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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1937
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- 1937-10-28
- Erscheinungsdatum
- 28.10.1937
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Man mag die Frage aufwerfen — und es ist dies des öfteren geschehen —, ob ein solches Verhältnis überhaupt bestehe und ob Dichtung nicht vielmehr dem Politischen vollständig entzogen und zeitlos sei. Dann wäre das Ideal der Dichter jenseits der Zeit. Es ist müßig, die ausgetretenen Wege eines solchen Denkens noch einmal abzuschreiten, die uns alle doch wieder zu dem Bild der Berdorrung und Versandung des Lebens führen, das wir als erlebte Wirklichkeit bis zum Beginn der nationalsozialistischen Re volution noch lebendig in Erinnerung haben. Die Dichtung früherer Zeiten diente, wie alle rechte Kunst, der Erhebung des einzelnen und der Gemeinschaft, und es war erst späteren Entwicklungen Vorbehalten, das Schrifttum zum Mittler aller jener Nöte und Sorgen, aller Unruhe und Ausein andersetzungen zu machen, die jeden einzelnen inmitten einer schwankend gewordenen natürlichen Ordnung erfaßten. Auch die Dichtkunst unterlag in immer größerem Umfange diesem Aus strömungsprozeß des Geistigen in die »Privaten» Sphären, die sich mit zunehmendem Maße bildeten als Folge einer immer weiter um sich greifenden Erschlaffung der völkischen Bindungen. So lange das Volk noch von einer starten inneren Mitte und Sinn gebung her in Haltung und Führung bestimmt wurde, konnte sich die Fremdheit zwischen Dichtung und Leben nicht einnisten, aber mit dein Zerfall volklicher Führungsgewalt, die unter dem Ein fluß des Liberalismus im Marke zerfasert und aufgelöst wurde, löste sich auch alle Geschlossenheit auf. Das führte in vielen Fällen bis zur vollkommenen Vereinsamung des einzelnen Volksgenossen mit allen Folgeerscheinungen der Gleichgültigkeit und Instinkt losigkeit dem eigenen Volke gegenüber. Das Schrifttum wurde nicht mehr Mittel zur Erhebung oder Ausdruck gemeinschaftlicher Haltung und Handlung, sondern Ersatz für verlorengegangene Verbundenheit. Der Nationalsozialismus ist in seinem tiefsten Grunde ein Aufstand der Lebenskräfte unserer Nation und daher leidenschaft lich bestrebt, der überhandnehmenden Bindungslosigltzit unseres nationalen Lebens die Geschlossenheit seiner Sinngebung ent gegenzusetzen, die allen die Lebensmitte sichert. Wir loben heute wieder in Bindungen, die uns in das Schicksal unserer Bluts gemeinschaft einschlicßen und uns ihr gegenüber unsere politische, moralische und sittliche Verantwortung zum bestimmenden Be wußtsein bringen. Damit tritt aber auch das dichterische Schassen wieder aus den Winkeln und Ecken seiner bisherigen Fremdheit hervor und vermag die Augen des ganzen Volkes auf sich zu richten. Seine Ausgabe ist es nicht mehr, Ersatz für fehlende Verbundenheit und Lebensgemeinschaft zu sein, sondern Zeuge der Erhebung unseres Lebensgefühls zu werden und selbst zum Deuter der tiefsten volk- lichen Kräfte heranzureifen. Damit dient es in der Erhebung der edelsten Antriebe der Seele und des Gemütes unseres Volkes der Aufgabe, die ihm zu allen Zeiten die höchste gewesen ist. Der Nationalsozialismus hat die Verklammerung und Verkapselung des Jchs in erstarrte Formen zerbrochen und die Herzen der Deutschen wieder dem lebendigen Du-zugewandt. In dieses neugewonnene Du-Verhältnis aller Deutschen zu einander muß auch die Dichtkunst unserer Tage ihren Ursprung legen und aus ihm ihre Früchte treiben. Jnsoferne, und nur insoferne, ist sie aufs innigste mit dem politischen Geschehen unserer Zeit verbunden und erfüllt. Zu einer Dichtkunst, die nicht der Erhebung dient, nicht der Samm lung und Läuterung der inneren Kräfte unseres Volkes und sich sperrt, Künder und Mitträger seines Lebens- und Gestaltungs willens zu sein, können >vir uns nicht bekennen. Hier gibt es Grenzen, an denen sich die innere Sinngebung des Kampfes von Generationen scheidet. Im freien Wettbewerb der Kräfte hat der Nationalsozialismus sich als Träger des Lebenswillens unseres Volkes überzeugend und bekennend durch gesetzt und bestimmt damit in vollem Umfange das Lebensgesetz unseres Volkes. Damit ist nicht gesagt, daß der Vorwurf einer Dichtung aus der Unmittelbarkeit des kämpferischen politischen Geschehens ge nommen sein muß, um den Forderungen der Zeit und damit denen