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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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,v° 43, 20. Februar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn.Buchhandel. plare vermitteln und schließlich das Schaufenster gut auf die Dar bietungen der Lokalzeitung einstellen. Es -würden sich dann sicher Wechselwirkungen verschiedener Art ergeben. Der Redakteur, der seine Bemühungen mit Fleiß verfolgt sieht, wird noch ehrgeiziger bei der Ausgestaltung dieser Sparte werden und der Sortimenter, der sich aus finanziellen Gründen auf -bestimmte einzelne Verlage stärker als bisher einstellen muß, könnte geschickt und unbemerkt den Herrn von der Presse zur Unterstützung gewinnen. Es wird nicht minder vom Redakteur begrüßt werden, wenn er ab und zu auf auftauchende Schlager oder Lieblingsthemen der Schrift steller und des Publikums hingewiesen wird, wie z. B. die gegen wärtig so intensive und extensive Erörterung des Eheproblems. Der Redakteur, der dann im Zusammenhang einmal diese Bücher behandelt, hat sicher recht viel fürs Sortiment getan. Derartige Bemühungen werden dann von größerem Erfolg sein als die An- zeigen-Klischees »Kauft Bücher«, die kaum neue Kunden in den Laden bringen werden. Doch der Tagungen, Kurse, Akademien usw. sind ja so viele,, wie -wäre es, wenn man das Interesse der Presse einmal dadurch belebte, daß man ihr bei einer solchen Zusammenkunft Vorträge mit Demonstrationen der Buchausstattung, der Struktur des ge samten Buchhandels usw. -halten würde? Der neue Sperling*). Dieses Jahr ist der neue Sperling mit noch größerer Ungeduld erwartet worden als früher, weil der vorjährige Jahrgang schon gleich nach Erscheinen vergriffen war. In einem großen Berlagshausc habe ich beobachten können, daß die beiden vorhandenen Exemplare des Sperling das meistgehütcte Buch waren und baß einzelne Abteilungen sich überhaupt mit den vorigen Jahrgängen begnügen mußten, in die die jeweiligen Benutzer allerlei Ergänzungen und Berichtigungen ein getragen hatten. Wer einmal einen solchen Sperling am Ende seiner Laufbahn sicht, der wird ihn zwar nicht mehr unter die schönen Bücher einreihcn wollen, denn es sind ihm manche Federn ausgerissen, d. h. von allzuhastigen Benutzern Blätter eingerissen oder ausgerissen, und es wimmelt darin von allerlei Zeichen, die der Propagandaleiter hineingemacht hat, um anzugeben, an welche Blätter Rezensionsexem plare dieses oder jenes Verlagswerkes oder auch Anzeigen oder Tausch- Anzeigen zu senden sind. Man steht also auf den ersten Blick, daß es ein Buch ist, das einem vielseitigen praktischen Zweck gedient und damit nach einem oder zwei Jahren seine Aufgabe erfüllt hat. Es sind aber natürlich nicht bloß Verlagshandlungen, die das Werk benutzen, sondern auch die Sortimentshandlungen, die es ja brauchen, um sich und ihre Kundschaft über die Zeitschriften zu unter richten, die Versandbuchhandlungen für die Auswahl von Zeitungen und Zeitschriften zum Inserieren und zum Beilegen von Prospekten und sodann die ungeheure Zahl von Firmen der Industrie, der Ge werbe, des Handels und Verkehrs, die alle sich ständig über die Fach blätter aus dem laufenden halten und sich über die Auswahl von Jnsertionsorgancn klar werden müssen. Dabei hat der Sperling vor den von den Anzeigen-Expeditionen herausgcgebencn Katalogen den Vorteil, daß er alle wissenswerten Angaben enthält und es jedem ermöglicht, direkt mit den Blättern in Verbindung zu treten, während die Anzeigen-Expeditionen eben nur die Inserenten zu veranlassen suchen, sich ihrer Vermittlung zu bedienen. Aus diesem Grunde können auch die Schriftsteller und Journalisten mit diesen Katalogen nicht viel ansangen, weil sic keine Angaben über die Redaktionen enthalten, die bei Zeitschriften auch örtlich ost von dem Verlag ge trennt sind. Wenn wir den neuen Jahrgang mit dem vorjährigen vergleichen, so fällt uns vorerst die Vermehrung des Umfangs aus, denn der Hauptteil ist von 548 auf 698 Seite» gestiegen, ein Beweis, daß es sich nicht um einen nur oberflächlich revidierten Neudruck handelt. Der Titel, der bisher Sperlings Z c i t s ch r i f t e n - A d r e ß - buch lautete, ist jetzt verändert in Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch. Diese Änderung ist durchaus berechtigt, denn das Buch behandelt die politischen Zeitungen nicht mehr in einem Anhängsel, sondern in einer selbständigen zweiten Ab- *) Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch. Handbuch der Deutschen Presse. Die wichtigsten deutschen Zeitschriften und poli tischen Zeitungen Deutschlands, Österreichs und des Auslandes. Be arbeitet von der Adrcßbüchcr-Redaktion der Geschäftsstelle des Börsen vereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. 52. Ausg. 1926. Leipzig: Verlag des Börscnvcrcins der Deutschen Buchhändler (1926s. (Vl, 698, 72 S. und 4 S. Nachtrags gr. 8° Lm. Mk. 17.50. 