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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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436 Nichtamtlicher Theil. 27, 3. Februar. geworden! Was z. B, auch gute Zeugnisse oder genügende Reserenzen betrifft, die unsere älteren Collegen für wesentlich in den Etablissements-Circularen hielten, um darnach einigermaßen beurtheilen zu können, ob dem neu sich anmeldenden Buchhändler Credit gewährt werden könne oder nicht, so halten viele unserer neumodischen Herren Collegen solche für ganz überflüssig, oder aber sie können oftmals auch wohl gar keine solchen bringen. Deshalb liest man jetzt oft nur sehr kurz und naiv im Börsenblatt etwa so: „Mein gesteigerter Bücherbedarf veranlaßt mich, mit dem Gesammtbuchhandel von jetzt an in Verbindung zu treten, und habe ich Herrn di. di. in Leipzig meine Commission übertragen." — Oder es heißt: „Ich werde künftighin nicht mehr aus zweiter Hand beziehen, sondern von den betreffenden Herren Verlegern selbst meinen Bedarf entnehmen und übergab die Besorgung meiner Commission Herrn di. in di" Ja, manche Herren sind so sehr naiv, daß sie durch irgend einen Commissions-Buchhändler in Leipzig im Börsenblatt nur ganz kurz bekannt machen lassen: „Ich übernahm heute die Besorgung der Commissionen der Herren Schwindel L Co. in Z. und erbitte mir alle Beischlüsse sür die selben." Damit basta! Damit glaubt man nun das Nöthigste und Möglichste gethan zu haben, — der neue College ist fix und fertig! — Ja, so manches derartige Etablissements-Circular hat schon unwillkürlich auf uns, als wir dasselbe lasen, den lächerlichen Eindruck gemacht, als müßte Derjenige, welcher es erließ, des guten Glaubens gewesen sein, er beglücke durch die Mittheilung seines neuen Etablissements alle seine künftigen Collegen gar sehr, oder aber: dieselben müßten sich wohl schon lange nach einer Geschäftsverbindung mit ihm gesehnt haben! Dadurch, daß sich in Leipzig und Berlin zu viele Buch händler etablirt haben, mehr als die Einwohnerzahl und der Fremdenzufluß in diesen Städten existenzfähig zu erhalten ver mögen, sind nun manche Herren veranlaßt, aus neue und ost ganz sonderbare Absatzwege zu sinnen. So suchen sie sich z. B. überall in den Provinzen Adressen von angesehenen und zahlungsfähigen Personen zu verschaffen und werfen dann au diese Circulare und Kataloge mit Schleuderofferten auf die besten und gangbarsten Bücher in großer Menge hinaus. Die Buchhändler in der Pro vinz aber, die nicht schleudern mögen und auch gar nicht einnial so billig zu liefern im Stande sind, wie die Leipziger und Ber liner Herren, die weit weniger und manchmal gar keine Unkosten und Mühen bei ihren Bücherbezügen haben, sehen jetzt nach und nach ihre besten Kunden verloren gehen, die natürlich häufig aus die viel billigeren Preise der offerirendcn auswärtigen Herren anbeißen, und so ist durch diese neue Misöre bereits ein so uner träglicher Zustand entstanden, daß der bessere Theil der Provinzial buchhändler in große Noth und Elend gerathen wird, wenn man nicht bald allgemein energisch gegen die Schleudere! einschreitet. Sollte aber den armen, gedrückten und geplagten Sortimentern keine Abhilfe geschafft werden können, sollten nach wie vor Buch drucker und Buchbinder, Papier- und andere Händler, Kolpor teure und Expedienten ihm Concurrenz in seinem Geschäfte machen, dann wird ihm nichts anderes übrig bleiben, als, um fernerhin existiren zu können, noch nebenbei auch etwas Anderes zu er greife:: und entweder eine Papierhandlung, oder eine Buchbinderei, oder, wenn es irgend seine Mittel erlauben und die Verhält nisse der betreffenden Stadt es gerathen erscheinen lassen, eine Buchdruckerei zu errichten, vielleicht auch nebenbei noch sich Ci garren, Parfümerien, Seifen, Stiefelwichse oder dergl. zuzulegen, und dadurch die ihn bedrohende Concurrenz der Eindringlinge in sein Geschäft zu paralysiren. Freilich würden in manchen Fällen beide