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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1937-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1937
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- Deutsch
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den 3 Milliarden Hektar Waldbestand der Welt. Alle übrigen Großmächte, auch kleinere Länder wie Belgien oder die Nieder lande, haben ein Vielfaches des deutschen Waldbestandes, aller dings überwiegend in ihren tropischen Kolonialgebicten. Nach Ansicht des Vortragenden wird in der Gegenwart und Zukunft immer ungefähr der dritte Teil des deutschen Nutzholzbcdarfs aus dem Ausland bezogen werden müssen. Man kann versuchen, den Importbedarf zu verringern, einmal durch die auf lange Sicht bedenkliche Übernutzung des vorhandenen deutschen Wald- bcstandes, ferner durch rationellere Holzverwertung, vor allem Minderung des Brennholzverbrauchs, aus lange Sicht schließlich durch Aufforstung von Ödland und Produktionssteigerung im vorhandenen Wald. Durch alle diese Maßnahmen, die gegen wärtig miteinander kombiniert angesetzt werden, kann aber auf die Dauer wohl nur verhindert werden, daß der Anteil des Importbedarfs größer wird. Das eigentliche Problem der deut schen Holzwirtschaftspolitik ist demnach die Sicherstellung des Importbedarfs. Gerade aus forstwirtschaftlichen Erwägungen legte der Redner den Hauptton aus diese Aufgabe. Funktioniert nämlich die Einfuhr nicht, sei es im Gesamtquantum, sei es in der Zufuhr bestimmter Sorten, so wird notgedrungen der deutsche Waldbestand überbeansprucht, damit aber die künftige Versor gung in Gefahr gebracht. Ausgehend von der Forderung nach Sicherstellung des Importbedarfs kam Professor Heske zu einer Begründung der deutschen Kolonialforderung: vom Gesichts punkt der Rohstoffversorgung aus gesehen sind Kolonien in An betracht der Strukturwandlungen des Holzbedarfs gerade für Deutschland mit seinem geringen Anteil am Waldbesitz der Welt ein Erfordernis, wenn der Rohstoff Holz unter allen Umständen ausreichend zur Verfügung stehen soll. Entgegen früheren forst wirtschaftlichen Auffassungen erscheinen die tropischen Wälder im Westen Mlttelasrikas auch für die Versorgung mit Papierholz und anderem Nutzholz durchaus verwertbar, zumal bei der Schnellwüchsigkcit der Tropenhölzer eine fast plantagcnmäßigc Forstwirtschaft bei richtiger Organisation und wohlüberlegtem Kapitaleinsatz denkbar ist. Da auf dem Weltmarkt das Angebot von Nutzholz aus den nordischen Wäldern strukturell abnehmen muß, hielt der Redner, ganz abgesehen von der gegenwärtigen Verteilung der Tropenwälder an die Kolonialmächte, eine Inan griffnahme der Nutzung tropischer Wälder bereits für eine Gegen wartsaufgabe, wobei freilich auch die Forschung noch viel Pionierarbeit zu leisten hat, da die tropischen Hölzer in ihren Wachstumsbedingungen, in ihrer forstbetrieblichen Pflege und industriellen Ausschließung noch nicht vollständig bekannt sind. — Auf diese Frage habe ich schon vor Jahren in meinen Vorlesun gen immer wieder hingcwiesen. Da insgesamt von ihrer Lösung auch die Gestaltung der Preise für die Papiere, die der Buch handel braucht, abhängt, wird er ihr ebenfalls besondere Auf merksamkeit zu widmen haben. Gedanken nach dem Sortimenter-Kursus 1937 Es war nur ein kleiner Kreis in- und ausländischer Buch händler, der eine Oktoberwoche in Leipzig weilte. Sicherlich war dadurch eine engere Bindung von Mensch zu Mensch, vom Kur susleiter Prof. 0r. Menz zu jedem einzelnen vorhanden. Es gab Stunden bei ernster Arbeit oder in fröhlicher Gemeinschaft nach dem Pflichtpensum, in denen wir alle einen leisen Stolz für unfern Beruf empfanden — obwohl nie einer davon sprach. Der artige Wochen beseitigen wieder manche Gleichgültigkeit, die immer dann eintritt, wenn es lange an einer schöpferischen Pause gefehlt hat. — Geben wir es einmal ruhig zu, daß manches Ver sagen, mancher Mißerfolg einfach daran liegt, daß wir uns in jahrelanger Berufsarbeit verausgabt und nie Gelegenheit hatten, wieder neue Reserven zu sammeln. — Wieviel neuer Schwung käme in den ganzen deutschen Buchhandel, wenn jeder Chef, jeder ältere und jüngere Berufskamerad derartige Tage, in denen er nur Nehmender ist, gelegentlich miterleben würde. In jeder Arbeitswoche, in jedem Lehrgang wird ein neuer Stoßtrupp ge bildet, der dann in das Reich hinauszieht und für dies Neue wirbt, über das man schwer schreiben kann, das man erleben muß. Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht über die Ent stehung der Deutschen Nationalbibliographie und ihre heutige Bedeutung in der ganzen deutschsprechcnden Welt? — Glauben Sie nicht auch, daß eine Zusammenarbeit zwischen Buchhandel und Zeitung Ihnen viel neue Kunden zuträgt? — Kennen Sie eigentlich schon das gewaltige Katalogmaterial, das wir heute besitzen, um einem Kunden genaueste Auskünfte über alle Erschei nungen zu geben, die in den letzten hundertundfünfzig Jahren veröffentlicht worden sind? — Sagen Sie nicht, daß es in Ihrer heutigen Arbeit überflüssig sei. Denken Sie an später und auch daran, daß nur der hochwertige Facharbeiter die Stellung er reichen wird, die ihm auf Grund seines Wissens zusteht. — Be dienen Sie Ihre Kunden wirklich so, daß aus ihnen Ihre besten Werber werden — daß aus jedem Laufkunden ein Dauerkundc wird? — Führen Sie wirklich ein Verknufsgespräch, das Takt gefühl zeigt und eine Vertrauensbasis für die Zukunft schafft? — Über diese Fragen und noch manch andere mehr wurde in ernster Arbeit viel Wertvolles zusammengetragen. Und dann gingen wir durch die Stadt und sahen uns große Häuser an, deren Ruf und Tradition etwas gilt — nicht nur in Deutschland. Zwanglos plauderten wir hier mit einem grau köpfigen Marklhelfcr, dort mit einer jungen Arbeiterin an einer Druckmaschine. Unsere Blicke schweiften auch durch die Räume an die Fenster oder zur künstlichen Beleuchtung. Wie sicht der Ort der Mittagspause aus? — Manche hatten liebevoll auf ihren traditionsreichen Schreibtischen Blumen stehen oder sich ein fri sches Bild aufgehängt. — In manchen Räumen gefiel es uns da gegen gar nicht — schwache künstliche Beleuchtung, wenig Frisch luft, viel Staub — ja nicht mal einen Schrank, um den Mantel hineinzuhängen. Ein Wort an die Herren Betriebsführer: Glaubt, daß jedes Eurer Gesolgschaftsmitglieder gern mithelfen würde, Helle und Sonne in Eure Häuser zu bringen. Schafft frische Arbeitsplätze mit viel Licht, Luft und Blumen. Denkt an die Aussicht aus den Fenstern. Gestaltet einen grauen Hof oder sonst ein Stück freier Erde zu einem Ort der Erholung und des Luftschöpfens aus. Wieviel Freude macht ein grüner Rasen mit weißen Bänken, einem kleinen Springbrunnen oder Wasserbecken. — Langjährige, ja lebenslängliche Gefolgschaftsmitglieder danken Euch dafür. Daß dies alles möglich ist, beweisen die vielen großen und kleinen Firmen, die es versucht haben. — Jeder Gast, der zu Euch kommt, bewunderi nicht nur die Tradition und das organische Zusam menarbeiten aller Stellen, er stellt sich auch die Frage: Möchtest Du in diesem Hause arbeiten? In lebendiger Aussprache mit Fachleuten, mit Buchhändlern sprachen wir über zeitnahe Schaufensterdekoration. Manch wert volle Anregung wurde mitgenommen. Wie aber, wenn ein junger Kamerad selbständig gestaltet hatte, und hinterher der Chef einen andern Gehilfen beauftragt das Fenster zu füllen, da ja noch keine Bücher im Fenster wären. Wird da nicht mancher mutlos werden und alles hineinstopfcn, was nur Platz hat? Es war früher so und man verdiente — warum muß nun heute alles anders sein. — Soll das so weiter bleiben? Manche von uns gingen daraufhin — angeregt durch die Aussprache — die Leipziger Straßen entlang und sahen sich Sor timente an. Wenige nur bildeten eine angenehme Ausnahme. Selbst an der Metropole des deutschen Buchhandels gingen diese Gedanken bis jetzt ohne wesentlichen Erfolg vorüber. Wo sahen wir Schriftbänder mit lebendigem Text? Wie steht es mit der Nachtbeleuchtung? Wissen Sie auch, daß es einen Blickfang gibt und daß nach Erfahrung erfahrener Werbcleute der Blick des Kunden von links unten nach rechts oben verläuft? Haben Sie auch darüber nachgedacht, daß geschmackvolles Einpackpapier und Bindfaden bessere Werbemittel sind als übertriebene Höflichkeit? Vieles andere Wertvolle brachten wir mit in unfern Alltag zurück. Es war Anfang zu neuer Tat. Alle merkten, was es heißt, Vertreter eines kulturtragenden Berufes zu sein. Und das ist immer das Wertvollste, was derartige Tage jedem einzelnen geben können. Gerhard K.H. Schneider, Berlin. «1«
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