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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1926
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- 1926-02-20
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- 20.02.1926
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Weihnachten zu-sammenzudrängen, hat schon manches gute Buch gelitten. So erinnere ich mich, daß ich einst wenige Tage vor Weihnachten das gedankenreiche Buch von Max Eyth: -Der Kampf um die Cheopspyramide« erhielt. Wer es kennt, wird es begreifen, daß man gerade dieses Buch nicht an einem Tage durchjagen kann. Es wurde demzufolge mit einem kurzen inhaltlosen Satz abgetan, und ich kann mir nicht denken, daß es damals zu Weihnachten noch viel gekauft worden ist. Aegypten galt damals noch als eine von Georg Ebers völlig abgegraste Domäne. Nachdem ich dieses einzigartige Buch dann mehrere Monate später wirklich las, hat es mir einen höchst interessanten Briefwechsel mit Max Eyth über das darin behandelte Problem eingetragen. Im September oder Oktober erschienen, hätte es dieselbe Würdigung auch vor Weih nachten finden können. Ich glaube nicht, daß, von diesem Aufsatz ganz abgesehen, die guten Vorsätze auf beiden Seiten, an den bestehenden Zuständen, die Bücherproduktion auf das Vierteljahr vor Weihnachten zu konzentrieren, viel ändern werden. Die Gründe liegen schon bei den Autoren, liegen beim Berlagsbuchhandel, bei den Druckereien und beim Buchbinder. Einer Elementarkatastrophe gegenüber ist der Einzelne machtlos, aber man kann Hochflutgräben bauen, die einen Teil der Flut ableiten. Und dazu einige grundsätzliche Worte. Ich muß mich zunächst gegen die Auffassung wenden, als ob ein Verleger damit, daß er einer Zeitung oder einer Zeitschrift ein neu erschienenes Buch einsendet, schon einen Anspruch auf eine Besprechung hat, und daß die Redaktion an sich verpflichtet sei, ihr unverlangt zugehende Bücher, wenn -sie nicht besprochen werden, zurückzufenden. Es ist hierbei allerdings nicht an große wertvolle Werke gedacht, sondern an Bücher bis zum Preise von etwa 5—6 Mark. In Frage kommen kann als Wert des Buches, auf den in Reklamationsbriefen oft hingewiesen wird, na türlich nicht der Ladenpreis, sondern der Selbstkostenpreis. Es muß der Redaktion in allen Fällen überlassen bleiben, ob sie das Buch besprechen will oder nicht. Eignet es sich nicht dazu, so hat die Rücksendung besonders broschierter Bücher, zumal wenn sie erst haben ausgeschnitten werden müssen, kaum noch irgendwelche Bedeutung, denn das zurückgehende angelesene Buch macht dem Wiedercmpsänger meist wenig Freude. Lasse man die Sache also dann einfach auf sich beruhen. Will man sich aber für solchen Fall sichern, so empfiehlt sich eine vorherige An frag e mit angebogener Rückpostkarte oder das sehr praktische Ver fahren, das eine große Leipziger Verlagsbuchhandlung mit gutem Erfolge anwendet und womit sie »Blindgänger« vermeidet. Sie versendet nämlich von Zeit zu Zeit Listen ihrer Neuerscheinungen und Neuauflagen und gibt es den Redaktionen anheim, die Bücher auszuwählcn und zu bestellen, die für die Besprechung in dem Blatte in Frage kommen. Damit mindert sich auf den Redaktionen schon der unerfreuliche Wust unverlangt eingehender Bücher, mit denen sie nichts anzufangen wissen. Warum Belegexemplare über die erfolgte Besprechung den Verleger so oft nicht erreichen, wird niemals jemand völlig ergründen. Uber die Wirkung der Besprechung eines Buches in einer Tageszeitung herrschen oft die merkwürdigsten Vorstellungen. Auch für die Zeitung gilt das Wort des Apostels Petrus: »Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorret und die Blume abgc- fallen«. Man muß sich nur einmal vergegenwärtigen, mit welcher Auswahl und in welcher Hast heute die Zeitung von den -meisten Menschen gelesen wird. Außerhalb der »Saison« führt die Rubrik der Bücherbesprechung meist nur ein verstecktes Dasein, und man muß sich oft fragen: wessen Auge wird denn an diesen literarischen Neuerscheinungen haften, wenn sie zwischen einem Artikel über den Fußballsport in Marokko (die neueste »Errungenschaft«) und einem Autounsall in Köln vom Metteur noch glücklich vermauert worden sind. Der Buchverleger glaubt aber trotzdem an der Idee festhaltcn zu dürfen, der Erfolg eines Buches sei schon gemacht, wenn die Presse es überhaupt mit ihrem Zauberstabe berührt habe. Dieser Glaube an die Zaubcrmacht der Presse hat oft etwas Rührendes, während sich der erfahrene Praktiker darüber klar bleibt, daß diese Macht der Zeitung doch meist nur vom Morgen bis zum Abend dauert und