Theile Wohl nicht viel dabei gewinnen, so daß es besser gewesen, wenn Buchbinder rc. bei ihrem Metier allein ge blieben wären. — Noch wollen wir hier auf eine ganz sonderbare Idee zu sprechen kommen, von der mancher Buchhändler vollständig ein genommen zu sein scheint, von der er großes Heil erwartet und sie immer und immer wieder den Collegen vorpredigt; cs ist dies die Idee: Specialitäten auch für Sortimenter einzuführen. Was würde aber wohl das Publicum, das zeither gewohnt war, in den Buchhandlungen alle Bücher entweder zu finden, oder doch alsbald besorgt zu bekommen, dazu sagen, wenn man in eine Buchhandlung träte, etwa daselbst einen landwirthschastlichen Kalender verlangte und die Antwort erhielte: bedauere, damit nicht dienen zu können, ich führe nur medicinische, pharmaceutische und Veterinär-Kalender! Oder wenn Jemand in einer anderen Buchhandlung ein Kochbuch kaufen wollte und der Geschäfts inhaber müßte ihm sagen: Kochbücher führe ich nicht, ich führe und verkaufe nur juristische und staatswissenschaftliche Werke rc.! Würden und müßten die Käufer nicht ganz ärgerlich werden, wenn sie erst in der ganzen Stadt herumlausen sollten, um den oder die Buchhändler ausfindig zu machen, welche Kochbücher und landwirthschaftliche Kalender verkaufen? Würden die meisten derselben da, wo sic abgewiesen find, nicht denken: Bleibe Du mir mit Deinen Specialitäten gesund, Dich werde ich nicht wieder heimsuchen, ich werde lieber künftig bei einem Buchhändler kaufen, wo man Alles bekommen kann? Und derartige Buchhändler werden natürlich auch künftig verbleiben, trotz der Specialisten und deren Marotten, und sie werden den meisten Zuspruch und besten Absatz haben. Ja, für Verlagshandlungen, da ist die Sache mit den Specialitäten etwas Anderes: die können recht gut irgend eine Specialität bevorzugen, wenn es ihnen nicht paßt, Verlagswerke aus den verschiedensten Fächern der Literatur anzunehmen, — sür Sortimentsfirmen aber halten wir die Einführung von Specialitäten nicht für passend und rathen davon ab. Wir haben vorstehend schon gesagt, daß bereits viel zu viele Sortimcntsbuchhändler existirten; es ist aber eine nicht zu leugnende Thatsache, wie ebenfalls schon erwähnt, daß auch viel zu viele Verleger da sind, und dieselben nehmen in erschreckender Weise noch immer mehr und mehr überhand. Nicht nur die Buchdrucker verwandeln sich gern in Verlagsbuchhand lungen, namentlich sobald sie nicht so viel zu thun haben, daß sie ihre Pressen vollauf beschäftigen können; auch andere Perso nen: Schriftsteller und Geldleute wenden sich mit Vorliebe dem Buchhandel zu, indem sie der Meinung find, daß sie ihre Geistes- producte oder ihr Geld nicht besser verwenden oder anlegen können, als wenn sie selbst nun Buchhändler werden und ver legen, da ja, ihrer Meinung nach, jedes gedruckte Werk auch gehen und noch etwas Erkleckliches abwerfen müsse. Sodann ziehen sich aber auch immer mehr Sortimenter aus dem uner quicklichen Sortiment zurück, suchen dies zu verkaufen und be treiben von da ab dann nur reinen Verlagsbuchhandel, weil dieses Geschäft ja weit angenehmer ist und auch weniger an strengend wie das Sortiment. — Aber auch noch andere Leute, z. B. solche, welche früher Kolporteure gewesen sind und die sich dabei etwas Geld verdient haben, wenden sich mit Vorliebe dem Verlagsgeschäft zu. Ganz erklärlich ist es nun auch, daß bei so vielen Personen, die sich aus den verschiedensten Lebensstellungen unserem Buch handel bereits zuwandten oder noch zuwenden, es auch so manche gibt, die nicht die erforderlichen Geldmittel zur Begründung und resp. Fortführung eines soliden Verlagsgeschäftes besitzen, die aus Mangel an Capital nicht den im Buchhandel üblichen Credit ge währen können, und die nun, statt daß sie hätten bei ihrer früheren Beschäftigung bleiben sollen, zu schreien anfangen über zu langen Credit im Buchhandel, und daß überhaupt (doch jedenfalls nur
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