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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1879
- Sprache
- Deutsch
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H 27, 3. Februar. Nichtamtlicher Theil. 485 verpackt doch in derartige alz Maculatur betrachtete Circulare, in Börsenblattsnummcrn re. die für Buchhändler bestimmten Novitäten oder Remittenden; und da nicht alle Empfänger derartiger Pallete so aufmerksam sind, oder nicht so streng daraus halten, daß ihr Personal derartige Maculatur von der übrigen aus- scheidet, so kommen aus diese Weise so manche Circulare, die nur für Buchhändler-Augen bestimmt waren, leider auch dem Publicum zu Gesicht. In neuerer Zeit hat sich auch noch ein Geschäftszweig in den Buchhandel eingeschoben, den man den modernen Anti quarhandel nennt und der wegen der von ihm dem Publicum offerirten sehr billigen Bücherpreise — ost bei ganz neuen Büchern — dem Buchhändler einen sehr empfindlichen Schaden und Nachtheil zufügt, denn die Sortimenter können in den meisten Fällen nicht so billig verkaufen, wie der moderne Antiquar. Dieser Geschäftszweig entstand nicht etwa durch die Schuld der bisherigen Antiquare; nein, er konnte nur erst entstehen, nachdem immer mehr und mehr Verleger sich etablirten, und nachdem diese Schriften, welche für ein größeres Publicum be stimmt waren, in viel zu großen Auflagen drucken ließen und dann ganzeHanfen von den davon übrig bleibenden wieder verschleuderten. Ein älterer von uns sehr geschätzter College sagt darüber in einer seiner Schriften ungefähr Folgendes: „Der moderne Antiquar handel, ganz ein Product der Neuzeit, konnte erst entstehen, wie die Verleger Auflagen über den Bedarf hinaus zu machen be gannen, um, was man so sagte, die Sortimenter damit zu über schütten; sie gingen von dem Grundsätze aus: erhält der Sorti menter eine große Anzahl Exemplare L cond., so sicht er das Buch für etwas Außergewöhnliches an, versendet es nach allen Seiten und cs werden infolge dessen eine große Zahl Exemplare abge- setzt. Bleibt nun auch eine größere Anzahl Exemplare davon liegen, so ist es doch noch vortheilhast, da bei einer Auflage von 5000 Exemplaren die Satzkosten dieselben sind, nur der Druck ein Weniges mehr kostet und das Papier in Anschlag kommt, dies sich aber ausgleicht durch den bedeutend vermehrten Absatz. Die Herren müssen sich aber doch verrechnet haben, oder ihre Vorräthe wuchsen zu bedeutend an, denn sie suchten sich bald andere Absatzwege und machten den Antiquaren Offerten. Die ersten Erfinder und Aussührer dieser Ideen waren die Herren in Stuttgart, namentlich Scheible, welcher enorme Auflagen machte, nachdem die ersten Merkchen eingeschlagen waren; die folgenden Unternehmungen, welche weniger stark gingen, und, wie Hoff- mann's Europa, vielbändig und dickleibig waren, die Casse daher über alle Maßen anstrengten, veranlaßten die Firma Scheible, Rieger L Sattler, die Antiquare heranzuziehen. Gleich Scheible arbeitete C. Hossmann, nur mit bedeutend mehr Glück, und Cramer (Firma: Funcke'sche Buchhandlung) in Crefeld, welcher, nachdem ihm eine billige Ausgabe der Jobsiade eingeschlagen war, nur Auflagen von 20,000 Exemplaren machte, wie dies z. B. bei Ullmann's Atkoran gleichfalls von ihm geschah. Da die süddeutschen Buchhandlungen ihre Hauptverbindung mit Frank furt a/M. hatten, so ward zunächst eine Reise von Stuttgart nach Frankfurt beschlossen, und hier wurde ein großes Quantum verkauft, wie eben die Messe beendet und die Remittenden über alle Maßen stark eingetroffen waren. Statt Geld waren Re mittenden gekommen, Buchdrucker und Papierhändler wollten aber die Remittenden nicht nehmen, sondern baare Valuta haben, so mußte also Geld angeschafft und aus einen neuen Weg gesonnen werden, die Remittenden bald in Geld zu verwandeln. Die ge wöhnlichen Manipulationen im Buchhandel dauerten aber zu lange und bringen zu wenig baar Geld, man mußte also