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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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ihnen und ihren wenigen Mitteln zu Liebe) der Buchhandel mehr kaufmännisch eingerichtet und betrieben werden müsse, wie die Redensart gewöhnlich lautet. Derartige Phrasen sind im Börsenblatt aber bereits genügend beleuchtet und all absarckuw geführt, so daß wir uns damit hier nicht weiter befassen wollen. Wenn aber nun 1250 Handlungen (als so viele es gegen wärtig etwa sein werden, die sich nur mit dem Verlagsbuch handel befassen), und wenn dann außerdem noch etwa 2000 von den Sortimentsbuchhändlern (denn bekanntlich verlegen viele Sorti mentshandlungen nebenbei auch mehr oder weniger Bücher) los legen, so kann man sich denken, welche Massen von Büchern, Bro schüren und Zeitschriften da zum Vorschein kommen. Beachtet können alle dieselben weder von den Sortimentern noch vom Publicum werden, ebenso wenig läßt sich alles das Zeug ver kaufen! — Ja, und wenn mancher Verfasser einer Schrift, der sich redlich müht und Plagt, etwas recht Gutes zu schaffen, zum voraus wüßte, daß er meistentheils doch nur dazu beitragen Hilst, die bereits vorhandene Maculatur zu vermehren, — er würde sich sicherlich nicht so sehr quälen, würde seine Zeit nützlicher anwenden! Alle Fächer des Wissens sind schon reichlich, ja über reichlich mit Schriften bedacht; verhältnißmäßig taucht nur wenig Neues, was Aufsehen erregt, oder was der Beachtung werth wäre, ans; da aber doch das große Heer der Verleger, um leben, ver dienen und weiter verlegen zu können, tüchtig darauf los drucken lassen muß; da es auch eine solche Unmasse von hnngerigen Scriblern gibt, die aus jede Bestellung und um Lohn und Brot alles Mögliche zusammenschreiben: schlechte Witze oder seichte und schlüpferige Erzählungen, schauderhaste und Sensations-Romane und Novellen ic.; da es ferner Personen gibt, denen es nur darum zu thun ist, ihren Namen gedruckt zu sehen und die nur der Ehre wegen schreiben, was ihnen gerade einsällt; da andere Personen wieder glauben, die Welt zu beglücken, wenn sie ein neues ABC- und Lesebuch zusammenstoppeln und herausgcben, oder wenn sie etwa ein lateinisches oder ein griechisches Lese buch, oder aber eine derartige Grammatik ausarbeiten ic. re., so erscheinen Jahr aus, Jahr ein eine Menge unbrauchbarer, un sinniger und zweckloser Bücher, von denen immer eins das andere zu verdrängen sucht, namentlich bei den Schulbüchern. Es werden dann von den betreffenden Verlegern massenhaft Freiexemplare solcher neuen Lehrbücher in die Welt geschleudert: an die Direktoren, Rectoren oder die betreffenden Klassenlehrer der verschiedensten Schulanstalten, mit Bitte um Einführung dieses Buches, — ge wöhnlich aber ohne den geringsten Erfolg! Weshalb sollte auch das bereits eingesührte Schulbuch, das sich bewährt hat, nun auf einmal zu Gunsten eines neuen noch ganz unbekannten Buches abgeschafft werden! Durch die Unsitte der Verschleuderung solcher Feiexemplare ist aber eine neue Misöre entstanden: daß, wenn nun wirklich einmal ein anderes Schulbuch zur Einführung gelangen soll, von welchem der betreffende Verleger kein Freiexemplar eingereicht hat, der oder die Lehrer, in deren Classen das Buch künftig gebraucht werden soll, es sür ganz selbstverständlich befinden, daß sie sich nicht etwa ihr zu gebrauchendes Exemplar bei dem be treffenden Buchhändler des Ortes zu kaufen brauchen, sondern daß sie es von demselben geschenkt (d. h. also als Freiexemplar) erhalten. Manchmal verlangt man wohl auch außerdem noch zehn bis zwöls Exemplare des Buches gratis sür die betreffende Schulanstalt; — es ist ganz erstaunlich, was in dieser Beziehung sür Ansprüche gemacht werden, und dies alles doch nur, weil mit den Büchern so umgegangen wird, als seien dieselben ganz werthlose Waare! — Eine