Lin kucli, <äu8 äen 8to6^iun^n'Aen wie äen Irün8tlen8cli unä §ei8ti§ 3N8prucIi8voIIen Le8er ^1eicl^erwei8e LeZIücleen vvirä! Äieses neue Werk von M B. Kennicott besitzt den Reichtum und die Kultur des Briefwechsels „Das Herz ist wach", wird aber in seiner Weiträumigkeit und Gestaltenfülle einer noch wesentlich brei teren Leserschicht zugänglich sein als dieser. - Die „Geschichte der Tilmansöhne" ist der Roman eines weitverzweigten Geschlechts, das, in verschiedene Länder verschlagen, in seinen Söhnen immer wieder den Weg ins Mutterland zurückfindet. Die Tilmansöhne wachsen in deutschen, in englischen, in schwedischen Kinderstuben auf, aber über alle sprachlichen Hindernisse hinweg verbindet sie die Verwandt schaft des Herzens, die nicht Krieg und nicht Zwietracht der Vater länder zerstören kann. In die umfriedete Welt der Familien branden die Völkergeschicke und reißen die Menschen in ein neues, gefährdetes Dasein, das sie in einen anderen, größeren Zusammenhang stellt. - Der jüngste Tilman wird wieder in Franken geboren, im Dreibrünn leinhaus an der Tauber, und ihm erzählt die Großmutter Ora aus Stockholm die Geschicke ihres Geschlechts durch zwei Jahrhunderte bis zur Gegenwart. Mit der Geburt des Enkels erhält die Vergangen heit neue Lichter, und der Zukunft erwachsen junge Möglichkeiten; das Einzelschicksal, das bisweilen bruchstückhaft, unerfüllt zu sein schien, erhält einen tröstlichen Sinn im Blick auf die Geschlechter folge: was den Ahnen zu enden nicht mehr vergönnt war, wird einst der Enkel vollenden. „Es kann kein Verzagen geben - sagt die Großmutter - und vor allem kein Versagen am Ausgang irgend einer guten Sache, die uns am Herzen liegen mag, wenn wir uns erinnern, wie einmal ein junger Mensch unseres Blutes den Stimmen nicht glaubte, die von Versagen und Verzagen zu ihm reden wollten. - Es ist gut, wenn man Vergangenheit in sich trägt, einen weiten Hintergrund für die Tage des Heute, Vergangenheit, die das Heute in Zucht nehmen kann, wenn es an die Stunden herankommt, wo die Wege sich kreuzen. Wo man wählen muß und erraten, wo es hinausgeht und hinauswill mit dem, der davorsteht. Vergangenheit, die stark genug ist, sich einzumischen in die Entscheidung und zu dem zögernden Herzen zu sagen: So nicht!" Und: „Man muß vertrauen, durch alles hindurch, über alle Gegenbeweise hinweg, daß der Mensch etwas vermag, daß ein Sinn da ist Wenn du vermocht hast, ein Beispiel zu sein und stärker als die Klugen, die schon wissen, daß doch alles nichts mehr nützt - dann, Til, hat es sich für uns alle, die vor dir kamen, gelohnt, das große Menteuer des Lebens bestanden zu haben." - Das ganze Epos ist, aus dem fruchtbaren Abstand des Ausländers erlebt, ein glühendes Bekenntnis zu deutschem Geist, deutschem Wesen und deutscher Kultur. Aus der großen Weite des geistigen und seelischen Horizonts weht in dem Buche ein frischer, anfeuernder Wind. Wir riechen die „herbe, abhäctende" Luft im Hause des Urgroßvaters in Ostpreußen; die erregenden Fahrten nach Rußland mit seinen „weiten, schweigenden Feldern" erleben wir selbst; England, die Heimat bizarrer Shakespearegestalten, starken selbstverständlichen Mannestums und tüchtiger, sauberer und kame radschaftlicher Jugend, ersteht greifbar in seiner Atmosphäre; wir wärmen uns in schwedischen Kinderstuben, wo der Winter um des behaglichen Familienlebens willen da zu sein scheint und wo die alten Märchengestalten leibhaftig umgehen Alle entscheidenden gei stigen und politischen Ströme des 18. Jahrhunderts bis zur Gegen wart rauschen in diesem Roman. Er ist apfgelockert, bewegt, an steckend in seiner blühenden Lebensbejahung und voll Güte und Wärme und Humor. - Wer das „Wunschkind" oder die „Vana- dis" oder Galsworchy liest, liebt auch die Tilmansöhne! 31)28