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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1897
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- Deutsch
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München über und machte sich durch Ankauf der Schmidschen Hof musikalienhandlung selbständig. Nach mehrjähriger erfolgreicher Thätigkeit entschloß er sich, den Wünschen des Vaters und Bruders entsprechend, in die Firma Otto Zanke in Berlin einzutreten, deren Mitinhaber er im Jahre 1883 wurde. — Nach dem Ausscheiden des Begründers der Firma hat er das Geschäft gemeinschaftlich mit seinem Bruder, vr. Gustav Zanke, bis zu feinem Tode geleitet und wesentlich dazu beigetragen, das Ansehen und die Erfolge der alten Firma zu vermehren. Im öffentlichen Leben ist Richard Zanke wenig hervorgetreten; seine Liebe zur Musik, die er eisrigst selbst ausübend pflegte, lieh ihn seine freie Zeit fast ausschließlich auf sie verwenden, dennoch war er einem großen Kreise unserer Kollegen bekannt und durch sein heiteres Wesen überall gern gesehen. Der 23. August 1897 endete das reich gesegnete Wirken unseres allverehrten Kollegen Alexander Duncker in seinem fünfund achtzigsten Lebensjahre. Geboren am 18. Februar 1813 als zweiter Sohn Karl Dunckers, des Chefs der Firma Duncker L Humblot, genoß er in dem elter lichen Hause eine treffliche Erziehung. — Er besuchte das Friedrich Wilhelms-Gymnasium und trat im Jahre 1829 als Lehrling in das väterliche Geschäft ein; nach beendeter Lehrzeit ging er zu Perthes, Besser L Mauke in Hamburg, und schon am 1. Januar 1837 begründete er seine Selbständigkeit, zunächst durch Uebernahme des väterlichen Sortimentsgeschäftes, sodann durch Gründung eines eigenen Verlages. Im Jahre 1860 verkaufte Duncker sein Sortiment an Wilhelm Lobeck (jetzt im Besitz von Gustav Küstenmacher in Firma Paul Scheller's Buchhandlung), um sich ausschließlich dem Verlage zu widmen; der gesamte Buchverlag ging im Jahre 1870 an Gebrüder Paetel über, während Duncker sich zunächst auf die Herausgabe von Kunst- und Prachtwerken beschränkte, denen er später den Verlag einiger umfangreicher, litterarisch bedeutender Werke, wie namentlich der politischen Korrespondenz Friedrichs des Großen, hinzufügte. Bis zu seinem Tode hat er ist seltener Frische und Rüstigkeit sein Geschäft selbst geleitet; mit ihm ist ein interessantes Stück Alt-Berlin zu Grabe getragen worden. Seit dem Anfang dieses Jahrhunderts steht die Familie Duncker an weithin sichtbarer, hervorragender Stelle: Karl Friedrich Wilhelm Duncker, der Inhaber der Firma Duncker L Humblot, der Grund steinleger der geistigen Bedeutung des Namens, war die Persön lichkeit dazu, die Spitzen Alt-Berlins um sich zu scharen, sie zu seinen Autoren, zu seinen Freunden zu machen; Männern, wie Gentz, Vain- hagen, August Böckh, Willen, Ranke, Hegel, Marheineke, Gans und viele andere verliehen durch ihre Autorschaft dem Verlage eine hohe Bedeutung, durch ihre Persönlichkeiten dem gastlichen Hause einen anregenden Verkehr, ein hervorragendes Ansehen nach außen. Kein Wunder, daß die hochbegabten Söhne, Max der Staats mann und Historiker. Alexander, Hermann, der langjährige Bürger meister Berlins, und Franz, der temperamentvolle Parlamentarier und Begründer der »Volkszeitung-, aus einer solchen Atmosphäre als besonders tüchtige Männer ins Leben traten; vielleicht das meiste von der geistigen Persönlichkeit des Vaters, jedenfalls das ftohlebige, sanguinische Temperament ist auf Alexander, den zweiten Sohn, übergegangen. Er wahrte die Traditionen des väterlichen Hauses in allen Punklen: auch er stellte bedeutende Namen an die Spitze seines Verlages, auch sein Haus war fast bis zu seiner Todesstunde der Mittelpunkt eines reichen, geistig belebten, geselligen Verkehrs; er war der erste, der im Beginn seiner Laufbahn die Bedeutung eines Geibel, Heyse, Storrn, Putlitz und anderer erkannte, am Beschluß derselben den poetischen Wert einer Carmen Sylva und Ada Negri zu schätzen wußte. Wiederholt ist Alexander Duncker auch mit eigenen kleinen Schöpfungen in die Oeffentlichkeit getreten: unter dem Titel -Ab seits vom Wege- gab er eine Sammlung seiner Gedichte heraus, auch mehrere Novellen erschienen von ihm. Unsere Korporation ist dem Verstorbenen zu großem Danke verpflichtet. Er war ihr Vorsteher in den Jahren 1870 bis 1872, und ihm verdankt sie die Verleihung der Korporationsrechte durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 17. Mai 1873; auch im Haupt ausschuß war er in den Jahren 1866 bis 1869 und 1874 bis 1881 thätig; nicht minder hat er sich als langjähriges Mitglied des König lichen Künstlerischen und Photographischen Sachverständigen-Ver- eins verdient gemacht. Neben seinem bürgerlichen Beruf lag ihm die Erfüllung seiner militärischen Pflichten warm am Herzen; er hat als Offizier der Landwehr an den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 teilgenommen. Im Jahre 1866 als