Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1938

„Bücher für den Heimabend" Am 28. Oktober 1937 wurde zwischen der Reichsjugendflihrung und der Neichsstelle für das Volksbüchereiwesen eine Vereinbarung über die künftige Zusammenarbeit getroffen. Diese Vereinbarung hat den Volksbüchereien eine große Anzahl von Lesern aus der Hitler-Jugend zugesührt. Sie veranlaßte die Neichsstelle, den Mit arbeitern der Volksbüchereien d>ie Bereitstellung des dazu erforder lichen Schrifttums zu erleichtern. Aus diesem Grunde gab sie für die Büchereileiter eine monatliche Liste derjenigen Bücher heraus, die besonders für die Zusammenarbeit mit der Hitler-Jugend in Frage kommen. Im deutschen Volksbüchereiwescn, in der Hitler- Jugend, aber auch in zahlreichen anderen Dienststellen haben sich diese Listen unterdessen so eingebürgert, daß die Neichsstelle für das Volksbüchereiwesen darangehen konnte, sie nunmehr auch im Druck erscheinen zu lassen. Die Listen enthalten für den Zeitraum je eines Vierteljahres die zu sämtlichen Stoffen der Heimabende wichtigen und empfoh lenen Bücher. Darüber hinaus bringt die erste Liste, die als Sonder ausgabe »Lager und Fahrtenschulung« erscheint, einen Jahres schulungsplan, der den Leitern der Volksbüchereien eine Übersicht über die von der Neichsjugendführung für das kommende Schulungs jahr festgelegten Stoffe gibt. Wenn diese Listen zunächst auch für Volksbüchereileiter bestimmt sind, sind sie doch nicht ohne Bedeutung für den Buchhandel. Durch die im »Werbekalender« des Börsenblattes erscheinenden Listen (s. zuletzt Nr. 105) erhält er ja seit langem einen Einblick in die von der Neichsjugendführung für die Heimabende empfohlenen Bücher. In den Blättern »Bücher für den Heimabend« findet er eine Zusammenfassung dieser Werke in großer Übersichtlichkeit. Die erste Liste 1938 bringt Bücher für die Sommerlager dieses Jahres. Sie beginnt mit nordischen, deutschen, Helden- und Götter sagen, führt dann diese Linie fort mit Werken aus der deutschen Geschichte und aus dem Weltkrieg. Wichtige Themen wie Vorgeschichte, Grenz- und Auslandsdeutschtum, Blut und Nasse sind nicht ver gessen. Für die besonderen Bedürfnisse der Heimabende und der Lagerabeude findet sich eine Anzahl von Werken unterhaltender Art und von Sprüchen und Gedichten. —bu. Internationaler Kongreß für berufliches Bildungswesen Vom 25. bis 29. Juli 1938 findet in Berlin der Internatio nale Kongreß für berufliches Bildungswesen statt als Veranstaltung zweier großer internationaler Organisationen, deren Mitglieder sich auf über vierzig Staaten verteilen. Der Kongreß findet statt als VII. Kongreß der Internationalen Gesellschaft für kaufmännisches Bildungswesen und als V. Kongreß des Internationalen Amtes für berufliches Bildungswesen, über 2000 namhafte Vertreter des beruf lichen Bildungswesens aus der ganzen Welt haben ihre Beteiligung zugesagt. Offiziell werden Belgien, Bulgarien, Euba, Columbien, Chile, China, England, Estland, Frankreich, Holland, Irland, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Tschechoslowakei und Ungarn vertreten sein. Außerdem werden zahlreiche Wirtschaftsführer, Vertreter von Universitäten und Hochschulen sowie zahlreiche sonstige Vertreter der ausländischen Wirtschaft und Lehrerschaft erwartet. Der Kongreß, in dessen Nahmen eine große Ausstellung »Deutsche Berufserziehung« stattfindet, soll einen geschlossenen Überblick über alle wesentlichen Fragen der Berufserziehung und Berufsausbildung in Deutschland und in den verschiedenen Ländern der Welt geben. Dem Kongreß geht ein siebzehntägiger Wirtschaftskursus voran, der in Form eines Wanderkursus durch einige der wichtigsten Wirt schaftsgebiete Deutschlands geleitet wird. Prüfung für den mittleren Dienst an wissenschaftlichen Biblio theken Sachsens Vorbehaltlich einer etwaigen reichsrechtlichen Regelung findet in Leipzig die Prüfung für den mittleren Dienst Montag, den 5. Sep tember 1938, und die folgenden Tage statt. Gesuche um Zulassung sind nebst den erforderlichen Nachweisen (Bekanntmachung vom 24. September 1917 im »Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken« 14. 1920. S. 193) bis spätestens Montag, den 11. Juli d. I., an das Sächsische Prüfungsamt für Bibliothekswesen, Leipzig C 1, Univer sitäts-Bibliothek, Beethovenstraße 6, einzureichen. Der Druckfehlerteufel in der Hofbuchdruckerei Karl von Weber, einer der Söhne des »Freischütz«-Komponisten, erzählt in seinem 1805 erschienenen Buche von der »Mutter Anim«, daß Kurfürst August »im Schloß zu Dresden eine eigne Druckerei errichtete, an deren Geschäftsleitung sich auch Anna beteiligte«. Aber die erste sächsische Hofbuchdruckerei war das nicht. Schon im Jahre 1523 ließ Herzog Georg den Buchdrucker Wolfgang Stöckel von Leip zig nach Dresden kommen, der in erster Linie die Streitschriften seines Hofkaplans Hieronymus Emser gegen Luthern drucken sollte. Schon im nächsten Jahre gingen aus dessen Werkstatt Emsers »Annotatignes ober Luthers naw Testament gebessert vnd emendirt« hervor. Auf deren letzter Seite werden einige Druckfehler richtiggestellt. Dann aber heißt es: »Die andern buchstaben, so tzu weylen verrückt ooer gar außgebliben, Muß ein vcrstendiger leßer dem synn nach lesen, Dann es ist ym winter bey dem liechte sßo die stuben warm vnd die truckere fawl vnd schlefferig scyn) bald was vbersehen«. Personalnachrichten Dr. Wilhelm Ruprecht achtzig Jahre alt Der frühere Seniorchef der Verlagsbuchhandlung Vandenhoeck L Ruprecht in Göttingen, -Herr vr. Wilhelm Ruprecht, wird am 6. Juni achtzig Jahre alt. Wir haben schon wiederholt an dieser Stelle Gelegenheit gehabt, die außerordentlichen Verdienste dieses Nestors des deutschen Buchhandels um den Börsenverein und damit um das Gedeihen unseres ganzen Standes zu würdigen. Nicht nur als erster Schriftführer im Börsenvereinsvorstand in den bewegten und kampfreichen Jahren 1899 bis 1905 und als Vorstandsmitglied des Verlegervereins, sondern auch als jahrzehntelanges Mitglied in den verschiedensten Börsenvereinsausschüssen hat er wertvolle und blei bende Arbeit geleistet, die seinen Namen für immer eng mit der Ge schichte des Buchhandels in dieser Zeitspanne verknüpft. Welchen Weg sein Verlag unter seiner und seines Bruders Leitung genommen hat, ist ebenfalls bekannt und von ihm in großen Zügen in seiner Selbst biographie lDer deutsche Buchhandel der Gegenwart in Selbstdar stellungen. Hrsg, von Prof. vr. Menz. 1925. Leipzig: Felix Meiner) geschildert worden. Bis in sein hohes Alter hat er unermüdlich für sein Werk und die Allgemeinheit geschafft, und erst 1935 zog er sich von der aktiven Mitarbeit in den Ruhestand zurück. Der gesamte deutsche Buchhandel wird -sich an dem Ehrentasse vr. Wilhelm Ruprechts unseren herzlichen Wünschen für sein ferneres Wohlergehen anschließen. Am 1. Juni überreichte Bürgermeister Haake in einer gemein samen Feierstunde Leipziger Betriebe achtundzwanzig Arbeits- veteraneu in Leipzig das vom Führer gestiftete Treudienst-Ehrenzeichen für fünfzigjährige Tätigkeit in einem Betrieb. Unter den Ausgezeich neten befinden sich folgende Bernfskameraden ans dem Leipziger Buchhandel: Alwin Berthold, Bnchhandlnngsgehilfe und Be triebsobmann bei Otto Maier, Großbuchhandlung und Kommissions geschäft, Albert Eckardt, Prokurist bei F. A. Brockhaus, Robert Gerber, Buchhalter bei F. A. Brockhaus, Ri chard Käppler, Prokurist bei Alfred Lorentz, und Georg T z s ch e u t s ch l e r, Disponent bei Karl Baedeker. Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst In Tübingen starb im 36. Jahre der Tropenzoologe Dozent vr. Bruno Eggert; in Zürich im 63. Jahre der Anglist Pro fessor vr. B e r n h a r d Fehr ; in Göttingeu im 73. Jahre Geheim rat vr. zur. et piiii. Paul O e r t m a n n, em. Professor für römi sches und deutsches bürgerliches Recht; in Rostock der Ophthalmologe Prof. vr. Albert Peters; in Tübingen im 86. Jahre der Theologe Prof. v. vr. Adolf von Sch kalter; in Graz im 85. Jahre der Germanist Prof. vr. Bernhard Seuffert; in Fischerhude im 66. Jahre der Dichter Diedrich Speckmann: in Berlin im 58. Jahre der Geograph Prof. vr. W a l t h e r V o g e l; in Basel im 85. Jahre der Sprachforscher Professor vr. Jakob Wackernagel; durch Dienstunfall bei Wien im 48. Jahre Ministerialrat Dozent vr. rer. pol. vr. zur. Gustav Wille; in Bayreuth am 2. Juni im 90. Lebensjahre der Dichter, Komponist und Nichard-Wagner-Vorkämpfer Hans Freiherr von Wol zogen; in Frankfurt a. M. im 63. Jahre der Statistiker Prof. vr. Franz Z i z e k. Hauptschrtstlctter: I>r. Hellmuth Langenbucher, Schömberg. — Stellvertreter des Hauptschriftleitcrs: Franz Wagner, Leipzig. — Verantw. Nnzeigcnleitcr: Walter Herfurth, Leipzig. - Verlag: Verlag -cs Börscnvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Anschrift der Schriftleitung und Expe dition: Leipzig 0 1, Gerichtsweg 26, Postschließsach 274/75. — Druck: Ernst Hedrtch Nachf., Leipzig 0 1, Hvspttalstraße 11a—13. — DA. 7060/V. Davon 6105 durchschnittlich mit Angebotene und Gesuchte Bücher. — Zur Zeit ist Preisliste Nr. 8 gültig! 460 Nr. 128 Sonnabend, den 4. Juni 1088