Nicht ein für den Tagesbedarf eilfertig geschaffenes Buch, vielmehr das aus der Lebensarbeit eines bedeutenden Historikers gereifte Werk. Hermann Oncken Die Sicherheit Indiens Ein Jahrhundert englischer Weltpolitik Diese Betrachtungen über die Sicherheit Indiens sind nicht auf den indischen Schauplatz als solchen gerichtet, sondern sie zielen darauf ab, von hier aus zu einem tieferen Verständnis der englischen Politik zu gelangen. Über die Ereignisse des Vordergrundes hinweg wollen sie in die verborgenen Kräfte der Tiefe und gleichsam in die Seele der größten Machtzusammenhänge der Erde hineinleuchlen. Denn wie der Begriff „Sicherheit Indiens" in ständigem Fluß ist, so gehen auch die Methoden der britischen Staatsmänner verschiedene Wege. Aber die Wucht der Tradition und die Größe des Zieles rücken sie immer wieder nahe aneinander, in der Einheitlichkeit ihres politischen Wollens. Denn die prinzipielle Bedeutung des Motivs bleibt die gleiche — es ist sogar, als ob sie immer machtvoller auf die Steuerung des Gesamtkurses einwirke, bis zur gegenwärtigen Stunde. So ist ein eingehendes Bild entstanden, von den englisch-französischen und englisch-russischen Gegensätzen des vorigen Jahrhunderts, von ihrem Ausgleich auf Kosten der deutsch-englischen Freundschaft, der in zwingender Notwendigkeit zu dem Weltbrand führen mußte. Doch ist auch das nur eine Station, denn die Sorge um das Kernstück des Imperiums geht weiter, so daß wir heute wieder überall die englische Jndienpolitik fühlen, in den Ereignissen in Abessinien und im Mittelmeer. So ist dieses Buch auch ein Beitrag zur Klärung der Politik der Großmächte und darüber hinaus ein Schlüssel zum Erfassen der weltpolitischen Zusammenhänge unserer Tage. Keine langatmige Abhandlung, sondern eine in brillantem Stil abgefaßte Untersuchung aus der Feder des hervorragenden Kenners der Vorkriegspolitik, geschrieben für jeden, den die heutige englische Politik und damit die Weltpolitik überhaupt beschäftigt, und der sie in ihren innersten Triebkräften erkennen möchte. VorruAsanAekior Wei-b etrlävter Nr. 234 Sonnabend, den 9. Oktober 1937 G. Grote - Verlag - Berlin 4885