Auszug aus üer so-Zeilen-vesprechung Üer Frankfurter Zeitung, 31. Oktober 1-37: Bor zwei Jahren hat L. M. Mungenast, ein Lothringer, in einem Erstlingswerk das große und romantische Schicksal seines Landsmanns Christoph Gardar erfunden und gestaltet und dabei Weite der Phantasie und stark wurzelnde Kraft gezeigt. In dem zweiten Buch »Die Halbschwester" erkennen die Freunde des ersten Romans die Bestätigung der außergewöhnlichen Begabung dieses neu auf den Plan getretenen Erzählers. ... Um die Mitglieder der Familie des Dombaumeistcrs Doug in Metz erscheint Lothringen in einem sastovllen Auszug und gibt sich, wie es ist. Ls erscheint nicht etwa als Folie des wohl geschürzten Ablaufs romanhafter Schicksale, oder einer phantasievollen Intrige. Nein, es steht da in vollem Säst, selber mit handelnd . .. Der Roman, der vor Handlung birst, umengt seine Menschen nicht mit dem Reisen eines auf ein Ziel gerichteten Abspicls. Wir lesen vielmehr eine Epopöe großartigen Lebens, in der die Temperamente, die Weine, die Ehebetten, die Wirtstische, die Spaßmacher, die Helden, die Lebensfreude, der Kamps, die Familien homerisch laut sich selber durch die dunklen Wälder und über die langsamen Bach läufe und die junge Mosel hinaus singen. Wie folgen wir gebannt dem streitbaren gewal tigen Temperament Basil Dougs, des Malers, Raufbolden und Heros! Wie verliebt spüren wir das Wesen seiner Schwester Lugenie, das in herber Leidenschaftlichkeit und in einer so raffen Süße sich vollzieht, eine Amazone, die sich zu einer Mutter verzaubert. . . . Und der Bischof, der Flöte spielt und Auerhahn und Wildschwein jagt... als lebe er im Lande Lichendvrff ... Ls rauschen alle Brunnen des Landes, alle seine Seelen sind auf der Wander schaft zueinander: der Patriarch, der hier noch eine Heimat hat, und der Revolutionär, der Schlvßherr und sein Förster, der Offizier und sein Pferd, die Dienftmagd und der Gärtner, der Küfer und der Bischof, die Dvrfmusik und der stille Angler... alle verschränken die Arme ineinander. Aus der Scholle bricht Lebensmut wie ein Zauberaar aus und durchschwebt die Dörfer und die Wälder. Dieses Buch trifft einen Menschen, der wie ich auch von der Grenze stammt und zudem lothringische Ahnen hat, ins Blut. ... Ls bestehen so wenig Ro mane, in denen Atmosphäre ist. In dem neuen Werk Mungcnasls ist mehr: Ls ist Klima in ihm. Norbert Jacques. Auszug aus öer 150-Zeilen-vesprechung üer Berliner vörsenzeitung, üie unter üem Titel „Legenüe eines Lanöes" am 17.Okt.37 erschien: In Ernst Moritz Mungenast reist nach meinem Dafürhalten eine jener großen epischen Be gabungen heran, auf deren Erscheinen Deutsch land mit so großen Erwartungen harrt und die berufen scheint, uns eines Tages den Roman unserer Zeit zu schreiben! . . . Dieser Roman ist der beispielhafte Versuch, ja ein vollendetes Zeugnis dafür, wie man es angreifen muß, Lebenswirklichkeit gestaltet greifbar zu machen, sie anzusicdeln in die Dichtung, die ja daneben noch landschaftliche und seelische Erregungen, die Träume einzelner und vieler, ja eines ganzen Volkes, spürbar machen muß ... Alle diese Menschen sind mit ganz wenig Ausnahmen Vollnalurcn; nichts ist ihnen literarisch aufgesetzt. S7S4 Nr. 266 Dienstag, den 16. November 1937