wahre Kalamität ist es auch mit der Unmasse der gegenwärtig erscheinenden Kalender; denn da viele der Herren Verleger nicht wußten, was alles sie drucken lassen sollten, viele der Kalender-Verleger aber mit ihren großen Auslagen renom- mirtcn und dieselben unvorsichtiger Weise bekannt machten, so dachte so mancher der Herren: nun, einen Kalender könntest Du ja auch noch bringen und Deinem Herrn Kollegen etwas von seinem zu großen Absatz nehmen, und so entstanden denn nach und nach immer mehr Kalender zu immer niedrigeren Preisen, so daß man es leider jetzt schon bis auf einen 20 Pfennig-Kalender gebracht hat. Dadurch ist denn der Absatz theurerer Kalender, die den Preis von 1 M. bis 1 M. 25 Pf. haben (woran man also »och etwas verdienen konnte), sehr spärlich geworden, denn wenn das große Publicum kleine und billige Hauskalender L 50 Pf. und für noch weniger bekommen kann, die ihm auch schon das Nöthigste bringen, so greift es natürlich nach solchen. Und nun: wer Pfuscht jetzt nicht Alles in den Kalenderhandel: Bei Buch händlern und Kolporteuren, bei Papierhändlern und Friseuren, bei Materialisten in der Stadt und bei jedem Krämer auf dem Dorfe kann man Kalender zu lausen bekommen. Ja, sogar fast alle Dorfpfarrer geben sich mit dem Vertriebe von Kalendern ab, wodurch sie vielen Buchhändlern den empfindlichsten Schaden zufügen. — Wie kann es beim Kalenderhandel aber auch anders sein, wenn selbst sehr angesehene und achtbare und pecuniär sehr günstig situirte Buchhändler, denen es doch auf diesen geringen Verdienst mehr wahrlich nicht ankommen könnte und sollte, sich nicht scheuen, in allen Zeitungen und Wochenblättern bekannt zu machen, „daß der Handel mit ihren billigen und beliebten Volks- kalendern sich überall als sehr lohnend gezeigt habe, wo man auf Jahrmärkten, durch die Portiers in großen Fabriken, durch Feld webel, in Gasthöfen rc. dafür wirke; daß jede Buchhandlung Kalender an Wiederverkäufer mit hohem Rabatt liefere und alle nicht verkauften Exemplare schließlich auch zurücknehme, so daß also gar kein Risico mit einem solchen Kalenderhandel verbunden sei"! Wir haben bereits gesehen, daß viele Misören im Buch handel existiren, mehr als in irgend einem andern kaufmännischen Geschäft. — Es haben nun zwar schon viele Doctoren im Börsen blatt ihre Recepte verschrieben, um den leidigen Zustand zu bessern und den kranken Patienten zu heilen, — allein das richtige Mittel, um aus dem unerquicklichen Zustande herausznkommen, ist leider noch immer nicht ausgefunden. Einer schiebt die Schuld gewöhnlich auf den Andern! Und wenn Schäden auf gedeckt, oder Unregelmäßigkeiten, Schleudereien, uncollegialisches Verfahren und Aehnliches im Börsenblatt gerügt wurden, dann kamen gewöhnlich die Herren, deren Gebaren so unliebsam auf einmal aufgedeckt worden war, sogleich mit schwächlichen oder ganz nichtssagenden Erwiderungen hinterher, in welchen man zuweilen wie die Katze um den heißen Brei herumging, wenn man etwa das gethane Unrecht nicht rechtfertigen konnte, aber doch etwas sagen wollte, und gewöhnlich konnten wir uns nicht davon überzeugen, daß die ergangene Rüge mit Unrecht erfolgt sei. Schleudere! und alles Andere blieb aber gewöhnlich beim Alten. So gibt es im Buchhandel noch manche andere größere und kleinere Misören als die bereits erwähnten, z. B. die jetzigen Unmassen von Baarpacketen, größtentheils mit daher entstanden, daß vielen Verlegern das nöthigc Geld zum ordent lichen Betriebe ihres Geschäftes mangelt; ferner: die Unsitte (wollen wir es nennen), daß oft manche Verleger die Resultate derjenigen Sortimentshandlungen, welche von diesem oder jenem ihrer Verlagsartikel ansehnliche Partien bestellt haben, veröffent lichen, um dadurch noch andere Sortimenter zu ähnlichen Be stellungen zu veranlassen. Solche Geschäftsgeheimnisse aber
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