Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1937
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- 1937-10-19
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- 19.10.1937
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an einer Stelle im 4. Teile (S. 79—81), daß man Rinaldini eines Tages einen Rekruten vorführt, den der Hauptmann sogleich inter viewt. Und der Rekrut bekennt: »Ich bin desertiert von dem Deutschen Regimente, welches in Ca- gliari in Besatzung liegt. Das Schultern stand mir nicht länger an. Ich lief davon, und habe Lust ein Handwerk zu treiben, das mir, obwohl in anderer Art, von jeher sehr gefiel und behagte. Mit Einem Worte, das Rauben mar vorlängst schon meine Sache. Von Geburt bin ich ein Deutscher, geboren in Reutlingen, wo ich das Zugreifen lernte. Ein Buchdrucker von Profession, erhob ich mich bald zum Nach- drucker. Es ist dieß ein sehr leichtes Geschäft, zwar unerlaubt, trägt aber Etwas ein. Man braucht nur zu vigiliren, welches Buch Aufsehen macht, und guten Abgang verspricht. Gleich fährt man dariiber her, druckt es auf Löschpapier, mit abgestumpften Lettern nach, schickt's in die Welt, und streicht's Geld ein. Dabey lebt es sich gut und ruhig, denn es ist bey uns erlaubt, dieß zu thun. Man fürchtet keine Strafe, weil keine zu fürchten ist, und lacht darüber, daß man uns Diebe, Piraten, Schufte, Schurken und schlechte Menschen nennt. Zwar weiß man wohl, daß man das ist, aber man lacht dennoch und nachdrucket immer fort. So stiehlt es sich wirklich gut!« »Warum aber«, fragte Sanardo, »bliebst du denn nicht bey deinem eleganten Handwerke?« Der Neutlinger fuhr mit der Hand über's Gesicht, zuckte mit den Achseln, und sagte: »Wie das nun geht! Ich hatte Geld erworben, und machte mich auf, meinen College« in Bamberg, Karlsruhe u. a. a. O. zuzusprechen. Wir sahen, sprachen uns, und lebten herrlich und in Freuden. Einen allgemeinen Nachdrucker-Congreß schrieben wir aus, und kamen im Bade zu Spaa zusammen. Hier führte mich der Böse an eine Farobank, und was ich mir erstohlen hatte, ging in drey Abenden fort. Meine Collegen waren großmüthig, bezahlten meine Zeche, und reichten mir eine Collecte. Sie verließen in Equipagen das Bad, und ich verließ es zu Fuße. Die Collecte war bald aufgezehrt. Ich ließ mich unter die Soldaten anwerben. Man schickte mich nach Mayland. Ich lief zu den Piemontesern über, und ward mit nach Ca- gliari abgeschickt. — Jetzt komme ich zu euch: denn ich will nun einmal meinen Galgen haben.« »Den sollst du haben«, rief Rinaldo und ging mit Sanardo aus die Seite. Dieser kam zurück, Ninaldo aber hatte kaum seine Burg erreicht, als schon der Neutlinger an einem Baume hing, weil er, meinten sie, für ihre Gesellschaft zu schlecht sey«*). Der arme Nachdrucker, der als Dieb, Spieler und Fahnenflüchtiger geschildert wird und als solcher selbst für Ninaldos recht verwegene Kumpanei zu schlecht ist, wird uns von Vulpius als würdiger Ver treter seiner rührigen Zunft dargeboten. Welche besonderen Gründe Christian Vulpius veranlaßt haben, gerade einen Neutlinger Nach drucker in contumaciam zum Tode zu verurteilen, wissen wir eben nicht. Es war indessen schon zu seiner Zeit allgemein bekannt, daß Reutlingen der Ort war, wo diese »Buschmänner« — wie H. Laupp (1821) die Nachdrucker einmal nennt — am betriebsamsten waren. Hier war ein wichtiges Zentrum des süddeutschen Nachdrucks, von hier aus wurde die wohlfeile Ware durch wandernde Krämer über ganz Deutschland vertrieben. Die niedrigen Preise bedeu teten eine furchtbare wirtschaftliche Bedrohung des gesamten deut schen Sortimentes. Selbst angesehene Buchhandlungen waren, um im Geschäft zu bleiben, gezwungen, sich mit dem Vertrieb von Nachdrucken zu befassen (die Kriegersche in Gießen z. B., die einen ganzen Katalog herausgab, der nur Nachdrucke enthielt). Von dem Ausmaße und der zielbewußten Organisation dieses schwunghaften Nachdruckhanöels macht man sich heute wohl kaum mehr richtige Vorstellungen. Gerade der »Ninaldo Rinaldini« zeigt so recht die Bedeutung des Nachdrucks und zeigt weiterhin, wie schwierig alle literarsoziologischen Untersuchungen Uber viel gelesene Bücher von einst sind — wie illusorisch sie unter Umständen sein können, wenn sie nur die nackten Auflagezahlen rechtmäßiger Ausgaben berücksichtigen, ohne den Nachdruck in Betracht zu ziehen. Ein Beweis für die wohlgeleitete Organisation des Nachdruckhandels ist es, daß selbst die von Vulpius erwähnten Nachdruckerkongresse keine Hirngespinste eines verbitterten Autors, sondern tatsächlich — z. B. in Ehningen bei Reutlingen — abgehalten worden sind. Diesem buchhändlerischen Raubkrieg wurde in Württemberg erst 1836 Einhalt geboten, als hier der Nachdruck von Werken verboten wurde, deren Verfasser oder Verleger einem der deutschen