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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1937
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- 1937-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1937
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Literatur hervorzuheben und hier in weitem Umfange zu zeigen. Das deutsche technische und wissenschaftliche Buch hat ja immer großen Absatz in Dänemark gehabt, und das ist auch verständlich, denn kein anderes Land kann eine so umfassende technische und wissenschaftliche Literatur vorzeigen als gerade Deutschland. In einer Zeit, in der es für jeden notwendig ist, daß er in seinem Beruf ausgerüstet ist mit allen den Kenntnissen, die dieser Beruf erfordert, wendet man sich niemals vergeblich an den deutschen Buchmarkt, um die Literatur zu bekommen, die man braucht. Fragt man mich heute, welchen Wert diese Ausstellung gehabt hgt und was man für die Zukunft erwarten kann, so kann ich nur antworten, daß die Auswirkungen dieser Ausstellung nicht zu unterschätzen sind. Schon die bei dem dänischen Buchhandel aus gegebenen Bestellungen zeigen die gute Wirkung, aber erst im Laufe der Zeit wird es sich zeigen, welchen Erfolg man der Aus stellung zuschreiben kann, wenn die dänischen Buchhändler und deutschen Verleger aus der Basis Weiterarbeiten, die durch die Ausstellung geschaffen worden ist. Es ist nicht unangebracht, hier den ausgezeichneten Aus stellungskatalog mit seinen guten literarischen Artikeln zu nennen, der in über zehntausend Exemplaren durch den dänischen Buch handel verteilt worden ist. Dieser Katalog arbeitet nun in der Stille fort, das Ziel vor Augen: Verkauf des deutschen Buches!» Wir gründen eine Werkbücherei! Im großen Rahmen des deutschen Büchereiwesens spielt die Werkbücherei eine besondere Rolle, denn sie dient nur dem enge ren Kreis einer Betriebsgemeinschaft und hat ihre eigenen Lebens gesetze. Wir können noch nicht von einer planmäßigen und einheit lichen Organisation der Werkbücherei sprechen. Fast in jedem Be trieb verlaust die Gründung und Aufrechterhaltung der Werk bücherei anders, je nach der Gefolgschaftsstärke und ihrer Zusam mensetzung. Öffentliche Büchereien werden von den verschiedensten Bevölkerungsschichten aufgesucht, während die Werkbücherei mit einer bestimmten Arbeitergruppe zu rechnen hat. Großbetriebe in Jndustriebezirken haben wohl schon längst die Ansangsschwierigkeilen überwunden, dagegen sind die Bücherei verhältnisse bei kleineren und mittleren Betrieben verwickelter. Sie haben Hilfe von außen her kaum zu erwarten, ja in vielen Fällen ist auch die finanzielle Unterstützung von seiten der Be triebsleitung sehr mager. Ein Erfahrungsaustausch könnte deshalb der Sache nützlich sein, ohne hier bindende Regeln ausstellen zu wollen. Die natürlichen Gegebenheiten des Einzelbetriebs sind entscheidend. Es handelt sich zunächst nur darum, Anregungen zu geben und die Aufmerksamkeit aus ein bisher wenig besprochenes Gebiet zu lenken. Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf einen ost preußischen Betrieb mit einer Gefolgschastsstärke von annähernd 200 Mann. Sie sollen die vielfältige Kleinarbeit und die Anstren gungen zeigen, die bei einem besser fundierten Großbetrieb nicht so in Erscheinung treten. Die Bücherei wurde auf Wunsch vieler Werksangehörigen ge gründet. Ein als »Bücherwurm» bekannter Arbeitskamerad über nahm die ehrenamtliche Verwaltung. Nun Er das weitere Ge schick der Bücherei in seine Hand gelegt, ohne irgendeinen geld lichen Grundstock. Der »Bibliothekar« rief die Betriebsangehörigen schriftlich und mündlich zum Spenden von Büchern auf, nachdem er die ersten fünf selbst gestiftet hatte. Er mußte beharrlich ackern, deutlich, aber unaufdringlich für das Vorhaben werben und durfte keine Gelegenheit innerhalb oder außerhalb des Betriebes ver säumen. Diejenigen, die er sowieso aus seiner Seite hatte, halsen ihm wohl nach Kräften, doch rechneten viele von vornherein mit einer beträchtlichen Unterstützung durch den Betriebsführer. Sie meinten nicht ganz ohne Recht, daß namentlich die Anschaffung von Fachbüchern im Interesse des Betriebes läge und des halb an erster Stelle entgegenkommend