Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1885
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- 1885-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1885
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- Deutsch
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194, 22. August. Sprechsaal. 3895 Sprechsaal. Eine ernste Sache. Die durch die Tagespreise bekannt gewor dene betrübende Thatsache, daß ein deutscher Buchhändler die Sittenreinheit der Jugend ge fährdet hat, bedauern auch wir verzeichnen zu müssen, nachdem uns durch bereitwillig gewährte private Mitteilung eine Bürgschaft der leidigen Wahrheit gegeben worden ist, welche besteht, wenn übrigens auch von diesem nachgewiesenen Einzelfall noch keineswegs mit voller Unbc- dingtheit weiter geschlossen werden darf. Die »Nationalzeitung« brachte in ihrer Nr. 460 vom 12. d. folgende sensationelle Mit teilung : »Bon hochachtbarer Seite geht uns unter Beifügung des gesamten Materials die Schil derung eines empörenden Unfugs zu. der von einem namhaft gemachten Buchhändler in Ham burg verübt wird. Diese Firma annonciert »speciell für Knaben«, daß sie postsrei Büchcrkataloge und dabei einige Couplets zur Aufführung in Liebhabertheatern versende. Der fünfzehnjährige Sohn unseres Korrespondenten schrieb darum und erhielt nun neben indiffe rentem Zeug und einer Zeitschrift fürLiebhaber- theater Empsehlungsanzcigen von Büchern, deren bloßer Titel die Phantasie des Knaben in die schädlichste Aufregung versetzen muß. Wie nun, so frägt der Vater, wenn er hinter seinem Rücken — und wie könnte cs verhindert wer den — sich die Bücher selbst kommen läßt? Die angepriesenen Werke liegen uns dem Titel nach vor. Sie gehören zum größten Teil je ner niederträchtigen Schmutzliteratur an, die unter der Maske wissenschaftlicher Erörterung darauf ausgeht, den Sinn des Lesers syste matisch zu verwirren. Es sind erotische Schrif ten der gefährlichsten Sorte, die den Kindern in die Hände zu spielen geradezu fluchwürdig ist. Moralisch betrachtet stehen diejenigen, die aus niederer Gewinnsucht cs sich zum Ge werbe machen, die Jugend durch das Zu- gänglichmachen solcher Lektüre auf Abwege zu leiten, genau auf dem verbrecherischen Standpunkt des Gesindels, welches die »Pall- Mall-Gazette« kürzlich bloßgestcllt hat. Aber mit der moralischen Verurteilung allein ist es nicht gethan. Und es ist zu hoffen, daß die Polizei und das Strafgesetzbuch ausreichen werden, um hier ein energisches Halt zu rufen.« Diese Mitteilung erfährt eine weitere Aus führung durch die in Nr. 468 nachfolgende Notiz desselben Blattes: »Mir Bezug aus den in Nr. 460 der »National-Ztg.« erschienenen Artikel, welcher von der Hamburger Presse und einem großen Teil der deutschen Zeitungen zustimmend über nommen worden ist, über die empörendeHand- lungsweise eines Hamburger Buchhändlers, der feine Schandlitteratur Knaben zugänglich macht, ersucht uns ein Herr G. Kramer in Ham burg, St. Pauli, um die Erklärung, daß er nicht jener Buchhändler sei, widrigenfalls er uns mit der Staatsanwaltschaft droht. Wir haben in der That den Wunsch, daß die Staats anwaltschaft in der einen oder andern Weise dieser Sache näher trete.« Wir sind in der Lage, einige der ange priesenen Titel nennen zu können: Neu entdecktes Gcheimniß, schöne und geist reiche Kinder, Knaben oder Mädchen, nach Willkür zu erzeugen. Der Prozeß der menschlichen Zeugung. Die Gcschlcchtsausschweifungen unter den Völkern der alten und neuen Welt und das Gewerbe feiler Weiber. Die Geschichte der Prostitution u. s. w. Naturgeschichte der galanten Frauen. Geheimnisse der Zeugung. Dem zuletzt ausgesprochenen Wunsche der »Nationalzeitung« schließen wir uns in seinem vollen Umfange an. Wenn, wie zur Ehre des hier zunächst nicht genannten Versenders zu hoffen ist, etwa der böse Zufall ein zwar un- unverzeihliches, immerhin erklärliches Versehen gezeitigt haben sollte, so dürfte auch in diesem milderen Falle das Licht der gerichtlichen Untersuchung nur förderlich sein, um die öffent liche Meinung zu beruhigen und den deutschen Buchhandel von dem Alp zu befreien, der in der Besorgnis einer systematischen Thätig- keit des Versenders auf ihm lastet. Die Redaktion. Mißftändc im Buchhandel. (Zur Ergänzung des Artikels in Nr. 176.) Die Leser des im Börsenblatt vom l. August eingcsandten Artikels möchte ich noch aus einen mir schon