Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1926
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- 1926-02-20
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- 20.02.1926
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43, 20. Februar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. BnchbandeU sagt auch nichts über die Zahl und den jeweiligen Einfluss der Leser und das Verbreitungsgebiet. Sie ist aber trotzdem noch interessant ge nug, da sie einen bemerkenswerten Einblick in die Struktur der jetzigen deutschen Presse gewährt. Deutschland verfügt heute nur noch über 3252 Zeitungen. Es ist bekannt, daß es nicht nur durch Gebietsverluste, sondern auch dadurch eine große Anzahl von Zeitungen einbüßte, daß die wirtschaftliche Lage der Nachkriegszeit sich mehr und mehr verschlechterte, während der Kostenaufwand wuchs. Hier die Statistik (wobei die Zei tungen, von denen auch Kopfzeitungen in verschiedenen Orten erscheinen, als eine Zeitung gezählt sind). Ä o Ls ^ § Richtung ^ 2 28 ZZ 28 -« O §8 - 0/ -- /o G E) E) parteilos s ohne Angabe j 1291 121 36 130 1578-^48,6 amtlich - . 148 21 10 18 197--- 6,1 national > rechtsstehend j 192 58 31 60 341^-10,5 Zentrum 213 40 18 44 315--- 9,7 bürgerlich 100 27 7 20 154^- 4,7 sozialdemokratisch .... 23 48 36 48 155^- 4,7 Bayr. Volksparteii föderalistisch / ' ' ' 82 10 4 8 104^ 3,2 demokratisch s republikanisch i ' 48 20 11 32 111-^ 3,4 deutschnat onal 52 22 2 9 85— 2,6 volksparteilich 25 9 10 18 62^- 1,9 liberal 1 mittelparteilich / ' ' ' ' 24 18 3 11 56^ 1,7 agrarisch > gewerblich > 25 2 2 4 33-^ 1,0 kommunistisch 1 1 6 26 34^- 1,0 völkisch 6 — — 9 15---- 0,5 nationale Minderheiten. 2 4 4 2 12^- 0,4 Fest des Buches in Spanien. — Der spanische Ministerrat hat beschlossen, jedes Jahr ein Fest des Buches zu feiern, und zwar am Tage von Cervantes' Geburtstag, am 7. Oktober. Man will durch diesen Festtag die allgemeine Aufmerksamkeit aus das Buch lenken, um die Krise, in der sich der spanische Buchhandel befindet, zu überwinden. In sämtlichen Schulen und Hochschulen, in Kasernen und auf Kriegs schiffen soll an diesem Tage ein bestimmtes Stück aus einem Buch vorgelesen werden. Außerdem wird das Kultusministerium gute Bücher kostenlos verteilen; die Gemeindeverwaltungen haben Mittel bercitzustellen, um ebenfalls Bücher austeilen zu können. Kunstausstellung in Leipzig. — Die Galerie Pietro Del Vec chio in Leipzig eröffnet ihre Kebruar/März-Ausstellung mit zwei großen Sonder-Ausstellungen, und zwar stellt Geh. Rat Prof. vr. Max Rabes-Berlin seine neuesten Arbeiten zur Schau, darunter sein berühmtestes und neuestes Werk »Der Faschingsball«. Ferner tritt mit einer Kollektiv-Ausstellung Elk Eber-München zum ersten Male in Leipzig auf. In der graphischen Abteilung sind mit Sondcr- Aus stell ungen vertreten: F. Bcrber-Crcdner und John Tähmckc. Neu zur Ausstellung gelangt eine große Kollektiv-Ausstellung von Josef Uhl. Aus dem Leipziger Druckgcwcrbc. — Mit Bezug auf den in dem Artikel »Zur Wirtschaftslage« in Nr. 37 des Börsenblattes zitierten Bericht der Neuen Leipziger Zeitung, worin gesagt war: »Teubner, Breitkops L Härtel und Brockhaus, die drei namhaftesten Druckereien, die fast ausschließlich für den eigenen Verlag arbeiten, sind normal beschäftigt-, werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß Breitkops L Härtel im Gegenteil weit mehr für Fremde als für den eigenen Verlag arbeiten, welch letzterer knapp 10 A der Buchdruckarbeiteu in Anspruch nimmt. Wir geben diese Sachlage gern bekannt, da daran gelegen sein muß, nicht falsche Auffassungen in den Kreisen des Buch handels entstehen zu lassen. Zusammenschluß der Plakatanschlag-Untcrnehmer. — Wie aus einer Mitteilung der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« hervor- gcht, ist am 1. Februar d. I. in Berlin ein Reichsverband der Plakatanschlag-Untcrnehmer E. V. gegründet worden. Herr Marti n, Direktor der Berliner Reklame-Gesellschaft — »Berek« — wurde zum ersten Vorsitzenden und Herr vr. Wagner in Köln zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Die vorbereitenden Arbeiten lagen in der Hand des Herrn- vr. Wagner, der bei der Grllnbungsversamm- lnng einen Vortrag über die »Geschichte und Entwicklung des Plakat wesens von den ersten Anfängen bis auf die Gegenwart« hielt. Außer dem wurde Herr Will). Bär-Leipzig, Besitzer des Leipziger Plakat- 234 instituts Bär L Co., in den Vorstand gewählt. Genannter ist seit: langen Jahren Vorsitzender des Berechnungsamtes des Deutschen Buch drucker-Vereins. Er wies bei der Grllndungsversammlung des Neichs- verbandes