Bundesstaaten angehörte, eine gesetzliche Regelung, deren praktische Auswirkung erst allmählich spürbar wurde. Viele Tausende von Bänden wurden damals polizeilich gestempelt (in Reutlingen allein gegen 83 000) und konnten mit diesem Stempel versehen als behörd lich genehmigte Nachdrucke noch aufgebraucht werden. Ninaldo Rinaldinis grausame Rache an dem »Neutlinger« ist also nicht nur ein simples Kuriosum, sondern darüber hinaus, wie mir scheint, ein charakteristischer, "kulturhistorisch wesentlicher Beitrag zur Geschichte des Nachdrucks, versteckt in einem Buche, das wenig stens insofern klassisch zu nennen ist, als es ein jeder kennt, aber keiner mehr liest, ein Beitrag, der es verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden. Or. Horst Kunze. Reichsminister Dr. Goebbels besucht die Ausstellung „Schaffen des Volk" Am 14. Oktober besuchte Reichsminister vr. Goebbels die Reichsausstellung »Schaffendes Volk« in Düsseldorf. Bei dem Gang durch das Ausstellungsgelände wurde der Minister auch in die Presse halle geführt, wo die B u ch a u s st e l l u n g der Neichsschrift - tumskammer untergebracht ist. In der Buchausstellung wurden dem Minister der Gauobmann Pg. Pontzen und sein Stellvertreter Pg. Jrmer vorgestellt. Der Minister sah sich danach die Auslagen an. Vierte Reichsarbeitstagung des Amtes Schrifttumspflege Das Amt Schrifttumspflege bei dem Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP, und die Neichsstelle zur Förderung des deutschen Schrift tums veranstalten in der Zeit vom 18. bis 21. November 1937 die vierte Neichsarbeitstagung in Berlin. Sie steht unter dem Thema »Der deutsche Osten«. Die Schirmherrschaft hat der Reichsleiter Alfred Rosenberg übernommen. Fachschaft Angestellte — Ortsgruppe Leipzig Die erste Monatsversammlung im Winterplan 1937/38 findet am Mittwoch, dem 27. Oktober im Buchhündlerhaus, Ein gang III, 20,15 Uhr statt. Berufskamerad Gerhard Schönfelder von der Reichsschule spricht über »Staat, Schrifttum und Buchhandel« (Grundgedanken der Kulturkammergesetzgebung). Die Arbeitsgemeinschaft der Jungbuchhändler veranstaltet am Montag, dem 26. Oktober, den zweiten Ausspracheabend über »Mit tel und Wege zur Selbstbildung des Buchhändlers«. Das Erscheinen aller Teilnehmer des ersten Abends wird erwartet. Der folgende Abend der Arbeitsgemeinschaft findet dann am 8. November statt. Unter Leitung von Berufskamerad Schumann werden an diesem Abend die wesentlichsten Neuerscheinungen des Herbstes besprochen. Jeder Jung buchhändler sollte es als seine unbedingte Pflicht betrachten, an diesen *) Sperrungen nach dem Original. Abenden zu erscheinen; sie finden regelmäßig im kleinen Arbeitssaal des Buchhändlerhauses (Eingang III) statt und beginnen pünktlich 20.15 Uhr. Liederbücher sind immer mitzubringen. Die eingegangenen Meldungen zu den buchhändlerischen Sonder lehrgängen der Arbeitsschule der DAF. reichen leider nicht aus, um die Kurse durchführen zu können. Alle Obmänner werde deshalb hiermit nochmals gebeten, in den Betrieben hierfür fleißig zu werben. Da die Lehrgänge bereits am Mittwoch, dem 20. Oktober, beginnen sollen, müssen die Anmeldungen sofort an die Arbeitsschule der DAF., Dittrich- ring 17, gegeben werden. Treffen der FachschaftAngestellte, Gau Schwaben in Blankenburg Am 3. Oktober, einem strahlenden Herbsttage, trafen sich die Be rufskameraden und Berufskameradinnen des nördlichen Teiles des Gaues Schwaben in dem idyllisch gelegenen Dörfchen Blankenburg an der Schmutter. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Gaufachschafts berater ergriff Staatsbibliothekar Dr. Gerstner zu einem interessanten Vortrag über das Schrifttum zur Geschichte und Weltanschauung des Nationalsozialismus das Wort. Seine Ausführungen wurden durch die zur Verteilung gelangenden Hefte der »NS.-Bibliographie« unterstützt und fanden außerordentliche Anerkennung. Am Nachmittag las vr. Her mann Gerstner aus seinem in der Reihe »Kameraden« erschienenen Werk »Der graue Nock« vor. Am Schluß der Erzählung, die die Zuhörer in eisige Gebirgsgegenden versetzt hatte, fand sich alles nur langsam in die Wirklichkeit zurück. Nach langem kameradschaftlichem Beisammensein wurde der Weg zu der eine halbe Stunde entfernten Bahnstation ange treten und dort mit der Versicherung, sich beim nächsten Treffen des Gaues wieder zu beteiligen, Abschied genommen. A. E. Jubiläen Am 16. Oktober bestand die Firma Adolf Stahr in Quer- furt hundertfünfzig Jahre. Der Gründer Johann Christian Stahr, dessen Vorfahren, Bauern in der Querfurter Gegend, bis um 1600 zurück nachweisbar sind, eröffnete in Querfurt eine Buchbinderei, die sich immer auf den ältesten Sohn weitervererbte. Adolf Stahr (1878— Nr. 242 Dienstag, den Id. Oktober 1887 83L
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