Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19380322
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193803225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19380322
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-03
- Tag1938-03-22
- Monat1938-03
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bringt, daß ebensosehr die Kaufkraft-Aufteilung, die Aufteilung der Mittel für den Verbrauch, von Bedeutung ist. Was geschehen kann, um das Buch zu verbilligen, muß geschehen. Wir müssen aber erkennen, daß auch das billigste Buch nicht abzusetzen ist, wenn nicht die geistige Aufgeschlossenheit, der Wille zum Buch, vorhanden ist. Der Arbeiter als Bücherkäufer ist kein rein werbliches, organisatorisches Pro blem, dasmitHilfekaufmännischerFähigkeiten alleinzulösen! st. Nirgendwo zeigt sich inniger der Zusam menhang zwischen dem Wachstum einer vom Nationalsozialismus geformten Schicht und dem Bücherkäufer als gerade hier. In die sem unermüdlichen Bemühen um den deutschen Arbeiter, sich aktiv auszuzeichnen, liegt eine vordringliche Aufgabe des Buchhändlers. Niemand wird die Hemmungen und Schwierigkeiten ver kennen, die sich einfach aus der Tatsache ergeben, daß der Sorti menter auf eine lange Tradition zurückblickt. Seine Verkehrs formen entstammen zum großen Teil einer Zeit, in der der Buch handel eng mit dem Hochstand bürgerlicher Kultur verknüpft war. Seine großen Leistungen werden ebensosehr anerkannt wie seine Verpflichtung, sich als Kulturträger zu fühlen. Darüber kann aber kein Zweifel bestehen, daß der Arbei- teralsBücherkäuferzudiesengewordcnenFor- men kein rechtes Verhältnis findet. Das mag man bedauern, ohne aber darüber hinwegzukommen, daß mancherlei Hemmungen dem Arbeiter es schwer machen, die Buchhandlung zu betreten. Wir aber haben die nicht leichte Aufgabe, es ihm leicht zu machen, zu uns zu kommen. Betrachten wir einmal unter diesem Gesichtspunkt die Schaufenster unserer Buchhandlungen. Hat sich am Schaufenster — abgesehen von werblich-ästhetischen Lösungen und den zur Ausstellung kommenden Werken — in den letzten zwanzig Jahren etwas geändert? Unsere Schaufenster wer ben im großen ganzen doch eigentlich Menschen, die für das Buch bereits gewonnen sind. Es sind »Schaufenster für Fortgeschrit tene«, aber keine Schaufenster für »Anfänger«. Gerade die Wer - bung für das Fachbuch bietet z. B. interessante Aufgaben. Müssen wir nicht immer mehr von der reinen Buchausstellung im Schaufenster abkommen, zugunsten einer Werbung für das Buch? Noch dringlicher wird das Problem, wenn wir an die Behand lung des Arbeiterkunden denken. Auch der Bücherverkäufer hat einen bestimmten Stil, eine besondere Art, sich auf sein Publikum einzustellen, angenommen, mit dem er aber nicht mehr auskommt, wenn er Arbeiter zu seinen Kunden machen will. Es fehlt dem Arbeiter häufig an dem Ausdruck, dem Buchhändler zu sagen, was er wohl lesen möchte. Nur mit feiner Einfühlung in das Wesen des Arbeiters, ja mit der Natürlichkeit und Frische eines Mannes, der ebenfalls durch Arbeit sein Brot verdient, wird der Buchhändler die vorhandenen Hemmungen überwinden können. Ein großes Feld bietet sich der Gemeinschaftsarbeit. Aller dings machen es nicht allein große Organisationspläne. Wich tiger ist die unermüdliche Kleinarbeit, die Frische und Lebendigkeit, mit der der örtliche Buchhandel sich überall einschaltet, auch neue Wegebeschreitet. Erleichtert wird ihm seine Arbeit dadurch, daß, fast möchten wir sagen zwangsläufig, uns Dichter erstehen werden, die Arbeiterdichter im besten Wortsinne sind. Die Ein stellung zur Arbeit ist eine ganz andere geworden. Nachdem die Arbeit nicht nur Geldverdienen, sondern Dienst an der Gemein schaft bedeutet, wird in langsamer zäher Erzieherarbeit eine Nation der Arbeiter entstehen. Aus der Fülle des Arbeitserleb nisses drängt sich der Stoff zur Gestaltung. Es verwischen sich die Grenzen zwischen der beruflichen Arbeit und dem Privatleben, stärker und härter greifen die ewigen Konfliktstoffe der Dichtung in das Arbeitsleben hinüber und harren der dichterischen Lösung. Wir wissen, daß wir Geduld haben müssen, obgleich wir ihn