ost vorgekommenen Übelstaud im Buchhandel aufmerksam machen. Gegenüber Herrn Scriba-Mctz ein kleiner Sortimenter, muß ich mich über gewisse Ver leger beschweren, die sich nicht einmal die Mühe nehmen, Firmen, wenn sie ein Buch ä. cond. bestellen, nachzuforschen, ob sie alt oder neu sind, oder bei den Kommissionären anzusragen, wie sie stehen. Sie erklären kurz: »Beziehen Sie gegen bar oder durch Ihren Kom missionär«. Will ich nun meinen Künden bedienen, so lasse ich also das gewünschte Buch durch meinen Kommissionär kommen; konveniert dasselbe meinem Besteller, so ist es gut; kon veniert es nicht, so sende ichs zurück und habe für meine Mühe noch den Schaden, daß ich dem Konimissionär 6Y(, bezahlen muß. Im zweiten Falle, wenn ich gegen bar be ziehe, riskiere ich, daß der Verleger mir die Rücknahme verweigert; dann habe ich zu meiner Mühe und meinen Kosten noch den Ladenhüter. Ferner giebt es Verleger, die in allen Zei tungen, sogar in den unbedeutendsten Lokal blättern Propaganda für ihren Verlag machen, aber trotzdem, wenn das Publikum das Buch vorher sehen will, cs dem Sortimenter nicht L cond. liefern. Man soll die Katze im Sack kaufen. Ich glaube, daß viele meiner Herren Kol legen, die dies lesen, ebenfalls darunter leiden. Diesem Übelstand, kann wohl nur dadurch ab geholfen werden, daß man nach dem Vorschläge des Artikels in Nr. 176 Listen auf Kosten der Ver leger, selbstverständlich nur über gute Firmen anfertigen ließe. Ich hoffe ebenfalls, daß der Vorstand des Börsenvereius davon Kenntnis nehmen möge. Einen weiteren Übelstand muß ich noch er wähnen. Andere Verleger giebt cs, die mit ihren Novitäten sehr aufdringlich sind; ein kleiner Sor timenter hat nicht für jedes Buch Verwendung; daher er genötigt ist, wenn es ihm zu bunt wird, die Annahme zu verweigern und das Paket unter Porlonachnahme zurückzusenden. In Leipzig lagert das Paket eine Zeit lang; ja, es ist mir schon vörgekommen, daß der Ver leger nicht einmal das Porto an den Inhalt rücken mochte und das Paket dann bei mir liegen blicb, ohne daß je wieder danach ge fragt wurde. Weil der Verleger die Rücksrachc nicht bezahlen wollte und ich nach seinem Standpunkte verpflichtet war, ohne Ausnahme jede Sendung anzunehmen, so erklärte er mir schließlich, daß er mir »weder gegen bar noch in Rechnung« liefere. Noch etwas wurde schon früher gerügt und wiederhole ich auch heute. Es ist das Unrecht gewisser Verleger, daß, wenn ich etwas bar beziehe, ich nur 25 yh erhalte und nicht einmal einen Pfennig Sconto mehr. Es ist dies eine Schädigung der kleinen Sortimenter gegenüber den großen; elftere können ja wohl meist nichts dafür, daß sie weniger gebrauchen als die großen; leben wollen sie aber auch. Diese meine Ansichten vom Standpunkte eines kleinen Sortimenters empfehle ich dem praktischen und rechtlichen Sinn der Herren Verleger und hoffe auf Abhilfe. X. Aus einem Haiidelskainmrrbcricht. In einer in Darmstadt erscheinenden Zeitung stand dieser Tage folgender Abdruck aus dem Jahresberichte der Großh. Hess. Handels kammer zu Darmstadl für 1884: »Die Buchhandlung könnte mit ihrem Gesamtumsatz zufrieden sein; doch sind hier in der letzten Zeit so zahlreiche Konkurrenz geschäfte entstanden, daß naturgemäß nicht alle gedeihen konnten. Einzelne Geschäfte haben nennenswerten Verlag und ihr Name auch außerhalb unserer Stadt recht guten Klang.« Diese Mitteilung erschien mir so wunder lich, daß ich den Text des Darmstädter Blattes mit dem des Jahresberichtes selbst verglichen und gefunden habe, daß ec genau wiederge geben ist. Wenn in einer Tageszeitung »die Buch handlung« statt »der Buchhandel« in der oben angeführten Weise dargestellt würde, so könnte man das mit Stillschweigen übergehen; ein Bericht aber an das Großh. Ministerium, der doch wohl zum Lesen gedruckt wird, unter zeichnet von lü Mitgliedern der Handelskammer und dem geschäftsführcnden Sekretär, dürfte sich doch einer größeren Sorgfalt befleißigen, sowohl nach Form und Stil, als auch nach dem In halte. X- Skanäümviselies Sortiment unä ^41386) -VnticfiiüriLt lieksrn lasi rs^elruüüißor 2usenäiu>F dilliAst I-oostriim L t!o. in Ltoolclrolm. (41387) Angebote von Werken über Kegelei und Skat erbitten sich Licht L Meyer in Leipzig. Liniierte Schreibhefte! (41388) Liniatur-Muster u. Probehefte gratis! Harburg a E. G ust. Elko».
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