dem Grase gleicht, das, wie der Psalmist sagt, früh 230 blühet und abends abgehauen wird und verdorret. Ost habe ich, wenn ein Verleger ein neues Buch vertrauensvoll in meine Hände legte und alles von einer Besprechung erhoffte, an den Doppelsinn dieses Wortes in meiner Heimat denken müssen, wenn man irgend ein Gebrechen von einer alten Dorfhexe »besprechen« läßt. Nützt es nichts, so schadet es nichts! persifliert der Volkshumor.den Wert eines solchen krausen Zauberspruches. Der Wert der landläufigen Dutzendbesprechung ist denn auch wohl ziemlich gering, und die kritische Würdigung wirklich guter und bedeutender Bücher hat man deshalb über dieses Niveau emporzuheben gesucht. Einmal indem man die Besprechung wirklich guter Bücher durch literarische Fachleute in Artikeln zusammensaßt, die von Zeit zu Zeit eine Übersicht über literarische Neuerscheinungen geben. Es ist natürlich etwas ganz anderes, wenn ein Mann, aus dessen Urteil man zu hören gewohnt ist, ein solches Buch auch nur mit ein Paar kurzen prägnanten Sätzen würdigt. Aber auch bei solchen literarischen Bücherschauen bekannter Kritiker ist oft viel Spreu unter dem Weizen; wie viele Gefälligkeitsdienste für Er scheinungen, von denen man niemals wieder etwas hört und von denen man oft erst wieder auf dem Karren des Bücherverramschers etwas sieht. Aus dieser Praxis hat sich dann eine ganz neue und wirklich empfehlenswerte Methode entwickelt. Ein bekannter Leip ziger Literarhistoriker sagte mir einst: Warum schickt der Ver leger m i r dieses Buch nicht und überläßt es dem Zufall, ob die Zeitung, deren Mitarbeiter ich bin, es mir zur Besprechung über sendet. Das ist ein sehr guter Vorschlag, der außerdem die Vor sichtung des eingegangenen Materials erleichtert. Für die Zei tung bedeutet die Auswahl, die ein berufener und bewährter Kri tiker trifft, schon eine Garantie der Qualität. So hat Thomas Manu vor Weihnachten eine sehr gute Übersicht über literarische Neuerscheinungen des letzten Jahres in der »Frankfurter Zeitung« veröffentlicht, die manchem ein Wegweiser gewesen sein mag. Wahrscheinlich hat sich dieser Artikel auf Werke gestützt, die dem Verfasser direkt von den Verlegern zugesandt worden waren. Wenn dann die Zeitung, in der ein solcher Artikel erscheint, auch für sich noch ein Exemplar «des Buches beansprucht, so wird es gern gegeben werden, dafür mag man künftig ein anderes Blatt aus der Versendungsliste streichen, das weniger in Betracht kommt. Natürlich hat auch bei dieser Methode kein Buch von vornherein »Anspruch« aus eine Erwähnung. Und was man hier einem nam haften Autor überläßt, nämlich die Auswahl, muß auch für die Zeitung und deren Redaktion gelten und umgekehrt. Schließlich setzt der Buchverleger bei der Versendung seiner Rezensionsexem plare in eine Lotterie und soll zufrieden fein, wenn er immer mit dem Einsatz herauskommt, d. h. mit dem Abdruck des Wasch zettels. Die Rolle des Waisenknaben an der Lostrommel spielt in solchem Falle das subjektive Urteil des Kritikers, nur daß ihm erfreulicherweise die Augen nicht verbunden werden. Daraus ergibt es sich, daß der Verlagsbuchhandel, ganz be sonders wenn es sich um umfangreichere Werke handelt, die Be ziehungen zu ihm bekannten Schriftstellern und Kritikern, die ihrerseits wieder mit den Zeitungen und Zeitschriften in Verbin dung stehen, besser Pflegen sollte, als das bisher geschehen ist. Wenn es sich um wichtige Neuerscheinungen handelt, die voraussichtlich in der Öffentlichkeit von sich reden machen werden, die aber einer gründlichen Durcharbeitung bedürfen, damit »ausgeruhte« Artikel zustande kommen können, lohnt es sich meist, solchen Autoren, und nicht nur den Zeituugsredaktionen, die Aushängebogen vorher zugänglich zu machen mit genauer Bestimmung des Tages, vor welchem eine Veröffentlichung nicht erfolgen darf. Ein solcher Termin ist natürlich so zu wählen, daß das Buch gleichzeitig schon im Sortiment zu haben ist, und erfahrungsgemäß wird er meist getreulich eingehalten. Das erleichtert der Presse und dem Kritiker die Arbeit erheblich. Daß das Buch gleichzeitig schon im Sortiment zu haben ist, bleibt wichtig, denn nichts vergißt sich so schnell wie der Entschluß, ein Buch zu kaufen. Nun ist der Presse vielfach vorgeschlagcn worden, die Besprechung von neuerscheinen den Büchern dem Sortiment vorher bekannt zu geben, damit es sich mit feinen Bestellungen und seinen Schaufensterauslagen darauf einrichten kann. In kleineren Städten mit wenigen Buch handlungen mag das zur Not gehen; wo soll man aber in einer
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