der Plakätanschlag-Unternehmcr auf die Normalisierung der Plakatsormate hin und empfahl, auch bei Plakaten diese Formatgrößen zu berücksichtigen. Kürzung von im Rundfunk vorgctragencn Werken. — Zwischen der Britischen Radio-Gesellschaft in London und einem englischen Autor ist dieser Tage ein Streit darüber entstanden, ob die Radio- Gesellschaft ein Recht darauf habe, seine Stücke sür Ubertra gungszwecke zu kürzen. Infolge der eigenmächtige» Kürzun gen der Radio-Gesellschaft zog der Autor seine Erlaubnis zurück, und cs mußte ein Konzert-Programm an Stelle der Schauspiel-Übertragung gegeben werden. Das Rundfunkproblcm und die Bühncnangchörigcn. — Der Kar tellverband der Deutschen Bühncnange hörigen hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, daß ohne Zustimmung und ohne den ausdrücklich bekanntgegebenen Willen eines Bühnenmitgliedes dessen künstlerische Leistung im Rahmen einer Theater- oder Konzert- aufsührung durch Nundsunk nicht weitergegeben wer den darf. Der Kartellverband nimmt folgenden Nechtsstandpunkt ein: Die Tätigkeit eines Bühnenmitglicdes im Senderaum ist durch dessen vertragliche Verpflichtung einer Bühne gegenüber in keiner Weise eingeschränkt. Der Kartellverband ist entschlossen, diesem Rechtsstandpunkt mit allen gesetzlichen und organisatorischen Mittel« in gemeinsamer Aktion Anerkennung zu verschaffen. Wilhelm Busch und der »Mümmelgreis«. — Der bekannte Busch- Interpret Herr H a n s B a l z e r gab zum Todestag Büschs eine bemer kenswerte Aufklärung, die das Andenken des großen Humoristen von einem weit verbreiteten Irrtum befreit: Am 9. Januar 1908 starb Wil helm Busch in Mechtshausen am Harz. In der Inflationszeit ging einmal eine Notiz durch die Presse, daß sein Grab vernachlässigt sei; das war wohl etwas ausgebauscht, und was etwa die Papier misere damals gesündigt haben mag, hat die Rentenmark wieder gut gemacht: hübsch frisch bepflanzt und sauber in Ordnung gebracht, liegt das ruhige Plätzchen des Einsamen wieder da. Das wäre also i» schönster Ordnung, aber an etwas anderes könnte man mal denken, und der Todestag Wilhelm Büschs mag den Anlaß dazu geben. Wenn man, wie ich, Gelegenheit hat, öfter in Vorträgen über dm» Humoristen zu sprechen, dann wird man häufig beiseite genommen und mit eindeutigem Augenzwinkern gefragt: »Kennen Sie denn auch den Mümmelgreis' von Busch?« Ich pflege diese Frage zu ver neinen, weil ich dann jedesmal dieselbe Geschichte in anderen Varia tionen zu hören bekomme. Da habe denn der Stammtisch Soundso bei Wilhelm Busch angefragt, was eigentlich ein Mümmelgreis sei (das Wort kommt im »Geburtstag« bei Busch vor), und er habe als Antwort ein Gedicht gesandt, in dem er es erklärt, »und das Gedicht,, wissen Sie, das ist famos, saftig«. So ungefähr lautet stets die Erzählung. Ich kenne natürlich das Gedicht vom Mümmelgreis; ge druckt habe ich es zwar noch nirgends gesehen, aber schon in vielem handschriftlichen Kopien oder Schreibmaschinendurchschlägen. Es ist eine sehr eindeutige Darstellung der Verfallserscheinungen des Greisen- alters. Worauf vor allem Wert gelegt ist, läßt sich leicht errate»: ! cs ist, dürr gesagt, eine kleine Sauerei, in vermeintlicher Buschmanier sehr schlecht zusammengehudelt und genudelt, sodaß die ganze Kritik losigkeit des Publikums dazu gehört, um dieses blöde Machwerk mit dem Namen des Meisters Busch in einem Atem zu nennen. Das »Gedicht« — um Gottes willen, vielleicht sind diese Zeilen für den einen oder den anderen ein Anreiz, sich eine Abschrift zu beschaffe», dann kann ich's auch nicht ändern — ist übrigens schon zu Lebzeiten Büschs »erschienen«; raffinierterweise hat es der traurige Spaßvogel, der es an eine Stammtischrunde schickte, aus Büschs Poststation in den Kasten befördert, um diese Mystifikation zu verstärken. Nicht nur der Stammtisch fiel darauf hinein. Busch hat sich über die Sache sehr geärgert, als er von ihr erfuhr, und zwar mit Recht. Er hat mit erfreulicher Deutlichkeit Menschlichkeiten stets beim rechten Namen gestaunt, aber seine vornehme und immer im Innersten saubere Art gibt niemandem das Recht, seine» Namen mit solchen Sudeleien zu- sammenzubringcn. Die ganze Sache wäre nicht der Rede wert, denn- das »Mllmmelgreis«-Machwerk ist so überzeugend bedeutungslos, wenn nicht dadurch einem Menschen ein Fleck auf die Weste gemacht würde, der stets auf reinliche Sachen von Natur bedacht war. In der Biographie, welche die Neffen Büschs über ihren Onkek geschrieben haben, ist der ganze Vorfall bereits klargestellt; geholfene
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