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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1938
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- 1938-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1938
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Georg Nhau / Ein Thomasschulkantor u. Buchdrucker der Reformationszeit Zu seinem vierhundertfünfzigsten Geburtstag Unsere Vorstellung von der »Leipziger Disputation« im Sommer 1519 wird wesentlich durch das bekannte Bild beherrscht, das die Wortführer beider Bekenntnisse und ihre Zuhörer in erregtem Ge spräch und voller Aufmerksamkeit zeigt. Der verhältnismäßig enge Raum der einstigen Pleißenburg, in dem sich das abspielte, erhöht den starken Eindruck von Lebendigkeit und Gespanntheit noch. Aber etwas ist der 'Maler uns doch schuldig geblieben, und es ist eben deshalb überhaupt nur wenig bekannt. Das ist der bedeutsame Anteil der Musik. Ein Augen- und Ohrenzeuge berichtet darüber: »Als wir in die Thomaskirche kamen, da fing man eine Messe cks 8aneto spiritu an zu singen, und der Cantor Georgius Nhau sungen eine Messe mit zwölf Stimmen, die vorhin nie gehört war«. Nach beendigtem Gottes dienste begleitete Nhau den Zug auch auf die Pleißenburg, und als er nach der die Versammlung eröffnenden Ansprache des Moscllanus allen unerwartet das »Voni ersator Zpiritus« von seinen Schülern und Musikanten anstimmen ließ, stürzten alle Anwesenden in tiefster Ergriffenheit auf die Knie . . . G e o r g N h a u, der in dieser Weise die Einleitungsfeierlichkeit zu einem eindrucksvollen Feste machte, war erst ein Jahr vorher (1518) nach Leipzig gekommen: »B. Georgius Rauch de esswelth« (aus Esfeldt an der Werra, wo er vor nun vierhundertfünfzig Jahren geboren wurde) nennt ihn das Matrikelbuch. Er war bereits Bacca- laureus der Philosophie und wollte sich anscheinend in Leipzig einen Wirkungskreis suchen. Das glückte ihm über Erwarten schnell; man übertrug ihm das wohl gerade frei gewordene Cantorat an der Thomasschule. Die in der Thomaskirche aufgeführte Messe, etwas ganz Neues in ihrer Vielstimmigkeit, ist leider verschollen. Ob Nhau sie selber schrieb, ist zweifelhaft, da er sich nicht eigentlich zu den Komponisten rechnete. Seine Stärke lag auf musiktheoretischem Gebiete. Er ver faßte eben damals mehrere kleine Schriften dieser Art, namentlich ein »Enchiridion« oder Handbuch der Musik, das viele Auflagen er lebte, weil es den Lehrern und Schülern als Leitfaden diente; denn Musik wurde damals in den Schulen als eine Wissenschaft gelehrt. Schon bald nach der »Disputation« gab Nhau seine angesehene Stellung wieder auf und wandte sich wieder von Leipzig weg, weil ihn die Persönlichkeit Luthers und dessen neue Lehre so begeistert hatte, daß es ihm nicht mehr möglich war, der alten Kirche mit voller Hingebung zu dienen. Schon im Jahre 1520 nannte ihn ein Freund »Iuclimagi8ti-um L^sledium«, Schulmeister in Eisleben. Aber auch dort blieb er nicht lange. Er zog nach Wittenberg, wo er zuerst Musik unterricht gab und allerlei kleine musiktheoretische, mathematische u. a. Schriften verfaßte, bis er auf den Gedanken kam, es mit einer Buchdruckerei zu versuchen. Friedrich Kapp nennt ihn in seiner »Geschichte des Deutschen Buchhandels« »eine interessante Erscheinung« unter den ersten Buch druckern Wittenbergs. Aus seiner Werkstatt gingen u. a. die ersten Ausgaben des großen und kleinen Katechismus (1529) und die beste Ausgabe derAugsburgischen Konfession (1531) hervor. Außer Schriften Luthers druckte er auch viel von Melanchthon und von anderen Ge nossen der Reformatoren; Melanchthon und Bugenhagen zeichneten auch von Nhau gedruckte Werke mit Vorreden aus. Das Programm der Thomasschule vom Jahre 1817, in dem deren damaliger Rektor R o st dem Andenken Nhaus eine lange Ab handlung widmete, enthält ein Verzeichnis seiner Drucke aus den Jahren 1526 bis 1546, doch fehlen darin, wie Robert Eitner in der »Allgemeinen Deutschen Biographie« schreibt, größtenteils die Musik-Druckwerke, »die allein seinen Namen bis in die Neuzeit ge tragen haben«. Es sind das namentlich die vielen großen Sammel werke, die Nhau herausgab, »um dem evangelischen Gottesdienste eine reiche Auswahl von Kunstgesängen zu verschaffen«. Die aus uns gekommenen zehn großen derartigen Sammlungen aus den Jahren 1538 bis 1545 enthalten Kompositionen unserer größten deutschen Meister aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts, von denen wir sonst nur sehr wenig besitzen. Besonders wertvoll sind darunter die »Newe Deudsche Geistliche Gesenge 123. Mit 4 und 5 Stimmen