her beiwünschen den großen Dichter, der einmal dem Arbeiter sein Hoheslied sänge, ihm aufzeigt, was er ist und was er noch werden kann. Ein Dichter, der in einer Sprache schreibt, die hinter der Esse, im Bergwerk und auf der Straße verstanden wird. Wer schreibt einmal das Buch über die deutsche Arbeiterfrau, schlicht, einfach wie sie selbst ist, die Mutter aus dem Volke? Wer singt das Hohelied einer Frauengeneration, die dem deutschen Volke so viel schenkte? Mitzuarbeiten und mitzukämpfen im nationalsozialistischen Reich der deutschen Arbeit ist für den Buchhandel eine ehrenvolle Berufung. AdolfNielson. „Zur Einheit will der Deutsche Dietrich Eckart In der Lebensdarstellung »Ein deutsches Leben«, die Alfred Rosenberg dem von ihm herausgcgebenen Werk »Dietrich Eckart, Ein Vermächtnis» vorangestellt hat, heißt es über den am 23. März 1868 geborenen Dichter Dietrich Eckart an einer Stelle: »Auch Dietrich Eckart, der Dichter, ein Sohn der bayerischen Oberpfalz, war innerlich ein Rebell, ein originales Selbst, leidenschaftlich, kraus, vornehm und brutal, voll drängender Kruste, und deshalb bis an sein Ende von echter Wut erfüllt gegen den braven Untertan von 1890 und 1919. Er war Dramatiker im Leben, nicht nur am Schreibtisch, er erkannte zwar die Ideen von Ruhe und Ordnung im metaphysisch kosmischen Sinne an, empfand aber ein natürliches Unbehagen, wenn be dächtige Hohlköpse sie als Schutzschilde vor ihre geistige Zwerg haftigkeit hielten«. Daß das Leben den Weg eines solchen Mannes nicht einfach werden läßt, ist leicht verständlich. Und wirklich, schon der junge Eckart hatte allerlei Widerstände durchzubeißen. Wenn es zunächst nur die des Vaters waren, die sicher nicht ihren Grund in innerem Gegensatz hatten, so wurden es später dann Wider stände im Korps und dann endlich im politischen Leben, dem ein großer Teil der Eckartschen Lebensjahre gehörte. Den jungen Eckart trieben Neigung und Beruf bald nach Berlin, wo er sich als Mitarbeiter von einigen Zeitungen und Zeitschriften, als Propagandist eines Industrieunternehmens sein Geld verdiente. Sicher haben diese zwölf Jahre nicht zu den schön sten des Dichters gehört, gelegentlich werden sie die »Hungerjahre« genannt. Aber was tats. Der eisenharte Bayernschädel wollte sei nen ihm einmal gewiesenen Weg gehen, er mußte ihn seiner Be- zum 23. März stimmung entsprechend gehen, Kompromisse konnte er nicht machen und machte sie nicht, damals schon und auch später nie. Wenn Dietrich Eckart selbst auch nie einen Unterschied ge macht hatte zwischen seiner Berufung als Dichter und seiner poli tischen Tätigkeit, so sei sie in diesem Beitrag doch einzeln dar gestellt. Weil wir uns aus den frühen Jahren der Bewegung hauptsächlich an Dietrich Eckart als den politischen Menschen er innern, trat notwendigerweise die Erkenntnis seines dichterischen Werkes zurück. Sie ist aber nicht weniger wichtig, weil sie für ihn, dex der Bewegung das Lied »Sturm, Sturm . . .« schenkte, gleich zeitig eine politische Aufgabe war. Sein Denken formte sich an den Werken großer Deutscher, so an der Philosophie Schopenhauers, an den Schriften Goethes und nicht zuletzt an den Werken des schlesischen Angelus Silesius. Frühe kam zu den Gedanken, die er hier schöpfte, ein viertes, das Alfred Rosenberg einen neuen abso luten Wertmesser nennt: »Das Volk als Ausdruck einer ewigen, göttlichen Volksseele, die sich äußert in der Tat des schlichtesten Werkmeisters bis zu den Schöpfungen der größten Denker«. Der D i chter Dietrich Eckart hinterließ uns eine Reihe von Schöpfungen, die verdienen, auch heute immer wieder gelesen zu werden. Seine stärkste Begabung lag auf dramatischem Gebiet, so machen seine dramatischen Arbeiten auch den Großteil seines Wer kes aus. Bekannt ist hier zunächst die Neudichtung von Ibsens »Peer Gynt«. Wenn andere vor Eckart diesen Peer Gynt als den lebenskräftigen, naturhaften Burschen sahen, so sieht Eckart in ihm einen faustischen und damit einen suchenden Menschen, der durch die Tiefen geht, um sich durch sein Leben und sein Tun zu Nr. 68 Dienstag, den 22. März 1938 237
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder