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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1938
- Strukturtyp
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- 1938-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1938
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- Deutsch
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Arbeiter und Buch Ein starkes, tapferes Leben kann auch ohne Bücher gelebt werden. Zum Bildungswahn der Vorkriegszeit gehörte die Vor stellung, daß der wohlgefüllte Bücherschrank Kennzeichen der ge bildeten Persönlichkeit sei. So entstand die Wertung, daß die Leute ohne Bücher zum ungebildeten Volk gehören. Unbekümmert um diese Unterscheidungen aber zog der Bauer Jahr um Jahr seine Furchen und las in seinem Kalender oder im Gesangbuch. Die Arbeitermütter schenkten dem Volke die Kinder. Die Arbeiter füll ten die Fabriken. Deutschland wurde Weltmacht. Solche Kräfte fließen nicht aus Büchern, sie sind Ausdruck der Lebenskraft unse res Volkes. Wir übersehen nicht, wie die besten Arbeitersöhne in die Kon tore und Werkstätten aufsteigen, gefördert von der Armut ihrer Eltern. Hinter seiner Petroleumlampe las sich mancher Arbeiter junge über das Gefühl trostloser Verlassenheit hinweg. Vom Munde abgesparte Groschen verwandelten sich in Reclambänd- chen. Das große Fragen Hub an. Die gebildete Schicht das lesende Bürgertum, begriff dieses Drängen, Quellen aus dem Uesen Born unseres Volkes nicht. Sie verschanzte sich hinter ihren Werten: Besitz, Bildung, Wissen; Werte, die sich im Weltkrieg dann als die vergänglichsten erwiesen. Nein, der Wert des deutschen Arbeiters kann nichtnachderZahldervonihmgelesenenBände beurteilt werden. Wir wissen, daß neben dem Buch, als einem edlen Künder und Deuter des Lebens, sich das Unvergäng liche in vielen Melodien offenbart. Zu dem einen spricht die Musik, zum andern dringt Wort und Handlung des Schauspiels. Ein Dritter steht bewundernd vor den Werken deutscher Baumeister, und mancher Arbeiter findet in seinem Schrebergarten im Blühen und Vergehen Sinn gpd Deutung des Lebens. Weilwirvon dem Reichtum der deutschen Seele wissen, sind wir erfüllt von der Verpflichtung, den Schatz köstlichen Dichtergutes an den arbeitenden Menschen heranzubringen. Damit stellt sich der deutsche Buchhandel Aufgaben, die nicht allein aus der Tradition und dem Gesetz seines Werdens gelöst werden können. Es wird immer eine Schicht von Bücherlesern geben — sie waren jahrelang vielleicht das wirtschaftliche Rück grat des Buchhandels —, die aus der Weisheit und Klugheit des Alters oder aus dem Raabeschen Hunger heraus zum Buchhändler als zu einem guten Freunde gehen. Aber um diese Inseln forschen der Unruhe und »Stillen im Lande« herum sind Millionen deut scher Menschen durch unseren Führer und seine Bewegung in einen »Wachstumsvorgang« geraten, der viel mehr ist als der Zustand des Aktivwerdens. Das muß der Buchhändler erkennen. Millionen von politischen Leitern und Amtswaltern wirken als geschichtliche Helfer an der Formung unseres Volkes. Die Auf gaben, die ihnen gestellt werden, sind zunächst immer ihre ihnen persönlich gestellten Ausgaben, die sie für sich selbst lösen müssen. Vorleben und Vorkämpfen ist ihr höchstes Gesetz. Wirrnissen, daß das Buch dem Redner folgen muß. Noch niemals stand dem Buchhandel ein solches kaum er schlossenes Arbeitsfeld zur Verfügung. Wer aber aus diese An alle Betriebssiihrer des Berliner Buchhandels (Schluß zu S. 23!>) ginnt mit dem vierzehnten Lebensjahr und endet mit Schluß des Halbjahres, das der Vollendung des achtzehnten Lebensjahres vorangeht. Ilm eine genaue Übersicht zu erhalten, bitten wir alle Be triebsführer, der Landesleitung Berlin der Reichsschrifttums kammer, Gruppe Buchhandel, bis zum l. April 1938 namentlich zu melden, welche ihrer Lehrlinge mit Ausweis der Reichsschrist- tumskammer bis zum 31. März 1938 unter die Berufsschulpflicht fallen. Angabe des Alters und der Schulbildung ist dabei er wünscht. Gustav Langenscheid t, Arthur L.Sellier, Landesobmann des Buchhandels Bildungsbeauftragter Männer im Vorfeld der Geschichte