X- 27. 2. Februar 1926. Fertige Bücher. «u»,<m»«l. 1137 Lin Gang über die Statistik von ganz Deutschland rückt folgende Höchstleistungen in Groß- und Kleinstädten in den Vordergrund: Bremerhaven: R. petermann -r» Breslau: Trervrndt L Gramer 7» Lasset: Letzter «k Dresden: Burdach zsr Düsseldorf: Schrobsdorff rrr Elberfeld: Baedeker zro Elb 0 gen <d. Larlsbad): Lgerlandhaus z »4 Erfurt: Friedland t7< Essen: Baedeker rz» Flensburg: Hurvald »7 Graz; Alpenland Bh. -d Halle: Neudeutsche Bücherstube »7 Lüln: Lengfcld »k Lönigsberg: Gräfe L Unzer 240 Löst in: Ludwig d) Lübeck: Lluitzow 7» Marburg: Elwert »4 München: Lhr. Laiser »tg Nürnberg: Lorn L Berg 7» Potsdam: L. Htidkamp »g» Stettin: Schlag 70 Stuttgart: Schwäb. Bücherstube Torgau: M.Eichelderg jsz Waldenburg: Büttner »g weimar: Thelemann -ko Wien: Eichenüorffhaus rsd Zerbst: Gast Bern (Schweiz); Francke kg Meine Proben aus der Statistik zeigen deutlich, daß die Großstädte im Verhältnis zur Kleinstadt versagen, in allererster Linie Berlin, das ja noch nie eine wirkliche Führung jn geistigen Dingen besessen hat, und daß die kleinen Sortimente in der Großstadt oft die großen Sortimente der gleichen Stadt überflügeln. Dann sehe man sich das Verhältnis kleiner Städte an wie z. B. ) Bremerhaven, Zerbst und Torgau zu Großstädten wie Köln, Stettin oder Stuttgart, l Sollte nicht in Zukunft die Führung im Vertrieb der Oualitätsliteratur an die kleinen Firmen resp. an die Kleinstadt übergehen, weil dort noch mehr Bindung an die Tradition herrscht und man da her bemüht ist, nur gute Bücher zu verkaufend Wird nicht in Zukunft überhaupt in dm klemm Universitätsstädten die geistige Führung Deutschlands liegend Hoffentlich merkt es öas deutsche Volk, was Sie ihm schenken! So schrieb mir ein Dichter. Ich habe kürzlich (in der Neujahrsumfrage der Deutschen Allgemeinen Zeitung) meine Auf fassung, wie weit wir in Deutschland amerikanisiert sind, ausgesprochen, und sie ist von dort aus mehrfach in der Presse zitiert worden. Ich habe u. a. dort gesagt: „Heute ist aller faustische Drang einer allzu großen Selbstzufriedenheit gewichen, denn: Man erwirbt nicht mehr eigene Über zeugungen, sondern übernimmt sie fertig." Dank dem Lcsefutter, das Zeitungen, Maga zine etc. mittelst Mode und Partelphrasen hochbringen. Das Buch ist Ware geworden, die man nach amerikanischen Prinzipien anpreist, nein anschreit. So sind wir auf dem besten Wege, dm Respekt vor geistigen wertm zu verlierm. Man meint, es gmüge real zu denken, die geistige Welt baue sich dann von allein auf. Wer empfindet heute wie einst Goethe voller Ehrfurcht noch in lebendiger Wirkung die Formen der Tradition als Segens Da greift die „Deutsche Volkheit" ein, um uns das organische Geschehen im Werdm der deutschen Seele nicht zu dozieren, sondern es direkt erlebm zu lassen. was hat öie Presse gemerkt? Eigentlich noch nichts! Ich will mich aber noch nicht beschweren, dmn man weiß ja, wie die Rezensionen vor Weihnachten zusammmgehauen werden, damit die Bücher rechtzeitig aufgearbeitet sind. Aber ich kenne die „deutsche Presse" praktisch schon 30 Jahre lang als Mittler deutscher Geistig keit. An ästhetischem Stilgefühl der Beiträge ist sie gestiegen, an Verantwortungsgefühl über den Tag hinaus sinkt sie mit wenigen Ausnahmen von Jahr zu Jahr. Denn ihr Götze ist„dasAktuelle". So hat sie kaum noch einm Menschen von großem Format, der abseits von Theater und Musik geistige Wertungen in der Literatur prägt, die für ganz Deutschland gelten. Diese Impotenz hat auch schon längst auf die Universitäten übergegriffen, und erst kürzlich sagte mir ein Universitäts lehrer von Format: „Es ist sehr richtig, wmn die Verleger jetzt geistige Strömungen organisieren, wir Professoren können es nicht mehr." So hat die Presse bisher fast durchgängig es sich bequem gemacht und Weisheiten aus dem Pro spekt abgedruckt, es fehlt da völlig die eigme Stellungnahme zu dem kühnm versuch, unserer Literaturzerklitterung wieder entschlossen Jacob Grimm gegenüberzustellen. Kein Rezensent hat noch darüber nachgedacht, ob wohl in den Texten Rhythmus und Bildhaftigkeit der alten Sprache gewahrt ist. Niemand hat bemerkt, daß die Saxogrammaticus-Texte etwas ganz anderes sind wie wörtliche Übersetzung der Originale. Keiner ist dem Ge danken nachgegangen, welche Wege gibt es überhaupt, um Vergangenes lebendig zu machen, und hat die Frage aufgeworfen, ist dieser Weg der richtiges xk 168*