreis der Volks- und Jugendschriften nur diese — ausge zwungen werden soll? Der Unterschied zwischen der »Empfeh lung« eines Buches seitens des Verlegers durch Aufnahme in seine Sammlung und der Abstemplung des Dürerbunds, die Herr vr. Avenarius mit einander in Vergleich stellt, ist mindestens eben so bedeutend wie der Unterschied zwischen der Freiheit des Bezugs von den Barsortimenten K. F. Koehler oder F. Volckmar und dem Zwange, den das neue Barsortiment von Avenarius' Gnaden auf den Sortimenter ausüben möchte. Wer freilich ent weder nicht unterscheiden kann oder nicht unterscheiden will, wird auch keinen Unterschied zwischen der rein mechanischen Funktion der Reclam-Automaten deren »Empfehlung« in dem Streifband mit kurzer Inhaltsangabe liegt, und der Staffelet des Dürer bunds herausfinden. Es ist wahr: Herr vr. Avenarius verlangt nicht, daß der Buchhandel sich ausschließlich für die DUrerbund-Schlltz« linge verwenden soll, obwohl ihm die Ausschließlichkeit, die nichts kennt und anerkennt, als was mit dem Stempel seines Geistes versehen ist, sonst durchaus nicht fremd ist: er verlangt nur, daß der Buchhandel die Staffelet bzw. die darauf ausgestellten Bücher in seinen Vertrieb einbeziehe. Nun sieht ein derartiges Angebot gewiß jedem Geschäftsmann frei, nur darf die freie Entschließung der anderen nicht dadurch beeinflußt oder aufgehoben werden, daß ihnen im Falle der Richtannahme ein Übel angedroht wird. Ein solches bedeutet aber — und nicht nur für den Einzelnen, sondern für die Gesamtheit — die Drohung, Wirten usw. den Vertrieb zu übertragen und sie dadurch in gleicher Weise abzu stempeln wie die vom Dürerbund empfohlenen Bücher. Herr vr. Avenarius beruft sich darauf, daß er als Buchhändlerssohn und ehemaliger Buchhändler die Verhältnisse kenne. Wenn das der Fall wäre, dann müßte er auch wissen, daß eine der wesent lichsten Aufgaben des Börsenvereins darauf gerichtet ist, unserem Berufe ungeeignete Elemente fernzuhalten und im Interesse eines rationellen Vertriebs für Ordnung innerhalb seiner Reihen zu sorgen. Und das kann der Börsenverein und zwar in ganz anderer Weise, als Herr vr. Avenarius für Ordnung in der Literatur sorgen will, weil er nicht nur die »Macht«, sondern auch das Recht auf seiner Seite hat. Das Recht, dem Buchhandel derartige Auchbuchhändler zur Seite zu stellen, könnte vielleicht Herr vr. Avenarius dann für sich in Anspruch nehmen, wenn es außer seinen Unternehmungen nichts Gutes und Wertvolles in unserer Literatur gäbe und lediglich vom Dürerbunde gute des Vertriebes werte Schriften aus gingen. Da davon nicht die Rede sein kann, so wird man keinem Sortimenter das Recht bestreiten können, die »Mittelstelle« des Dürerbundes abzulehnen und seinen Bedarf nach wie vor direkt vom Verleger zu beziehen. Wir verkennen durchaus nicht die Verdienste des Herrn vr. Avenarius, obwohl wir uns von nichtssagenden Schlag worten wie »Ausdruckskultur« nicht umnebeln lassen, und würden es aufs tiefste bedauern, wenn das Sortiment sich von den Avenariusschen Schöpfungen abwenden würde. Aber es wäre menschlich verständlich, wenn es geschähe, und die Schuld dann nicht dem sein Recht und seine Stellung verteidigenden Sortiment, sondern dem Urheber all der Irrungen und Wir rungen, Herrn vr. Avenarius selbst, zuzuschreiben. Und gerade weil wir wünschen, daß das gute Verhältnis zwischen dem Buchhandel und ihm das alte bleiben möge, wiederholen wir die Mahnung, auf dem schon beschrittenen Wege, der keinem der Beteiligten — vielleicht nicht einmal Herrn Beitenhausen — irgendeinen geschäftlichen Nutzen bringen kann, umzukehren, ehe es zu spät ist. Wie man in den Kreisen der dem Bierverleger ja wohl näher als dem Buchverleger stehenden Bahnhofswirte über die wirtschaftlichen und moralischen Wirkungen des neuen Unternehmens denkt, geht aus einem Artikel der »Bahnhofswirt schaft« vom 3. Mai 1913, betitelt »Der Verkauf von Büchern und Zeitungen auf den Stationen«, hervor, in dem es am Schlüsse heißt: »Sieht man sich aber das Vorgehen der Firma Reclam und des Dürerbunds, welch letzterer als Verlcger- sirma ja schließlich auch anz u sprechen i st, vom
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