finanziert werden müsse. Damit hatte es jedoch noch gute Weile! Inzwischen wurden während weniger Wochen fast 250 Bücher jeder Art und aller denkbaren Stoffgebiete gespendet, nicht ge rechnet jene, die zurückgewiesen werden mußten. Bei der Mehrzahl handelte es sich aber um brauchbare Bücher. Man muß verstehen, was es für den nicht mit Glücksgütern gesegneten Menschen be deutet, sich von einem lange geliebten, unter Schwierigkeiten er worbenen Buche zu trennen. Das wird nur aus dem Gefühl der Verbundenheit heraus getan. Schon diese" Tatsache allein müßte die Bedenken zerstreuen, die hier und da noch gegen die Werk bücherei vorgebracht werden. Auch der weitere Aufbau erfolgte mit einfachsten Mitteln, muß doch für Ausleihestunden, für notwendige schriftliche Arbeiten, für das Beziehen, Bekleben, Stempeln der Bücher die Freizeit ge- 7«0 opfert werden. Die Einrichtung der Leserkartei und des Bücher verzeichnisses vollzog sich daher nach anderen Grundsätzen als bei einem mit allen modernen Hilfsmitteln arbeitenden haupt beruflichen Bibliothekar. Wenn an dem festgesetzten Ausleihetag unmittelbar nach Dienftschlnß fünfzig Menschen beiderlei Ge schlechts und verschiedenen Alters fast gleichzeitig in das Biblio thekszimmer strömen, aber möglichst sofort darankommen möch ten, dann muß alles griffbereit und man auf schnellste Abfertigung bedacht sein. Die Anspruchsvolleren warten gern etwas länger, oder sie teilen schon vorher ihre Wünsche mit. Eine Leihgebühr wird, aus bekannten Gründen, nicht er hoben. Neben den gelegentlichen Lesern bildete sich bald ein fester Stamm. Daraus ergibt sich alles weitere, sodaß wir uns nach den Vorbemerkungen über die Punkte verbreiten können, die den Buchhandel besonders angehen. Der engere Kreis regelmäßiger Leser hatte schnell das Gang barste entliehen. Mit Spenden allein konnte der erforderliche Zu wachs nicht mehr gedeckt werden. So gab man schließlich aus der Betriebskasse in gewissen Zeitabständen Geld zum Bücherkaus her. Der Bibliothekar legte dazu eine Vorschlagsliste an, die er jeweils mit dem Vertrauensmann bespricht. Mit dem Geld muß er spar sam wirtschaften, er sucht also öfter im Antiquariat nach passenden Werken. Durch das gute Beispiel angeregt und nun von der Wichtigkeit der Werkbücherei überzeugt, gab auch die Betriebs führung höhere Beiträge für Fachschriften und andere Literatur. Daneben haben besser besoldete Angestellte die Mitgliedschaft bei einer Buchgemeinschaft zugunsten der Werkbücherei er worben. Es kann mit Bestimmtheit von einem großen Lesehunger gesprochen werden. Nicht nur als Ausnahme, sondern oft kommt es vor, daß ein Gefolgschaftsmitglied ein Buch oder auch mehrere je Woche entleiht. Wenn man das ein Jahr lang immer wieder beobachtet, lassen sich daraus beachtenswerte Schlüsse ziehen. Was wird außer den Fachbüchern ammei st engelesen? Da steht der Roman in vorderster Front, und zwar halten sich Liebesroman bei den weiblichen und vorwiegend Abenteuer roman bei den männlichen Lesern die Waage. Man muß darüber erstaunt sein, wie festverwurzelt gewisse, von früher her bekannte Autoren bei den Lesern sind. Darauf muß einfach Rücksicht ge nommen werden, wenn man allmählich auch neuere bedeutende, aber noch nicht so bekannte Bücher an den Mann bringen will. Jedes Spötteln über, den naiven Wunsch eines wenig geschulten Lesers ist verderblich. Der Bibliothekar darf seine Erziehungsab sichten nicht laut hervorkehren und muß jede Bevormundung ver meiden. » Der Kriegsroman hat — ganz selbstverständlich — seine An ziehungskraft nicht verloren, da er an das noch wache persönliche Erleben rührt. Soziale und geschichtliche Romane werden dann meist abgelehnt, wenn sie -langweilig» wirken, mögen sie litera risch noch so wertvoll sein. Dafür gibt es ein sicheres Empfinden. Zweifellos findet auch der schwierigste Stoff Anklang, er muß aber erfrischend und lebendig gestaltet sein. Auch ist es verfehlt, nur beim Liebesroman vom -guten Ende» zu sprechen; nein, der einfache Leser erwartet auch bei der Darstellung historischer und sozialer Kämpfe einen klaren und wirklichkeitsnahen Ausgang, Nr. 222 Sonnabend, den 26. September 1637
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