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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1876
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- Deutsch
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Börsenblatt Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigeuthum de« Börlendereiu» der Deutschen Buchhändler. ^7 14. Leipzig, Mittwoch den 19. Januar. 1876. Nichtamtlicher Theil. Zur Geschichte des BuchbindenS. Das Buchbinde», dieses der Kunst so nahe stehende Hand werk, wird nicht ohne Grnnd als eine »nichtige Seite der Bücher- liebhaberci angesehen. Die in neuester Zeit in Frankreich angeser- tigten Prachtbände vcrrathen zwar ein sicheres Stylgesühl gegen über der Gleichgültigkeit in Bezug auf feineren Sinn in der nutzeren Ausstattung, die bei uns bis vor kurzem noch herrschte und erst jetzt einem vercdeltercn Geschmack Platz zu machen beginnt, — aber auch sie stehen den Arbeiten aus der Renaissance nach, eine Wahr nehmung, die wir heute leider innerhalb jedes Handwerks, bei welchem die Maschine nicht völlig die Menschenhand ersetzen kann, zu machen haben. Die Handwerker der früheren Jahrhunderte ent wickelten selbst in den unbedeutenderen Erzeugnissen eine merk würdige Schönheit der Form, die von der künstlerischen Durch bildung des Gewerbes zeugte. Eine Geschichte der Buchbinderei ist noch nicht geschrieben worden, und doch hängt dieselbe eng init der Geschichte des Buch handels zusammen; sic hat uns Meisterwerke hinterlasscu, welche die Bewunderung auch der tadclsüchtigstcn Kenner und Künstler heraussordern. So sagte Fcydcau mit Recht von dem prachtvoll vergoldeten Werk „Draito äv In pkz-sionomie ä'Lckamantius", welches Le Gascon im 18. Jahrhundert eingebunden hat» Das ist so schön, daß man es nicht zu berühren wagt! Den Alten, die zu ihren Manuskripten kein Papier verwand ten, war die Buchbinderkunst noch unbekannt. Sic verewigten ihre Gedanken aus Fischhäuten, Leinwand, Holzrinde, aus Blättern und endlich aus Pergament, welches sic, nur einseitig beschrieben, auf hölzerne Stäbe, wickelten und in Futteralen aufbewahrten, um cs vor Staub zu schützen. Daher riihrt der Ausdruck volumon (die Rolle) sür den Baud eines Buches, woraus das französische volume entstanden ist. Die Futtcralmacher vertraten also damals schon gewissermaßen die Stelle der Buchbinder. Mehr näherte sich ein sogenannter Oockex der heutigen Buchform. Geweißte und auf bei den Seiten beschriebene Holztaseln wurden verbunden und mit einem Deckel versehen. Man schrieb auch gelegentlich aus andere Stoffe, die sich zun, Einbindcn nicht eigneten. Wie hätte mau z. B. jenes eigcnthümliche Werk einbindcn sollen, welches Petrarca hin terlassen hat? Der Dichter pflegte nämlich ein Kleid aus glattem Leder zu tragen und daraus seine Gedanken und Poesien nicdcr- zuschrciben. Dieses mit Schriftzügen reich bedeckte Gardcrobcstiick cxistirte noch im Jahre 1527 und wurde als werthvollc Reliquie aufbewahrt. Der Name „Buch" schreibt sich vielleicht davon her, daß man ehedem Deckel aus Buchenholz zum Einbinden nahm. Ein Athe- nienscr, Namens Phillatios, soll der Erfinder des Buchbinder kleisters gewesen sein. Die eigentliche Buchhinderei entstand erst im Mittelalter und zwar, gleich manchen» andern, uns heute noch zum Nutzen gereichenden Handwerk, in den Klöstern. Jedes Kloster bc- Drsiundvicrziastcr Jahrgang. saß einen Saal, soriptorium genannt, in dem die Abschreiber und die Buchbinder saßen, welche letztere den hölzernen, pergamentnen oder ledernen, vorn init einer Klappe versehenen Deckel zubereitete»» und um das Buch befestigten. Diese Buchbinder waren oft wirkliche Künstler und wurden in ihrcin Geschäft von Goldschmieden und Graveuren unterstützt. Einer von ihnen, NanicnsHermann (1080), ging init norinännischen Eroberern nach England und wurde Bischof von Salisbury. Unter den berühmten Einbänden aus dieser Epoche erwähnen »vir: ein griechisches Evangelium, welches Theodolinde, Königin der Langobarden, der Hauptkirchc in Moury in einem aus zwei Goldblechen bestehenden Futteral verehrte, das mit kostbaren, verschiedenfarbige» Steinen und einer antiquen Campe verziert war, — und ein mit goldenen Buchstaben auf purpurfarbigem Per gament geschriebenes Gebetbuch in rothsainmtnem Einbände, wel ches die Stadt Toulouse von Karl dem Großen zum Geschenk er hielt. Diese Rarität, zuletzt im Besitz der Bibliothek des Louvre, ist jüngst bei dem Brande dieses Gebäudes zu Grunde gegangen. Im 11. und 12. Jahrhundert verfertigte man Einbände aus cmaillirtein Kupfer. Endlich unterwiesen die Araber zur Zeit der Kreuzzüge die Bewohner des Abendlandes in der Kunst, in Leder zu binden, das sie mit Gold und Silber verzierten. Von dieser Epoche beginnt die neuere Buchbinderkunst. Die schönsten Werke dieser Gattung, aus dem 15. Jahrhundert, befanden sich in der be rühmten Bibliothek des Matthias Corvinus, Königs von Ungarn, die leider im Jahre 1510 von den Türken vernichtet »vurde. Im 16. Jahrhundert erreichte die Buchbinderei die höchste Stufe der Vollkommenheit und lieferte »vahrhast künstlerische Meisterwerke. Wir nennen nur» das im Handel so hoch geschätzte Gebetbuch der gelehrten Margarethe von Savoyen, in Einbänden von dem Schatz meister Grollier und einem ander»» Dilettanten; die Bücher Hein- rich's H. und der Diana von Poiticrs, mit einem Halbmonde und Ziffern von seltener Eleganz; endlich die Bücher Hciurich's III., deren Symbol ein Todtcnkops ist. Aus dem 17. Jahrhundert ist Prinz Eugen als großer Bücher freund bekannt. Er hatte — wie »na» sagt, aus Eitelkeit — nur Prachtausgaben in seinen Schränken. Zwei Buchbinder aus Paris mußten alles in rothen Maroquin binden und reich vergolden, da her Bonncval behauptete, er lasse aller in Leder binden, aus Spahi- u»d Janitscharen-Häuten. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts stand zwar die Buchbindcr- kunst noch aus der früheren Höhe, verfiel aber in der Folge, um sich erst während des 18. Jahrhunderts zu neuem Glanze zu erheben. Aus dieser Blüthczeit sind die Namen einer Reihe von Künstlern aus die Nachwelt gekommen. Am tiefsten sank sie daraus unter dem sranzösischeu Kaiserreich; erst Thonvcnin, der Buchbinder Ludwig Philipp's, brachte cs »nieder zu einiger Berühmtheit. Seine schön sten Werke sind in der herrlichen d'Aumalc'schen Sammlung auf gestellt. Aus der letzten Pariser Weltausstellung waren die deut- 27
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