große Quanti täten auf einmal und billig losschlagen, um baar Geld oder Wechsel zu erlangen. Die Antiquare mögen zuerst wohl noch ziemlich gute Preise bezahlt haben, aber sie nahmen auch nur geringere Quantitäten, was den Verkäufern nicht genügte; man suchte sich also neue Antiquare, und es fand sich auch ein Anti quar, der dies Geschäft zuerst im Großen und ohne Mittel betrieb. Dieser kaufte Alles, was ihm angeboten wurde, gegen Wechsel. — Zuerst waren den Antiquaren nur Offerten gemacht worden; wie aber einzelne Frankfurter gute Geschäfte gemacht hatten, da wandten sie sich nun an die Verleger und machten diesen Offerten wegen Partien größerer gangbarer Werke zu billigen Preisen, boten ein großes Stück Geld auf einmal, was im Buchhandel immer lockt, wo das Geld ziemlich rar ist, und so war ein neuer Geschäftszweig entstanden, der sich weniger um alte und gebrauchte Bücher kümmerte, als vielmehr um ganz neue, die er zu billigen Preisen ramschte, und der den Sortimentern den empfindlichsten Schaden zusügte und noch zusügt." — In der jüngsten Zeit hat sich noch ein Element im Buch handel gebildet, welches sich das Engros-Sortiment zu nennen beliebt und das alles Mögliche thut, um zur Geltung zu ge langen: es preist sich selbst den Buchhändlern gleichsam so an, als wenn der Buchhandel nur durch dasselbe resormirt werden könnte, und als würden durch die Benutzung solcher Geschäfte (also durch Bezüge aus einer Hand) nun alle Nöthe im lieben Buchhandel schwinden, ja das goldene Zeitalter für den Sorti menter ansangen, wenn derselbe Alles, was er gebraucht, von einer dieser vorläufig nur noch wenigen Buchhandlungen bezieht. Ob dieselben sich aus die Länge der Zeit werden halten können, wenn ihrer noch immer mehr und mehr entstehen, so daß sich ihr Geschäftsbetrieb wieder verringert, und wenn dieselben so billig an Buchhändler, Kolporteure und Wiederverkäuser liefern, daß sie beispielsweise jeden Kalender zum Nettopreise der Ver leger und nur mit etwa einem Aufschlag von 1 Pf. — sage einem Pfennig! — pro Exemplar liefern; wenn sie überhaupt dem Publicum überall die Bücher zu Schleuderpreisen anbieten und liefern, — das wird die Zeit lehren und die Agitation, die jetzt dagegen in Gang gekommen ist; vorläufig thun sie dem Sortiment den empfindlichsten Schaden. Daß derartige Geschäfte nicht Alles das vorräthig halten können, was erscheint oder schon erschienen ist, oder die Bücher, von welchen man eben etwas gebraucht, sondern daß sie selbst Vieles von dem, was eben bei ihnen bestellt wird, auch erst bei den betreffenden Verlegern be stellen müssen, so daß man auch bei ihnen ans manche bestellte Sachen warten muß, ist ganz selbstverständlich. Derartige Engros-Sortimente, salls sie dem Publicum gegen über nicht schleudern, mögen allenfalls für solche Handlungen gut sein, welche bei den meisten Verlegern kein Conto haben, oder die wegen des zu geringen Umsangs ihres Geschifftes oder resp. ihres Wissens mit nicht vielen Handlungen in Geschäftsverbindung stehen wollen oder können, die vielleicht nicht wissen, von wem die bei ihnen bestellten und gewünschten Werke zu verschreiben sind, weil sie selbst keine Kenntniß von Büchern besitzen und auch wohl nicht einmal die nöthigen Bücherkataloge halten, um darin nachfchlagen zu können, — für derartige Handlungen mögen sie recht passend und bequem sein; alle.die übrigen Buchhandlungen aber, welche in bisheriger guter und erprobter Weise ihr Geschäft betrieben haben, und die mit den Verlegern selbst direct in Ver bindung standen, werden sie schwerlich oder nur höchst selten einmal benutzen, allenfalls vielleicht nur in solchen Fällen, wo das Gewünschte nicht gleich auf dem Leipziger Lager des be treffenden Verlegers vorhanden war. Wir haben gesehen, es ist Manches ganz anders geworden im Buchhandel, wie es früher »var, aber es ist nicht immer besser 59*
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