für die ge meinen Schulen« wegen der Kirchenmelodien. Auch manche alte deutsche Volkslieder hat Nhau uns aufbewahrt. Reinhard K a d e, der dem Gedächtnis Nhaus in seinem vier hundertsten Geburtsjahre (1888) einen aufschlußreichen Aufsatz in der »Leipziger Zeitung« widmete, rühmt darin namentlich auch die schöne Klarheit der großen von ihm benutzten gegossenen Notentypen. Er zählte »allein gegen 2-40 Druckschriften, die Nhau, teils in vielen Auflagen, zur Herausgabe gelangen ließ«. Besonders die berühmte Zwickauer Ratsbibliothek ist an solchen Schätzen reich; vermutlich ist das ein Verdienst des dortigen Stadtschreibers Stephan Roth, mit dem Nhau viel korrespondierte. Fünf Briefe Nhaus druckte seinerzeit N o st in seiner Abhandlung nach den dort befindlichen Hand schriften ab. Seit 1542 sind viele Druckwerke Nhaus mit seinem von Lukas Cranach gezeichneten Holzschnitte geschmückt. »Es ist ein Brustbild mit platter Mütze . . . Das bartlose Gesicht wird von tiefen Falten durchfurcht, der entschlossene Mund hängt an den Winkeln etwas herab, die Nase erscheint ungewöhnlich breit, die Augen blicken sehr scharf aus den überhängenden Lidern heraus. Reiches Haar umgibt das männlich ernste Antlitz«. Kade wundert sich über »so ein vergrämtes Gesicht« des Vier- undfünfzigjährigen und findet eine Erklärung in einem schweren Steinleiden, über das Nhau wenig später einmal einem Freunde gegenüber ausführlich klagte. Als im Jahre 1547 kurz nacheinander sein Bruder Johann, Quästor an der Wittenberger Schule, sein zweiundzwanzigjähriger und sein neunjähriger Sohn starben, war es mit seiner Kraft zu Ende. Er schied aus dem Natskollegium aus, dessen Mitglied er lange Jahre gewesen war, und am 6. August 1548 erlöste den Sechzigjährigen der Tod. Seine Erben führten das Geschäft in gleichem Sinne noch bis zum Jahre 1566 fort. vr. I. Kl. Die Gehilfenprüfung im Gau Wiirttemberg-Hohenzollern Zur Gehilfenprüfung 1938 meldeten sich 39 Lehrlinge, 34 vom Sortiment, 5 vom Verlag. Es waren 23 männliche und 15 weib liche Teilnehmer. Ein Teilnehmer trat vor der mündlichen Prüfung freiwillig zurück, um sich künftig nur als kaufmännischer Ange stellter zu betätigen. Die Verlagslehrlinge wurden bei der Firma D. Gundert, Verlag, Stuttgart, die Sortimcntslehrlinge in den schönen Räumen von Julius Weise's Hofbuchhandlung (Paul Erps) geprü'ft. Allen Lehrlingen konnte das Zeugnis »bestanden« zuerkannt werden. In wenigen Fällen ist die Entscheidung der Prüfungskommission nicht leicht ge worden. Die jungen Leute wurden einer zweiten Prüfungskommission vorgestellt. Sie erhielten darauf das Zeugnis mit der Verpflich tung, bis zum Herbst dem Gaufachschaftsberater nachzuweisen, daß die Lücken ausgefüllt sind. Den Lehrherren wurde davon schriftlich Mitteilung gemacht. Wir behalten diese Fälle im Auge. Wenn sich die Kenntnisse der Lehrlinge im allgemeinen in den letzten Jahren erfreulich gebessert haben, >so ist doch ein Hauptpunkt, der immer wieder zur Beanstandung führt: Mangelnde Literatur kenntnis. Es wird mitunter erschreckend wenig gelesen, und nicht immer werden unsere bescheidenen Forderungen darin erfüllt. Wenn man einen Lehrling nach seinen Lieblingsbüchern fragt und sich den Inhalt und die besonderen Schönheiten in der Weise schildern läßt, wie er mit einem Kunden im Laden spricht, so sollte das doch ohne Stockung und ohne Schlagworte (»wunderschönes Buch, frisch und spannend geschrieben«) gehen. In Fragen der Buchhaltung und des Abrechnungswesens wurde dieses Jahr besser gearbeitet. Am Abend nach der Prüfung waren die Lehrlinge Gäste des Gaues zu einem einfachen Abendessen. Der Vorsitzende des Prüfungs ausschusses, Herr W e i t b r e ch t, sprach über die verpflichtende Auf gabe des Buchhändlers und über den Beruf. Mit dem Zeugnis über reichte er jedem Teilnehmer als Geschenk des Gaues zur Erinne rung an die Gehilfenprüfung ein Buch, und zwar für die Sorti mentslehrlinge das neue Buch von Karl Linzen über den deutschen Buchhändler Palm und für die Verlagslehrlinge Adolf Spemann, »Berufsgeheimnisse und Binsenwahrheiten«, alle mit einer Wid mung des Gaues versehen. Der Obmann des Stuttgarter Buchhandels, Herr Erps, beglückwünschte die jungen Leute zu dem erreichten Ziel und wies nochmals auf die Verpflichtung des jungen Buchhändlers hin, nicht nur für sich selbst oder für seine Firma zu arbeiten, sondern Volk und Vaterland zu dienen. Das Programm für den Abend be stritten die jungen Gehilfen in diesem Jahr selbst. Walter Weitbrecht. 258 Nr. 74 Dienstag, den 29. März 1SS8
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