Etappenkommandant nach Leipzig kom mandiert, war es Duncker, der für seinen Kollegen Ernst Keil ein- Uat und es bewirkte, daß die in Preußen lange verbotene -Garten laube- wieder freigegeben wurde. Vierundsechzigster Iührzenz. Am 1. Oktober 1885 feierte er sein fünfzigjähriges Militär-Jubi läum, und am 22. März 1897, dem Tage der Hundertjahrfeier Kaiser Wilhelms I., dessen ganz besonderer Huld sich Alexander Duncker zu erfreuen hatte, wurde ihm die ehrenvolle Genugthuung zu teil, für seine, dem Vaterlande geleisteten Dienste zum Oberst lieutenant befördert zu werden. Den Höhepunkt seines bürgerlichen und Familien-Lebens um schloß das Jahr 1887: Am 1. Januar durfte er den Tag festlich begehen, an dem er vor fünfzig Jahren sein Geschäft begründet hatte, und am 16. Mai desselben Jahres feierte er das seltene Fest der goldenen Hochzeit mit seiner Gattin Emilie, geborenen Liebert, die ihm vor nunmehr vier Jahren in den Tod vorangegangen ist. Alexander Duncker war eine außergewöhnlich begabte und liebenswürdige Persönlichkeit, dessen Verdienste um unsere Korpo ration für alle Zeit in besonders ehrendem Gedächtnis gehalten werden sollen. Nach längerem Leiden verschied am 3. Oktober 1897 Ernfft Wasmuth im 53. Lebensjahre. Ernst Carl Ludwig Wasmuth wurde am 28. März 1845 in Regenthin bei Woldenberg, Kreis Arnswalde, geboren, besuchte die Gymnasien zu Landsberg a. W. und Frankfurt a. O. und ab solvierte seine Lehrzeit in der Trautweinschen Buchhandlung (Martin Bahn). Wasmuth ging Mitte der sechziger Jahre nach Paris in das berühmte Haus Morel und übernahm dessen Vertretung, mußte aber 1870 infolge des Krieges seine Stellung aufgeben und Frank reich verlassen; er kehrte nach Berlin zurück und begründete hier am 1. Mai 1872 unter der Firma Ernst Wasmuth eine Spezial buchhandlung für Architektur, in die er am 1. April 1874 seinen jüngeren, bereits am 7. Februar 1894 verstorbenen Bruder Emil Eduard als Teilhaber aufnahm. — Sehr bald entfaltete Wasmuth eine reiche Verlagsthätigkeit, und er hat es verstanden, einen deutsch nationalen Verlag für Kunst und Kunstgewerbe zu schaffen: während bisher der deutsche Künstler fast ausschließlich darauf angewiesen war, aus französischen oder englischen Quellen zu schöpfen, erschloß der Verstorbene der Allgemeinheit die in unserem deutschen Vater lande schlummernden Schätze, und mit weit vorausschauendem Blicke erkannte er die Bedürfnisse der Archtitekten, Bildhauer, Maler und wußte mit fast nie versagender Sicherheit das Rechte zu treffen. — Seiner Anregung und seinem nie rastenden Unter nehmungsgeist dankt die deutsche Architektenschaft die großen Tafel werke; er war es, der Expeditionen von Gelehrten und Photo graphen nach Spanien und England, Italien und Dänemark aus rüstete, die dort an Ort und Stelle das Material für seine Werke sammelten. — Hand in Hand mit dieser fruchtbaren Thätigkeit ging eine gleich rastlose, darauf gerichtet, seinem Hause den Welt markt zu erobern; er ließ nicht nur ganz Deutschland und Oester reich bereisen, durch die ganze Kulturwelt gingen seine Pioniere, deutsche Kunst verbreitend, deutschem Fleiß und deutschem Können neue Absatzgebiete erschließend. Im Jahre 1885 siedelte Wasmuth nach seinem eigenen Hause in der Markgrafenstraße 35 über und erweiterte sein Geschäft durch Hinzufügung eines eigenen photographischen Ateliers, einer litho graphischen Anstalt, Steindruckerei und Zinkätzerei; dort konnte er am 1. Mai dieses Jahres auf das sünfundzwanzigjährige Bestehen seines Geschäftes zurückblicken, doch mußte er in Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand von einer besonderen Feier Abstand nehmen. — Eine Kur in Wiesbaden brachte nicht den gewünschten Erfolg, und am 3. Oktober endete der Tod schon so früh dies arbeitsreiche, schaffensfreudige Leben. Auch des Todes eines ehemaligen Korporationsgenossen, des am 19. Oktober 1897 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorbenen Herrn Ernst Reimer sei hier kurz gedacht. Ernst Reimer war am 5. Mai 1876 als Teilhaber in das väterliche Geschäft eingetreten und übernahm es am 1. Januar 1884 in alleinigen Besitz; nach dem Verkauf desselben an Herrn vr. de Gruyter schied Reimer am 1. Januar 1897 aus der Kor poration, der er seit dem 26. April 1884 angehört hatte, aus und siedelte vor einigen Wochen nach Jena über, wo ihn der Tod im sünfundsechzigsten Lebensjahre ereilte. Den Dahingeschiedenen wird von der Korporation und ihren Mitgliedern ein dauerndes Andenken für alle Zeit bewahrt bleiben, und ich bitte Sie, meine Herren, sich zur Bestätigung dessen von Ihren Plätzen erheben zu wollen. Die Zahl der Mitglieder unserer Korporation beträgt gegen wärtig 208 gegen 205 im Vorjahre. Der soeben verlesene Bericht möge Ihnen ein Bild von der Thätigkeit Ihres Vorstandes im abgelaufenen Berichtsjahre geben - sie war in erster Linie daraus gerichtet, das Interesse unserer Mit- 1097
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