der schrifttumspolitischen Führung zu entsprechen. Im Gegenteil, man wird gerade in der dichterischen Behandlung der nationalsozialistischen Revolution, ihrer Träger, Inhalte und Be gleiterscheinungen Zurückhaltungniben müssen, denn noch zu nahe stehen uns die Ereignisse der großen politischen Wandlung vor der Seele und versagen sich in der Unmittelbarkeit ihrer Auswirkun gen in vielem dem künstlerischen Zugriff. Noch leben wir die Re volution selbst viel zu sehr als eigenes Gesetz, um sie in ihren innersten geheimsten Antrieben aus unseren Herzen zu entlassen. Da, wo es doch geschieht, darf es nur aus der sprengenden Fülle des Herzens geschehen und muß in sich als Rhythmus den häm mernden Pulsschlag unserer Zeit verraten, wie es z. B. in dem wundervollen Werk unseres Kameraden Schumann »Heldische Feier» Wirklichkeit geworden ist. Es ist nicht nötig, daß der Dichter sich jenseits der Zeit stellt. Er wirkt und schafft in der Zeit auch dann, wenn er von Dingen redet, wie etwa von Gott oder von Recht oder von der Liebe oder gar vom großen Krieg, ja er schasst dann gerade erst recht in der Zeit, weil er zu den tiefsten Tiefen vordringt, die die Zeit bewegen. Allerdings darf er dann seinem Volke kein Fremder sein, keiner, der nicht aus der Lebensmitte seines Volkes schöpft, keiner, der sich seinem Volke in seiner politi schen Wandlung und Erhebung versagt. Hat er nicht aus dem liberalen Bannkreis seines Jchs heimgefunden zum Du der Ge meinschaft, dann mag er.sich als Dichter jenseits der Zeit besingen — wir trauern Nicht um ihn. Sein Werk vergeht mit und in der Zeit, denn lebendig bleibt nur, was dem Leben und der Zukunft dient. Auch wir kennen einen »Dichter jenseits der Zeit«, den wir achten und lieben und der immer unsere Bewunderung und Ver ehrung besitzt. Es ist das der Gestalter und Schöpfer des geistigen Gesichtes und der Seele vergangener Zeiten aus der Geschlechter- kette unseres Volkes. Wir bekennen uns zu ihm, und seine Werke sind auch unter uns lebendig. Wir beugen uns vor dem Genius unseres Volkes aller Zeiten auch dann, wenn er aus einer anderen Schau sein Werk schuf, als es die unsre heute ist. Dieser »Dichter jenseits der Zeit» ist uns Pscilcr der lebendigen Brücke, die sich ausspannt von den ersten Tagen unseres Volkes bis zu uns Lebenden. Wenn aber einer aus unserer Mitte sich seitwärts drängt und von sich sagt, er sei ein »Dichter jenseits der Zeit», so mag er selbst das glauben, wir rechnen ihn nicht hinzu. Wir glauben vielmehr, daß in ihm etwas fehlt und daß er noch die Zeichen einer Krank heit an sich trägt, die unser Volk wie eine Seuche befallen hatte — oder wir zählen ihn den geistig Hochmütigen und den Phari säern zu. Mögen diese »Dichter jenseits der Zeit» sich ruhig aus der Zeit stellen und, wie sie sagen, »Fische fangen für die Speisung der Fünftausend» — wir bekennen uns zu den Dichtern in der Zeit, die mit ihrem Herzblut den Marsch der Millionen begleiten, die, durch den Genius eines Mannes angerührt, zur lebendigen Kraft ihres Volkstums zurückgefunden haben und nun aufgebro chen sind, um zu vollenden, was Generationen ihres Blutes er sehnten — das Reich. So bietet sich der schrifttumspolitischen Führung die Aufgabe, die ihr hinsichtlich der Dichtung gestellt ist, in ihren gedanklichen Linien dar. Die Durchführung wird sich im wesentlichen auf das Vorbild stützen, auf die Hinleitung zu den Fragen des Ganzen, auf die Weitung des Schaffensraumes und der Schafsensmöglich- keiten, auf die Öffnung der Wege in die Gemeinschaft des Volkes und auf die Vermittlung und Verbindung zum politischen Leben. Auch die Weimarer Blätter, die nun zum ersten Male zur »Woche des Deutschen Buches« hinausgehen, dienen der Durchführung der gegebenen Ausgabe. Sie bieten eine Ernte des dichterischen Schaf fens von Jahr zu Jahr und sollen Mitwirken bei der Zeugnis legung der dichterischen Kraft unserer Zeit. Es ist unser Wunsch, daß sie auch mehr und mehr Zeugnis werden dafür, wie sich auch in der Dichtkunst die deutsche Aufgabe widerspiegelt: Zwischen Ost und West gestellt, den Bolschewismus in jeder Form abzuwehren und niederzuwerfen und aufzurichten aus der Mitte eigenen Volkstums das Bild und die Wirklichkeit eines größeren, geeinten, in seinen kulturellen und politischen Grundlagen gefestigten Europas! Nr. 250 Donnerstag, den 28. Oktober 1987
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