einwirken will, muß ihresgleichen sein. Praktisch gesprochen: Der Buchhandel darf sich nicht auf die dankbar begrüßten, wert vollen und erfolgreichen propagandistischen Maßnahmen der Staats- und Parteistellen allein verlassen, sondern muß zu einer wirksamen Kleinarbeit und Mitarbeit aus sich selbst heraus kommen, die Propagandaerfolgs in Dauererfolge umwandelt. Wieviel wäre bereits gewonnen, wenn z. B. jeder Redner in seinem Vortrag in wenigen Worten an die Hörer, die tiefer in den Stoff eindringen wollen, auf einige Bücher empfehlend hinweist. Das läßt sich aber nicht von oben anordnen, sondern muß in jeder Ortsgruppe und in der Zusammenarbeit mit den Parteidienst stellen erreicht werden. Hat der örtliche Buchhandel überall eine so enge Tuchfühlung mit dem Führerkorps der Partei und ihren Gliederungen? Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß nur das poli tische Buch im engeren Sinne Nutznießer einer solchen Arbeit sei. Alle Bereiche unseres Lebens werden heute betreut und in allen Bereichen des Lebens hat das Buch etwas zu bedeuten und zu sagen. Wie häufig aber wird vergessen, das Buch zu erwähnen und einzusetzen bei der Führung der Menschen. Es gibt bestimmte Zeiträume, in denen die Menschen zum Buchhändler kommen, und es gibt Zeiten, wo der Buchhändler zum Menschen gehen muß. Wer feldmarschmäßig marschbereit steht, be grüßt es dankbar, wenn ihm ein Büchlein in den Brotbeutel ge steckt wird. Er geht aber nicht in den Buchladen. Bildlich gespro chen, deutscher Buchhändler! Praktisch gesehen, stellt dann jeder Alltag seine neuen Aufgaben, die nur der Buchhändler löst, der mitten im Leben steht, schnell entschlossen handelt und dessen Einfälle Gegebenheiten wandeln können. Was der einzelne nicht vermag, müssen alle gemeinsam können. Der Buchhandel muß aus sich selbst heraus wollen und können, was Adolf Hitler und sein Staat von ihm verlangen. Wenn wir fragen, ob der Arbeiter Bücher liest, wird der Sortimenter im allgemeinen keine sehr befriedigende Antwort geben. Werkbüchereien und Leihbüchereien übermitteln uns aber ein erheblich erfreulicheres Bild. So sehr wir jedes Mittel begrüßen, den Arbeiter an das Buch heranzuführcn, so verkennen wir doch nicht die Flüchtigkeit der Beziehungen zwischen dem ent liehenen Buch und dem Leser. Abgesehen davon, daß kein Deutscher entbunden werden kann von der Verpflichtung, ein wenig des deutschen Kulturgutes zu erwerben, wissen wir, daß erst das erworbene in den Besitz über gegangene Buch seine volle Wirkung ausübt. Denn aus dem Buch, ob Rcclambändchen, ob Lederband, spricht der Dichter und Denker als schöpferischer Prophet, kündet die ewigen Wahrheiten, zeigt ein Spiegelbild des Lebens und ist Führer und Ratgeber durch das Labyrinth des Lebens. Von der Tüchtigkeit des Buch händlers, das Buch in die Arbeiterschaft hinein zutragen, hängt die Lesebereitschaft der künf tigen tragenden, dem deutschen Volke das Ge- sichtgebendenSchichtcnab. Unsere sogenannten -Jntelli- genzschichten« erhalten sich aus sich selbst heraus nicht. Es ist ein fortgesetzter Erneuerungsprozeß von der Arbeiterschaft her zu beobachten. Die besten Söhne des Arbeiters werden unter Sorgen und Nöten der Eltern abgegeben an die Gruppen, die mehr mit dem Kops als mit der Hand arbeiten. Dieser Ausleseprozeß wird stark gefördert durch die Ansprüche, die Partei und Staat an die Jugend stellen. Berufswettkampf, Berufserziehung, das große Arbeitsfeld der DAF. fördern wie nie zuvor den Aufstiegwillen einer Jugend, deren Armut kein Hindernisgrund mehr für den Ausstieg ist. So ist der »Markt« des Buchhändlers Wandlungen unterworfen, die den Buchhändler zwingen, Anschluß zu halten, Vortrupp einer Jugend zu werden, die deutlich und scharf natio nalsozialistische Gesichtszüge trägt. Wir hören schon den Einwand des ungeduldigen Lesers, daß die Kaufkraft allein entscheidend sei, ob der Arbeiter Bücher lese oder nicht. Wir tun den Einwand nicht leichthin ab, doch meinen wir, daß gerade die Entwicklung der KdF.-Reisen den Beweis er- 838 Nr. 68 Dienstag, den 23. März 1938
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