Drittes Beidi«it 539 — 85. Ltt/UNA t'olirei^isslctioo dtsv, Volk Ci»v Silles MW - WMM KllmiWsll Aeberraschende Melhode, einen Mordsall zu erzählen / Lageplan, Lokumenle, Molos uns viele andere Seiege sind in einem Mendeckel vereinigl Am 8. März IS3S, um 20 Uhr 45 Minulen. ging beim Polizeipräsidium Miami ein Tele gramm ein, das auf der Segeljacht des amerika nischen Millionärs Rockfavage aufgegeben ivorden war: „Bolicho Blane beging Selbstmord, Kehre bereits zum Hasen zurück," Ter zuständige Po lizei-Inspektor von Miami gab wenige Minuten später dem Kriminalkommissar Kcttering den Aus- trag, den Fall unverzüglich zu behandeln, Bolitho Blane war ein bekannter britischer Finanzmann, "all war also doppelt wichtig. Der Aom- ging in eine Polizeibarkasse und erreichte daraus die Jacht, die auf Miami zusteuerte, ^"ngesähr könnten tausend Kriminalromane Auch der vermutliche Fortgang der läßt sich, in seinen ersten Stationen denken: es ist wahrscheinlich, daß WWu- ködern ein Mord vorliegt. Und : erhebt sich die Frage: „Wer hat Bolitho e ermordet? Und warum? Und wie ist Mord geschehen? In unserem Fall — wir haben «inen „Kriminalroman" vor uns — ergibt So ichte sich ungefähr derselbe Tatbestand. „Mord bei Miami" heißt das Buch (Henry Burmester Ver lag, Bremen). Ein Kriminalfall. Aber dieser Fall ist einzigartig — und zwar wegen der äuße- reu Form, in der er dem Leser vorgesetzt wird. Kein Buch liegt vor uns, mit Kapiteln und spannenden Schilderungen, wie wir das bei der Kriminalliteratur gewohnt sind. Sondern ein Aktenstück liegt da. Ein Aktendeckel mit breitem Rücken, mit einer Schnur geheftet. Wir schlagen die erste Seite auf. Nicht der Beginn eines Ka pitels, sondern das Original des 9tadiogramms, das Mister Rocksavage an das Polizeipräsidium Miami sandte. Nächste Seite: der Dienstbogen des Polizei-Departements Miami mit dem Befehl an den Kommissar Kettering, die Jacht aufzu suchen und die Untersuchung vorzunehmen. Wir blättern weiter. Nichts von einem Roman! Denn dieses dicke Aktenstück enthält auch nicht eine einzige Zeile einer Romanhandlung. Polizeiakte, sonst nichts. Maschinengeschriebene Berichte des untersuchenden Kommissars. Niederschriften ein- gehender und wiederholter V giere der Jacht. Dazu die zahl. ausnahmen an Bord der Jac kommissar fügte seinen Berich: aller wichtigen Personen an Bi' zimmer ist von verschieden graphiert. Der Kommissar fer des X-Decks an, wo sich der ereignet hatte. Verdächtige > blätter, Briefe, leere Streicht, retten mit verdächtigen roten seinen Berichten an den Ins photographiert sie. Unser Akt diese Dinge, ganz zwanglos, iE ansielen. Beigehestet sind K Fard mit näheren Auskünften sonen, die sich auf der Jacht b Dem untersuchenden Kon Assistent — und er berichtet o lich kurz —, der Graf Luigl P so merkwürdig bekannt vor. bestimmt schon einmal im V> Miami gesehen. Miami sucht i und vergleicht die Aufnahem n. der Kommissar auf der Jacht v hat. Der Fall ist klar (und unserem Akt beigefügt). Ein Kriminalroman also in alten. Es ist kein „Dreh", keii des Lesers. Denn dieser stattlic Dokumenten und Photos, mit Blaupausen enthält nichts and auch ein richtiger Polizeiakt ü Miami" enthalten könnte. Kei: auch nur ein Wort. Kein verbi Beweisstücke und Protokolle dc, den dazugehörigen knappen Vorgesetzten Behörde. Zum Beispiel: als der Kon Untersuchungen abgeschlossen miH den Photos nach Miami gesaut eine Vermutung über ein mögli-^ äußert zu haben, teilte ihm der - „Die Abzüge sind gerade in nn Auf Bild v werden Sie zwei ; merken, die quer über den Tep > Untersuchen Sie bitte die Spure Der Kommissar untersucht — i., Ergebnis, daß diese Spuren müssen, daß ein Mensch über de worden ist. Ein Mord also? Schon dieses kleine Beispiel ganz anders die Möglichkeiten Handlung von Kriminalfällen in