232 tetlung, die genau nach dem Muster der ersten bearbeitet ist. Seit Kürschners Jahrbuch der Presse ist noch gar nicht der Versuch gemacht worden, ein richtiges Zeitungs-Adreßbuch herauszugcben, und wen» auch der Sperling nur eine Auswahl der politischen Zeitungen bietet, so hat es sich doch längst gezeigt, daß diese Auswahl den Bedürfnissen der meisten Interessenten genügt. Wie ich schon in der Einleitung zu dem 51. Jahrgang bemerkt habe, hat der Sperling übrigens auch gar nicht den Ehrgeiz, alle Zeit schriften deutscher Sprache zu verzeichnen, denn cs sind darunter viele, z. B. Haus- und Werk-Zeitungen, die nur ein rein lokales Interesse bieten und auch als Jnscrtionsorgane gar nicht in Betracht kommen. Die Deutsche Bücherei, die auch diese Blätter sammelt, erhält jetzt ständig nicht weniger als 16 000 Zeitschristen. Wenn man all diese aufnehmen wollte, so würde der Umsang des Sperling nicht bloß ins Unhandliche steigen, sondern es würde auch die Übersicht und Benutzbarkeit erheblich erschwert werden. Schon jetzt hat mau oft Mühe, eine Auswahl zu treffen, d. h. die unbedeutenden oder wenig stens für einen bestimmten Zweck nicht in Betracht kommenden Blätter auszuscheiden. Um aber eine für den praktischen Gebrauch möglichst große Vollständigkeit zu erreichen, ist der Umfang der 1. Ab teilung (Zeitschriften) um 69 Seiten, der der' 2. Abteilung (Zeitungen) um 45 Seiten vermehrt worden. In der Abteilung Zeitschriften ist rein zahlenmäßig bei nahe wieder der Umfang der Vorkriegszeit erreicht, denn der Jahr gang 1912 zählte 6178, der Jahrgang 1914 6896 Zeitschriften. Der Abstieg machte sich 1915 (6421) noch wenig bemerkbar, aber der Jahr gang 1923 erreichte mit 4802 einen Tiefpunkt, der etwa dem Bestand von 1900 entsprach. Der Jahrgang 1925 zählte 5061, der Jahrgang 1926 schon 6127. Es herrscht hier unzweifelhaft ebenso wie im Ver lagsbuchhandel eine Überproduktion, aber man darf nicht außer acht lassen, daß sich unter jener großen Masse auch sehr viele Zeitschriften befinden, die sich naturgemäß nur an einen begrenzten Leserkreis wenden. Wenn auf einem bestimmten Gebiete infolge der Nephcil der Sache, z. B. der Radiozeitschriften oder der im amerikanischen Genre gehaltenen Magazine, sich eine starke Überproduktion bemerkbar macht, so sorgt schon das Publikum dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Je größer im Anfang die Begeisterung ist, desto schneller und gründlicher tritt die Ernüchterung ein. Dann ver schwinden viele Blätter, und die wciterbestehenden sind froh, wenn sie aus der großen Menge der ersten Nachläufer noch einen solide» Abonnentenstamm behalten. Und daun kommt wieder eine neue Mode oder ein neues Ding. Das ist auch im Blätterwald die ewige Regel: Werden und Vergehen, Vergehen und Werden. Der Urvater Sperling hat sich von seiner Schöpfung zurück gezogen, und jetzt ist der Sperling ein unpersönliches Wese», das sich die Adreßbücher-Redaktion der Geschäftsstelle des Börseuvereins nennt, aber dieses verzeichnet nicht etwa automatisch, sondern mit kühlem Verstände die vor sich gehenden Veränderungen. Kommt ein neues Ding wie das Radio, das eine bestehende Rubrik zu sprengen droht, so wird eben eine neue Unterabteilung gebildet. Im übrige» wird an der bewährten übersichtlichen Einteilung nur das eine oder andere geändert, wie cs eben der praktische Gebrauch ergibt. So standen bisher die Jugendzeitschriften unter Zeitschriften für die Jugend, während man sic naturgemäß eher unter dem Stichwort Jugend sucht. Deshalb hat man die Abteilung Jüdische Zeitschriften gestrichen und die einschlägigen Titel in eine besondere Unterabteilung unter Theologie versetzt und an ihre Stelle die Jugendzeitschriften eingefügt. Im übrigen muß man sich natürlich wie bei jedem Nachschlage werk erst durch einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis von der Anordnung des Ganzen unterrichten. Es sind zudem soviel Register eingefügt, daß man schließlich alles finden kann. Es gibt ja Zeitschriften, die man unter der einen, aber auch ebensogut unter einer andern Rubrik unterbringen könnte. Da kam ich einmal in ein Verlagsbttro, wo drei Angestellte sich vergeblich bemüht hatten, Blätter über Münzkunde zu finden. Als man mich sah, hielt mau mir den Sperling vor; den hätte ich so gelobt und cs sei noch nicht einmal ein Blatt über Münzkunde darin. »Kinder, regt euch nur nicht auf«, sagte ich. »Wo habt ihr denn gesucht?« Man zeigte mir die Rubrik 21: Sammclwesen, wo in der Tat keine solche Zeitschrift angegeben war. Ich schlage das Schlagwortregister am Anfang der 3. Abteilung ans, und da stand Münzkunde 6, d. h. Abteilung Geschichts wissenschaft. Dort fanden sich natürlich verschiedene Blätter über Münzkunde verzeichnet, und nun atmete alles erleichtert ans. Man sollte überhaupt dieses Schlagwortregister mehr beachte». Dann würde man sich manches vergebliche Suchen ersparen. Sehr zu begrüßen ist es, daß dieses Mal rote Kartonblätter nur noch am Anfang der Abteilungen eingeschaltet sind. Dadurch wird ' das Nachschlagcn sehr erleichtert, während die früher mitten in den
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