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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1937
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1937
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Lieber Serufskameraö, ob jung ober alt! großen, geblümten Taschentuch, das ich ihm einmal zum Geburtstag ge schenkt hatte. Und wieder Helme, Gewehrläufe, bärtige Gesichter. .. . Ich sah alles wie in Nebeln verschwimmen. Salzig rann es mir in den Mund. Wortlos ging ich dann mit Mutter die Treppe hinunter. Wir hatten uns eingehakt. Aus dem Beitrag „Der Kandidat <Me er seine Quälgeister beschämte)": .... Eines Tages trieben wir es besonders schlimm. Wir gaben Ant worten wie in einem Narrenhause, liefen durch die Klasse und kreu- die Pause eingeklingelt wurde, wischte er sich den Schweiß von der Stirn, trat lächelnd und gelöst vor uns hin und sagte mit ruhiger Stimme: „Ich möchte Ihnen nur mitteilen, daß dies meine letzte Stunde war, denn morgen ziehe ich des Kaisers Rock an!" Wir waren geschlagen. Am liebsten wären wir auf ihn zugegangen, hätten ihm die Hand gedrückt und ihn um Verzeihung gebeten. Aber da wir dafür zu stolz waren, trat unser Sprecher vor, sagte ihm im Namen der Klasse einige Wünsche, die merkwürdig abgeschmackt klan gen, und wir andern saßen mit gesenktem Blick, ohne uns zu rühren, in unseren Bänken. Daß er uns seine Einberufung bis zum letzten Augenblicke verschwiegen hatte, bewies uns, daß auch er Stolz und Charakter besaß, und zudem wurde ja nun alle seine Schwäche durch den Kriegsdienst gesühnt. Unser Rektor sagte uns, daß sich unser Kan didat schon ein dutzendmal freiwillig gemeldet habe, aber stets wegen eines Leidens abgewiesen worden sei. Von diesem Augenblick an marterten wir keinen Lehrer mehr. Wir waren plötzlich alle sehr still geworden. Nur wenige Lehrer begriffen, was unsere Verwandlung bewirkt hatte, aber die schwiegen darüber. Zehn Wochen nach Bibis kurzem Abschied trat eines Morgens der Rektor vor unsere Klasse, sprach mit bewegter Stimme einige Hölder- linsche Verse und brachte uns dann die Botschaft, daß der Kandidat nach einer raschen Ausbildung vor etwa zwei Wochen nach Frank reich gekommen und dort beim ersten Marsch zur Stellung schon ge fallen sei. Da war es mit unserer Fassung vorbei, und zum ersten Male erfaßte uns die wirkliche Reue in ihrer ganzen Gewalt. Nach wenigen Wochen war unsere Klasse aufgelöst. Die wenigen, die noch nicht einzurücken brauchten, wurden mit einem andern Jahr gang zusammengelegt, und bis auch sie unter die Fahnen traten, war schon einer der Klassenkameraden, unser Sprecher, gefallen. Lassen Sie diese Werbeblätter auf sich wirken. Helfen Sie mit, daß das erschütternde und dennoch erhebende Buch den Weg findet zu einer recht großen Zahl deutscher Volksgenossen. Cs ist wirklich ein Geschenk für jedermann. Z. L. Lehmanns Verlag München 15 Aus dem Beitrag „Die Milchkanne": .... Es muß im letzten Jahre des Krieges gewesen sein oder auch kurz danach, da trottete ich, der Knirps, früh vor der Schule die Stra ßen der Großstadt entlang, um Milch zu holen und mich dazu recht zeitig anzustellen. Es ist ja noch nicht vergessen, wie schwer es war, Milch zu bekommen. Denn lange Schlangen standen vor den Läden, um in nie ermüdender Geduld über Stunden zu warten, bis man dann glücklich mit einer Kanne voll kostbarer Magermilch den Heimweg an- treten konnte. Meine Mutter vertrug dieses lange Stehen nicht; auch ließ es die Arbeit und die Sorge um meine kleine Schwester nicht im mer zu, daß sie die ganze Zeit fortblieb. Darum teilten wir uns darein, und bis zum Anfang der Schule stand ich zwischen alle den Großen, die Kanne fest in der Hand, und wartete, bis dann die Mutter erschien und mich ablöste, der ich ein gutes Stück schon in der Menschenmenge vorangekommen war und nun stolz, den Ränzel auf dem Rücken, da vonging. Die Mutter und ihr Knirps — halt auch Soldaten des Und einmal — es muß wohl in den Ferien gewesen sein, jedenfalls blieb ich unter den anderen stehn — wanderte ich nach Eroberung un serer Milch mit der Kanne nach Hause. Nun muß man wissen, daß damals alle Dinge, gleich welcher Art, von unschätzbarem Werte waren, denn man bekam ja nichts wieder, und wenn, dann fehlte das Geld. Wir Jungen hatten es auch gelernt, die Kleinigkeiten des täg lichen Lebens zu achten, soweit eben Kinder sich Geld und Geldeswert vorstellen können. Unbeschreiblich war darum mein Entsetzen, als ich nicht da! Er stellte einen kleinen metallenen Becher dar, den man kunstvoll auf das blaue Gefäß aufzusetzen vermochte. Und dieser herr liche Becher - - war er gestohlen? Hatte ich ihn verloren? Ich rannte Decket ^ ^ ^ H ch H ) Ich werde den Blick meiner Mutter nie vergessen, mit dem sie mich ansah, als ich von meinem Unglück stockend berichtete. Es war jener Blick, den Wohl nur die Mütter des Krieges an sich haben: da ist kein Vorwurf, da ist kein Tadel. Aber jene große Traurigkeit liegt darin, die keine Worte mehr findet, weil sie viel zu tief ist. Es ist wohl der Krieg gewesen, der unseren Müttern diesen Blick gab. Schau heute einmal hinein, und du erschauerst... 751 Börsenblatt f. b. Deutschen Buchhandel. 104. Jahrgang. Nr. 25S Donnerstag, den 4. November ISS? 5327
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