Soeben erschien: HannS Julius Wille „^ertprühende Flamme" Des Dichters Johann Christian Günther brennendes Leben 28; Seiten. In Leinen RM 4-5», broschiert RM ohann Christian Günther, der Vergessene, darf mit Recht als Deutschlands größter und eigen- artigster Dichter zwischen Walther von der Vogelweide und Goethe bezeichnet werden. Ein Vergessener . . . Was verlautet noch von dem tragisch verstummten Künder wahrhaft deutschen Worts mitten im Schwulst des Barock, von diesem einsamen Vorläufer in dämmerndes Morgen? Der eine kennt vielleicht das etwas geheimrätliche Urteil in Goethes „Dichtung und Wahrheit": „Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller. Hier gedenken wir nun Günthers, der ein Poet im vollen Sinne des Wortes genannt werden darf. Ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtnis, Gabe des Fassens und VergegenwärtigenS, fruchtbar im höchsten Grade, rhythmisch-bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach unterrichtet; genug, er befaß alles, was dazu gehört, im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen . . . Das Rohe und Wilde daran gehört feiner Zeit, feiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man will, feiner Charakterlosigkeit. Er wußte sich nicht zu zähmen, und so zerrann ihm sein Leben wie fein Dichten." Oder es erinnert sich jener, irgendwo von dem Wittenberger und Leipziger Studiosus Günther von anno dazumal gehört zu haben, dem dichtenden Mordskerl im Bechern und Lieben, der mit achtundzwanzig Jahren schon feinen Überschwang mit elendem Tode büßen mußte. Oder ein anderer wurde irgendeinmal be troffen, erschüttert von der sprühenden Sinnenglut, der tiefen Erdverbundenheit, dem ergreifenden Todesschauer, der unerhörten Leuchtkraft einer Günther-Strophe. Daß in allem dem ein deutscher Dichter vor zwei Jahrhunderten seines Deutschtums Bewußtheit verkündete, seines ManneStumS Kampf kämpfte, seines Menschentums Opfertod erlitt — das ist kaum bekannt. Darum bedeutet es mehr als eine literarische Neuerscheinung, wenn jetzt „Des Dichters Johann Christian Günther brennendes Leben" die von gleich hohem künstlerischem und sittlichem Bewußtsein getragene Darstellung gefunden hat. Ich bitte den deutschen Buchhandel um besondere Verwendung für dieses zeitgemäße Werk. Der Einsatz wird sich bestimmt lohnen! Johannes Günther Mrlag Wien und Leipzig Nr. SS7 Donnerstag, den IS. November 1M7 S77S